Nach Jahrzehnten der Inflation, Korruption und sozialistischen Selbsttäuschung fegt der Libertäre mit über 40 Prozent der Stimmen durch das Land. Sogar in der linken Hochburg Buenos Aires. Der Peronismus liegt am Boden, die Linke ist im Schockzustand. Mileis Programm ist einfach. Er setzt auf Eigenverantwortung.
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Rodrigo Abd
Nach einem hart umkämpften Wahlkampf erzielt Javier Mileis Partei La Libertad Avanza (Die Freiheit kommt voran) einen historischen Sieg. Auch in der Provinz Buenos Aires. Die Provinz Buones Aires war bisher eine Hochburg der Linken.
La Libertad Avanza (LLA) errang bei den argentinischen Parlamentswahlen 2025 einen überzeugenden Sieg mit knapp über 40 % der Stimmen auf nationaler Ebene und Erfolgen in 16 von 24 Provinzen. Darunter auch die wichtigste Provinz Buenos Aires, in der allein bei den jetzigen Teilwahlen 35 Sitze vergeben wurden. Noch vor zwei Monaten musste Mileis Partei hier noch eine Niederlage hinnehmen.
Noch vor wenigen Wochen galt Milei als angeschlagen. Währungskrise, Proteste gegen Miles Politik, interne Skandale. Die Gegner Mileis witterten bereits das Ende des libertären Experiments. Doch die Argentinier entschieden sich klar anders. Sie gaben ihm ein historisches politisches Mandat.
Mit 90 % der ausgezählten Stimmen bestätigte Kabinettschef Guillermo Francos in der Nacht das Ergebnis, das Präsident Javier Milei nun einen entscheidenden politischen Rückhalt verschafft, um die zweite Phase seiner Amtszeit mit mehr Einfluss im Kongress und größerem Spielraum für eine Umgestaltung des Kabinetts anzugehen.
Das Ergebnis ist eine Bestätigung für die Regierung und ihre liberalen Politik. Mileis Ziel war es, ein Drittel der Sitze im Abgeordnetenhaus zu erreichen, um sein Reformprogramm abzusichern. Dieses Minimalziel hat er klar übertroffen.
Die Schlüssel des Wiederaufstiegs
Der Wahlkampf von LLA war von Santiago Caputo, einem Neffen von Luis Caputo, organisiert worden. Ihm gelang es, die Euphorie von 2023 wieder aufleben lassen. Ausserdem stärkte er die Präsenz Mileis und seiner Partei in den Provinzen und er stellte die Jugendbewegung der Partei neu auf. Hier war vor allem wichtig, deren Ton zu mäßigen, um auch jene zu erreichen, die unter der wirtschaftlichen Anpassung gelitten hatten.
Der Austausch von José Luis Espert gegen Diego Santilli, als Führer der Partei in der Provinz Buenos Aires, der in letzter Minute von Karina Milei und Wirtschaftsminister Luis Caputo beschlossen worden war, gilt als weiter wichtige Entscheidung, die diesen Erfolg ermöglichte.
Schon kurz nach der Bekanntgabe der Ergebnisse kursieren nun Gerüchte über Umbauten im Kabinett von Javier Milei. Guillermo Francos soll gehen, Karina Milei, die unsichtbare Hand hinter der Macht, will, so die Gerüchte, ihre Kontrolle ausbauen. Auch Finanzminister Luis Caputo steht im Rampenlicht, nachdem er mit Washington eine fragile Stabilität erkauft hat.
Im argentinischen Parlament gibt es derzeit 23 verschiedene Parteien. Nur drei davon haben mehr als zehn Sitze. Der Rest hat zwischen fünf und einem Sitz. Viele Parteien repräsentieren fast ausschließlich die Interessen ihrer jeweiligen Provinzen und sind schwer in ein pro oder anti Milei-Schema einzuordnen.
Mileis Partei konnte ihre Sitze von 28 auf 92 erhöhen. Die Fuerza Patria, früher Unión por la Patria, errang nur 31 neue Sitze. Mit den bisherigen Sitzen hat die Partei jetzt 79 Sitze. Die Partei Juntos por el Cambio, die Milei bisher unterstützte, ist noch mit 25 Sitzen im Parmlament vertreten. Für eine Mehrheit im Parlament fehlen dann noch 12 Stimmen, die dann jeweils mit Kleinparteien verhandelt werden müssen.
Im Senat sind 17 Parteien vertreten. LLA verfügt dort jetzt über 19 Sitze, die Linke über 15 und Juntos über 9. Auch hier müssen die fehlenden Stimmen von regionalen Kleinparteien Mehrheiten sichern.
