re:publica statt Realpolitik – Merz buhlt um Applaus von ganz links

"Links ist vorbei!" tönte Merz. Gut, das war VOR der Wahl und was gilt das Geschwätz von gestern? Nach der Wahl pilgert er zum linken re:publica-Kongress und fasst den anwesenden Gästen mit dort gern gesehener Kritik an Israel an die zumeist antisemitischen Füße. Dieser Kanzler ist ein Totalausfall, er steht für nichts.

picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Rhetorische Fragen: Muss ein CDU-Kanzler Friedrich Merz dem links-grün-woken Verein „re:publica“ als Gastredner die Ehre geben? Muss ein CDU-Kanzler Merz einen „re:publica“-Kongress, der sich zuletzt als „Festival für die digitale Gesellschaft“ verstand, für heftige Kritik an Israel nutzen?

Nein, muss er nicht, kann er zwar, sollte er aber gerade in einem solchen Rahmen nicht. Aber warum lässt ein Merz, der Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu trotz internationalen Haftbefehls in Deutschland empfangen will, ausgerechnet bei „re:publica“ „historisch kritische Sätze gegen Israel“ (so der „Focus“) vom Stapel? Will Merz Netanjahu brüskieren, so dass dieser einen Besuch in Deutschland ausschließt und Merz damit aus der Patsche hilft?

Das hat Merz laut „Focus“ am 26. Mai beim WDR-Europaforum im Rahmen von „re:publica“ gesagt: Er könne nicht mehr verstehen, was die israelische Armee in Gaza mache. Als Bundeskanzler müsse er sich nun äußern. Merz verurteilte das israelische Vorgehen im Gazastreifen denn auch aufs Schärfste: „Das, was die israelische Armee jetzt im Gazastreifen macht, ich verstehe offen gestanden nicht mehr, mit welchem Ziel. Die Zivilbevölkerung derart in Mitleidenschaft zu nehmen, wie das in den letzten Tagen immer mehr der Fall gewesen ist, lässt sich nicht mehr mit einem Kampf gegen den Terrorismus der Hamas begründen.“ Und weiter: „Wenn Grenzen überschritten werden, wo einfach das humanitäre Völkerrecht jetzt wirklich verletzt wird, dann muss auch Deutschland, dann muss auch der deutsche Bundeskanzler dazu etwas sagen.“ Zwar habe man, so Merz ein hohes Interesse daran, als wichtigster Partner in Europa an der Seite Israels zu bleiben, dennoch betonte der Kanzler: „Die israelische Regierung darf nichts tun, was nun irgendwann ihre besten Freunde nicht mehr bereit sind zu akzeptieren.“

Ist doch klar, wer solche Aussagen bejubelt: die links-rot-dunkelrot-antisemitisch-islamisch-propalästinensischen Netze. Dort kommt Merz plötzlich gut an.

Merz vergaß aber einiges andere zu sagen: Was seit Monaten im Gaza-Streifen geschieht, ist die Folge des Massenmassakers von Hamas-Terroristen vom 7. Oktober 2023 mit mehr als tausend bestialisch ermordeten Israeli jeden Alters. Merz mag, wie er sagt, das Ziel bzw. den Auftrag der israelischen Armee nicht verstehen. Hier ist er: die endgültige Vernichtung der Hamas. Merz wird die für jeden empathischen Bürger wahrlich schrecklichen Bilder aus dem Gaza-Streifen im Kopf haben. Aber dann hätte er an die Adresse der Hamas auch sagen müssen: Hört auf, euch in Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern zu verschanzen und menschliche Schutzschilde für Propagandazwecke zu missbrauchen! Hört endlich auf, Israel mit Raketen anzugreifen! Lasst endlich nach fast 20 Monaten die – hoffentlich noch lebenden – letzten Geiseln frei! Dann wäre das tägliche Sterben schnell zu Ende.

Merz hat das nicht gesagt. Er hat damit – gewollt oder ungewollt – auf lieb Kind bei den ebenfalls beim „re-publica“ intensiv vertretenen Linken gemacht. Die Fraktions-Co-Vorsitzende der Links-Partei im Bundestag, Heidi Reichminnek, hat bei „re-publica“ ja auch einen Auftritt. Für gemeinsame Fotos werden Merz und Reichinnek wie schon mal kürzlich im Bundestag schon Zeit finden.

Es gibt ja das eine oder andere zu besprechen. Zum Beispiel, wie man mit Hilfe der Links-Fraktion Zwei-Drittel-Mehrheiten für die überfällige Wahl von drei neuen Karlsruher Verfassungsrichtern hinzimmert. „Links ist vorbei“ hat Merz vor gar nicht langer Zeit gesagt. Aber auch das ist längst vorbei. Klar, mit spärlichen 28 (CDU/CSU) + 16 Prozent (SPD) muss man wegen „Brandmauer und so“ nach links auf „Everybody’s Darling“ machen.

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Kommentare ( 102 )

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Juergen Waldmann
1 Monat her

Merz lässt den Linkskurs im Land weiter voran gehen , was eine Gefahr für das Land und die Demokratie ist ! Politischer Gegner ist weiterhin die AfD , also alles Konservative in Deutschland . In menschenverachtender Weise wird diese Partei diffamiert und zum Gegner erkoren . Im Parlament ist die Ausgrenzung der einzigen Opposition Volkssport geworden , Höhepunkte sind wieder die Besetzung des stellvertretenden Parlamentspräsidenten und die Vorsitze und Stellvertreter in den vielen Bundestags – Ausschüssen . Das System unser Demokratie wird von den Parteien zerstört , die Links der Brandmauer stehen !

