EU-Europa bastelt am grünen Wohlfühl-Gulag

Während die USA an ihrem industriellen Comeback arbeiten, halten die EU-Europäer Kurs und feilen an ihrem Klimasozialismus. In Holland können wir uns in der Praxis anschauen, was man sich darunter vorzustellen hat. Es geht wieder einmal um Verhaltenssteuerung durch wachsweichen Klimamoralismus.

picture alliance / ANP
Modell der neuen Wohnsiedlung Merwede in Utrecht. In diesem neuen nachhaltigen und autofreien Stadtviertel sollen 6.000 Eigenheime und Mietwohnungen in einer grünen Umgebung entstehen.

Wenn wir den zivilisatorischen Werdegang von Gesellschaften betrachten, lassen sich im Wesentlichen zwei Grundmuster erkennen: Auf der einen Seite steht die freie Gesellschaft – dezentral strukturiert, subsidiär organisiert und getragen von der Verantwortung des Einzelnen. Ihr gegenüber finden wir ihren Antagonisten: der auf Zentralgewalt gegründete Machtkörper, der auf Steuerung, Planung und Kontrolle setzt. EU-Europa hat sich, aller politischen Freiheitsprosa zum Trotz, unbestreitbar dem letzteren Prinzip verschrieben.

Klimamoralismus als Gravitationskraft

Zentralistisch-etatistische Machtkörper besitzen beschränkte Halbwertzeit. Aufstieg und Verfall tyrannischer Systeme lassen sich an Beispielen wie dem Sowjetimperium, dem Dritten Reich oder den zahlreichen sozialistischen Projekten des 20. Jahrhunderts am besten nachvollziehen. Ihrem inhärenten ökonomischen Verfall begegnen die Eliten dieser Verfallskörper aggressiv mit wachsender Kontrolle, mit zunehmendem Interventionismus und einem ausfransenden Medienapparat, dessen Aufgabe es ist, das fallende Regime narrativisch zu stabilisieren.

Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Brüsseler Zentralkörper der Europäischen Union medienpolitisch zielgenau an seinem Schwachpunkt ansetzt, an der Rohstoff- und Energieknappheit des Kontinents. Die ausklingende Phase des Nachkolonialismus zeigt, wo die Achillesferse der Europäer liegt. Ihre Fähigkeit zur kontrollierten Extraktion knapper Ressourcen schwindet mit der aufkeimenden Emanzipation des globalen Südens.

EU-Europa setzt auf Propaganda

Der geopolitisch heikle Rauswurf Frankreichs aus seinen ehemaligen Uran-Kolonien ist sprechender Beleg für diese These. Nigeria war der machtpolitische Wendepunkt, der in Europa lieber verschwiegen wird. Daran ansetzend kann man sagen, dass die Klimaagenda der Europäer, die den historischen Referenznamen „European Green Deal“ trägt, dieses Problem adressieren soll. Sie steht für den Versuch, genau die Energieträger aus dem Motorraum der globalen Ökonomie herauszulösen, über die Europa nicht verfügt – Öl und Gas.

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Um möglichen Verhandlungslösungen aus dem Weg zu gehen, setzt man sowohl im Binnenverhältnis als auch auf diplomatischem Feld auf Repression und Konfliktsteuerung. Gesetze wie das Heizungsgesetz, CO2-Besteuerung, das gesetzlich verordnete Aus des Benzinmotors oder der Dieseltechnologie sind Bausteine dieser Agenda. Im Außenverhältnis hinterließ die europäische Interventionspolitik langfristig gezogene ethnische Konfliktlinien. Denken Sie an den Nahen Osten oder den Kaschmirkonflikt. Sie alle sind Erblasten europäischer Kolonialzeit.

Die Klimapropaganda, die mit dem erfolgreichen Medien-Hype um Fridays for Future oder dem schrillen Auftritt von Greta Thunberg ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte, soll die massiven Eingriffe in unsere individuellen Freiheitsrechte und Privatsphäre kaschieren und die Dringlichkeit der frugalen Revolution eines Schrumpfökonomie psychopolitisch verankern.

