So feiern Christen Ostern auf der ganzen Welt

Die Osterbotschaft gilt für alle Menschen auf der Welt. Doch verschiedene Völker und verschiedene Kirchen feiern das Fest auf ihre Art und Weise: Hier verbinden sich Eigenheiten und der gemeinsame christliche Glaube. TE hat einige Momente in einer Bilderstrecke zusammengefasst.

IMAGO / SNA

Die Krise der Kirche in Europa ist keine Krise des Christentums in der Welt. Während hierzulande sich Vereinigungen wie der Synodale Weg in bürokratischen Beratungen dem Zeitgeist unterwerfen, und manches EKD-Mitglied auch auf dem Parteitag der Grünen auftreten könnte (oder auftritt), schweißen Erfahrungen wie Verfolgung und Diskriminierung, aber auch öffentlich gelebter Glaube die verschiedenen Konfessionen des Christentums immer noch zusammen. Im Mittelpunkt dieser Menschen steht kein verlängertes Wochenende, sondern der Auferstandene selbst im Zentrum.


IMAGO / Pacific Press Agency

Die Philippinen gehören wegen der Zeitverschiebung zu den ersten Ländern, die Ostern feiern. Das Land ist das größte christlich geprägte Land Südostasiens. Etwa 80 Prozent der rund 110 Millionen Einwohner bekennen sich zum katholischen Glauben, weitere sechs Prozent gehören einer anderen christlichen Konfession an. Es ist damit neben Ost-Timor das einzige Land Asiens mit einer katholischen Bevölkerungsmehrheit. In der katholischen Welt gehört es damit zu einem derjenigen Länder, das in Zukunft deutlich größeres Gewicht einnehmen wird, angesichts des schwindenden Glaubens im Abendland.

Seit dem 16. Jahrhundert führten Missionare in der ehemaligen spanischen Kolonie, die ihren Namen vom damaligen König Philipp ableitet, das Christentum auf der Inselgruppe ein. Insbesondere die Jesuiten hatten Anteil daran, dass die Insel bereits im 17. Jahrhundert größtenteils christianisiert war. Nur im äußersten Südwesten der Inselgruppe dominiert der Islam. Bis heute bildet insbesondere der katholische Glaube einen Kitt zwischen einer Vielzahl von Ethnien. Auf der Abbildung sieht man eine traditionelle Prozession, die in vielen Orten bereits in der Osternacht beginnt: die Statue des Auferstandenen wird dabei seiner Mutter Maria entgegengetragen.


IMAGO / ITAR-TASS

Keine Osterfeier, sondern den Palmsonntag begehen russisch-orthodoxe Christen heute, wie etwa hier im sibirischen Nowosibirsk. Dass Christen der Ostkirche ein anderes Osterdatum haben, liegt an dem unterschiedlichen Kalender, den sie als Grundlage benutzen. Christen – ob Katholiken oder Evangelische – nutzen den gregorianischen Kalender, den Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 einführte und in den nachfolgenden Jahrhunderten aufgrund seiner größeren Genauigkeit auch in protestantischen Territorien übernommen wurde. Obwohl Russland mit der Oktoberrevolution ebenfalls den gregorianischen Kalender übernommen hat, nutzt die orthodoxe Kirche weiterhin den von Julius Cäsar eingeführten julianischen Kalender.

Diskussionen um den richtigen Ostertermin existieren seit dem Urchristentum. Seit Jahrzehnten bestehen Überlegungen, einen gemeinsamen Ostertermin für alle Christen zu finden, Papst Franziskus hat diese Absicht während seines Pontifikats bekräftigt. Ein Streitpunkt bleibt, dass nach orthodoxer Tradition das Osterfest nicht vor dem jüdischen Passah-Fest gefeiert werden darf. Nach den Berichten des Neuen Testaments wurde Jesus in der Woche des Passahfestes gekreuzigt; die Auferstehung kann nach orthodoxer Ansicht daher nicht vor dem Passah-Fest erfolgen. Das letzte Mal, dass weltweit alle Christen am selben Tag Ostern feierten, war am 16. April 2017, der nächste gemeinsame Termin findet im Jahr 2025 statt.


IMAGO / Subash Shrestha

In Nepal begehen Christen mit öffentlichen Massengebeten das Osterfest. Christen stellen in dem Land eine Minderheit dar. In dem traditionell hinduistischen Land bekennen sich 1,4 Prozent (375.000 Personen) bis zu 4,4 Prozent (1,3 Millionen Personen) zum Christentum. Ähnlich wie in Indien gehen Hindu-Nationalisten in den letzten Jahren verstärkt gegen Konvertiten vor, da die Bekehrung als Verletzung traditioneller Überzeugungen verstanden wird. Der größte Teil der Christen in Nepal bekennt sich zu evangelikalen Konfessionen.

