Spenden für Afrika? Ja, aber nur für sinnvolle Projekte

In dieser Jahreszeit wird überall um Spenden geworben - vor allem für Afrika. Sehr oft vermitteln die Bilder weniger Wirklichkeit, sondern vor allem Emotionen. Bildungs- und Gesundheitsprojekte zu unterstützen ist zumeist richtig.

(c)AMREF

Nicht nur in der Vorweihnachtszeit bekommen wir von den Hilfswerken Karten – oder sehen Plakate –, die für die großen Organisationen zur Linderung weltweiter Not werben. Abgebildet sind herzergreifend schmuddelig-niedliche Kinder mit dünnen Beinen und Armen sowie Frauen und Männer mit Lumpen am Leib, die uns anklagend aus großen dunklen Augen anstarren. Diese – nicht selten veralteten Aufnahmen – sollen ein positives Meinungsklima herstellen. Dass die Würde der abgebildeten Menschen verletzt werden könnte, kommt offenbar niemandem in den Sinn.

Die Hilfsorganisationen lassen sich diese Aktionen – oft mit Unterstützung professioneller Werbeagenturen – sehr viel Geld kosten, oftmals in Konkurrenz zu sehr vielen Hilfsanbietern, deren vordergründiges Ziel es ist, sich zuerst mediengerecht darzustellen. Die vorwurfsvollen Bilder sollen an unser schlechtes Gewissen appellieren. Dass die Organisationen damit den Armen nicht gerecht werden und sie zu handlungsunfähigen Bittstellern degradieren, wissen die Hilfswerke. Sie signalisieren, Afrikaner schaffen es nicht alleine. Afrikaner sind arm. Sie sind krank. Sie sind unterernährt. Wenn man spendet, sind sie dankbar, zufrieden, glücklich. Das entspricht nicht der Realität in Afrika. Misstrauen ist angebracht bei Spendenaufrufen, die viele Emotionen wecken, aber wenig Informationen über die konkret geplanten Hilfsmaßnahmen bieten.

Niemand sollte sich unter Spenden-Druck setzen lassen. Stark Mitleid erregende Fotos werden meist von unseriösen Unternehmen genutzt. Geben Sie Ihr Geld nur Organisationen, die transparent und umfassend über Strategie, Aktivität und Wirkung informieren.

Vertrauenswürdige Spendenorganisationen haben öffentlich zugängliche Jahresberichte, in denen die Verwendung der Gelder detailliert nachzulesen ist. Jeder kann sicherstellen, dass seine Zuwendung in die richtigen Hände kommt. Als Faustregel gilt nach meinen Erfahrungen: Bildungs- und Gesundheitsprojekte zu unterstützen ist zumeist richtig. Vorbildlich sind die z.B. Projekte von AMREF (Flying Doctors), Aqua Pura (Schweiz), EinDollarBrille, Makaranta, Schulbank, Zikomo (Graz), Aktion Regen (Wien).

Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf hatte sich im Juli 2013 kritisch (leider auch heute noch gültig) zur Entwicklungshilfe geäußert. Unser Fehler bestehe darin, „dass wir immer meinen zu wissen, was den anderen gut tut“, sagte Wolf. Besser wäre es seiner Ansicht nach zu fragen, was die Menschen in Afrika wirklich bräuchten, vor allem was sie selbst dafür tun könnten.


Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Buches „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte Taschenbuchausgabe erschien im September 2018. Zwei Nachauflagen folgten 2019. Volker Seitz publiziert regelmäßig zum Thema Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika und hält Vorträge.

