In Budapest wollen die Präsidenten Russlands und der USA über Krieg oder Frieden in der Ukraine verhandeln. Ein Gewinner dabei steht schon fest: Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán.
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Evan Vucci
Gegen sieben Uhr abends gerieten die Spätschichten aller größeren ungarischen Medien in helle Aufregung. Donald Trump hatte auf „Truth Social” gepostet, er werde sich mit Russlands Präsident Wladimir Putin treffen, um über einen Frieden in der Ukraine zu verhandeln – in Budapest. Er selbst habe das vorgeschlagen, und Putin – mit dem er zwei Stunden lang telefonierte – habe das für eine gute Idee gehalten.
Weniger gut fand es wohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Der hört nicht auf, radikal auf die ungarische Regierung einzudreschen, aus seiner Sicht völlig gerechtfertigt, denn Ungarn ist fest entschlossen, einen EU-Beitritt der Ukraine zu verhindern. Selenskyj war gerade in den USA gelandet, wo er am Freitag mit Trump zusammentreffen sollte – wobei er auf das Versprechen hoffte, amerikanische Cruise Missiles vom Typ Tomahawk geliefert zu bekommen. Stattdessen wurde er von der Nachricht des Budapester Gipfels sichtlich überrascht. Trump hatte das Tomahawk-Versprechen ganz offensichtlich dazu genutzt, Druck auf Putin auszuüben – ob die USA diese Raketen wirklich an die Ukraine liefern werden, könnte nun auch vom Ergebnis des Budapester Treffens abhängen.
Auch die EU-Institutionen waren vollkommen überrascht, niemand hatte sie für würdig gehalten, etwas über die Pläne zu erfahren. Erst drei Tage zuvor hatte Trump Orbán deutlich und sichtbar vor der Weltöffentlichkeit gepriesen. Er hatte ihn zu seinem „Friedensgipfel” in Sharm-el-Sheikh eingeladen, wo der Gaza-Konflikt vorerst beendet wurde, und Orbán in Anwesenheit der versammelten Staats- und Regierungschef als „großartig“ gepriesen. Zudem versprach er, hinsichtlich der kommenden Wahlen in Ungarn voll hinter ihm zu stehen. Zu Friedrich Merz, der dabei auch anwesend war, sagte er nur, er sei „groß“.
Am 15. Oktober fand ein Interview Orbáns mit „Mandiner“ (der Transparenz halber: Ich bin dort stellvertr. Chefredakteur) statt, in dem er ein weiteres, bilaterales Treffen mit Trump ankündigte. Der Zeitpunkt stehe bereits fest, „in gar nicht so langer Zeit“.
Auf die Frage, warum Trump ihn wohl eingeladen habe zum Friedensgipfel in Sharm-el-Sheikh, antwortete Orbán: Es gibt ein „Friedens-Netzwerk“, eine informelle Allianz solcher Staaten, die auf Frieden hinarbeiten wollen statt auf Krieg in der Welt, „und wir gehören dazu. Wir alle helfen einander, um Frieden zu fördern, vor allem aber helfen wir alle den USA. Deswegen war unser Platz dort.“
Pikant: Die Staats- und Regierungschefs mussten in Sharm-el-Sheikh geschlagene fünf Stunden auf Trump warten, verriet Orbán. Das habe einige der „bedeutenderen“ Regierungschefs etwas irritiert, er aber habe die Zeit genutzt, um mit einigen von ihnen tiefere Gespräche zu führen, vor allem mit dem französischen Präsidenten Macron. Mit anderen Worten: Orbán sprach lange mit mehreren der EU-Regierungschefs, aber verriet offenbar niemandem etwas über das Budapester Treffen.
Das mag folgenden Grund haben: Orbán bezeichnete die EU und viele ihrer Mitgliedstaaten im Mandiner-Interview als „Kriegspartei“, die den Krieg in der Ukraine „verlängern wollen“, als Instrument, um die EU noch stärker zu zentralisieren. Ohne diese „Kriegsstrategie“ der EU, so meinte Orbán, wäre es Trump schon längst gelungen, einen Frieden in der Ukraine herbeizuführen. Er forderte die EU auf, diese Strategie radikal zu ändern: Es brauche eine eigene, europäische Initiative, um den Krieg zu benden, und dazu müsse die EU vor allem „direkt mit den Russen sprechen“.
Mit anderen Worten: Er verriet den Europäern nichts vom Budapester Treffen, weil er fürchtete, dass sie es sabotieren könnten. In diesem Lichte also ist der kommende Budapester Friedensgipfel zu betrachten. Hinter den Kulissen trug die ungarische Regierung, dank ihrer guten Kontakte nach Moskau sowie mit Washington, in nicht geringem Maße dazu bei, dieses Treffen zustande zu bringen.
Nun ging es Schlag auf Schlag: Am Freitagmorgen gab Orbán im Interview mit Kossuth Rádó bekannt, er habe bereits mit Trump telefoniert, „die Vorbereitungen für den Gipfel haben schon begonnen“. Orbán sagte, er bedaure nur, dass „Papst Franziskus dies nicht mit erleben kann“, er habe sich immer sehr für Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine eingesetzt.
