Sieben Erkenntnisse für Israel und die Welt

Die zwei Jahre nach dem entsetzlichsten Judenmord seit dem Holocaust haben gezeigt, in welch erbärmlichem Zustand sich Europa befindet. Fast alle Staaten des alten Kontinents lieferten neue Belege für ihre Realitätsferne, ihre Blindheit gegenüber den Herausforderungen durch den Islam sowie ihre politische Bedeutungslosigkeit für den Nahen Osten.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Leo Correa

Der Terroranschlag der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 hat die Welt verändert. Für Israel ist inzwischen der gesamte Nahe Osten Kriegszone. Die Todfeinde des jüdischen Staates im Gaza-Streifen, im Libanon oder in Iran sind deutlich geschwächt. Israel ist zwar weltweit politisch isolierter denn je, was aber dank US-Präsident Donald Trump nur sehr wenige Auswirkungen hat.

Allerdings lassen die zahlreichen Antisemiten in aller Welt ihre jüdischen Mitbürger für Israels Waffengänge büßen; die etwa neun Millionen Juden außerhalb Israels müssen damit fertig werden, dass der mehr als 2000 Jahre alte Judenhass, der nach dem Holocaust zeitweise verschämt unterdrückt wurde oder unter einer dünnen Decke weit verbreiteter Schuldgefühle schlummerte, urplötzlich wieder ungehemmt erwachte.

In der westlichen Welt tobt sich der Antisemitismus aus, befeuert von der Kumpanei vieler linken Organisationen und islamistischer Gruppen, so heftig und aggressiv wie schon seit acht Jahrzehnten nicht mehr. Für traditionelle Rechtsradikale gehört die Abscheu von Juden ohnehin zu ihrer DNA.

Die zwei Jahre seit dem Horror des barbarischen Wütens der Palästinenser in israelischen Siedlungen, Kibbuzim und auf dem „Psytrance-Festival Supernova“ haben erneut belegt, in welch erbärmlichem Zustand sich Europa befindet. Fast alle Staaten des alten Kontinents lieferten immer neue Belege für ihre Realitätsferne, ihre Blindheit gegenüber den Herausforderungen durch den Islam sowie ihre politische Bedeutungslosigkeit für den Nahen Osten.

Auch in Deutschland wurde heftig gegen den jüdischen Staat protestiert und gewettert, brach allerorten der Antisemitismus aus – wenngleich zumindest die Bundesregierung sich den besonders krassen, israelfeindlichen Tiraden manch anderer europäischer Spitzenpolitiker – so in Frankreich, Spanien, Norwegen oder Großbritannien – verweigerte.

Sieben überwiegend düstere Erkenntnisse zwei Jahre nach dem entsetzlichsten Judenmord seit dem Holocaust, bei dem im Süden Israels binnen eines Tages 1195 Menschen ermordet und 251 Menschen als Geiseln verschleppt worden waren:

1. Für Israel ist der gesamte Nahen Osten Kriegszone

Bis zum zweiten Jahrestag des Massakers am Dienstag war es unklar, ob die Hamas den Friedensplan Trumps, insbesondere die Freilassung aller israelischen Geiseln, die freiwillige Entwaffnung und den Verzicht auf jegliche politische Einflussnahme im Gaza-Streifen akzeptieren würde. Sollte die Terrororganisation diese faktische Kapitulationserklärung hinnehmen, so wäre das zweifellos auch Ergebnis der rigorosen Kriegsführung Israels unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Der auch in seiner Heimat heftig umstrittene Regierungschef, der erklärtermaßen erst nach dem Krieg über seine politische Mitverantwortung für den unerwartet und erschreckend folgenreichen Terror-Angriff am 7. Oktober 2023 sprechen will, hat sich als rigoroser, willensstarker Oberbefehlshaber der Streitkräfte erwiesen.

Der rote Faden aller Operationen des Militärs und der Geheimdienste war klar erkennbar: die Feinde Israels werden angegriffen, egal wo sie sich befinden und im Extremfall auch in Kauf nehmend, dass die palästinensischen Terroristen unschuldige Zivilisten als Schutzschilder missbrauchen.

Rote Linien setzte sich das Militär in diesem asymmetrischen Krieg, in dem die Terroristen gezielt in Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern Unterschlupf suchten, lediglich in dem schier unmöglichen Bemühen um ein „humane Kriegsführung“. Die Anstrengungen, die Zivilbevölkerung zu verschonen – beispielsweise durch Informationen über nächste Angriffsziele – haben Israel nichts eingebracht. „Völkermord“ und „Hunger als Waffe“ lauteten die Vorwürfe, die nicht selten mit fabriziertem Propagandamaterial untermauert wurden.

