Ehemann von Umweltsenatorin Bettina Jarasch sollte RBB-Programmchef werden

Clan, Klüngel und Vetternwirtschaft zwischen öffentlich-rechtlichen Medien und grüner Politik: Laut einem Artikel des „Spiegel“ hat der RBB ohne Ausschreibung eine Stelle an den Ehemann der Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch vergeben wollen.

IMAGO / Future Image

In der guten alten bundesrepublikanischen Zeit waren Amigo-Geschäfte ein Heimspiel der CSU. Sie standen für die tiefe Vernetzung einer alt-etablierten Partei, die in jedem Ort und jedem Verein einen Vertreter hatte. Man kam schlicht nicht an ihr vorbei. Freunde zu haben, ist das etwa eine Schande?

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Hegemonien wechseln. Und an den Affären soll man sie erkennen. Der grüne Filz steht nicht im Verdacht, sich mit Rüstungskonzernen abzugeben. Doch es ergeben sich bestimmte Muster. Nicht nur die Durchdringung von NGOs und deren Einsetzung in Ministerien sowie die Verwebung mit dem Journalismus spielen eine Rolle. Auch-Clan-Bildung gehört dazu.

Nicht nur der Graichen-Clan hat in der Vergangenheit für Interesse gesorgt. In Berlin, der versumpften Hauptstadt der Republik, deren slawische Etymologie schon Warnung genug hätte sein können, treffen wir auf den nächsten familiären Kreis. Allein in dieser Woche fiel Bettina Jarasch bereits mit ihrer Fahrradfinte und ihrem zelotischen Eifer für die „Flaniermeile Friedrichstraße“ auf. Von ihren Verstrickungen in den RBB wussten wir dagegen nichts – zumindest nicht bis gestern.

Nun ist die Akte RBB spätestens seit der Affäre Schlesinger ein hochbrisantes Thema. In der Endzeit der Ära Schlesinger spielte sich auch die für Jarasch belastende Episode ab. Denn laut Spiegel hat RBB-Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus versucht, den prestigeträchtigen wie profitablen Posten des RBB-Programmchefs durch die Hintertüre zu vergeben – und zwar an Oliver Jarasch, den Ehemann von Bettina Jarasch.

Dass die Angelegenheit sensibel zu behandeln war, wusste Schulte-Kellinghaus natürlich. Statt einer Ausschreibung gab es eine Privat-Email des Programmdirektors an die Privat-Email Schlesingers. Es ginge um eine „Top-Secret“-Personalie. In der Sprache trifft sich neuerlich der US-Agententhriller-Anspruch mit der deutschen Provinz-Tatort-Realität. Programmchef Jens Riehle sollte abgesetzt werden.

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Riehle, mit dem Schulte-Kellinghaus nach eigenen Angaben nicht mehr weiterarbeiten wollte, sollte eine „gesichtswahrende Lösung“ angeboten werden. Er solle auf dem Papier weiterhin Leiter der Abteilung sein, dafür aber eine neue Abteilung ins Leben gerufen werden, die die eigentliche Gewalt über das RBB-Programm haben sollte („HA-Koordination“). Der Plan: Jarasch, der schon seit Jahren beim RBB als Journalist arbeitete, sollte die neuen Abteilung erst kommissarisch übernehmen und dann nach einem Verfahren regulär besetzen.

Schon drollig: Bei der Verteilung und Koordinierung von Macht geht es beim RBB zu wie bei der Kommunistischen Partei, die alte Institutionen abschaffte, indem sie neue gründete und die wahre Macht in die Hände treuer Kader legte. Doch nicht nur die Methode ist zweifelhaft. Chefredakteur David Biesinger hatte im Zuge des Berliner Wahlkampfs ab 2020 betont, dass Jarasch nicht mehr inhaltlich für den Sender arbeiten solle, sondern nur noch in „Organisationsprozessen“ eingesetzt werde.

Laut Spiegel hat Jarasch selbst „für die Zeit des Wahlkampfs“ angeboten, sich um andere Tätigkeitsfelder zu kümmern, nachdem seine Frau zur grünen Spitzenkandidatin gekürt worden war. Jarasch war als Leiter der Abteilung „Aktuelle Magazine“ für Formate wie die RBB-„Abendschau“ verantwortlich gewesen.

