Die Hü-und-Hott-Union an der Regierung: Neuer Flieger mit Afghanen gestartet

Wo Außenminister Wadephul die Baerbock-Linie weiterführt und alle Afghanen mit Aufnahmezusage nach Deutschland holen will, versucht Innenminister Dobrindt, mit Geld und fiesen E-Mails gegenzusteuern. Trotzdem ist schon der nächste Flieger gestartet.

picture alliance / Geisler-Fotopress | Bernd Elmenthaler/Geisler-Fotopr

Die Union setzt ihr doppeltes Spiel mit gutem und bösem Cop fort, wie in der Frage von Abschiebungen nach Syrien, so auch bei den Einflügen aus Afghanistan-Pakistan. Dobrindt und Merz sind die annähernd „bösen Cops“, die sich für Rückführungen nach Syrien in Worten aussprechen. Wadephul übernimmt die linksgrüne Gegenposition, wonach so etwas nicht mit der „Menschenwürde“ vereinbar wäre, weil ein paar Häuserzeilen zerstört sind. Der deutsche Versorgungsstaat garantiert Menschen aus aller Welt Bett, Seife und Haus sowie „funktionierende Schulen“ (so Lamya Kaddor im Spiegel-Interview). Dabei soll es bleiben, wenn es nach Wadephul geht. Meinungsunterschiede zum Kanzler nimmt der nicht wahr. Man sei doch zusammen für mehr Rückführungen. Nur will Wadephul es zunächst bei einer „überschaubaren Zahl“ von Straftätern und Gefährdern belassen. Merz kann derweil so tun, als wollte er mehr. Aber das sind wohl nur Seifenblasen aus dem Kanzleramt.

Bei den laut Tagesschau 2100 Afghanen, die immer noch dringend nach Deutschland umgesiedelt werden müssen, ist es dasselbe. Der eine treibt, der andere hintertreibt. Doch am Ende landen die Flieger erneut mit beunruhigender Konsistenz, so wie auch bei den Rotgrünen, wenn nicht gerade Wahlkampf war. Gerade erst sind 14 Afghanen in Hannover gelandet, da hat bereits der nächste Flieger in Islamabad abgehoben – diesmal mit einer unbekannten Zahl an „besonders schutzwürdigen“ Insassen, vulgo Afghanen, die derzeit in Sicherheit in Pakistan leben und durchaus in ein anderes Land ihrer Wahl ausreisen könnten.

„Lieb sein.“
Wadephul allein zu Hause
Wann die Afghanen diesmal in Hannover ankommen, weiß man noch nicht. Denn da ist noch der Zwischenstopp in Istanbul mit Shopping-Trip durch die Duty-Free-Läden. Aber grundsätzlich erstaunt die zunehmende Geheimniskrämerei in dieser Sache. Man ist sich nicht ganz sicher. Aber könnte es sein, dass Johann Wadephul, CDU-Außenminister und würdiger Vertreter des von seiner Vorgängerin grün angestrichenen Amtes, sich für die fortgesetzten Einreisen aus Islamabad ein wenig schämt? In Agenturmeldungen liest man, dass Deutschland durch Rechtsstreitigkeiten, an denen sich die grüne NGO „Kabul Luftbrücke“ beteiligt habe, zu den Einflügen verpflichtet sei.

Nur auf diesem Wege hätten „Betroffene und Angehörige“ zuletzt Visa erhalten – nicht weil das Auswärtige Amt es wollte. Aber es gibt Zweifel an dieser Darstellung. Denn nicht nur in Sachen Syrien-Rückkehr hat sich der Außenminister wachsweich gezeigt. Auch zu den Afghanen in Pakistan hatte Wadephul gesagt, dass er ihnen „schnell helfen“ und ihren „Schutz gewährleisten“ wolle, so ein Bericht in der FAZ. Man fragt sich, wer ihm diesen Befehl erteilt hat. Wäre es nicht an der Zeit gewesen, einmal aufzuräumen im eigenen Haus und die maximale Aufnahmepolitik seiner Vorgängerin Annalena Baerbock zu beenden?