Außenminister Péter Szijjártó ließ wissen, er habe bereits mit seinen russischen und amerikanischen Amtskollegen gesprochen. Die Medien berichteten atemlos, im Minutentakt prasselten Artikel ins Internet, die das Großereignis unter jedem nur erdenklichen Gesichtspunkt beleuchteten. Sogar dezidierte Kritiker der Regierung wie András Kosa vom Sender Freies Europa nannten es einen „riesigen diplomatischen Erfolg“ Orbáns.
Für den ist all dies nebenbei ein Geschenk des Himmels im Wahlkampf gegen seinen Rivalen Péter Magyar. Die Medien sind voll mit ihm, niemand kann anzweifeln, dass Orbán, als erfahrenster Staatsmann Europas, hier einen riesigen diplomatischen Erfolg errungen hat. Der tat so, als sei alles ihm zu verdanken: Er habe „schon im August“ ein solches Treffen angeregt. Das regierungskritische Portal telex.hu übernahm das gar als eigenen Gedanken. In Wahrheit hatte die ungarische Regierung bereits drei Tage nach Ausbruch des Krieges ein solches Treffen in Budapest vorgeschlagen, und seither im Stillen daran gearbeitet, dies möglich werden zu lassen. „Ich sprach drei Tage nach Kriegsbeginn mit meinen ukrainischen und russischen Amtskollegen“, sagte Außenminister Szijjártó am Freitag, „und sagte ihnen, falls ein Ort für Friedensgespräche gesucht wird, wir stehen bereit.“
Und die EU in alldem? Niemand ist wirklich neugierig darauf, was etwa Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über die Sache denkt. Niemand hatte den Europäern etwas von dem Plan verraten. Europas Chefdiplomat ist derzeit de facto Viktor Orbán.
Ob das alles etwas bringen wird, steht freilich in den Sternen. Bereits im August hatte Trump Putin in Alaska getroffen und danach sehr optimistisch geklungen – aber danach geschah nichts. Nun wird sich zeigen müssen, ob außer einer großen Show inhaltlich etwas erreicht werden kann.

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Nun wird es wohl doch nichts mit Frieden, hätte mich auch gewundert. Da gibt es noch viele, viele Millarden zu verdienen mit der Aufrüstung der Ukraine, warum sollte das beendet werden?? Alles Märchenstunden für das tumbe Volk.
Vor allen Dingen hat Orban schon vor sehr langer Zeit erkannt, was die EU in Wirklichkeit „auf dem Kasten“ hat und sich lieber gleich den Führungen der Weltpolitik zugewandt anstatt sich mit den Wasserträger herumzuschlagen, die sowieso nichts gebacken kriegen außer Verboten, Überwachungen, Restriktionen und Enteignungen durch die Hintertür.
Sonny, da hast du recht..
Orban hat früh erkannt welche tolle Melkuh wir hier in der EU sind. Und wo er noch mehr herbekommen kann. Vor allem für seine eigene Sicherheit. Er tickt ja genau wie Trump und Putin.
Seine Leute unterdrücken kann er genau so wie die beiden anderen..
Das alles ist ein tolles Theaterstück.. Und wird wechselseitig choreografiert.
Aber was weiss ich den. Ich bin ja nur kein Bot. Grins
Warten wirś mal ab. Was wurde nicht alles vom Alaskagipfel erhofft. Am Ende war es nur ein besserer PR-Termin. Der Ukrainekrieg wird es dann enden, wenn beide Seiten bereit sind, von Forderungen abzurücken, die für den Anderen inakzeptabel sind. Vorschläge wie sie von Trump kamen, dass Russland die Krim bekommt, aber der Donbass (langfristig) wieder zur Ukraine soll, sind für Russland unanehmbar – zumindest solange die Ukraine ins Westbündnis aufgenommen wird. Und dafür reicht ein EU-Beitritt – da braucht es keine offizielle Nato-Mitgliedschaft. Und russische Vorstellungen, dass alles östlich des Dnepr plus Odessa bis Transnistrien russisch wird, und die Restukraine… Mehr
Verlierer sind vor allem die Deutschen, die einfach sich die Pipeline sprengen lassen, auch vielleicht noch auf Befehl Selenskyj,und der blödsinnige, weil nutzlose Verzicht auf russisches Erdgas, was die deutsche Wirtschaftsrezession mit angeheizt hat. Und Verlierer sind sie, weil sie in einen Abnutzungskrieg investieren, in der phantastischen Vorstellung. die Ukraine könne irgendwann den Krieg gegen Russland gewinnen. Dieser Abnutzungskrieg reibt Europa förmlich auf, verzehrt alle finanziellen Ressourcen, vor allem die aus Deutschland, und führt zu nichts, außer zu mehr Flüchtlingen, die geradewegs in die Sozialsysteme einwandern und Steuerverschwendung.
