Söders Freistaat finanziert ein „grün“ zertifiziertes Denunziationsportal

Auch wenn CSU-Söder in Bayern tönt, er wolle Grün ausschließen: Der grüne Ungeist ist längst fest eingewoben in der Union. Dank staatlicher Unterstützung wächst in Deutschland eine private Denunzianten-Industrie heran. Mit Rechtsstaat hat das nichts mehr zu tun.

IMAGO - Collage: TE

Wenn es um deftige Attacken gegen „Grün“ und Co. geht, lässt sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU-Vorsitzender) von niemandem den Rang streitig machen. Dennoch finanziert seine Regierung ein „grün“ zertifiziertes Denunziationsportal. Grün deshalb, weil es von der Bundesnetzagentur und dessen grünem Präsidenten Klaus Müller (Grünen-Ex-MdB) empfohlen wird. Müllers Dienstherren wiederum sind der „grüne“ Wirtschaftsminister Robert Habeck sowie der mittlerweile parteilose Digitalminister Volker Wissing (vormals FDP).

Es geht hier um die (denunziatorische) „Meldestelle“ REspect!, die von Müller als Trusted Flagger (vertrauenswürdiger Hinweisgeber) geadelt wurde und in der Folge wächst und wächst. „REspect!“ teilte auf Anfrage der WELT mit, in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres seien 27.222 Meldungen eingegangen und damit schon mehr als im gesamten Jahr 2023 (24.528 Meldungen). Noch deutlicher habe die Zahl der Anzeigen zugenommen, die „REspect!“ an das Bundeskriminalamt geleitet habe. In den ersten drei Quartalen 2024 seien das 10.049 Anzeigen gewesen, im gesamten Jahr 2023 noch 8473.

TE hat mehrmals darüber berichtet, was es mit „REspect!“ auf sich hat und von wem diese Meldestelle geleitet wird: „Direktor“ dort ist seit 2021 Ahmed Gaafar (*1995 in Kairo), über den es trotz ideologischer Nähe zu Wikipedia dort keinerlei Eintrag gibt. Seinen X-Account hat Gaafar offenbar gelöscht, weil dort mutmaßlich Verbindungen zur Muslimbruderschaft hätten hergestellt werden können. Alles, was man im Netz über Gaafar findet, ist Folgendes: „Derzeit absolviert er einen Masterstudiengang in interreligiösen Studien an der Universität Bamberg in Deutschland. Er hat einen B.A. in Islamischen Studien in Fremdsprachen von der Kairoer Al-Azhar Universität. Er ist Absolvent des Emerging Peacemakers Forum an der Universität Cambridge. Seine wissenschaftlichen Interessen reichen von arabischer Literatur und Koranexegese bis zur Bekämpfung religiöser Radikalisierung. Ahmed ist Mitglied des Human Fraternity Fellows Program 2023-2024.“ 2016 kam er als Stipendiat des „Deutschen Akademischen Austauschdienstes“ nach Deutschland.

Wie Bayern „REspect!“ lobt und fördert

Der Freistaat Bayern lässt mittlerweile keine Gelegenheit aus, um „REspect!“ zu fördern.

  • Die Bayerische Landeszentrale für Neue Medien (BLM) präsentiert „REspect!“. Siehe hier und hier. TE hat am 12. Oktober 2024 darüber berichtet.
  • In bayerischen Gerichtsgebäuden hängen Plakate von „REspect!“ aus (siehe TE 13. Oktober 2024).
  • Das von der CSU-Politikerin Ulrike Scharf geführte Familienministerium firmiert als Förderer dieser „niedrigschwelligen Anlaufstelle“; die „Bayerische Staatsregierung“ ist „Kooperationspartner“ von „REspect!“
  • Scharfs Familienministerium schreibt, „REspect!“ helfe, „dass Strafverfolgungsbehörden schnell und effektiv Kenntnis von strafrechtlich relevanten Sachverhalten erlangen“. Und weiter: „Die Meldestelle Respect! übt ihre Arbeit aktuell sorgfältig, genau und objektiv mit der notwendigen Sachkenntnis und Kompetenz aus.“ Dennoch scheint das CSU-geführte Ministerium zu wissen, dass „REspect!“ die Meinungsfreiheit einschränkt; es schreibt: „Das grundrechtlich geschützte Recht auf Meinungsfreiheit besteht in Deutschland auch im Internet nicht ohne Grenzen.“ Das Ministerium werde die „Meldestelle Respect!“ auch künftig unterstützen: „Ja, aktuell ist die Fortsetzung geplant.“
  • Auf der „REspect!“-Website findet sich zweimal das Wappen des Freistaats.
  • Vergangenes Jahr überwies Bayern 120.000 Euro an die Meldestelle und hat seinen Beitrag damit nach Auskunft von „REspect!“ seit 2022 jedes Jahr verdoppelt, von 30.000 Euro über 60.000 Euro auf den jetzigen Betrag.