„Den Krieg der Informationen und der Bilder hat die palästinensische Terrororganisation schon längst gewonnen – auch durch das Versagen westlicher Journalisten und Politiker“, kritisierte der Chefredakteur der Jüdischen Allgemeine, Philipp Peyman Engel.

Ungeachtet der weltweiten Kritik an Israel wegen der verheerenden Zerstörungen, dem Massenelend und dem Tod von Zehntausenden Palästinensern im Gaza-Streifen befahl Netanjahu – mit der entscheidenden Rückendeckung durch Trump – vor einigen Wochen die militärische Schlussoffensive.

Ziel war die sukzessive Eroberung und Besetzung auch der letzten Rückzugsorte der Hamas, insbesondere in Gaza-Stadt, wo sich anfangs noch eine Million Palästinenser befanden. Ungeachtet aller Massenproteste im Inland und der politischen Anfeindungen selbst von angeblichen Freunden Israels wie Frankreich oder Großbritannien hielt Israels Premier am Kriegsziel fest, die Hamas vernichtend zu schlagen; nie wieder sollte die Terrororganisation zu einem Massaker wie am 7. Oktober 2023 fähig sein.

Der inzwischen am längsten amtierende Ministerpräsident in der 82-jährigen Geschichte Israels konnte Dank Trumps unbeirrter Solidarität mit dem jüdischen Staat erfolgreich dessen Todfeinde im gesamten Nahen Osten angreifen, viele Führungsfiguren ausschalten und die großen islamistischen Organisationen zumindest nachhaltig schwächen.

Die schiitischen Hisbollah-Milizen erlitten durch israelische Luftangriffe und dem Einsatz von Bodentruppen im Libanon schwere Verluste. Der Iran erwies sich als weitgehend wehrlos gegen Luftangriffe auf Nuklearanlagen, Militärstützpunkte und Führungszentrale; an Israels Zwölf-Tage-Krieg gegen das Mullah-Regime in Teheran beteiligten sich am Ende auch die USA mit dem Einsatz von schweren Bomben. In Syrien wurden pro-iranische Milizen, in Yemen Stellungen der Huthi-Miliz attackiert. Sogar in Katar, oft Vermittler zwischen den verfeindeten Nahost-Parteien, wurden Hamas-Funktionäre von Israels Luftwaffe erfolgreich ins Visier genommen.

2. Israels Todfeinde sind geschwächt, nicht geschlagen

Niemand in Israel gibt sich der Illusion hin, dass die enormen Erfolge im Kampf gegen die verschiedenen Feinde des jüdischen Staates ein Ende des Nahost-Konflikts bedeuten würden. Zwar sprach Präsident Trump bei der Vorlage seines Friedensplans von den „großartigsten Tagen in der Geschichte der Zivilisation“ und von einem „ewigen Frieden im Nahen Osten“, der nun kommen könne.

Dagegen spricht vieles. Die mehr oder minder offen radikalen Palästinenserorganisationen haben keineswegs ihr Ziel einer „Rückkehr der Flüchtlinge“ (womit die Enkel und Urenkel der Araber gemeint sind, die vor 80 Jahren aus Israel flohen) aufgegeben, noch auf die Vision eines Palästinenserstaats „from the river to the sea“ verzichtet – was die Auslöschung Israels impliziert.

Umfragen in den Palästinensergebieten zeigen immer wieder, dass die meisten Menschen keineswegs einen jüdischen Staat akzeptieren. Kein führender Repräsentant oder gar eine Organisation der Palästinenser wirbt derzeit für die Perspektive einer friedlichen, nachbarschaftlichen Koexistenz zwischen einem Palästinenserstaat und Israel.

Die tief verwurzelte Feindseligkeit gegen Israel in vielen islamischen und arabischen Staaten, die einher geht mit Machtinteressen von den jeweiligen Eliten wie in Iran oder Yemen, macht die Fortsetzung des Nahost-Konflikts mehr als nur wahrscheinlich. Israel geht jedoch zumindest militärisch und strategisch erheblich gestärkt aus den zwei, für alle Seiten leidvollen Jahren im Nahen Osten. Allerdings auch mit der Erkenntnis, dass der Hass auf Juden weltweit lebendig ist. Ein schwerer Ballast auch für die Zukunft des jüdischen Staates.