Die Linken im Schock und offenliegende Risse
Die Niederlage des Peronismus, vereinfacht kann man sie heute auch als Linke bezeichen, da sie ein klar kollektivistisches Program hat, überraschte selbst die kritischsten Sektoren innerhalb des Lagers. Cristina Fernández de Kirchner, die einen Großteil der Listen, insbesondere in Buenos Aires, zusammengestellt hatte, steht nun vor der Herausforderung, die innere Einheit zu bewahren.
Unterdessen erlitt Provincias Unidas, das von Gouverneuren wie Juan Schiaretti, Maximiliano Pullaro und Ignacio Torres angeführte föderale Bündnis, ein gescheitertes Debüt an den Urnen, ohne sich als nationale Alternative zu etablieren.
Während Europa noch über „soziale Gerechtigkeit“ und „Klimaneutralität“ debattiert, setzt Milei auf das Gegenteil. Deregulierung, Privatisierung, Entstaatlichung. Seine Wirtschaftspolitik ist brutal und ehrlich. Genau das scheint die Argentinier überzeugt zu haben für ihn und sein Programm zu stimmen.
In einem Land, in dem fast die Hälfte der Bevölkerung vom Staat lebt, wagte er das Undenkbare. Die Rückkehr zur Eigenverantwortung. Dass er nun gestärkt aus den Wahlen hervorgeht, zeigt, dass die Menschen genug von dieser kollektivistischen Politik haben, die fast alle verarmt, und nur einen sehr kleinen Teil enorm bereichert. Die Erzählungen des später ermordeten Leibwächters der früheren Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, Ehefrau des früheren Präsidenten Néstor Kirchner, wie die beiden mit Müllsäcken voller Geldscheine ins Ausland flohen, sind anscheinend doch noch nicht vergessen.
Ein Weckruf für den Westen
Mileis Sieg ist viel mehr als ein argentinisches Ereignis. Er ist ein Symbol für den globalen Umschwung. Die Mehrheit der Bürger hat genug von moralischem Dirigismus und Dauersubventionierung von Wählern der linken Parteien.
Während Europas Regierungen weiter an grünen Dogmen und sozialistischen Reflexen festhalten, zeigt Argentinien, dass Wähler auch anders sein können: rebellisch, eigenständig und unberechenbar.
Milei hat den Zeitgeist gegen den Strom gedreht. Mit der Kettensäge, Mut und einem klaren Nein zu allem, was nach staatlicher Bevormundung riecht. Und nach diesem überzeugendem Wahlsieg lacht das Establishment jetzt nicht mehr.
Kaum ein Satz symbolisiert die Hilflosigkeit der alten Linken besser als jener von Juan Grabois, der kurz vor Schließung der Wahllokale noch von der “schwierigsten Wahl seit dem 7. September“ sprach. Grabois, ein Sozialaktivist, wirkte dabei wie ein Mann, der ahnt, dass sein Zeitalter zu Ende geht.
In einem letzten Versuch, dem Unvermeidlichen eine moralische Deutung zu geben, sprach er von einer „ausländischen Besatzung“ – als wäre Argentinien von fremden Mächten übernommen worden. Dass er Donald Trump als „jefe de campaña“ Mileis und den Hedgefonds-Manager Scott Bessent als „jefe de Economía“ bezeichnete, offenbart den Grad der Verzweiflung.
Die Realität ist einfacher. Milei hat die internationale Finanzwelt nicht gegen, sondern für sich gewonnen: für viele linke Intellektuelle das wahre Sakrileg.
Ganz anders der Ton bei Cristian Ritondo, dem Präsidenten des PRO Propuesta Republicana, der ehemaligen Partei von Mauricio Macri in der Provinz Buenos Aires. Er erschien im neuen Machtzentrum der Republik und analysierte den Wahlausgang nüchtern. Ritondo steht für jene bürgerlich-konservative Schicht, die Mileis Programm unterstützt, ohne es zu vergöttern. Für sie bedeutet der Erfolg vor allem Stabilität und die Chance, endlich parlamentarische Mehrheiten für die großen Strukturreformen zu sichern.
Dass Ritondo offen vom „Consejo de Mayo“ spricht, einem geplanten Gremium zur Koordination der Reformagenda ab Dezember, zeigt: Die neue Regierung denkt bereits an das institutionelle Fundament ihrer Revolution.
Zwei Welten, ein Land
Grabois und Ritondo, zwei Zitate aus zwei Welten die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine klammert sich an Verschwörungserzählungen und moralische Selbstvergewisserung. Der andere blickt technokratisch, pragmatisch und selbstbewusst nach vorne.
Argentinien steht damit sinnbildlich für die globale Zeitenwende. Die alte Linke verliert ihr moralisches Monopol, während die neuen, selbstbewussten Liberal-Konservativen Verantwortung übernehmen.

