Die Heilige Luisa und die Sünde des Hochmuts

Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer wird demnächst eine Fastenpredigt abhalten. Ausgerechnet im Berliner Dom, an dessen Geschichte man studieren kann, wie schädlich das Bündnis von Thron und Altar für die evangelische Kirche war.

IMAGO / POP-EYE
Luisa Neubauer

Auf der Homepage der Gemeinde des Berliner Doms heißt es: „Die Geschichte der Berliner Domgemeinde ist so wechselvoll wie die des Domgebäudes.“ Das stimmt, denn gerade hier kann man studieren, wie schädlich das Bündnis von Thron und Altar für die evangelische Kirche war. Wäre es da nicht geboten, dass diese Gemeinde eine besondere Distanz zur Politik wahrt und sich nicht politisch vereinnahmen lässt?

Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Gerade hier wird das Bündnis zwischen Kanzel und Kanzleramt zelebriert, gerade hier neigt man den neuen Ideologien willfährig und phrasenverliebt zu. Wird aus dem Berliner Dom nun ein neuheidnischer Tempel, indem man aus Ermangelung der Heiligen Greta die Heilige Luisa anbetet?

Die Berliner Domgemeinde hat sich vorgenommen „sechs Sonntage lang“ mit „namhaften Gastprediger:innen und Kanzelredner:innen jeweils in Abendgottesdiensten der Frage nach einer sinnvollen Zukunft“ nachzugehen, wie evangelisch.de berichtet. Als namhafteste aller namenhaften „Kanzelredner:innen“ wird am 28. Februar Luisa Neubauer „über die Sorgen und Ängste der jungen Generation vor dem Klimawandel“ predigen.

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Die Meldung von evangelisch.de ist schlicht falsch, denn sie setzt voraus, dass sich die junge Generation vor dem Klimawandel fürchtet. Tut sie das? Wer ist überhaupt die „junge Generation?“ Die Luisa-Jugend? Ich jedenfalls habe die junge Generation in der letzten Woche beim Skifahren oder Rodeln gesehen. Bei der Freude über den Schnee und ohne Angst vor Neubauers Bußpredigten mit Klimawandelfolklore und apokalyptischem Geplänkel. Luisa Neubauer kann gern über die Anhänger ihrer Sekte sprechen, wer es hören will, soll es hören, doch nicht über die ganze junge Generation – was für eine Anmaßung!

Niemand kann und sollte Frau Neubauer verwehren, daran zu glauben, woran sie glauben will. Es ist ihr gutes Recht, für ihren neuheidnischen Aberglauben zu werben, in den psychedelischen Welten der Klimaapokalyptik abzuhotten und von einem Systemwandel zu träumen, der zu einer neuen totalitären Ordnung führt. Die eigentliche Frage lautet jedoch, ob die evangelische Kirche selbst die bescheidenen Restbestände christlichen Glaubens, über die sie noch zu verfügen schien, inzwischen aufgegeben hat, so dass sie reflexionsfrei vor einer Ideologie demütig auf die Knie fällt?

Aber die Berliner Domgemeinde ist selbst zum politischen Aktivisten geworden, der meint, den Christen vorschreiben zu dürfen, dass „es so, wie es war, nicht wieder werden wird und in mancherlei Hinsicht auch nicht darf.“ Vollmundig behaupten die Berliner-Politpopen auf ihrer Website: „Politik und Wirtschaft, Kultur und Religion, alle Bereiche des Lebens stehen vor der Herausforderung, die Zukunft neu zu denken.“

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Und sie schmeicheln sich, kritisch und mutig zu sein. Sie sind weder kritisch, noch mutig, sie treiben den Glauben aus und frönen den Banalitäten des Mainstreams. Kritisch wären sie, wenn sie mit der grünen Politisierung der evangelischen Kirche brechen würden. Mutig, wenn sie zum Glauben zurückfänden. Aber es geht auch nicht um den Glauben, sondern „um prominente Prediger und Kanzelredner:innen“, als ob Gott des prominenten Mundes bedürftig sei. Bedürftig des prominenten Mundes ist lediglich die Eitelkeit des Kirchenvorstandes der Gemeinde. Prominent zu sein, heißt, bekannt, mainstreamig und politisch korrekt zu sein. Doch Gott ist kein „Promi“, sein Wort kein Regenbogenpressengeplauder.

Gerade in der Fastenzeit sollten wir uns der Sünden enthalten, doch stattdessen macht die Domgemeinde die Fastenzeit zum Fasching der Superbia, die eine Todsünde ist und dem Laster des Hochmuts, des Stolzes und der Eitelkeit frönt.

Einer wird bei diesen Fastenpredigten mit Sicherheit nicht anwesend sein: der Heilige Geist. Aber der hat als alter weißer Mann ohnehin Hausverbot.

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Kommentare ( 124 )

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Sonny
3 Jahre her

Ich wette, die hübsche Luisa raucht nicht, trinkt keinen Alkohol, fährt kein Auto oder andere motorisierte Fahrzeuge, sie fliegt nur, weil sie die Menschheit und das Klima retten muss und auch sonst ist sie frei von jeglichem Laster.
Ein wirklich armseliges Leben.

donpedro
3 Jahre her

seit merkel ist die infantilisierung unseres landes im vollen gange. wer morgens frueh den roetlichen schimmer sieht, der den neuen tag ankuendet, sieht die schamroete ueber deutschland hinweg ziehen.