Söders Staatskanzlei möchte – so die WELT – keine Fragen dazu beantworten und verweist auf das Familienministerium. Auch die CSU-Landtagsfraktion und die Parteileitung äußern sich auf Anfrage nicht.

Ach ja, bayerische Gerichte und Staatsanwaltschaften gehen ja auch besonders stramm vor, hier das Amtsgericht Bamberg, wenn harmlose Bürger etwa über einen Robert Habeck witzeln. Dann gibt es am frühen Morgen Hausdurchsuchungen und eine Beschlagnahme von Mobiltelefonen und PC. TE hat im November 2024 wiederholt von solchen „Fällen“ berichtet.

Expandierende Denunziations-Industrie

Die einzige Industrie, die in Deutschland nicht unter mangelndem Zuwachs zu klagen hat, ist neben der Asyl-Industrie die Denunziations-Industrie. Hier ist ein neues, einträgliches Geschäftsmodell im Entstehen. Wie Pilze schießen „Meldestellen“ aus dem Boden. Die grüne NRW-„Integrations“-Ministerin Josefine Paul hat soeben vier neue Meldestellen eingerichtet. Bundesweit dürfte die Zahl mittlerweile dreistellig sein. Über zwanzig Anträge von irgendwelchen Möchtegern-Meldestellen haben bei der Bundesnetzagentur bereits einen Antrag auf Zulassung und Empfehlung gestellt. Dazu kommen Agenturen wie „So Done“, die das Netz für dünnhäutige Minister wie Habeck und Baerbock durchsuchen, um dann Strafanzeigen (im Falle von Habeck und Baerbock mittlerweile rund 1.400) abzudrücken – und Geld zu kassieren. Siehe TE vom 29. Dezember 2024:

Höchst gefährlich auch: In einem Leitfaden der Bundesnetzagentur für Inhalte, die Trusted Flagger „aufspüren“ sollen, würden unter anderem genannt: „Hassrede, Diskriminierung oder Inhalte, die negative Auswirkungen auf den zivilen Diskurs“ hätten. „Negative Auswirkungen auf den zivilen Diskurs“! Der „grüne“ Müller räumt als Oberzensor zudem frank und frei ein: „Es geht nicht nur um strafbare Inhalte …“ Das sagte er der WELT am 16. Oktober 2024.

All das klingt, lieber deutscher Michel, verdammt nach „Wahrheitsministerium“ à la Orwells Big Brother und nach „Phänomenbereich einer verfassungsschutzrelevanten Delegitimierung des Staates“, die Ex-Oberschlapphut Thomas Haldenwang noch zu Merkels Zeiten erfunden hatte. Gewaltmonopol des Staates? Rechtsstaatsprinzip? Kannste vergessen!

Dazu sei nicht nur am Rande erwähnt: Der ganze Denunzianten-Sumpf kann sich darauf berufen, dass er qua EU-Recht durch das Gesetz über digitale Dienste (DSA = Digital Services Act) abgesichert ist. EU eben!


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Kommentare ( 43 )

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Autour
10 Tage her

Man sollte aufhören differenzen, die es nicht mehr gibt irgendwelchen Parteien anzudichten!
Es gibt nur noch 2 Parteien! Punkt aus! Die AfD und die Einheitspartei!
Die CDU/CSU unterscheidet sich 0,0 von den Grüninnen oder der SPD oder dem BSW!
Sie mögen evt. noch etwas anders sprechen, aber ihr HANDELN spricht eine EINDEUTIGE Sprache!
Leute wacht endlich auf!

Juergen P. Schneider
10 Tage her

Mittlerweile müsste jeder selbstständig denkende Mensch erkannt haben, dass die Union integraler Bestandteil des immer antidemokratischer agierenden links-grünen Parteienkartells ist. Söder blinkt gelegentlich rechts, damit der Black-Rock-Bonze aus dem Sauerland nach der Wahl umso leichter links abbiegen kann. Die Deppen-Mehrheit der CDU-Gewohnheitswähler im Land wird wohl erst nach der Wahl merken, wem sie da ihre Stimmen gegeben hat.