Innenministerium bietet Geld gegen Aufnahme-Rücktritt

Und nun versucht die Bundesregierung laut neuesten, aufgeschreckten Berichten, Afghanen durch Geldzahlungen davon zu überzeugen, den Flug nach Deutschland nicht anzutreten und quasi von ihrer Aufnahmezusage zurückzutreten. Wer ist es gewesen? Dobrindt, der böse Cop. Das Bundesinnenministerium habe E-Mails verschickt, in denen bezweifelt wird, ob die Sicherheitsüberprüfung der Einreisewilligen noch bis zum Jahresende abgeschlossen werden kann. Das sei aber aus unbekanntem Grunde notwendig: „Die hiesigen Verfahren müssen bis Jahresende 2025 vollständig abgeschlossen sein. Leider ist nicht garantiert, dass alle Verfahren rechtzeitig abgeschlossen werden können.“

Hühnerhaufen statt Bundesregierung
Dobrindt lobt sich für Migrationswende, Wadephul konterkariert sie
Aber die deutsche Aufnahmezusage ist damit noch nicht kostenlos für den Steuerzahler. Im Austausch für den Verzicht auf die vom Bund vergebene Aufnahmezusage verspricht das Innenministerium einer Familie mit vier Kindern 2.750 Euro, die sofort noch in Pakistan auszuzahlen sind, dann noch einmal 11.500 Euro, wenn sie in Afghanistan angekommen sind. Außerdem will das Innenministerium die Zurückreisenden auch organisatorisch unterstützen.

Wie viele das Angebot angenommen haben, geht nicht aus den Berichten hervor. Bis zum 17. November sollen sie sich laut tagesschau.de entscheiden. Und so stelle sich eine bange Frage für sie: „Sollen sie doch einen Neuanfang in Afghanistan wagen, trotz der Herrschaft der Taliban und der möglichen Gefahren. Oder sollen sie weiter auf ein deutsches Visum warten, trotz der langwierigen Verfahren und der konkreten Gefahr, dass ihnen in wenigen Monaten die Abschiebung nach Afghanistan droht und sie dort dann, möglicherweise ganz ohne deutsche Hilfe, wieder neu starten müssten.“ Anwälte werden natürlich auch konsultiert und könnten zur Hartnäckigkeit raten, gerade wenn sie von grünen „NGOs“ wie der „Kabul Luftbrücke“ bezahlt werden.

Wadephul im Kaddor-Lager

Die Bundesregierung – zumindest der Innenminister – will sich offenbar aus dem Afghanen-Engagement der Vorgängerin rausschummeln. Unter der Hand soll sich die Zahl der Einzufliegenden verringern, so dass man am Ende sagen kann: So schlimm ist es doch nicht gewesen. Das wäre logisch, wenn man in der Union eine Migrationswende wirklich wollte.

Aber linke Vertreter wie Johann Wadephul aus der krisengeschüttelten Nord-CDU tragen nichts dazu bei. Im Gegenteil, sie sind das Feigenblatt, das die CDU an die Linksgrünen bindet und bei diesen Gesprächsbereitschaft herstellen soll. Nicht umsonst hatte Wadephul in Syrien die grüne Lamya Kaddor dabei, die nun sagt, dem Innenminister gehe es nur darum, „wie er Leute loswerden kann“, während Deutschland doch gerade die „jungen, arbeitsfähigen Syrer“ so dringend brauche.

Die Union bestreitet derweil einen Streit in ihren Reihen, spricht von „Scheinkonflikten“. Und das ist dann vielleicht wirklich so: Die Diskussionen um Syrien und Afghanistan scheinen nur Theater für die Wähler sein. Deren Stimme wird im Grunde sogar ungültig gemacht, wo eine Partei zwei Linien vertritt.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 42 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

42 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Greif
2 Tage her

Wirksamer als Geldprämien dürfte eine faktenbasierte Darstellung der diversen deutschen Probleme abschreckend auf afghanische Schutzsuchende wirken. Während sich hierzulande die Zukunft in jedem Belang eintrübt und sich dank „Brandmauer“ auch keine Alternative dazu abzeichnet, befindet sich ihr Heimatland längst auf einer beneidenswerten Erfolgsspur. Die Taliban haben es nicht nur verstanden den Militärschrott der US-Intervention und deren Verbündete für sich instand zu setzen – sie sind erfolgreich unterwegs, Afghanistan wirtschaftlich mit Hilfe der Chinesen und sicher auch in deren Interesse, zu erschließen; die sich jetzt mit zu den Gewinnern zählen dürfen. Während uns von den Leidmedien tagtäglich ein Afghanistan eingeredet wird,… Mehr

HansKarl70
3 Tage her

Herrn Dobrindt habe ich als Politiker schon immer kritisch gesehen.