Nächste Eskalationsstufe

Eine interessant Wendung erfährt das Schauspiel in dem Moment, da Kontrollsysteme die Phase medialer und narrativer Stabilisierung verlassen und in den Modus praktischer Umsetzung ihrer zentralistischen Agenda übergehen. Was zuvor lediglich diskursive Vorarbeit war – eine scheinbar pluralistische Debatte – entpuppt sich nun als Steigbügelhalter für einen Machtkomplex, der nicht mehr um demokratische Zustimmung wirbt, sondern argumentativ apodiktisch und gesellschaftlich diktatorisch auftritt.

Der Zentralkörper ist zu Beginn der Umsetzungsphase gezwungen, seinen Gesellschaftsumbau mit Leuchtturmprojekten anzuschieben, um Akzente zu setzen, die dann auf Ökonomie und Gesellschaft abstrahlen sollen. Es kann, wie wir gleich sehen werden, äußerst skurril wirken, da sich zentral geplante Verformungen der Gesellschaft gegen den eigentlichen Charakter der zivilisatorischen Entwicklung stemmen und bei wachsender Abweichung vom natürlichen Pfad in einen wachsenden Spannungszusammenhang mit der Lebenswirklichkeit der Menschen geraten.

Das Merwede-Projekt

Beispiele hierfür gibt es zu Genüge. Denken Sie an Windräder in Wäldern oder an herbeisubventionierte Solarparks, wo einmal Landwirtschaft war. Im Falle der niederländischen Stadt Utrecht, genauer, im neu geplanten Stadtteil Merwede, soll ein visionäres Öko-Quartier für 12.000 Einwohner entstehen, das auf einem ehemaligen Industrieareal errichtet wird – selbstverständlich nahezu autofrei, verwaltet durch eine kommunale Mobilitätsgesellschaft. Private Pkw sind im Kerngebiet untersagt, Ausnahmen werden rationiert.

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Nur drei Parkplätze pro zehn Haushalte sind vorgesehen, ergänzt durch ein öffentlich organisiertes Carsharing-Angebot. Statt individueller Mobilität dominiert künftig ein orchestriertes Nebeneinander von Fahrradabstellanlagen, Fußgängerachsen und Verwaltungszugang zum Verkehr. Merwede steht sinnbildlich für eine neue Phase urbaner Planung: ökologisch aufgeladen, zentral durchdesignt, mit dem Anspruch, nicht nur Wohnraum zu schaffen, sondern das Verhalten seiner Bewohner nach dem Gusto der Chefideologen im Stadtrat, den Parteien und ihren „Think-Tanks“ zu formen.

Die üblichen Verdächtigen

Getragen wird das Projekt von einem Konsortium aus sieben Eigentümern – allen voran die Stadt Utrecht, die nicht nur rund ein Drittel der Fläche besitzt, sondern zugleich Regulierer und Mitinvestor ist. Unter dem Namen „Merwede5“ bündeln private Entwickler (abgesichert durch Staatsfonds) ihre Interessen, während die Stadt durch Bodenverkäufe am eigenen Planungswerk verdient. Für das Mobilitätskonzept fließen rund sieben Millionen Euro – teils zur Subvention von Carsharing-Angeboten, teils zur Abfederung erwartbarer Verluste. Die Gesamtfinanzierung bleibt vage – wie so oft bei großen Visionen der Zentralplaner.

Das Merwede-Projekt reiht sich nahtlos ein in die identitätspolitisch aufgeladene Öko-Agenda einer Stadt, die sich seit Jahren den UN-Nachhaltigkeitszielen unterstellt hat. Gefördert wird ein städtisches Öko-Experiment, das sich thematisch eng an den EU-Green Deal anlehnt, ohne dass die Brüsseler Mitwirkung transparent ausgewiesen wäre. NGOs, Wissenseinrichtungen und lokale Partner runden das Netzwerk ab, das demokratische Kontrolle durch stakeholdergesteuerte Prozesse ersetzt.