Zum ersten gelangte das Christentum jedoch bereits 1715 durch Kapuziner-Mönche in das Tal von Kathmandu. Bis heute geht Rom von etwa 10.000 Katholiken in dem Land aus. 1769 verbannte Prithvi Narayan Shah, der erste König des geeinten Nepals, die Kapuziner und alle Konvertiten aus dem Land. Auch nach einer teilweisen Öffnung Nepals in den 1950ern blieb die Mission schwierig. Auch nach dem Ende der Monarchie und einer vermeintlichen Säkularisierung bleibt Evangelisierung ein möglicher Straftatbestand.


IMAGO / Xinhua

Syrien gehört zu den Ländern mit einer der ältesten christlichen Gemeinden der Welt. Etwa 1,2 Millionen Syrer zählten sich zu einer der vielen christlichen Konfessionen, die sich über Jahrhunderte entwickelt und abgespalten haben; etwa die Hälfte hat heute das Land verlassen. Die Mehrheit gehört dem Griechisch-Orthodoxen Patriarchat von Antiochien, einer orthodoxen Nationalkirche. Danach folgt die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien; sie steht in altorientalischer Tradition. Die dritte wichtige Kirche Syriens ist die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche, die der katholischen Tradition angehört, mit dem Papst in Rom als Oberhaupt.

Noch um 1900 waren ein Viertel der Syrer Christen. Hunderttausende wanderten bereits damals wegen osmanischer Repressionen in die Vereinigten Staaten aus. Seit dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 gehen Schätzungen von 300.000 bis 900.000 Christen aus, die ihr Land aus Angst vor dem Terror dschihadistischer Gruppen verlassen haben. Bei vielen Christen hat aber gerade dieser Horror dazu geführt, ihre christlichen Wurzeln und Überzeugungen umso mehr als Teil ihrer Identität zu begreifen. Die Massaker und Vertreibungen der letzten Jahrzehnte haben jedoch die Frage aufgeworfen, ob das Christentum in seiner eigentlichen Wiege aussterben könnte.


IMAGO / Andreas Franke

Seit 1541 erfolgt in Wittichenau das traditionelle Osterreiten in das 12 Kilometer entfernte Ralbitz, um die Frohe Botschaft von der Auferstehung Christi zu verkünden. Sie ist eine von neun Osterreiter-Prozessionen in der Oberlausitz. Sie zählt zu den ältesten katholischen Prozessionen der Region. Die Pferde sind zu diesem Anlass geschmückt. Gesungen und gebetet wird dabei zweisprachig: auf Deutsch und auf Sorbisch.

Die Tradition ist noch auf die vorreformatorische Zeit zurückzuführen. So startete der Osterritt ursprünglich in Hoyerswerda. Nachdem Hoyerswerda vom Katholizismus zum Luthertum konvertierte, verlegte sich auch die Kreuzreiterprozession. Außerhalb von Wittichenau, bei dem auch deutsche Osterreiter bereit sind, gilt der Osterritt als Teil sorbischer Identität. Das Brauchtum findet sich aber auch in Bayern, Schlesien und Tschechien.


IMAGO / ZUMA Press

In Rom erteilt Papst Franziskus den traditionellen Segen Urbi et orbi („Der Stadt und der Welt“). Die Entwicklung dieser Segensform umfasst dabei Jahrhunderte. Sie entspringt dem Bewusstsein des alten Römischen Reiches, dass das, was in der Stadt Rom gälte, auch in der Welt – dem Imperium Romanum – Geltung haben muss. Die Katholische Kirche versteht sich als allumfassend im Wortsinn. Auf der Lateranbasilika, der eigentlichen Kirche des Bischofs von Rom, findet sich die Inschrift: omnium urbis et orbis Ecclesiarum mater et caput („Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt Rom und des Erdkreises“).

Von der Lateransbasilika spendete der Pontifex ursprünglich auch den Segen, der sich in dieser Form im 13. Jahrhundert unter Papst Gregor X. entwickelt hat. Heute erteilt ihn der Papst von der Benediktionsloggia, die ihren Namen von der Segensspendung herleitet. Von Papst Paul VI. bis einschließlich Benedikt XVI. folgte auf das Urbi et orbi eine in verschiedenen Sprachen verlautete Grußbotschaft an die verschiedenen Völker der Erde. Papst Franziskus hat diese Tradition nicht fortgeführt.


IMAGO / NurPhoto

Osterkonzert der Apostolic Faith Church in Nigeria. 4,5 Millionen Nigerianer bekennen sich zu dieser Pfingstbewegung. Evangelikale Gruppierungen haben in dem afrikanischen Land einen starken Zulauf. Im Jahr 2018 hat eine Gemeinschaft von „Wiedergeborenen“ Christen mit dem Glory Dome ein Glaubenszentrum mit 100.000 Sitzplätzen eingeweiht. Hinter ihr steht das „Dunamis International Gospel Centre“.

