Die Weimer Media Group – das potemkinsche Dorf des deutschen Wirtschaftsjournalismus. Enthüllt: Wer wirklich hinter „Markt und Mittelstand“, „Börse am Sonntag“ und dem Ludwig-Erhard-Gipfel steckt.
picture alliance / Alexander Schuhmann
Nach wie vor wirbt die Weimer Media Group damit, sich auf „anspruchsvollen Qualitätsjournalismus spezialisiert“ zu haben. Das ist angesichts des Skandals um Tausende Fake-Autorenprofile sportlich.
Im Folgenden werden Sie lesen, dass die Hochstapelei von Wolfram Weimer noch viel weiter geht, als bisher bekannt. Seine Weimer Media Group ist offenbar eine Art Briefkastenfirma, die von der Familie Weimer und maximal ein paar Hausmeistern betrieben wird, die – ähnlich wie in stillgelegten Industriebrachen – dafür Sorge tragen, dass nicht auch noch das große vernichtende Feuer ausbricht.
Aber warum das alles? Das Problem an diesem potemkinschen Dorf ist, dass immer wieder zum Zwecke der Bereicherung der Anschein erweckt werden muss, die Maschinen liefen alle noch.
Die Großveranstaltungen unter Schirmherrschaft der jeweiligen Ministerpräsidenten in Frankfurt und am Tegernsee leben existenziell von der Legende eines Medienimperiums der Weimers. Das muss man in der Weimer-Affäre immer wieder betonen.
Wirtschaftsgrößen bezahlen hier hohe fünfstellige Summen und erhalten neben „Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger“ auch „ein persönlich geführtes Interview (1/1 Seite) mit einem Unternehmensvorstand/Geschäftsführer im Wirtschaftskurier (Thema und Ausgabe in 2025/2026 frei wählbar)“, „eine Anzeige (1/1 Seite) im Wirtschaftskurier in 2025/2026“ und ein „Markt-und-Mittelstand-Podcast mit Ihrem Unternehmens-Experten in 2025/2026“ sowie „ein Online-Advertorial auf marktundmittelstand.de“.
Der „Wirtschaftsjournalist:in“-Chefreporter Wolfgang Messner schrieb schon Anfang 2024 nach einem Besuch am Tegernsee:
„Hinter die Kulissen der Weimer Media Group darf man nicht blicken. Wer es doch tut, wird mit viel Geltungssucht konfrontiert – und wenig Substanz.“
Tichys Einblick zitiert „Kress“, die einmal zusammengefasst haben, was an Substanz alles fehlt. Kress bezweifelt, dass etwa die Zahlen für „Börse am Sonntag“ stimmen sollen, „bei 34 Followern auf LinkedIn und 1.336 auf Facebook“. Und „Markt und Mittelstand“ soll zuletzt gerade einmal 290 zahlende Abonnenten gehabt haben. Und weiter:
„Fast die gesamte Auflage wird als Freistücke (16.500) und Bordauflage (44.600) verschenkt, so notiert die Auflagenmessung IVW.“
Gerade im Moment – möchte man jedenfalls denken – sollte den Weimers sehr daran gelegen sein, der gesteigerten negativen Aufmerksamkeit um ihre Müllprodukte entgegenzutreten. Schaut man aber aktuell auf die Internetseite von „Markt und Mittelstand“, findet sich dort on top ein zwei Wochen alter Meinungsartikel vom 4. November – immerhin aus 2025.
Aktuell läuft eine Anfrage von Alexander-Wallasch.de bei der Weimer Media Group, wie viele Personen dort überhaupt sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind und mit welchen Tätigkeiten (Wir reichen nach, wenn Antworten kommen sollten).
Wer bei der Weimer Media Group anruft, erreicht regelmäßig nur einen Anrufbeantworter mit der Stimme von Weimers Frau. Und wer eine Presse-Mail schreibt, wurde zuletzt von einem Florian Spichalsky vertröstet, er sei noch bis zum 17. November nicht erreichbar.
Spichalsky ist aber nicht nur für die Pressearbeit und die Haus-Emails zuständig, sondern wohl auch Chefredakteur von „Börse am Sonntag“ und „AnlagePunk“ sowie weiteren Tätigkeiten. Böse könnte man spekulieren, ob er im Herbst auch den Hof der Weimers am Tegernsee fegen muss.
Weitere Personen mit Mehrfachtätigkeit tauchen auf. So ist etwa ein Özden Kalavacıoğlu gleichzeitig „Senior Media Consultant“ der Weimer Media Group, „Chief Sales Officer“ und – jetzt wird’s spannend – im Vorstand der LAE. Die LEA ist mittlerweile ein Verein, im Wesentlichen gesteuert von einer Vertreterin von Axel Springer und besagtem Herrn Kalavacıoğlu für die Weimers.
Die LAE betreibt im Wesentlichen Zielgruppenanalyse für die sogenannte „Entscheiderebene“. Hier geht’s um Reichweiten – also das allergrößte Problem der Weimer Media Group, deren Müllprodukte regelmäßig keine Redaktionen haben, die auch nur ansatzweise mit der multipel behaupteten Verbreitung der Produkte korrelieren.
Nun haben die Weimers mit ihrem Özden Kalavacıoğlu (eine Frau Kalavacıoğlu taucht bei den Weimers ebenfalls als „Senior Media Consultant“ auf – irgendwie ist auch ohne den Nachnahmen Weimer alles Familie bei den Weimers) im Vorstand der LAE den Joker gezogen.
