Eine Kleinstadt in Angst? Oder überängstliche Provinzler?

Busfahrer in Suhl würden sich teilweise schon weigern, das dortige Migrantenheim anzufahren, aus Angst vor Übergriffen gegen sich und einheimische Fahrgäste.

imago images / Karina Hessland
Oberbürgermeister André Knapp (Suhl)

Das thüringische, fränkisch geprägte Suhl hat große Probleme. Jedenfalls, wenn es nach der Einschätzung des christdemokratischen Oberbürgermeisters geht, der gerade so etwas wie Alarm für seine Stadt ausgerufen hat: Eine dort angesiedelte thüringische Erstaufnahmeunterkunft soll in der 35.000 Einwohner zählenden Stadt zur Bedrohung für die Einheimischen geworden sein, berichtet u.a. der Focus, der den OB folgendermaßen zitiert: „Eltern haben Angst, Kinder alleine durch die Stadt laufen zu lassen.“

Warum? Weil die 600 Bewohner der Unterkunft selbige zu einem Kriminalitätsschwerpunkt gemacht haben sollen. Der Unionsbürgermeister weist mit dem Finger nach Erfurt, wo die rot-rot-grüne Landesregierung unter Bodo Ramelow nach dem Brand auf Moria jetzt noch einmal 500 weitere Migranten aufnehmen will.

Die Polizei der thüringischen Kleinstadt meldet nun alleine von Januar bis Mitte Mai über 200 Straftaten mit Tatverdächtigen aus der Unterkunft. Um das einzuordnen, heißt es weiter, die „Kriminalitätsbelastung“ sei in den vergangenen Monaten stark gestiegen. So würden sich Busfahrer in Suhl teilweise schon weigern, das Heim anzufahren aus Angst vor Übergriffen gegen sich und einheimische Fahrgäste. Das betreffende Busunternehmen hat dreißig Busse, die Suhl und Umgebung befahren, also eine durchaus überschaubare Größenordnung mit einer entsprechenden Zahl an Personal.

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Nun randalieren in besagter Unterkunft nicht 600 Personen. Laut André Knapp, Oberbürgermeister in Suhl, gegenüber Focus, sind es hier vornehmlich „junge Männer aus dem nordafrikanischen Raum“ und die insbesondere nach Alkoholgenuss. Die Delikte sollen hauptsächlich Diebstähle, Körperverletzungen, Ruhestörungen und Sachbeschädigungen sein. Schon 2015 kam es in Suhl zu schweren Ausschreitungen zwischen den Bewohnern der 2014 eröffneten Einrichtung, erinnert sich Knapp. Und er kritisiert die Landesregierung als Betreiber der Suhler Einrichtung scharf.

Hierzu sollte man wissen, dass der Thüringische Landtag schon am 13. September 2019 Thüringen zu einem so genannten „Sicheren Hafen“ im Sinne der Nichtregierungsorganisation Seebrücke gemacht hat (Drucksache 6/7742). Damit bekennt sich dass Land Thüringen dazu, beispielsweise vor Libyen aufgenommene und in die EU gebrachte Migranten aufzunehmen. Faktisch also eine Aufforderung bzw. ein Bekenntnis zum Rechtsbruch, so hier geltendes nationales und EU-Recht ignoriert werden soll.

Die Thüringische Landesregierung will weitere 500 Personen aus Moria einfliegen lassen und hat – mal abgesehen von der rechtlich durchaus strittigen Frage, ob Thüringen das überhaupt darf (Bundesangelegenheit) – mit diesem Vorhaben offensichtlich mindestens in Suhl einen Aufschrei verursacht. Eltern würden ihren Oberbürgermeister – der ist selbst Vater von drei Kindern – anrufen und um Lösungen bitten. Und Knapp sagt dazu gegenüber der Zeitung: „Hier muss der Rechtstaat alle zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen, um für Ordnung und Sicherheit zu sorgen.“ Die Eltern rufen an, weil sie ihre Kinder nicht mehr auf die Straßen der Innenstadt von Suhl lassen wollen, weil es dort am helllichten Tage schon zu einer Messerstecherei gekommen sei.

Nun ist es leider schwierig, all das noch einmal direkt bei den Pressestellen von Stadt und Polizei abzufragen, erstere sind unterwegs und die Polizei möchte alle Fragen schriftlich, würde sich dann aber „intensiv und mit Hingabe“, so eine Pressesprecherin der Polizei Suhl, mit unseren Fragen beschäftigen. Also schicken wir ihr welche und legen dann ggf. hier nach.