3. Donald Trump hält Wort und verteidigt Judenstaat und Freiheit

Mit Donald Trump ist ein verlässlicher und entschiedener Freund Israels Präsident der USA. Der Republikaner hat sich schon bisher enorme Verdienste in seinem Streben nach Frieden und mit der unbeirrten Standfestigkeit im Kampf gegen Israels Feinde erworben. Netanjahu betonte erst jüngst, dass Trump „der größte Freund ist, den Israel je im Weißen Haus gehabt hat“.

Das ist kaum eine Übertreibung. Insbesondere Trumps Vorgänger Barack Obama und Joe Biden hielten an ihren Illusionen über die Kompromiss- und Friedensfähigkeit den Palästinenser-Organisationen und selbst der herrschenden Mullahs in Teheran fest.

Schon in seiner ersten Amtszeit verlegte Trump die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem, obwohl die meisten NATO-Verbündeten das bis heute strikt ablehnen. Einer geschickten US-Geheimdiplomatie war es zu verdanken, dass 2019 die Abraham-Verträge geschlossen werden konnten, denen zufolge die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain Frieden mit Israel schlossen, Marokko und Sudan die Verhältnisse zu Israel normalisierten.

Trump ist es auch jetzt mit seinen jüngsten Friedensplan gelungen, die Unterstützung zahlreicher arabischer und islamischer Staaten zu erhalten. Bei der Bombardierung iranischer Nuklearanlagen durch US-Bomber hatte der US-Präsident bewiesen, dass er auch militärisch durchaus offensiv Verantwortung für den Weltfrieden übernehmen will. Er ließ sich weder von den Linken zu Hause und in Europa irritieren, die nun den Dritten Weltkrieg heraufbeschworen, noch von konservativen Isolationisten im eigenen Land, die keine US-Kriege mehr wollen, die nicht direkt im US-Interesse sind.

Die zwei Jahre nach dem Hamas-Massaker haben eher nebenbei die außenpolitische Verlässlichkeit und Entschlossenheit Trumps belegt, ebenso die politische Kreativität seiner Regierung – siehe den aktuellen Friedensplan, der weltweit Unterstützung findet.

4. Enthemmter Antisemitismus bedroht Juden weltweit

Schon lange schwante Juden in Ländern wie Frankreich, Belgien, Großbritannien oder den USA, dass der uralte Antisemitismus wieder mit einer Vehemenz erwachen könnte, wie er seit dem Holocaust nicht mehr bekannt war. Die Wiederbelebung des traditionellen Judenhasses ist wohl auch den muslimischen Einwanderern in den westlichen Ländern zu verdanken, die oft ganz unverblümt und offen Juden zutiefst verabscheuen.

Auch in Deutschland eroberte der Antisemitismus lautstark und machtvoll, oft auch gewalttätig, die Straße. Der traditionelle Widerwille gegen den jüdischen Staat in den Redaktionsstuben vieler deutscher Medien, in den Universitäten und der von Linken dominierten „Zivilgesellschaft“ steigerte sich oft genug zu unkritischer Übernahme palästinensischer Propaganda und kontinuierlichem „Israel-Bashing“.

Das Massaker der Hamas-Islamisten in Israel vor zwei Jahren löste trotz der barbarischen, grauenvollen Verbrechen an Zivilisten, Frauen und Kindern weniger Empörung über die Terroristen aus als vielmehr einen unbändigen Zorn auf die Israelis. Die Zahl antisemitischer Vorfälle explodierte in vielen Ländern, auch in Deutschland. In London meldete die Polizei in den Monaten nach dem Terroranschlag in Israel einen Anstieg von 1350 Prozent.

In einer perversen Verkehrung von Tätern und Opfern wurden die Reaktionen Israels – insbesondere der Krieg im Gaza-Streifen gegen die Terror-Organisationen – weltweit angeprangert, als „Völkermord“ und „Kriegsverbrechen“ diffamiert. Eine Phalanx, bestehend aus den UN-Organisationen, der überwältigenden Mehrheit der Staaten, der islamischen Welt, Menschenrechtsorganisationen, des Internationalen Strafgerichtshofes sowie den meisten Linken in den westlichen Ländern schien in Israel die Manifestierung des Bösen zu entdecken, den Feind der Menschlichkeit, die letzten „Kolonialisten“ und „rassistischen Imperialisten“.