Denn so berichtet „Markt und Mittelstand“ im Juli 2025, die LAE habe herausgefunden, dass besagte Zeitung weiter wachse und das drittgrößte Wirtschaftsmagazin bleibe. Die LAE mit Weimer Media Group im Vorstand neben
Springer teilt also mit:
„‚Markt und Mittelstand‘ zählt zu den Gewinnern der LAE.“
Und weiter heißt es dort:
„Die Publikation der WEIMER MEDIA GROUP konnte als eine von ganz wenigen Wirtschaftstiteln sowohl in Print wie auch digital zulegen.“
Beachtlich ist auch der „Pressespiegel“ der Weimer Media Group zu den Events in Frankfurt und am Tegernsee. Er ist von besonderer Bedeutung, weil er gegenüber den Unternehmen spiegeln soll, was diese tatsächlich für ihre Zehntausende von Euro Eintrittsgeld bekommen. Von Reichweiten ist dort allerdings nicht mehr die Rede:
Etwa die Hälfte des Pressespiegels wird von den eigenen Produkten der Weimer Media Group bestritten, die sich also selbst loben. Die andere Hälfte besteht aus Meldungen der Medienpartner der Veranstaltung, die heute überwiegend zur Weimer-Affäre schweigen oder obendrein bemüht sind, Weimer einen Persilschein auszustellen, wie beispielsweise die Frankfurter Allgemeine Zeitung und n-tv.
Der Skandal um die Weimers hat in den vergangenen Wochen wohl mehr Medien aufgeweckt hat, als die Veranstaltungen insgesamt jemals erwähnt haben. Das alles ficht die Weimers aber nicht an.
Frau Götz-Weimer hat es ja vor dem letzten Ludwig-Erhard-Gipfel ein für alle Mal klargestellt, wie sehr ihre Veranstaltung beachtet wird:
„Letztes Mal hatten wir eine knappe Milliarde User.“
Das ist noch deutlich mehr, als sich der US-Super Bowl als größtes jährliches Sportereignis der Welt jemals erträumen kann. Der Ludwig-Erhard-Gipfel der Weimer Media Group erreicht – und um wie die Weimers zu sprechen: – ungefähr mehr User, als Nordamerika, die EU und Russland zusammen insgesamt an Einwohnern haben, vom Säugling bis hinauf zum Greis. Herzlichen Glückwunsch!
Dieser Beitrag ist bei Alexander Wallasch erschienen.

Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Der Herr Kulturstaatsminister Weimer gibt seine Firmenanteile an der Weimer Media Group jetzt schnell an einen Treuhänder ab und denkt wohl er wäre damit aus dem Korruptionsskandal raus. Der meint wohl so könnte er seinen Kopf retten. Nach dem er hoffentlich bald nicht mehr Kulturstaatsminister ist gehen seine Anteile vom Treuhänder wieder auf ihn zurück. Die halten die Bevölkerung echt für dumm.
Passend dazu: „Wolfram Weimer – jetzt auch noch Bilanzfälschung?“ bei „Achse des Guten“. Eins muss man der Familie lassen, wenn es ums Geldverdienen geht, sind sie äußerst kreativ. Und was macht Merz? Nichts? Lässt ihn weiter im Amt? Und bei der nächsten Party, tanzen sie zusammen zum „Tango Korrupti“.
Vielleicht ist sie ja nicht ganz so schlau wie ihr Mann und kennt die Zahl 1 Mrd. nicht?
Die Weimerer Republik in ihrer Endphase … stümperhaft allerdings, dass sich Frau Weimer nicht ein Beispiel an Herrn Lauterbach genommen hatte, der seine Falschaussage zur Belegung von Krankhausbetten durch Covid-Patienten (10%, in der Realität aber nur 2%) korrigierte auf „bis zu 10%“. Also „bis zu einer Milliarde (wahlweise auch Trilliarde) User“ wäre doch OK.
Münchhausen hat würdige online Erben gefunden. 🙂
Tegernsee ist das neue Bodenwerder.
Weimers lassen sich gerade Zöpfe wachsen,
um sich selbst aus dem Sumpf herauszuziehen.
Hans Albers liefert das ideale Vorbild.
Also, das scheint besonders dreist zu sein, aber irgenwie ist es auch Zeitgeist-gemäß. Ich habe miterlebt, wie sich solche Charaktere und solches Verhalten in den letzten 20 Jahren auch in den Geisteswissenschaften immer weiter ausbreiteten und es selbst für Gutwillige fast unmöglich machten, mit seriöser Arbeit zu bestehen. Es ist, um mal wuch einen zeitgestiegen Begriff zu nehmen, absolut toxisch.
Es handelt sich um ein Bestechungsvehikel. Dafür funktioniert es vermutlich perfekt.
Warum so bescheiden? Waren es nicht vielleicht eher 10 Milliarden User?
Bei so vielen Nullen kann man leicht eine übersehen.
Titelbild bildet zusammen mit der Überschrift eine toxische Mischung.
„User“ statt „viewers“ … geschenkt, schwerer wirkt schon die „knappe Milliarde“, die angesichts ‘schlands Provizialität lächerlich sind.
Offensichtlich hat die Regierung dieses zum Propagandastaat verkommenen Gemeinwesens, seine staatlichen Institutionen wie auch – soviel Ehrlichkeit muß sein – die Mehrheit seiner Bürger weitgehend den Kontakt zur Wirklichkeit verloren oder bewußt aufgegeben.
Was wiederholt Hannah Arendts Diktum in Erinerung ruft: »Wenn der Bezug zur Wirklichkeit verloren geht, ist alles möglich.«
Wußte gar nicht daß Felix Krull alias Wolfi Weimer auch ne Gesichtsbaracke als Begleiterin hat(te)?