Regina Lange
10 Tage her

Dem Söder ist sowieso nicht über den Weg zu trauen! Er ist ein Opportunist vor dem Herrn und wenns sein muss auch vor Allah. Da war der Strauß ein anderes Kaliber! Der hätte die Betreiber solcher Denunzianten-Einrichtungen gejagt, dass sie Schuh und Strümpfe verlieren! Er hätte den Durchblickt gehabt wohin das führt! Aber Strauß war eben intelligent, während die heutigen führenden Politiker ….. naja wie soll ich es sagen ….. eher schwach im Charakter sind, um es freundlich auszudrücken! Schon dass man überlegen muss welche Worte man gebraucht und welche lieber nicht, zeigt das es hierzulande mit der Demokratie und… Mehr

Benedictuszweifel
10 Tage her

Gute, sehr gute Information. Kleine Sprachkritik. Nur klare Sprache führt zu klaren Gedanken. Nichts Söders Freistaat finanziert… genau: Die Nettosteuerzahler in Bayern finanzieren zwangsweise…

elly
10 Tage her

„Der ganze Denunzianten-Sumpf kann sich darauf berufen, dass er qua EU-Recht durch das Gesetz über digitale Dienste (DSA = Digital Services Act) abgesichert ist. EU eben!“
Das heißt doch aber nicht, dass diese Denunzianten Industrie üppig mit Steuergeldern finanziert werden müssen.

alter weisser Mann
10 Tage her
Antworten an  elly

Warum nicht? Es ist ja nicht so, dass die nationale Politik da etwas finanzieren muss was sie gar nicht haben will.
Man darf nicht auf das ewige volksverblödende Spiel über Bande reinfallen: Nationale Politik geht mit Vorschlägen nach Brüssel, aus Vorschlägen werden Verträge, Regeln und Auflagen. Wenn das zu Verärgerung im Lande führt, zeigt die nationale Politik auf Brüssel, um sich zu exculpieren „Die EU hat es so gewollt!“

Raul Gutmann
10 Tage her

Zyniker geben regelmäßig das Bonmot zum besten, nach dem das schöne an der Demokratie sei, die Menschen zu ihrem Schaden zu betrügen.
Humanisten erwidern darauf, dementgegen glaubten die Menschen in der Aristokratie ausgebeutet und kujoniert zu werden, doch letztlich geschah die Politik zu ihrem Nutzen.
Zusammenfassend besteht der Charme der Demokratie darin, die Ausbeutung der Massen zu legitimieren und die Menschen gleichzeitig in dem Glauben zu bestätigen, in dem propagierten Kampf gegen die Unternehmer von ihren wahren Feinden abzulenken.

Mike76
10 Tage her

Ahmed Gaafar „studiert“ also in Bamberg; vermtl. eher zum Schein. Wobei Bamberg, da war doch was. Das ist doch die Stadt mit sehr speziellen Richtern, deren Urteil seltsamerweise immer nur eine Richtung kennt.

Maja Schneider
10 Tage her

Wir müssen endlich alle davon ausgehen,
dass wir von Politik und ihrem „Geleitschutz“, den geneigten Medien, nur noch belogen werden, und jetzt im Wahlkampf ganz besonders. Nicht nur Herr Söder ist ein Beispiel, Scholz, Steinmeier, Habeck und Co.stehen ihm in nichts nach. Wir werden noch staunen, vor allem über die Aktivitäten zur Einschränkung der Meinungsfreiheit. Die Angst vor dem Wähler ist inzwischen zu einer wahren Hysterie geworden, die mit normalen Maßstäben nicht mehr zu messen ist.

Cimice
10 Tage her

Irgendwie erinnert diese Vielzahl von „Meldestellen“ an die Corona-Teststationen in der so genannten Pandemie. Wie man inzwischen weiß, gab es eine Vielzahl von vorgetäuschten Testunternehmen, die gar keine Tests durchführten, aber ordentlich bei den Behörden abkassierten. Im Fall der Meldestellen wird man möglicherweise irgendwann erkennen, dass ein ähnlicher Missbrauch herrscht. — Und dann gibt’s dann noch die Prämie beim Kauf von Elektroautos. Da sollen nicht wenige gut verdient haben, indem sie in kurzem Abstand neue Elektroautos kauften, jedesmal die Prämie kassierten und das vorherige Elektroauto mit Gewinn nach Skandinavien verkauften. —- Fazit: Unser Staat, unsere Behörden gehen zu locker mit… Mehr

Rosalinde
10 Tage her

Ich kann mich erinnern, dass FJS seinerzeit den Söder als „Pfeife“ bezeichnet haben soll.