Aber zurück zum OB, der hat sich also hilfesuchend an das Land als Betreiber der Unterkunft gewandt – und wurde enttäuscht: So gäbe es für notwendige veränderte organisatorische und personelle Rahmenbedingungen für einen sicheren Betrieb der Einrichtung keine Bereitschaft seitens der Landesregierung. Das Land lässt seine Städte abseits von Erfurt also im Stich.

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Bleibt noch zu erwähnen, dass auch Suhl nicht von Corona-Fällen verschont blieb. Als der erste Asylbewerber in der Einrichtung positiv getestet wurde, sollten sämtliche Heimbewohner in Quarantäne gehen. Mit dem Ergebnis, dass mehrere Hundertschaften Polizei samt Spezialkräften die randalierenden Bewohner in der angeordneten Quarantäne halten mussten. Zwar hatte der Ministerpräsident der Linkspartei daraufhin Besserung versprochen, aber der Suhler Oberbürgermeister Knapp vermisst hier das versprochene Tempo.

Ein Suhler Parteimitglied von Knapp bestätigt telefonisch die Zustände in Suhl, daran sei in der Zeitung nichts dramatisiert worden. Die Lage wäre auch nicht erst seit gestern so. Erst vor wenigen Wochen hatte der Kreisvorsitzende gemeinsam mit dem Oberbürgermeister, dem Fraktionsvorsitzenden und Vertretern des Landtages vor der Einrichtung eine Pressekonferenz gegeben.

Da sei schon darauf hingewiesen worden, dass es große Probleme gäbe. Und es seien eben nicht nur ein paar Ausnahmen, sondern die Probleme machen die vielen jungen Männer aus Nordafrika. So wie der Oberbürgermeister die Lage in Suhl gegenüber dem Focus geschildert hätte, dass könne man 1:1 unterschreiben. Empfohlen wird TE noch, einmal ein bestimmtes Unternehmen in der Suhler Innenstadt anzurufen, die wären besonders betroffen.

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Auch dort ist man gesprächsbereit, aber bitte lieber anonym. Wir sprechen also mit einer Unternehmerin in der Suhler Innenstadt, die bestätigt ebenfalls die Einschätzung des Oberbürgermeisters. Und der Erzählbedarf scheint auch hier besonders hoch: „Das Stadtbild hat sich grundlegend geändert, was ich auch aus eigener Erfahrung sagen kann.“ Im Westen hätten die Ausländer vielerorts schon zum Stadtbild gehört, „das kannte man hier so nicht. Das ist relativ ungewöhnlich. Insbesondere die Männergruppen auf dem Haufen, die man nicht einschätzen und verstehen kann, dass gab es hier in der Form nicht. Die genannten Straftaten kann ich bestätigen, das sind wir auch dran am kämpfen im Sicherheitssausschuss der Stadt, die für alle Beteiligten eine einvernehmliche bzw. eine bessere Lösung herbeiführen wollen, die aber momentan noch aussteht, weil das wirklich dramatisch zugenommen hat. Diebstähle beispielsweise sind exorbitant hoch im Vergleich zu früher. Diebstähle werden hier vor Ort von vielen Händlern gar nicht mehr angezeigt, deswegen ist die Statistik natürlich erst einmal in den Keller gegangen. Alle Betroffenen haben jetzt aber in Suhl beschlossen, etwas dagegen zu tun, um ein reelles Bild zu zeichnen.“

Sicherheitshalber fragt TE noch nach, ob der Suhler nicht vielleicht doch etwas empfindlicher, etwas ängstlicher, möglicherweise etwas unerfahrener sein könnte als beispielsweise der Berliner, der Hamburger oder sogar der Brauschweiger. Dem erteilt die Gesprächspartnerin eine Absage:

„Die Rückmeldungen der Menschen habe ich doch auch hier. Und nicht nur von verängstigten Kindern und Schulkindern, sondern auch von Senioren. Ich bin ja hier auch schon eine Weile dabei und habe das miterlebt: Die Suhler CDU im Stadtrat hat von Beginn an Anfragen und Anträge gestellt. Ans Land, ans Landesverwaltungsamt und an die Stadt Suhl an den ehemaligen Oberbürgermeister. Die wurden nur teilweise beantwortet, manche gar nicht. Und dabei ging es uns auch um die Menschen in der Einrichtung, um ordentliche Verhältnisse auch dort. Das eine ist dann aber die Situation, wie es von Erfurt aus entschieden wird, das andere ist die Situation vor Ort. Und zur Klarstellung: Niemand hat ein Problem damit, Menschen in Not aufzunehmen. Familien, die wirklich Asyl benötigen. Das Problem ist aber – und wir reden hier nicht nur von einem Bruchteil, der immer genannt wird, sie brauchen sich dafür nur in der Innenstadt umzuschauen – das Problem sind meistens die, die auch in den anderen Städten Probleme machen. Das sind Mitbürger aus Nordafrika. Hier geht’s auch nicht um die Unternehmer in der Innenstadt alleine, hier geht es auch um die Busfahrer, die angespuckt, beleidigt und bedroht werden. Die Linie zum Heim – darüber wurde schon nachgedacht – sollte sogar eingestellt werden.“

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Kommentare ( 187 )

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te1234
3 Jahre her

Wenn man 600 pubertierende deutsche Männer in einen Ghettoblock steckt und sie über Monate ihrer Langeweile überlässt käme das gleiche dabei raus.
Es hat nichts mit den Leuten oder ihren Hintergründen zu tun, sondern wie man mit ihnen (nicht) umgeht.

Gernoht
3 Jahre her

Die mußten ja schließlich auch arbeiten, sonst waren sie ganz schnell wieder weg. Es war doch nicht alles schlecht …..

hassoxyz
3 Jahre her

Daß das einstmals konservative Thüringen so extrem nach links abgerutscht ist, macht mich nur fassungslos. Die SED-Nachfolger mit über 30% bei der letzten Landtagswahl stärkste Partei, unglaublich. Daß die AfD hier auf sehr gute 24% kam, mindert den zunehmend schlechten Eindruck, den ich von Thüringen habe, kaum. Wie ist das nur möglich ? Nur am Ramelow-Effekt kann es nicht liegen, der Mann ist alles andere als sympathisch, geschweige denn vertrauenwürdig, bürgernah und leistungsfähig. Thüringen scheint eine absolute Kommunisten-Hochburg zu sein, schon zu DDR-Zeiten, total willkommensbesoffen, hedonistisch, verwahrlost, fast schon westdeutsch. Wieso ? Thüringen grenzt immerhin an drei westdeutsche Bundesländer: Niedersachsen,… Mehr

Manfred_Hbg
3 Jahre her

DANKE für Ihre Recherche bzgl der Wahlergebnisse in Suhl.

SOMIT haben also die Suhler bzw je nachdem etwa 51% oder 80% der Suhler absolut keinen Grund sich über die dortige „bunte Bereicherung“ zu beklagen und laut zu jammern.

Sorry ihr Suhler, aber mit Blick auf die Wahlergebnisse habt ihr an euer buntes Elend selber Schuld! Und wenn ihr eurer jetziges Geklage u. Geschrei ehrlich meint, dann habt ihr 35000 Suhler in etwa einem Jahr bei der BTW21 die Möglichkeit euren angehäuftrn Frust per Wahlkreuz deutlich und klar auszudrücken.
Ich bin auf eure nächsten Wahlergrbnisse sehr gespannt…… .

Ulrich
3 Jahre her

Seien Sie nachsichtig mit den Bewohner der Hauptstadt der „autonomen Gebirgsrepublik Suhl“, wie die Gegend vor 1989 im Rest der DDR genannt wurde. Es sind Menschen, von denen hinterher wie 1945 oder 1989 „Warum hat uns das keiner gesagt?“ zu hören ist.

Ralf Poehling
3 Jahre her

Was da beschrieben wird, glaube ich sofort.
Passt zu dem, was ich nach 2015 im Dienst beobachten konnte.
Wer das nicht haben will, der wählt das nächste mal lieber blau und nicht rot.
Dann klappt es auch mit dem richtigen Ministerpräsidenten… 😉

Joerg Baumann
3 Jahre her

Wie viele ja schon angemerkt haben, fehlt einfach das Bezugssystem um überhaupt irgendwelche aussagekräftigen Fakten präsentieren zu können. Wer am Nordpol steht und einen Schritt macht, geht immer Richtung Süden. Und für die Regierungsparteien ist jede Abweichung von der eigenen Politik Rechtsextremismus. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass die Regierung überhaupt nicht wirklich an der Bekämpfung von Rechtsextremismus interessiert ist, da echter Rechtsextremismus, im Sinne der Nationalsozialisten unter Hitler, in Deutschland kaum präsent ist. Gemeint sind damit Menschen, die wirklich ernsthaft auf einen Staat wie unter Hitler hinarbeiten. Sicher gibt es viele Spinner, die Symbole dieser Zeit benutzen oder… Mehr