MfS-HN-182366
1 Monat her

Man sagt, dass die „Grinsebacke“ aus Hamburg ein Totalausfall gewesen sei. Und was ist Merz(kel)? Geht es noch tiefer als Totalausfall?
Dieser Mann könnte der Totengräber Deutschlands sein. Während Scholz, bezüglich Taurus, noch eine scheinbar feste Meinung hatte, ist Merz(kel) nur noch ein Kriegstreiber, der mangels kognitivem Denkens, nicht die Folgen seines Handelns bedenkt. Ich hoffe nur, wenn es „Haselnüsse“ regnen sollte, dass dieser Super-Totalausfall eine auf die Birne bekommt. Unschuldige Opfer aller Kriege gibt es genug, hier wäre von Unschuld nicht zu sprechen. Es würde ausnahmsweise einmal den richtigen Treffen!

DDRforever
1 Monat her

Ganz einfach, es ist nicht sein Land. Meines übrigens auch nicht, aber aus anderen Gründen.

Or
1 Monat her

Sie haben mit Sicherheit die an die Presse durchgestochenen Eindrücke der Koalitionsverhandlungen gelesen.
Es hieß, der Fritze saß völlig teilnahmslos da, wie‘n Rentner auf der Butterfahrt, hat alle Verhandlungen an’nen Linnemann und’nen Spahn delegiert, sein einziges Interesse galt, wo er dann wo und wie hinfliegen und sich im Ausland inszenieren kann.
Dieses Land und seine Belange kümmern ihn einen Dreck.

Or
1 Monat her

Das war zu erwarten.
Der Fritze, zutiefst gedemütigt von der Rautenhexe, zwei mal unterlegen gegen Unionsnobodies und nun nur noch 2. Wahl, also B-Ware von der Resterampe.
Da muss dieser arme Wicht, sein winziges Ego Zuspruch holen, woher auch immer.

Kraichgau
1 Monat her

Er hat vor allem den Taurus an die Ukraine zu liefern versprochen und uns damit direkt ins Visier der Russen gebracht,denn diese Waffe kann nur durch deutsche Soldaten bedient werden….

Nibelung
1 Monat her

Und während dessen gehen bei uns täglich immer mehr die Lichter aus, wo er doch angetreten ist, das Land zu retten und in eine gute Zukunft zu führen und das Gegenteil ist der Fall, denn er wird der letzte aller Looser sein, der es fertig bringt uns vollends zu vernichten und das auf seine Art, weil ihm immer noch der Kompaß fehlt, den er nie besessen hat und außer Lügereien und Betrügerein nichts wesentliches zu bieten hat. Mit seiner Wahl hat das jeder Konservative kommen sehen und ist keine Überraschung, denn solche Aufschneider gibt es in der Gesellschaft zu Hauf… Mehr

Haba Orwell
1 Monat her

Ob die nationale Variante des Sozialismus dem Herrn links genug ist? Böses Medium berichtete über ein Treffen mit Asow-Neonazis Mitte Mai im Bundestag: > „… Vonseiten der Gastgeber war die Anhörung prominent besetzt: Roderich Kiesewetter (CDU), die Vizefraktionschefin der Grünen, Agnieszka Brugger, Anton Hofreiter sowie weitere ihrer Parteikollegen nahmen daran teil. Allerdings schwiegen sie dazu, beziehungsweise erwähnten sie pauschal Gespräche mit ukrainischen „Soldaten“ …“ Auf der anderen Seite ebenso „prominent“ besetzt: > „… Horischni, der früher die mit „Asow“ verbundene „Schule für junge Führer“ geleitet hat, versucht sich auch als Musiker und Poet. „Dich, meine Liebe, bewundere ich, und ich… Mehr

Last edited 1 Monat her by Haba Orwell
Milton Friedman
1 Monat her

buhlt um Applaus von ganz links Die Methode „Merkel“. Gut eingespielt, schon Söder machte sie sich während Corona zu nutze: Wenn der Pöbel mal wieder mault, weil er für die linken Paradies-Auf-Erden-Utopien zu viel Lebensqualität und Würde abtreten muss, setzt man ihm eben einen Rechten in Anführungszeichen vor (wenn es sein muss). Nach der Wahl wird der schon zu Grabe kriechen. Genau in dieser Phase steckt Merz. Die Re:Publica ist eher eine Versammlung linksradikaler Medienmacher, als ein Fach-Event bei dem es um fachlichen Austausch, Arbeitsmethoden oder aktuelle Branchenentwicklungen geht. Genauer gesagt ist dies die Re:Publica dann doch, sofern man den… Mehr

EndofRome
1 Monat her

Ist nicht Dr. Christoph Heusken ein Unionsmann? Jedenfalls hat es Deutschlands langjähriger UNO-Botschafter in New York
2019 auf Platz 7 der vom amerikanischen Simon-Wiesenthal-Center aufgestellten Liste antisemitischer Vorfälle geschafft. Damit hat er auch die Deutsche Linke um Längen geschlagen