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Kommentare ( 47 )

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Politkaetzchen
4 Jahre her

Es gibt keine sinnvolle Projekte. Sämtliche Spenden sind nichts als ein moderner europäischer Ablasshandel der Kolonialzeit. Machen wir uns doch nichts vor. Kein Geld der Welt wird die Probleme in Afrika lösen, weil das größte Problem der Unwillen der afrikanischen Bevölkerung ist, ihre Situation eigenhändig zu verbessern. Die afrikanische Kultur, die: – Frauen als Brutkästen vorsieht – lieber alte Traditionen pflegt, anstatt sich weiterzubilden – und die die Männer in den Tag hineinleben und ihre Zeit mit Sex, Essen und Saufen vertreiben führt unweigerlich zu Überbevölkerung, Hunger, Krankheit, Leid und Tod. Deswegen bringt es nichts wenn Weiße eine Schule, Brunnen… Mehr

Albert Pflueger
4 Jahre her

Hätten Sie es geschafft, den Neid auf „reiche Erben“ zu unterdrücken, hätte das Ihren Kommentar noch besser gemacht.

Albert Pflueger
4 Jahre her

Nachdem ich über 5 Jahrzehnte bewußt nachvollziehen kann, welchen Nutzen das Spenden hat und wem es nützt, bin ich ein Gegner jeglicher weiterer Geldtransfers. Impfkampagnen haben die Hungersnöte befeuert, weil sie die Mortalität senkten. Die Bekämpfung der Hungersnöte hat die nächste Hungersnot zur Folge gehabt. Ungebremste Vermehrung, bei durch Hilfsgelder reduzierter Sterblichkeit und fehlendem gesellschaftlichem Fortschritt, hat zu Migration und zu blutigen Fehden um Land und Wasser geführt. Korrupte Eliten haben Milliarden auf ausländische Konten geschaufelt. Unzählige Hilfsorganisationen mästen ihre Funktionäre, Ehrenamtliche sonnen sich in der ihnen entgegengebrachten Anerkennung und Bewunderung ihres sozialen Umfelds. In den Zielländern verhindert man eigene… Mehr

Ananda
4 Jahre her

Mir ist die Gutmenschen verordnete Hilfsbereitschaft für jeden Mißstand auf dieser Welt durch massiven Mißbrauch von Organisationen z.B. Vollsubventionierung angeblicher „Schutzbedürftiger“ und deren Großfamilien und dauerlügnerischer Einzelpersonen nahezu vollständig vergangen.
Nur bei verarmten alten Damen, die vor meinen Augen in Gebüschen herumkriechen um weggeworfene Pfandflaschen zu bergen mache ich eine Ausnahme.

Epouvantail du Neckar
4 Jahre her

Weiterhin spenden für Afrika? Warum so umständlich? Die werden doch für die afrikanischen Flüchtlinge, die als Empfänger schon hier sind, automatisch von meiner Pension abgebucht.

elly
4 Jahre her

„Mehr Spenden durch weniger Spender in Deutschland Immerhin: Die Spendensumme, die das Marktforschungsinstitut GfK ermittelt hat, stieg von 5,2 auf 5,3 Milliarden Euro. Ein noch höherer Wert war nur 2015 mit 5,5 Milliarden Euro erzielt worden.“ https://www.kirche-und-leben.de/artikel/mehr-spenden-durch-weniger-spender-in-deutschland/ 2015 war das Jahr der Grenzöffnung! Vielleicht klingt es hart, aber die Bevölkerungsexplosion in Afrika ist auch auf die Spendenaktionen der Vergangenheit zurückzuführen. Brot für die Welt, Brot statt Böller, Misserior und wie sie alle hießen und heißen. Es waren die Kirchen, die einst Spenden sammelten, ihre Missionare dann nach Afirka schickten, die wiederum Empfängnis predigten und viele Kinder forderten. Die Deutschen werden… Mehr

humerd
4 Jahre her

Monat für Monat muss ich spenden, für Afrika, für NGOs, selbst für die Kirche, obwohl ich ausgetreten bin. Das nennt sich Steuern. In welche Projekte meine Spenden fließen, kann ich nicht beeinflussen. Der Entwicklungshilfeminister bestimmt das und auf dem Klimagipfel versprach UvdL sehr viel Geld für Afrika, alles Steuergelder – also Spenden der Bürger.