„Sowohl im RBB als auch im Hause Jarasch fehlt es an Sensibilität. Wenn der Mann einer Spitzenpolitikerin so eine Position bekommen soll, muss allen Beteiligten auffallen, dass das nicht geht“, sagte der CDU-Abgeordnete Christian Goiny, Mitglied des Rundfunkbeirats des RBB. „Mit politischem Fingerspitzengefühl hat das nichts zu tun und passt nicht zudem, was im Vorfeld gesagt wurde.“ Beim Sender sehe er weiteren Aufklärungsbedarf. Man müsse die Struktur des Senders noch einmal untersuchen und „nicht nur die Intendantenebene“.

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Wer hätte es gedacht – hinter dem RBB steckt eben nicht nur die Personalie Schlesinger, sondern ein Konzept und eine Kaste, die zudem politisch verstrickt ist. Doch genau darin liegt auch die Aufklärungsmüdigkeit von Medien und Politik begründet: Ein Netz, das über die Intendantin hinausgeht, könnte zuletzt auch zu eigenen unangenehmen Personalien führen. Das System RBB, das auch ein System ARD ist, wird aber neuerlich nicht angefasst, da mit einem Dominostein ein nächster umgeworfen werden könnte. Ketzerische Fragen über Ausgewogenheit, politische Verstrickungen oder Sendergebühren könnten die Debatte unterwandern. Das gilt es zu verhindern.

In diesem Modus bleibt auch der RBB selbst. Gegenüber dem Tagesspiegel sagte RBB-Sprecher Justus Demmer: „Die Zitate stammen offensichtlich aus einem privaten Mailwechsel, der rbb wird sie nicht kommentieren.“ Unabhängig davon plane der RBB keine Personalrochaden. Die RBB-Journalisten stehen vor einem brennenden Haus und weisen andere an, weiterzugehen – hier gebe es schlichtweg nichts zu sehen. Von Bettina Jarasch gibt es indes noch keine Äußerung. Laut Spiegel war ihr Ehemann Profiteur des RBB-Bonussystems.

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Kommentare ( 24 )

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Nachhaltiger Energie und Klimawandler
1 Jahr her

Da macht die Quotenregelung doch richtig Sinn. Da kommen Frauen auch mit wenig Qualifikation (Radfahren über kurze Strecken kann sie, danach geht es mit dem Tesla weiter) in wichtige Ämter. Damit ihr Ehemann den Karieresprung seiner Frau verkraftet wird er mit einem lukrativen Pöstchen an anderer Stelle versorgt. Damit ist allen geholfen.Berlin ich liebe dir.

mediainfo
1 Jahr her

,,, RBB ohne Ausschreibung eine Stelle an den Ehemann der Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch vergeben wollen.

Waren die Beiden schon zum Grillen bei Schlesinger, als diese noch in Amt und Würden war? Wundern würde mich das nicht, der Berliner Filz sucht seinesgleichen.

Lotus
1 Jahr her

Die Medien müssten als „4. Macht“ genau derartige Skandale und Fehlentwicklungen, derartigen Klüngel und Vetternwirtschaft aufdecken. Hinsichtlich „Spiegel“ hat das in diesem Fall funktioniert. In dieser Hinsicht ist der ÖRR aber ein Totalausfall. Kein Wunder, ist er doch direkt in diesen und ähnliche Skandale involviert. Der hochumstrittene ÖRR inszeniert sich als Moralinstanz und oberster Demokratiehüter. Was für ein Hohn, was für eine Frechheit. Der ÖRR in der jetzigen Form gehört eigentlich zerschlagen. Er trägt nichts zur Problemlösung bei, seine distanzlose Kumpanei mit den Grünen ist abstoßend und ein großer Teil des Problems. Man sollte niemals den Bock zum Gärtner machen.… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Lotus
Klaus Kabel
1 Jahr her