Der Kampf Israels gegen seine Todfeinde diente weltweit dazu, den Antisemitismus zu entflammen, unter dem das jüdische Volk, zwei Jahrtausende lang weltweit verstreut, seit der römischen Besatzung von Judäa und Samaria leidet.

Aktuelle Zielscheiben der von Politikern, Kulturschaffenden, Wissenschaftlern und Medien legitimierten und angeheizten Hasskampagnen waren vor allem die jüdischen Bürger in den westlichen Staaten, die Synagogen und andere jüdische Einrichtungen. Allerorten steht Jüdisches unter verschärftem Polizeischutz.

Terroranschläge, Messerangriffe und andere Gewalttaten gegen Juden mit antisemitischem Hintergrund nahmen weltweit zu. Im Februar wurde in Berlin ein spanischer Tourist niedergestochen, im Mai zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington erschossen. Bei dem Angriff auf eine Synagoge in Manchester an Yom Kippur vergangene Woche starben zwei Juden, mehrere wurden verletzt. In den USA, in Frankreich, Russland, Australien, den Niederlanden und anderen Ländern gab es Attacken auf Juden oder jüdische Einrichtungen.

Insgesamt gingen Hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen Menschen bei pro-palästinensischen Demonstrationen auf die Straßen der Städte weltweit; dabei entlud sich der Hass auf Israel in zahlreichen Gewaltakten und Zerstörungen. Die Polizei ging eher selten gegen Demonstranten vor, die „Tod den Juden“ skandierten oder die Auslöschung Israels forderten.

5. Linke vereint im Hass auf Israel und den Westen

Die enorme Wucht der anti-israelischen Proteste ist vor allem dem fast perversen Bündnis vieler linker Organisationen und stramm islamistischer Bewegungen zuzuschreiben. In ganz Europa und Nordamerika forderten vor allem junge Menschen auf der Straße die „globale Intifada“ – als ob das Anliegen der Palästinenser lediglich der altbekannte Kampf gegen Kolonialismus und Imperialismus wäre, die Verteidigung der Rechte von Einheimischen oder Eingeborenen gegen die fremden Eindringlinge aus dem weißen Europa.

Eine historisch in vieler Hinsicht völlig unhaltbare Sicht, allerdings bestärkt von den Ideologen der modernen „postkolonialen Studien“. Im Hass auf Israel vereinen sich der westliche Selbsthass, die Destabilisierungsstrategien von Linken und Globalisten mit den Interessen von globalen Großmächten und den Visionen islamistischer Gotteskrieger.

Die massive palästinensische Propaganda, unterstützt von willigen Organisationen der UN und Hilfsorganisationen, die im Gaza-Streifen viele Jahre lang ein finanziell bestens ausgestattetes Betätigungsfeld gefunden hatten, wurde nicht nur von jugendlichen Demonstranten, sondern auch von zahlreichen westlichen Medien unkritisch übernommen.

In die Karten der Islamisten spielt auch die allgemeine Orientierungslosigkeit der aktuellen jungen Generationen „Z“ in den westlichen Ländern. Diese Demokratien leiden ohnehin angesichts des technologisch getriebenen, dramatischen Strukturwandels und wachsender politischer Instabilität zunehmend an einer tiefen Identitätskrise.

Hinter simplen anti-israelischen Parolen wie „Stoppt den Völkermord“ oder „Freiheit für Palästina“ fällt wohliges Gemeinschaftsgefühl, echte Sinnfindung und das Gefühl ehrlicher Empörung – insbesondere für viele Angehörige einer wenig gebildeten, verunsicherten „Tiktok“-Generation – nicht schwer.

Linke Parteien im Westen, ohnehin schon sehr lange palästinenserfreundlich, suchen die Massenproteste gegen Israel für die eigenen Ziele zu nutzen – und scheinen wenig Probleme damit zu haben, sich Demonstranten anzuschließen, die von einem „Gottesstaat“ und der Einführung der Scharia auch in Westeuropa träumen.

6. Die Europäer erweisen sich als israelfeindlich und weltfremd

Zwar beteuern selbst die Regierungen in Frankreich, Norwegen, Spanien oder Irland, die schon lange Israel wegen ihrer Besatzungs- und Siedlungspolitik kritisieren, dass sie selbstverständlich und uneingeschränkt das Existenzrecht Israels garantiert sehen möchten.