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Waaas? Das kann nicht sein. „MEIN“ ZDF hat mir letzte Woche erklärt, dass Milei gescheitert ist und die Wahl mit Pauken und Trompeten verliert. „MEIN“ ZDF hat mir auch die tausende Demonstranten gegen Milei gezeigt. Also Herr Punzmann, verbreiten Sie keine Fake-News, schließlich hat „MEIN“ ZDF sogar Fakten-Checker.
Es ist „UnsereDemokratie“. Krieg ist Frieden, Armut ist Reichtum, Lüge ist Wahrheit.
Linke werden nie Probleme lösen die sie verursacht haben!
Ja – das ist doch etwas ganz anderes, das kann man doch nicht vergleichen.
Und nächstes Jahr ist es wieder etwas ganz anderes, was man nicht vergleichen kann,
und übernächstes Jahr
und immer wieder.
Na – Prinzip erkannt?
Ich helfe Ihnen:
und
Wie bei so vielen anderen Themen !
Fast vergessen…
Ein toller Artikel, verehrter Herr Punzmann
Deutschland in zwei Minuten erklärt:
https://twitter.com/i/status/1982038832984838399
„Hier kommt Mileis Erfolgsbilanz:Milei hat die Armutsquote von 50 Prozent (man stelle sich das vor) binnen kurzer Zeit auf 31 Prozent gesenkt. Er hat zwei Millionen Kinder aus der Armut geholt. Milei hat die – arm machende – Hyperinflation drastisch gedrückt – von 20 Prozent (im Monat!) auf unter zwei Prozent. Milei hat die erdrückenden Staatsausgaben um ein Viertel gesenkt. Man stelle sich für einen Moment vor, die deutsche Bundesregierung wollte die Staatsausgaben um 25 Prozent senken. Milei hat für einen ausgeglichenen Haushalt gesorgt. Mileis Maßnahmen führten zu einem Wachstum der Wirtschaft um fünf Prozent im Jahresvergleich. Apropos Vergleich: Die… Mehr
Die weltweite Mehrheit vielleicht, doch im zentraleuropäischen Siedlungsgebiet einer Gruppe von Stämmen, deren Bezeichnung Germanen am wahrscheinlichsten auf eine keltische Etymologie zurückgeht, ist die große, überwiegende Mehrheit von zirka drei Viertel noch vom sozialistischen Gegenteil durchdrungen.
Es heißt, der Gesinnungswandel jener Mehrheit warte auf eine Katastrophe, welcher Art diese auch immer sein wird …
Wieso lügen Sie, Herr Punzmann?
Er hat in Buenos Aires überhaupt nicht gewonnen, dort lagen die Linken mit 47% deutlich vorne!
Ich hoffe, dass Milei die fehlenden Stimmen zur absoluten Mehrheit für seine Ziele erhält, denn sonst wird sich nicht viel ändern.
Die Bevölkerung erwartet mit der Hilfe der USA jedoch eine Änderung, sonst wird er bald wieder Stimmen verlieren.
Wie ich die Linken kenne, lässt man lieber die Bevölkerung darben und schiebt die Schuld auf die anderen, bevor man bösen Kapitalisten hilft, das Land wieder auf Kurs zu bringen…
Der Bericht von Thomas Punzmann basiert auf einem Beitrag des Fernsesenders „Welt“.
Die (wirtschafts-)politische Perspektive der Argentinier und ihren Mut, diese in Wahlen zu artikulieren ist aus einem Land, in dem noch immer mehr als zwei Drittel eine suizidale Politik wählen, gestern anschaulich eine ähnliche Quote Münchens wahnwitzige Olympiabewerbung befürwortete, nicht nur nicht zu überschätzen, sondern im höchsten Maße bewundernswert.
Wo bitte ist Milei konservative und wo genau übernimmt er Verantwortung? Er ist von Pontius zu Pilatus gerannt und hat um Devisen gebettelt, und Onkel Donald hat ihm sehr zum Missfallen seiner MAGA-Bauern mit etlichen Milliarden und eingen Deals den Arsch gerettet für genau diese Wahl. Aber das wäre vermutlich schon wieder zuviel Kontext für die Leserschaft.
Mindestens einer welcher nicht auf das Hohelied von Milei einstimmt. Die Wahl war im Grunde genommen von den USA gekauft. Wenn Ihr Herr Milei wählt werden wir euch nochmals 20 bis 40milionen Dollar zuschieben. Die Zölle auf das Rindfleisch werden wegfallen (US Rindfleischzüchter sind nicht sehr amüsiert) und der Peso wird bis zur Wahl gestützt. Bevor die Wähler noch auf dumme Gedanken kommen. Dann kommen noch ca. 44 Mrd. Dollar vom IWF dazu und etwas von den reichen Argentinier welche in den USA wohnen. Und was bleibt noch? Nichts mehr von der Kettensäge. Naja. Die Kette bleibt noch übrig. Und… Mehr