EndemitdemWahnsinn
4 Jahre her
Antworten an  humerd

Genau, man ist regelmäßig schon mit soviel Zwangsspenden belastet, dass man schauen muss, wie man selbst über die Runden kommt und dann dieses ganze Gebettel und die Versuche, Mitleid zu erwecken immer kurz vor Weihnachten, wo man außerdem am Jahreswechsel meist noch mehr Ausgaben hat als das ganze Jahr über, ist mehr als scheinheilig. Sonst hört man das ganze Jahr über fast nichts, als ob es Not nur am Jahresende, kurz vor Weihnachten gäbe. Teilweise sind diese Organisationen ja richtig penetrant. Wenn man einmal gespendet hat, bekommt man fast jeden Tag „Bettel-Post“ von denen, wo das ganze Geld wieder verschwendet… Mehr

Eberhard
4 Jahre her

Hilf dir selbst, so hilft dir Gott. Das scheint nicht für die Menschen in Afrika zu gelten? Rassisten behaupten ja, es liegt an den Unterschieden der Menschen. Warum aber schaffen es die Menschen dort immer noch nicht, was selbst in Deutschland nach dem Krieg gelungen ist. Menschen die im Osten Deutschlands, die trotz Verlust fast einer ganzen Generation Männer, in einem total zerstörten Land, dazu mit den dazu kommenden Millionen von Vertriebenen, riesigen Reparationen Richtung Osten, zusätzlicher Ausbeutung durch Fremdbestimmung und sowjetischer Besatzung und dazu einer verordneten kommunistischen Diktatur, trotz alledem eine Wirtschaft, Versorgung samt Sozial- und Gesundheitswesen, zumindest zur… Mehr

Andreas aus E.
4 Jahre her

Man sollte auch nie übersehen, daß diese Spenden nichts anderes sind als Kolonialherrenüberheblichkeit. Die „**“ könnten ihres eigenes Glückes Schmied sein, diese Geldsprtitzen aus falsch verstandener Hilfsbereitschaft schaden doch nur mehr, als daß sie nützen. Hilfreicher wäre aber auch Protest gegen beispielsweise Exportsubventionen. Es ist völliger Wahnsinn Exporte von Hühnerklein zu unterstützen, bzw. das überhaupt zu erlauben. Das wäre weit sinnvoller in EU-ropa als Schweinefutter, Dünger und natürlich auch Nahrung zu verwenden, in Afrika werden damit nur regionale Märkte zerstört. Derlei predigen jedenfalls Entwicklungshelfer und das bin ich geneigt denen zu glauben. Ähnlich auch Exporte von Textilien. Das ruiniert nur… Mehr

Hairbert
4 Jahre her
Antworten an  Andreas aus E.

Ein guter Kommentar der wie der Artikel selbst zum Nachdenken anregen sollte. Dass die Kolonialherrenüberheblichkeit tatsächlich mehrere Seiten hat, dazu folgende Ergänzungen: 1.) Zwar werden Rohprodukte (z.B. Kakao) zollfrei in die EU gelassen, aber keine Fertigprodukte (z.B. Schokolade). In der Konsequenz wird so in Afrika die dort nötige Industrialisierung untzerbunden und verdient alleine DE mehr an Schokolade als ganz Afrika am Kakao. Wo bleibt die Fairness der vielbeschworenen „gleichen Augenhöhe“? 2.) Andererseits ist unsere Spendenwut und insbesondere die unserer Elterngeneration – Abermilliarden für die „armen Afrikaner“ – mitverantwortlich für die Entstehung des dortigen Geburtenüberschusses, der jetzt, – erneut begleitet von… Mehr

Albert Pflueger
4 Jahre her
Antworten an  Hairbert

Wo soll denn in Afrika die Milch für die Schokolade herkommen? Aber Sie haben Recht, Zollfreiheit ist essentiell wichtig, Nahrungsmittelhilfe und subventionierter Export von Nahrungsmitteln schadet.

Andreas aus E.
4 Jahre her

Spendenwürdige, sinnvolle Projekte: Allenfalls vorstellen kann ich mir da Maßnahmen in Richtung 1-Kind-Familie. Also Modell China oder Modell Westen. Wobei Modell Westen wohl das weniger menschliche wäre, das beinhaltet ja Gender_x*mus, das haben die Afrikaner nicht verdient. Also besser Modell China.