In der politischen Praxis allerdings haben die meisten Staaten Europas in den vergangenen zwei Jahren mehr oder minder die extrem fragile Sicherheitslage des kleinen jüdischen Staates ignoriert, haben kaum Verständnis gezeigt für das Trauma der Israelis nach dem Massaker am 7. Oktober 2023 und für die enormen Herausforderungen eines asymmetrischen Krieges gegen einen barbarischen Feind. Netanjahu kann froh sein, dass die Stimme der Europäer im Nahen Osten nicht viel zählt.

Viele westliche Politiker glauben vermutlich aufrichtig, gute Freunde Israels zu sein, unterstützen aber mit ihren Vorstellungen faktisch Todfeinde Israels, Organisationen, die den jüdischen Staat auslöschen wollen. Die weltfremden Forderungen nach einem Palästinenserstaat oder auch nach der Aufgabe der militärischen Kontrolle über das Westjordanland wertet Jerusalem nachvollziehbar als eine selbstmörderische Politik.

Insbesondere die Entwicklung im Gazastreifen hat aus israelischer Sicht gezeigt, was in einem Land mit rein palästinensischer Selbstkontrolle geschieht. 2005 hatte Israel den damals besetzten Landstreifen mit seinen mehr als zwei Millionen Bewohnern ohne Bedingungen aufgegeben, die jüdischen Siedlungen teilweise gewaltsam geräumt und alle Soldaten abgezogen. Das Ergebnis war ein von der Terrororganisation kontrollierter Staat, der dann im Oktober 2023 grauenvoll gegen Israel zuschlug.

Viele Staaten – so auch Frankreich, Großbritannien, Spanien, Irland und Norwegen – wollen nicht existierenden Staat Palästina „offiziell anerkennen“ oder haben es bereits getan, was vermutlich völlig folgenlos bleibt. Spaniens Premierminister, der Sozialist Pedro Sánchez, begründete die Anerkennung mit einem „Bekenntnis zum Völkerrecht und zur Zweistaatenlösung“.

Geradezu geschichtsvergessen, als ob zwei Weltkriege und aktuell der Ukrainekrieg nicht genug Belege für die naturgemäße Grausamkeit schon des „normalen“ Krieges liefern würden, scheinen europäische Politiker von den Israelis wahre militärische Wundertaten zu erwarten.

Zwar offeriert kein Politiker oder gar Militär Konzepte oder Strategien, wie man in einem extrem dicht besiedelten Gebiet gegen menschenverachtende Guerrilla-Kämpfer vorgehen soll, die hemmungslos und systematisch Frauen, Kinder und andere unschuldige Zivilisten als menschliche Schutzschilder nutzen. Die Israelis glauben, Belege dafür zu haben, dass die Islamisten der Hamas oder des Dschihad durchaus auch bewusst Kinder in die vorderste Front schickt, um weltweit entsetzliche Bilder von ermordeten oder leidenden Kindern präsentieren zu können.

Europas Regierungschefs betonen zwar immer wieder das Recht Israels auf Selbstverteidigung. Um dann aber gleich relativierend hinterherzuschicken „im Einklang mit dem Völkerrecht“, so EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Tatsächlich will Israels Regierung nach eigenem Bekunden, den Krieg „so human wie noch nie eine Kriegsmacht zuvor“ zu führen. Von vorneherein scheint das ein schier unmögliches Unterfangen.

Die Zerstörung weiter Teile des Gaza-Streifens, die Bombardierung von Kliniken und Schulen, der Tod von Zehntausenden von Zivilisten und die teilweise dramatischen Versorgungsnöte der Bevölkerung haben verständlicherweise den internationalen Ruf nach einem Stopp der Kampfhandlungen immer lauter und vehementer werden lassen.

Wäre Israel den Forderungen der UN und vor allem der europäischen „Freunde“ aber nachgekommen, wären weder die Geiseln frei gekommen noch wäre die Herrschaft der Hamas im Gaza-Streifen beendet gewesen. Europas Spitzenpolitiker haben von Netanjahu fast Unmögliches verlangt. Trump dagegen nicht, er schwafelte nicht von „Friedensprozess“ und „Ende des Eskalation“, sondern suchte sehr praktisch nach Lösungen, ohne Israels Kriegsziele zu sabotieren.

