Wie viele Unstimmigkeiten darf der Papst in seiner Weihnachtsbotschaft haben?

Wenn die Tagesschau sich mit einem unausgegorenen Papstzitat zum Oberdeuter von Weihnachten in Stellung bringt, dann kann das nur schief gehen.

Screenprint via YouTube / Tagesschau

Die Tagesschau berichtet zu Weihnachten von der ersten Christmesse des neuen Papstes aus Rom. Der Artikel beginnt tatsächlich mit dem Satz: „Papst Leo XIV. hat mit einer religiös geprägten Predigt seine erste Christmette gefeiert.“

Was für eine Überraschung! Hatten wir nicht alle fest damit gerechnet, dass die erste Weihnachtspredigt des Papstes atheistisch oder kabarettistisch oder fußballerisch geprägt sei? Jetzt predigt sogar schon der Papst „religiös geprägt“. Sensationell.

Als große Überschrift sucht sich die Ideologiemaschine Tagesschau intuitiv den Satz aus der Rede des Papstes aus, der ideal zu der Ideologie passt, in der sich die ARD verfangen hat. „Wo Platz für Menschen ist, ist auch Platz für Gott.“ Das klingt migrationsfreundlich und schenkt der grenzenlosen Willkommensunkultur einen Heiligenschein.

In ihrer alternativlosen Verstiegenheit in die Buntschland-Idee erkennt die Tageschau nicht, dass sich dieser Schnipsel aus der Papstpredigt zwar ganz nett anhört, aber inhaltlich eine päpstliche Luftnummer ist.

In Bethlehem hatten zur Geburt Jesu die Hotels und Herbergen viel Platz für große Menschenmassen, die sich zur Volkszählung von Kaiser Augustus dort einfinden mussten. Und weil sie bereits so viel Platz für Menschen hatten, gingen Maria und Josef leer aus, obwohl Josef als Zimmermann zum damaligen Mittelstand gehörte und durchaus bei einer Unterkunft mitbieten konnte. Doch gerade weil Bethlehem gastfreundlich zu vielen Menschen war, blieb kein Platz mehr für die Heilige Familie.

Allerdings lässt Gott sich davon nicht beirren. Selbst wo Menschen die Aufnahmekapazitäten bereits überschritten haben, bahnt Gott sich seinen Weg. „Wo kein Platz mehr für Menschen ist, ist immer noch Platz für Gott“, so müsste es darum richtigerweise heißen, um die Geburt Jesu Christi im Stall von Bethlehem zu beschreiben. Ähnlich heißt es in Lukas 19,40: „Ich sage euch: Wo die Menschen schweigen werden, da werden die Steine schreien.“ Gottes Platzfinden oder Sprechen hängen nur in einem menschenzentrierten Weltbild, in dem der Mensch narzisstisch um sich selber kreist, an Menschen und menschlichen Vorbedingungen.

Und übrigens: Bei der päpstlichen Christmette war der Platz im Petersdom mit 6.000 Gottesdienstbesuchern völlig ausgefüllt. 5.000 Menschen kamen nicht mehr in den Kirchraum und mussten draußen auf dem Vorplatz im strömenden Regen stehen und konnten den Gottesdienst dort nur über Leinwand verfolgen. Gilt das Papstwort auch für den Vatikan: Wo kein Platz für Menschen ist, da ist auch kein Platz für Gott?

PS: Auch der Autor und evangelische Theologe Achijah Zorn lebt in seinen (Weihnachts-)Predigten allein aus der Gnade und Vergebung Gottes und kann sich durch die berechtigte Kritik seiner Zuhörer und Leser weiterentwickeln.

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Kommentare ( 2 )

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2 Comments
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Ohanse
4 Stunden her

Der Gedanke, sich durch berechtigte Kritik weiterentwickeln zu wollen, ist sehr sympathisch. Den CDU-Wählern geht diese Bereitschaft leider komplett ab. Sonst wären sie längst AfD-Wähler und hätten dem Bösen abgeschworen, das durch Merz und Co. in die Welt getragen wird.

Martin Mueller
4 Stunden her

Die weltweiten Christenverfolgungen solltendas erste Thema des Papstes sein.

Und was kommt?