Casta Diva
3 Jahre her
Antworten an  Joerg Baumann

Welch ein Kommentar! Als Frau mit vier deutschen Großeltern, langjähriges Ex-SPD-Mitglied, mit wunderbaren türkischen, persischen Freunden, lassen Sie mich nur ein wenig dazu anmerken. Mir sind in meinen sechs Lebensjahrzehnten noch keine Rechtsextremen begegnet. Und ich bin bzw. war recht viel unterwegs. Vermutlich Zufall, ich weiß, ich weiß. Als Schöffin bin ich nicht ein einziges Mal auf Glatzköpfe mit Springerstiefeln gestoßen. Doch raten Sie mal, welche Klientel in der Regel bei Rohheitsdelikten auf der Anklagebank sass? Antisemitische Übergriffe erfolgen fast ausschliesslich durch Muslime. Das haben mir jüdische Mitbürger bestätigt. Fragen Sie mal Henryk M. Broder, oder besser, lesen Sie aus… Mehr

Gernoht
3 Jahre her
Antworten an  Joerg Baumann

In der DDR hatten wir den Klassenfeind. Der war immer da und man hatte sich an ihn irgendwie gewöhnt, ohne ihn zu fürchten. Letztendlich sind wir dann zu ihm übergelaufen, u.a. wegen der Bananen. Nun ist die Sache wesentlich komplizierter geworden. Die Feindbilder kommen und gehen. Wo sind eigentlich die Rechtspopulisten geblieben?

Boris G
3 Jahre her

Und so sieht es auch Bundesebene aus: Eine satte Mehrheit der Wähler steht hinter einer Politik der Grenzenlosigkeit.

Boris G
3 Jahre her

Im Rausch der Fremdenüberhöhung haben unsere links-grün gestimmten Landsleute die dunklen Seiten der Masseneinwanderung von jungen Männern aus dem Armutsprekariat der 3. und 2. Welt komplett ausgeblendet. Dabei hätte ein Blick auf die Zustände in den französischen Vorstädten oder POC-Vierteln der USA genügt, um gewarnt zu sein.

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  Boris G

Wieso glauben Sie, dass diese Politiker nicht wussten, was sie tun und uns antun? Kein Rausch ist durchgängig und die Zeit, in diesem Land wieder Ordnung herzustellen und nach Recht und Gesetz zu handeln war seit 6 Jahren jederzeit gegeben.
Die wissen, was hier und anderswo läuft. Auf Ahnungslosigkeit wird sich dereinst weder ein Politiker noch ein Journalist zurückziehen können, denn eine Statistik des Bundeskriminalamts und der 16 Landeskriminalämter über Straftaten von Personen mit Migrationshintergrund, Asylbewerbern, Personen im Status eines abgelehnten Asylantrags, aufgeschlüsselt nach Herkunftsländern lag mit Drucksache 19/6230 ab 2013 allen Abgeordneten vor:
https://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/066/1906634.pdf

bfwied
3 Jahre her

Es ist ein psychisches Problem bei den Deutschen, die gerne irgend einem „Sozialismus“ anhängen in ihrem Hang zur Aufgehobenheit in einer Massenbewegung. Diese sogenannten Elite, die ausschließlich als Führungsschicht definiert werden kann, ist ein verrückter Ausbund an Schwachsinn, der sich gerne einschließt, um nichts anderes hören zu müssen als seinen Mist. Man sieht, wie es in Frankreich zugeht, in GB, aber auch in einigen Städten in Schweden und in Dänemark. Man sieht es und weiß es, und dennoch geißeln sie die Leute, die sie gewählt haben, und diese geißeln sich selbst, indem sie diese verbohrten Schwachköpfe wählen. Europas Kernländer zerstören… Mehr

Haedenkamp
3 Jahre her
Antworten an  bfwied

Der öffentliche Wahnsinn ist für alle erkennbar. Trotzdem wird weiter gemacht. Bisher war das auf schwer Alkohol- und Heroinabhängige beschränkt, immer weiterzumachen, obwohl das Ende schon naht. Selbstzerstörung als nihilistische Selbtverneinung im großen Stil. Da kommt selbst das Alte Rom nicht mit.