Ralf Poehling
3 Jahre her

Wer die Welt neu gestalten will, der muss zuallererst einmal wissen, wie sie funktioniert. Frau Neubauer sollte also erst mal ein paar Jahre richtig arbeiten gehen, bevor sie den Menschen irgendetwas darüber erzählen will, was diese angeblich falsch machen und was sie richtig zu machen gedenkt.

AlNamrood
3 Jahre her

Zur Erinnerung: Leute wie Frau Neubauer werden alsbald unsere Polit-Elite darstellen. Gute Nacht.

Lepanto
3 Jahre her

Eine wichtige Information für Katholiken:

Die Predigt während einer Eucharistiefeier, die sog. Homilie, darf ausschliesslich von einem Priester oder Diakon gehalten werden (can. 767 § 1). Laien sind ausdrücklich ausgeschlossen. Nicht einmal der Diözesanbischof ist bevollmächtigt, von dieser Norm des Kanons zu dispensieren.

Ebenso haben die Gläubigen ein Anrecht darauf, dass während einer Eucharistifeier tatsächlich eine Homilie gehalten und nicht nur irgendwelche Gedanken von einem Laien vorgetragen werden (can. 767 § 2).

Achten Sie deshalb darauf, ob dem in Ihrer Diözese so ist. Und machen Sie bei entsprechenden Verfehlungen Ihre Stimme hörbar.

Wertvolle Quellen: http://www.kathpedia.com/index.php?title=Homilie#Die_Predigt_in_der_Heiligen_Messe_.28Homilie.29.5B2.5D

Lepanto
3 Jahre her

Ich gehe mit ihnen einig, dass die Kirchen mit der Schaffung eines an den Islam und die Globalisierung anschlussfähigen Neo-Gottes („Gott-Offenheit“) geradezu Multiplikatoren der grossen Transformation sind und sie sich hier grosse Schuld aufladen! (Hier auf Tichy wie auch auf Die neue Ordnung, insb. von Hans-Peter Raddatz, z.B. Heft Nr. 6/2020, wurde schon viel dazu geschrieben.) Zu gerne würde ich dieser unheilvollen Entwicklung die finanziellen Mittel entziehen. Wieso sich das (für mich persönlich und wohl für viele Gläubige) dennoch schwierig bis unmöglich gestaltet, habe ich weiter unten erklärt. Zu bedenken ist auch dies: Die Umkehr innerhalb der Kirche kann m.E.… Mehr

Lepanto
3 Jahre her
Antworten an  Lepanto

Auch ich bin mit ihnen vollkommen einig. Es gibt sogar konservative Katholiken (z.B. Roberto de Mattei, Initiative Acies Ordinata), die den deutschen Katholiken genau aus diesen Gründen einen Austritt nahe legen (https://katholisches.info/2020/01/29/kein-geld-mehr-fuer-die-neue-synodenkirche/). Aber die Kirche ist halt eben nicht nur ein Verein. Und vor allem ist sie nicht nur Deutschland! Es gibt auch andere Stimmen – gerade auch ausserhalb Europas! Wer weiss, vielleicht darf Europa eine umgekehrte Missionierung erfahren (https://renovatio.org/2020/06/kardinal-robert-sarah-kolonisation-als-europaeische-kulturleistung/) Die Kirche wird nie untergehen (et portae inferi non praevalebunt adversus eam). Aber es ist an uns, für sie zu kämpfen und nicht nur die Faust im Sack zu machen… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Lepanto
Alexis de Tocqueville
3 Jahre her
Antworten an  Lepanto

„Die Umkehr innerhalb der Kirche kann m.E. nur von der Basis kommen!“
So denkt die Werte Union auch. Machen wir halt den Terror ein Jahrtausend lang mit und reformieren das Ding von innen.

„Die Kirche wird nie untergehen“
Nicht so pessimistisch, sie wird irgendwann.

Alexis de Tocqueville
3 Jahre her

Wir sehen hier Alt- und Neureligion in trauter Eintracht. Die neue Ökumene. Und beide sind bekloppt. Da wächst nur zusammen, was zusammen gehört.

Riffelblech
3 Jahre her

Woher nimmt eine noch nicht einmal 30 jährige Studentin die Frechheit ,der Bevölkerung erklären zu wollen ,wie diese zu leben und zu denken hat .
Noch größer erscheint die Unbedarftheit einer evangelischen Kirche — Bedford Strohm lässt grüßen — so einen unausgegorenen Heilsbringer aus superreicher Familie labern zu lassen .
Ist Island das Land der Kobolde und Elfen ist Deutschland das Land der Deppen und grünlinken Heilsversprecher !

F.Peter
3 Jahre her

Dass die Evangelen sich gerne an den Zeitgeist hängen und dann meinen, im Sinne Luthers Gutes zu tun, ist in der Geschichte schon mehrfach zu beobachten gewesen – und nie gut ausgegangen! Diese Klimaapostel, die von nix eine Ahnung aber zu allem eine Meinung haben, sind doch nichts weiter als Marionetten von interessierten Kreisen. Und Jugendliche, die noch nie sich um irgendetwas in ihrem Leben sorgen mussten, suchen sich oder machen sich sorgen um Dinge, die so abgehoben sind, dass es unmöglich für sie ist, sich ein Gesamtbild über ihre „Meinung“ zu machen. Da ist das Wort Klimareligion schon angebracht!… Mehr

elly
3 Jahre her

noch immer zahlen viel zu viele Kirchensteuer. Noch immer fehlt das Wissen, dass Kirchenmitgliedschaft freiwillig ist, dass die Kirchen aus dem normalen Steueraufkommen bereits fürstlich bedient werden.