Deutsche
3 Tage her

Verantwortung den eigenen Leuten (Deutschen) gegenüber scheinbar Null Komma Null. Angebliche „Verantwortung“ jedem anderen auf diesem Planeten gegenüber „All-inklusiv“ Vollversorgungspaket in alle Ewigkeit. Wie brutal ist es jemand aus seinem gewohnten Umfeld zu reißen, und irgendwohin zu verpflanzen wo die Leute ganz anders sozialisiert sind . Und umgekehrt. Wenn man in einem sicheren, wohlhabenden, modernen Land aufgewachsen ist und man dann auf einmal mit Massen an vormodernen Menschen zusammengepfercht wird. Von unseren „Politikern“, auf unsere Kosten. Die absehbare Vernichtung unserer Kultur. 14.000 Euro für eine afghanische Familie, damit sie in Afghanistan bleibt. Das entspricht acht afghanischen durchschnittlichen Jahresgehälter. Neben den… Mehr

Manfred_Hbg
3 Tage her

Zitat 1: „In Agenturmeldungen liest man, dass Deutschland durch Rechtsstreitigkeiten, an denen sich die grüne NGO „Kabul Luftbrücke“ beteiligt habe, zu den Einflügen verpflichtet sei. > Nachdem schon seit längerem und bis zu unseren Staatsanwaltschaften rauf bekannt ist, dass in Pakistan die ausreisewollenden muslimischen Fachkräfte und Goldstücke nicht selten falsche Angaben gemacht und gefälschte Unterlagen und Pässe vorgelegt haben, wäre es doch wohl mit Blick auf Dobrindt (CSU) nicht zuviel erwartet und verlangt, wenn er dann in Pakistan hier ansetzen würde und die dort gemachten Angaben und vorgelegten Unterlagen auf Richtigkeit überprüfen ließe und jene -woher auch immer gekommenen- „Goldstücke“… Mehr

yeager
3 Tage her

Das Resultat der Politik unterm Strich: Wieder mehr Afghanen eingeflogen, unterdessen blieb von der ganzen „Stadtbild“-Debatte nur heiße Luft.
Das ist politisch so gewollt. Dass es anders geht, wenn die Politik es will, das haben wir während COVID gesehen, an den Hausbesuchen bei Regierungskritikern, bei all den aus dem Boden sprießenden „Meldestellen“:
Was politisch gewollt ist, das geschieht auch.

P.Schoeffel
3 Tage her

Wieviele „Ortskräfte“ pro BW-Angehörigen haben wir uns eigentlich geleistet?
Gab / gibt es überhaupt so viele Einwohner in Afghanistan?

DDRforever
3 Tage her
Antworten an  P.Schoeffel

Als Veteran kann ich es Ihnen sagen, etwa 400 über die gesamte Einsatzzeit. Niedlich nicht wahr.

P.Schoeffel
2 Tage her
Antworten an  DDRforever

Ich habe ja mit ziemlich wenig gerechnet, aber 400 – das schlägt dem Faß den Boden aus.

CasusKnaxus
2 Tage her
Antworten an  DDRforever

Ein clan, wie groß ist eine Sippe dort im Schnitt? Na dann stimmts doch, fast 35ooo bisher, also alles noch im Rahmen…

wackerd
3 Tage her

So so, dem Herrn Außenminister gefällt das Stadtbild (!) einer Häuserzeile in einem Vorort von Damaskus nicht. Deshalb zitiert die BILD ihn ja „Syrien sieht schlimmer aus als Deutschland 1945“. Dann empfehle ich, die nächste Straßenzeile in Mossul (IS Zerstörung) und Masar-i-Sharif (Erdbeben) anzuschauen. Kein Iraker und Afghane sollte seine Stadt wieder aufbauen müssen. Alle sollten nach Deutschland reisen. (It’s satire, fool)

Last edited 3 Tage her by wackerd
Ho.mann
3 Tage her

Wadephul und Meinungsunterschiede zum Kanzler? Wer glaubt denn daran? Der eine lügt bis sich die Balken biegen und der andere betrügt bis die Schwarte kracht – und beide dienen einer Zielsetzung, die sie nur noch in Sozen-Gefangenschaft und mit hochverräterischem Handeln zum Schaden des Landes umsetzen können. Was in einem entrechteten Rechtsstaat alles möglich ist, kann man wunderbar daran erkennen, dass solche Figuren leider noch immer in politischer Verantwortung stehen.

maps
3 Tage her

Die CDU/CSU sind Lügner und Betrüger und haben dieses Land zerstört.

Spyderco
3 Tage her

,,Die Union setzt ihr doppeltes Spiel mit gutem und bösem Cop fort…“

😳Wo erkennen Sie eine,,Hü-und-Hott-Union“?
Die Handlungen erfolgen nur in eine Richtung!

>Das Wort ist der Schatten der Tat!<
Demokrit