Da hat aber einer alle Narative in eine Beitrag bekommen. Sag mal bist du überhaupt ein Deutscher? Europa wird nicht aufgerieben.von wem.. Russland?, das ich nicht lache. Sag deinem Putin schönen gruß aus Europa.. alles was er tut macht ihn nur ärmer.
Übrigens der Beitritt der Ukraine zur Nato als Grund für den Einmarsch anzuführen ist das blödeste was ich je gehört hab..
Wo wäre er denn wenn er die Ukraine überrannt hätte…
An der Grenze zur Nato. Ohje
Für Viktor Orban zahlt es sich endlich aus, immer die gleiche, ehrliche, konservative Linie für sein Volk zu verfolgen. Ich wünschte mir, wir hätten mehr solche Staatschefs in der EU
Ich lach mich schlapp, ehrliche konservative Linie? Keine freie Presse, Verwandten in allen entscheidenden Ämtern. Richter sind nur auf seiner Linie in ihre Ämtern gekommen.
Erinnert mich ganz stark an Trump.
Warum die sich so mögen ist mir schleierhaft. Grins.
Solange die amerikanische Rüstungsindustrie von den Lieferungen in die Ukraine profitiert, solange wird es keinen Frieden geben.
Egal was Trump sagt oder vielleicht meint.
It’s just business Der Sinn von Trumps Nahostreise waren Rüstungsgeschäfte schreibt Röper.
Vielleicht genügen die Abschlüsse dort ja als Ersatz?
Wenn ich so die Kommentare lese muss ich feststellen, dass der Westen einfach nicht wahr haben will, dass er abgemeldet ist. Die EU wird im derzeitigen woken Wahnsinn immer weiter abgehängt werden. Die wollen nicht verstehen, dass die täglich verbreiteten Lügen nur noch ganz kurze Beine haben. Das geeier über die Corona- Aufarbeitung ist nur noch unterirdisch und eine Offenbarung. Ich kann nur raten : Schafferewitsch lesen ! es gleicht sich immer wieder. Wenn die ganzen Kasper nicht endlich von von der Bühne gefegt werden, kommt es ganz böse für uns!
Was soll das rechte geschwurbel hier. Es müssen Lösungen her. Keine blöden Stammtisch Parolen nach dem 10. Bier.
Also ran an die Tasten und hört auf wie 1mio Trainer der nat(z)ional Mannschaft zu klingen.
Wir werden alle Sterben… heulen.
Sterben nicht, aber zahlen werden die Deutschen. Liefert Trump tatsächlich die Marschflugkörper, dann bezahltDeutschland. Liefert er sie nicht, und der Krieg geht trotzdem weiter, dann zahlen die Deutschen auch: Für noch mehr Flüchtlinge und irgendwann auch für den Wiederaufbau. Tolle Perspektiven haben die Deutschen.
Kann man ändern. Per Gesetz.
Und man kann Grenzen schließen.
Denn schließlich hungerten viele der echten Flüchtlinge, Heimatvertriebenen und Kriegsheimkehrer nach 1945 lange Jahre auch – und wussten, dass sie anpacken mussten, um dem Nachkriegstode zu entgehen.
Wie bescheuert muss man sein, das Taugenichtsen aus aller Welt nicht auch abzufordern: für das eigene Brot arbeiten?
Orban ist ein aufrechter Konservativer, der in erster Linie als Regierungschef für die Interessen seines Landes kämpft.
Was wäre besser für Ungarn, als wenn sich Russland und USA gut verstehen und Ungarn mit beiden Blöcken Handel treiben kann.
Ich wünsche Orban maximalen Erfolg. Frieden und Verständigung nützt uns allen in Europa und der Welt. Krieg ist nur gut für Kriegsgewinnler, die maximal weit von der Front weg sind. Kriegsprofiteure sind Drecksäcke.
Trump und Putin planen auch neue Handelsbeziehungen – köstlich angesichts der EU-Sanktionspakete!!!
Ich gönne Urban diesen Erfolg von Herzen und hoffe, daß die Gespräche den Weg zum Frieden ebnen, damit in der Ukraine endlich das sinnlose Sterben aufhört.
Daß die EU nur noch am Katzentisch sitzt, ist ihrer Hypermoral zuzuschreiben. Hätte UvdL noch einen Rest von Ehre im Leibe, würde sie jetzt zurücktreten.
Hypermoral kann ich nicht sehen, eher brachiale Dummheit plus tiefsitzende Aggressivität!!
Ein Treffen auf EU- und NATO-Gebiet halte ich für riskant, da es ukrainische Geheimdienste dort leichter hätten als z.B. in Alaska, ein Attentat auf Putin durchzuführen. Dann eskaliert die Lage vollends.
Das werden die Beteiligten schon selbst beurteilen können.
Die Folgen treffen aber uns. Auf Trump wurde auch schon geschossen.
Wenn ich mir die Machtgierigen dieser Welt so ansehe, bin ich mir da gar nicht so sicher.