7. Noch sehen die Israelis Deutschland positiver als andere

In der israelischen Öffentlichkeit und Politik wird Deutschland nach wie vor als deutlich weniger feindselig eingeschätzt als andere europäische Länder. Dafür gibt es durchaus gute Gründe. Noch immer gilt das Wort der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die das Sicherheitsinteresse Israels als Bestandteil der Staatsräson Deutschlands definiert hatte. Auch die Regierung von Friedrich Merz (CDU) ist mit ihrer Israel-Kritik erkennbar zurückhaltender als andere westliche Staaten.

Allerdings erlebt auch Deutschland eine heftige Welle des Antisemitismus. Vor allem aus den Reihen von SPD und Linken kommen vehemente Forderungen nach Sanktionen gegen den jüdischen Staat. Kanzler Merz hatte im August sogar einen Export-Stopp von „in Gaza einsetzbaren Rüstungsgütern“ nach Israel beschlossen. Auch in der UN schloss sich Deutschland bei entscheidenden Abstimmungen nicht israelfreundlichen Ländern wie den USA oder Ungarn an, die derzeit jede Verurteilung Jerusalems strikt ablehnen.

Friedrich Merz sei auch in der Israel-Politik ein „Wendehals“, kommentierte jüngst die „Jüdische Allgemeine“. Tatsächlich scheint der CDU-Politiker etwas zerrissen zu sein: nach der israelischen Bombardierung der Nuklearanlagen in Iran meinte der Kanzler anerkennend, Israel „erledigt die Drecksarbeit für den Westen“. Dann wieder mahnt er und droht vage.

„Das historische Versprechen, dass Deutschland für die Sicherheit Israels einstehen wird, hat ausgerechnet der Unionskanzler beerdigt“, schrieb die „Jüdische Allgemeine“ Anfang August enttäuscht, als Merz ein teilweises Exportverbot deutscher Waffen aussprach. Diese Entscheidung stieß auch innerhalb der Unionsparteien auf Kritik, wurde aber von der Opposition begrüßt. Die „Jüdische Allgemeine“ erklärte die Regierungsentscheidung als ein Einknicken vor der „massiv israelfeindlichen Stimmung im Land“.

Diese ist auch im Auswärtigen Amt deutlich spürbar, wo 130 Diplomaten eine Aufforderung an die Bundesregierung unterschrieben, entschiedener gegen Israel vorzugehen. Wenn es um die Kritik am jüdischen Staat geht, scheinen deutsche Diplomaten besonders aufgewühlt zu sein – denn ähnliche Aktionen aus dem Auswärtigen Amt wie die wegen des Gaza-Kriegs hat es in der Vergangenheit wegen keines anderen Krieges oder Völkermords gegeben.

Die israelfeindliche Stimmung in Deutschland hat seit dem 7. Oktober 2023 massiv zugenommen. Die Behörden meldeten einen rasanten Anstieg antisemitischer Aktivitäten und Straftaten. Die seriöse proisraelische Website „Honestly Concerned“ sprach angesichts der vielen hundert pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland von einem „Tsunami des Antisemitismus“.

Geschickt suchen die Islamisten die Deutschen auf ihre Seite zu ziehen: appelliert wird nicht nur an den Gerechtigkeitssinn wegen des angeblichen „Völkermords“ im Gazastreifen, sondern kühn der Bogen von der deutschen Verantwortung wegen des Holocausts zu den angeblichen Verbrechen Israels an den Palästinensern gespannt: Slogans wie „Free Palestine from German Guilt“ („Befreit Palästina von der deutschen Schuld“) sind vermutlich nicht nur bei Linken, sondern auch den extremen Rechten beliebt.

Angefeuert wird die israelfeindliche Stimmung von einigen Medien, insbesondere aber den öffentlich-rechtlichen Sendern. Nur sehr selten haben die Redakteure oder Korrespondenten auf die schlichte Tatsache verwiesen, dass der schreckliche Gaza-Krieg, den Israel nie wollte, innerhalb von wenigen Stunden beendet gewesen wäre, hätte die Hamas zumindest die Geiseln freigelassen.

Zwar wird in öffentlich-rechtlichen Israel-Beiträgen formal immer wieder auf so etwas wie „Ausgewogenheit“ geachtet, aber letztendlich sind sie meist durchdrungen von einer faktisch zutiefst pro-palästinensischen Haltung. Dafür finden sich jeden Tag unzählige Belege.