Die Grünen sind Leute, die sich hinter ihrer verlogenen Moral prostituieren und bereichern. In einer funktionierenden Demokratie würden sie vom Verfassungsschutz überwacht und vor Gericht gestellt. Ich kann diese Heuchler und Lügner nicht mehr hören und sehen. Und da stehen sie und grinsen und zeigen den Bürgern den Stinkefinger.

fatherted
1 Jahr her

Komisch…ich hätte jetzt getippt, dass Frau Giffey ihren Mann dort evtl. unterbringen würde….schade dass, das nicht so ist. Naja…dann halt ein Grüner-Ehemann….das Gehalt ist ja angemessen….man denke an die Verantwortung…die Arbeitsbelastung und die intellektuellen Anforderungen.

Gerhart
1 Jahr her

Unter 250.000 Euro brutto Jahreshaushaltseinkommen machen es die Grünen anscheinend nicht mehr.

Es ist insgesamt auffällig, wie viele doppelte Namen es beim Rundfunk gibt. Könnte es sein, daß die Kinder von Redakteuren und Abgeordneten hier bessere Chancen auf einen Job beim Rundfunk haben ?

Last edited 1 Jahr her by Gerhart
mediainfo
1 Jahr her
Antworten an  Gerhart

Könnte es sein, daß die Kinder von Redakteuren und Abgeordneten hier bessere Chancen auf einen Job beim Rundfunk haben ?

Aber das ist meiner Ansicht nach sowas von sicher, dass da „vererbt“ wird! Es kommt nur drauf an, die Cousinenwirtschaft möglichst gut zu verschleiern und den Anschein von Chancengleichheit zu erzeugen. Neueinsteiger haben die besten Chancen mit exotischem Namen und entsprechender Erzählung.

Exilant99
1 Jahr her

Die Grünen sind die schlimmste Partei die Deutschland seit 1945 hatte. Meiner Meinung nach ein Fall für den Verfassungsschutz, aber da die links-grünen schon den gesamten Staat unterwandert haben kann man hier auf nichts hoffen.

Wie sagte mir jemand mal : Die Grünen sind wie eine Wassermelone. Außen grün, innen rot mit braunen Kernen.

dabovobis
1 Jahr her

Bitte dranbleiben, liebes TE-Team

Der Person
1 Jahr her

„Der grüne Filz steht nicht im Verdacht, sich mit Rüstungskonzernen abzugeben.“ Richtig. Dieser Verdacht (der wohl noch aus den 80ern stammen muss, ist die absolute Skupellosigkeit der Grünen doch lange bekannt) ist nämlich ausgeräumt, der Beweis schon längst erbracht: 100.000 € von Südwestmetall ( dazu gehören u.a. Heckler & Koch, Diehl Defence oder MTU) bekamen die Grünen im Jahre 2014. Was man nie vergessen darf: die Unterwanderung durch Kommunisten/Maoisten begann in den 60ern (oder schon davor) in den Universitäten. Durch die dann u.a. Lehrer und Journalisten gegangen sind. D.h. alles, was man uns seit vierzig, fünfzig Jahren über Linke oder… Mehr

Timur Andre
1 Jahr her
Antworten an  Der Person

Dafür schreien die Grünen nun aber für Rüstung und Krieg. Als ich am Kasernentor stand, demonstrierten die Grünen für „Frieden schaffen ohne Waffen“.
Damals hatte ich noch Respekt vor den Grünen.

Der-Michel
1 Jahr her
Antworten an  Der Person

Und die permanenten Forderungen nach einer „Bürgerversicherung“ werden durch die Sponsoren des Bundesparteitages 2022 ad absurdum geführt. Als Sponsoren werden aufgeführt:

  1. Debeka Krankenversicherungsverein a.G. (größte private Krankenversicherung).
  2. Verband der Privaten Krankenversicherungen e.V

Aber auch andere Sponsoren sind interessant:

  1. Verband der Arzneimittel-Importeure Deutschland e.V. (VAD)
  2. ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.
  3. Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
  4. Getir

Vom Verband der Massentierhaltung bis zum Niedriglöhner ist alles dabei.

Andreas aus E.
1 Jahr her

Unglaublich – das sind beim „rbb“ ja Zustände wie in der BRD!