Nigeria hat die größte christliche Bevölkerung eines afrikanischen Landes, etwa 49 Prozent der 213 Millionen Einwohner bekennen sich zum Christentum. Die Mehrheit gehören einer protestantischen Konfession an. Dabei führt die Anglikanische Kirche (18 Millionen), vor der Church of Christ (8 Millionen), den Baptisten (6,5 Millionen) und Evangelikalen (6 Millionen) sowie einer Vielzahl von weiteren Denominationen. Die größte Einzelkirche bildet jedoch die Römisch-Katholische Kirche mit 21 Millionen Mitgliedern. Nigeria ist dabei für die katholische Kirche insbesondere wegen der vielen Priesterberufungen wichtig.

Bei der Bebilderung handelt es sich um eine Archivaufnahme aus dem letzten Jahr.


IMAGO / SNA

Karekin II., Oberhaupt der Armenisch Apostolischen Kirche, beim Ostergottesdienst in Jerewan. Armenien gilt als der erste Staat der Welt, der zum Christentum konvertierte: Im Jahr 301 erklärte König Tiridates III. das Christentum zur Staatsreligion. Damit schlug auch die Geburtsstunde der Armenisch Apostolischen Kirche, die als Nationalkirche des armenischen Volkes über Jahrhunderte ein verstreutes Volk ohne Eigenstaatlichkeit zusammenhielt. Die armenische Identität und das Christentum sind über die Jahrhunderte der Verfolgung, die im Genozid an den Armeniern durch das Osmanische Reich gipfelte, miteinander verwoben worden.

Von den rund 3 Millionen Armeniern bekennen sich heute 97 Prozent der Einwohner zum Christentum, 92,5 Prozent gehören der Armenisch Apostolischen Kirche an. Die Mehrheit der armenischen Christen lebt jedoch heute nach Jahrhunderten von Flucht und Vertreibung im Ausland. Die Armenisch Apostolische Kirche geht von 9 Millionen armenischen Christen weltweit aus. Mit den neuen Streitigkeiten zwischen Aserbaidschan und Armenien sowie dem ungelösten Konflikt um Bergkarabach ist die Zukunft des Christentums im Kaukasus weiterhin ungewiss.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 6 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

6 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Johann Thiel
1 Jahr her

Vielen Dank, lieber Herr Gallina, für diese interessante und eindrucksvolle Bilderstrecke mit Eindrücken zum Osterfest.

h.milde
1 Jahr her

Vielen Dank , für diese sehr interessante und lehrreiche Darstellung verschiedener christlicher Traditionen.

the NSA
1 Jahr her

Marco Gallina gehoert zu den wenigen, die ich bei TE schaetze. Das sage ich offen. (Nikolaides, Georgen, Douglas) Ich kenne Indien und Nepal sehr gut, seit 1967. Die Zahlen von 375 T bis 1.3 M stimmen nat. nicht. Gem. dem Vicariate Apostolic of Nepal gab es bei der letzten Zahlung Ende 2018 7,646 Catholics, in 16 Parishes. Pope Benedictus XVI ernannte im 2007 P. Anthony Sharma zum ersten Bishop Nepal’s. Der Rest der moeglicherweise 350,000 Christen sind Evangelikale, von US Sekten konvertierte Nepalesen, welche mit enormen Geldmitteln wie in Indien ihr Unwesen treiben. Man muss es so krass sagen: zwar… Mehr

fatherted
1 Jahr her

Ob die Zustimmung in Deutschen Kirchen zu Ostern weiterhin hoch ist? Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Lust hatten eine Klima- oder Ukraine-Predigt von der Kanzel zu hören. Vielleicht sind viele Pfaffen auch mit dem Segnen von Leos beschäftigt, die vor dem Versand in die Ukraine stehen. Dann doch lieber Ostermarsch…..wobei ich gebe zu….war auf der Couch da erkältet….war auch ok.

alin
1 Jahr her

Vielen Dank, Herr Gallina, dass Sie daran erinnern, dass in weiten Teilen der Welt das Christentum durchaus lebendig ist. Im orthodoxen Georgien, welches neben Armenien zu den ältesten christlichen Nationen der Welt gehört, ersteht Christus zwar erst am nächsten Sonntag auf, dafür dann aber umso kraftvoller:

Christ is Risen – Georgian Orthodox Chant
https://www.youtube.com/watch?v=B4XGTS5CMW4

Orthodox Patriarch of Tbilisi arrives – Pascha
https://www.youtube.com/watch?v=dcL96oL1h14

Last edited 1 Jahr her by alin
Andreas aus E.
1 Jahr her

Ich bin kein Christ, aber „Abendländer“ und hege für christlichen Glauben trotz Bedenken gewisse Sympathie. Ich werde mir gleich osterfeiertagsbedingt Wanst vollschlagen, dann zu Eltern rüber, hernach dann Abendspaziergang.
Morgen dann noch zu Schwiegermutter, schön mit Kaffee und Kuchen.
Das ist für mich deutsches Ostern, die „Grünen“ mögen derweil auf Linoleumhasen kauen, freudlos ihr Leben hassend, mir egal.
Frohe Ostern!