Eine einzige, immer wieder verwendete Formulierung entlarvt die isreaelfeindliche Haltung der allermeisten Journalisten von ARD und ZDF: als „militant islamistisch“ oder auch „radikal-islamistisch“ werden immer wieder Organisationen wie die „Hamas“ oder „Hisbollah“ bezeichnet. „Radikal“? „Militant“? Am 7. Oktober 2023 haben die Islamisten der Hamas und des Islamischer Dschihad in Palästina ohne Scham – auch in vielen selbst aufgenommenen Videos – gezeigt, wes Geistes Kind sie sind: Barbarische Terroristen.

 

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Kommentare ( 14 )

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Mathias Rudek
1 Monat her

Ein hervorragender und zurecht empathischer Bericht von Herrn Trankovits. Im Übrigen stimmt hier die Formulierung nicht, die TE-Redaktion wird es sofort merken: „Auch in der UN schloss sich Deutschland bei entscheidenden Abstimmungen nicht israelfreundlichen Ländern wie den USA oder Ungarn an, die derzeit jede Verurteilung Jerusalems strikt ablehnen.“

Moses
1 Monat her

Am 7. Oktober 2023 ereignete sich einer der brutalsten Terroranschläge in der Geschichte der zivilisierten Welt. Er reduzierte die moderne Gesellschaft auf eine Stammesebene, in der das Herausschneiden ungeborener Föten im Mutterleib und der Verzehr feindlicher Körperteile zur gesellschaftlichen Norm wurden. Paradoxerweise akzeptierte ein bedeutender Teil der modernen „zivilisierten“ Welt, praktisch das gesamte „linke“ Spektrum, diese Praxis de facto als „neue Norm“ und rechtfertigte die primitive, sadistische Grausamkeit der Hamas mit der Existenz einer nicht existierenden Besatzung. Die europäische Linke starben am 7. Oktober 2023. Ihr Ruf erlitt einen vergleichbaren Schlag wie zuvor der Stalinismus, der Maoismus oder die Roten… Mehr

verblichene Rose
1 Monat her
Antworten an  Moses

Ich bin betroffen. Getroffen wurde die Linke, wie Sie bereits sehr richtig bemerkten.
Im übrigen bin ich seit meinem vergleichsweise kurzen Leben Hamburger, bleiben Sie mir daher bloß weg mit Europa!

Berlindiesel
2 Monate her

Ich möchte, bevor ich weiterschreibe, betonen, dass ich ein klarer Parteigänger Israels bin, neben einer generellen Ablehnung des Islams in Deutschland. Dessen ungeachtet: Die Etablierung Israels an der levantinischen Mittelmeerküste unterschied sich per se nicht oder kaum von der Landnahme der Russen und Polen etwa zur gleichen Zeit in den deutschen Gebieten östlich der Oder. Ein bereits besiedeltes Gebiet wurde besetzt, die Einheimischen vertrieben oder totgeschlagen, danach annektiert. Bei derartigen Landnahmen – das Gebiet zwischen Elbe und Bug wechselte seit der Antike mindestens viermal komplett den Besitzer und die besiedelnde Ethnie – spielt es keine Rolle, wem das Gebiet vorher,… Mehr

wat nu
1 Monat her
Antworten an  Berlindiesel

Hm, nun ja

Haba Orwell
2 Monate her

> Für Israel ist der gesamte Nahen Osten Kriegszone

Der gesamte Nahe Osten hat mehr Einwohner als Westeuropa. Wenn im Namen von 8 Millionen Siedlern 100te Millionen Einheimische bekriegt werden, müsste man spätestens hier gründlich nachdenken, was so falsch läuft.

Moses
2 Monate her

Das Bild, das sich für Europa ergibt, ist wahrhaft beschämend. Sie waren es, die jedes Mal, wenn Israel, entsetzt über die endlosen Terroranschläge und Raketen, die aus Gaza auf Städte im Süden Israels flogen, versuchte, Terrororganisationen in Gaza zu zerstören, mit allen Mitteln Druck auf das Land ausübten, um dies zu verhindern. Übrigens flogen die Raketen erstmals eine Woche, nachdem der letzte Israeli Gaza im Jahr 2005 verlassen hatte. Auch in Israel gab es genug Narren, die den palästinensischen Arabern vertrauten. Nach dem 7. Oktober nahm die israelische Naivität deutlich ab, und ein mutiger Mann an der Macht in Israel… Mehr

H. Priess
2 Monate her

Ich habe in meinem Leben sehr viele Leute kennen gelernt aber nie war ein Judenfeind dabei. Die Linken, die mit dem Judenfeindbild, kolaborieren mit dem Islam und seinen schlimsten Auswüchsen und dazu gehört vorne weg die Hamas. Wie weit deren Einfluß heute schon ist zeigt, daß im Bundestag keine Gedenkminute zum 2. Jahrestags des Terroranschlags stattfinden wird, weil man Protestakionen einiger Bundestagsangehörigen befürchtet und die Minute seinen Zweck ins Gegenteil verkehrt. Soweit sind wir schon, nicht nur, daß die Linken jedem offen mit Gewalt drohen wie van Aken es meinte, Versammlungen, Festivitäten, Treffen verschiedener oppusitioneller Organisationen, selbst Buchlesungen werden untersagt… Mehr

verblichene Rose
2 Monate her
Antworten an  H. Priess

…ich möchte gerne wissen, was die Linken gegen Merz und Komplizen in der Hand haben…
Ich glaube, daß ich das nicht wissen möchte, denn wahrscheinlich fühlte ich mich schon nur beim Zuhören rein ethisch betrachtet als vorbestraft. Meine Fremdscham für diese Leute genügt mir jedenfalls vollkommen.

M. Stoll
2 Monate her

„Allerdings erlebt auch Deutschland eine heftige Welle des Antisemitismus.“
Ja, wo kommt sie denn bloß her diese Welle?
Wer hat denn den Wind gesät, der diese Welle nährt?
Kann der massenhaft importierte Islamische Dschihad und der alte Israel-Hass des linken Zeitgeistes irgend etwas damit zu tun haben?
Nein-Doch-Ooohhh.

Boudicca
2 Monate her

Heute am 2. Jahrestag des Massakers zeigt sich, Zivilisation und Humanität überdecken nur hauchdünn, selbst wenn sie schön auf Staatskosten geschminkt ist, die brutale Wesensart der Menschheit, die keine Empathie kennt, wenn sich alle, in ihrem als „Richtigem“ und trotzdem nur als erkennbar gnadenlosen Hass, verschworen haben

Micci
2 Monate her

Die ‚Klimakämpferin‘, die gar nicht mehr für das Klima kämpft (war wohl doch nicht so wichtig), beschwert sich bei ihren Haftbedingungen über (behauptete) Unsauberkeit und mäßige Versorgung, verschwendet aber nicht einen einzigen Gedanken an die Haftbedingungen der Hamas-Geiseln, sofern sie überhaupt die Gefangenschaft bisher überlebt haben. Kann eine solche Realitätsferne und Empathielosigkeit noch mit ideologischer Verblendung erklärt werden? Ich denke, nein! Aber sie ist immerhin das Paradebeispiel für sehr große Teile des insgesamt verkommenen, wohlstandsverwahrlosten und intelligenzbefreiten Westen! —————- Und an den Autor: „Für traditionelle Rechtsradikale gehört die Abscheu von Juden ohnehin zu ihrer DNA.“ Das mag richtig sein, nur:… Mehr

verblichene Rose
2 Monate her
Antworten an  Micci

Lesen Sie nur die Überschrift. …zwei Jahre nach dem entsetzlichsten Judenmord seit dem Holocaust… Geht es auch eine Nummer kleiner? Diese Leute haben m.M.n. aus purer Mordlust Menschen getötet, die nur vermeintlich den falschen Glauben hatten und zur falschen Zeit am falschen Ort waren! Und das ist ja wohl eine ganz andere „Nummer“ als die fabrikmässige Tötung unliebsamer Mitbürger. Der Holocaust ist so einzigartig, daß man ihn daher bitte nicht als Beispiel für alle anderen Grausamkeiten der Welt zitieren sollte! „Nazi“, oder „Faschist“ sind als inflationär genutzte Ausdrücke nämlich schon genug. Aber genau das hat so mancher Ignorant eben noch… Mehr

Haba Orwell
2 Monate her

> Slogans wie „Free Palestine from German Guilt“ („Befreit Palästina von der deutschen Schuld“) sind vermutlich nicht nur bei Linken, sondern auch den extremen Rechten beliebt.

Wie definiert man „extreme Rechte“? Für die Grün:innen ist es die AfD, die ich öfter gewählt habe. Und natürlich – was hier vor 80 Jahren passierte, kann kein Freifahrt-Schein im Nahen Osten sein, alles zu tun, was man möchte. Insbesondere Einheimische-Eroberung – möchte jemand wirklich, dass es hier spiegelbildlich nach ähnlichen Prinzipien läuft?