Erziehungsprogramm in der grünen Trabantenstadt

Was medienwirksam als visionäres Quartier der Zukunft verkauft wird, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Versuchsanleitung zur Untertanenzucht. Das Merwede-Projekt in Utrecht schafft kein Stück urbane Freiheit, sondern ein kontrolliertes Experiment ökologischer Gesinnungspolitik. Wer individuelle Mobilität für sich beansprucht, ein natürliches Recht in einer freien Gesellschaft, trifft auf Restriktionen und kollektive Sharing-Konzepte. Das Private wird planwirtschaftlich eingehegt, die Lebensgestaltung zur öffentlich verwalteten Dienstleistung. „Nachhaltigkeit“ dient dabei als trojanisches Narrativ, hinter dem sich soziale Lenkung und Verhaltensvorgaben verstecken. Die grünen Korridore mögen blühen – die Freiheit des Einzelnen verwelkt dabei. Merwede ist nicht Modell, sondern Mahnmal: für eine urbane Zukunft, in der das Leben nicht mehr gelebt, sondern organisiert wird.

Es ist dieser schrille Kontrast zu den USA dieser Tage, wo Bürger mit Verve nach ihrer Freiheit greifen, Steuersenkungen durchgesetzt werden und der Staatsapparat beigeschnitten wird. Die projektierte Gesinnungsarbeit der Klimalobby wirkt wirklichkeitsfremd, ja sie schimmert grünlich-infantil. Sie tritt in maximale Distanz zur Lebensrealität der Mehrheit der produktiven Menschen, die auf individuelle Mobilität existenziell angewiesen sind. Merwede bleibt so ein feuchtgrüner Traum moralisch und monetär gut gebetteter Erben, grüner Hipster, die es sich im NGO-Wesen staatsnah gemütlich gemacht haben, und von moralisierenden Rentnern, die glauben, der Gesellschaft mit ihrem Handeln dienlich zu sein, ihr aber so die Luft abschnüren.

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Kommentare ( 39 )

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Raul Gutmann
1 Monat her

Hervorragender Artikel

Fui Fujicato
1 Monat her

Dieses ganze Pack der Protagonisten sollte sich – inklusive ihrer Anhänger – hier vom Acker machen + in irgendeinem – am besten muslimisch regierten – Staat ihr persönlich präferiertes Paradies verwirklichen !
WIR brauchen die nicht ! Kann fott !!!

Karl Schmidt
1 Monat her

Der Grund für die Elektromobilität liegt kaum darin begründet, dass Gas- und Ölvorräte in der EU knapp sind, denn für die Ausgangsstoffe der Batterien gilt nichts anderes. Auslöser des Energiewendewahns ist allein, dass man von Links mehr finanzielle Unterstützung durch Wind- und Solarbaronen erhält und zudem wohl auch die Finanzindustrie an der Sachgassentechnologie vorübergehend gut verdienen konnte. Ein entdemokratisierter, planwirtschaftlicher Ansatz bietet zugleich mehr Angriffsfläche für Netzwerke, um korrupte Strukturen aufzubauen und zu etablieren. Und die weitestgehend unkontrollierte EU-Kommission und die nachgeordnete Bürokratie ist ein Zentrum der weltweiten Korruption im politischen Betrieb. Es ist kein Zufall, dass sich die Fälle… Mehr

bfwied
1 Monat her

Die Grünlinken – eigentlich sind es ordinäre Linke – können das alles machen, weil sie keinen Gegenwind erhalten, weil niemand wagt, sich als konservativ, also als rückwärtsgewandter Mensch, darstellen zu lassen, man ist zu feige. Das Progressive der Linken ist in Wirklichkeit das Uraltbackene, das Sozialistische, das über 100 Mio. Tote im Zuge der Verbreitung in den eigenen Ländern gekostet hat. Das „Progressive“ ist die sozialistische Diktatur der eingebildeten Besserwisser, der Machtbesessenen, der geistigen Underdogs. Man kennt die mit ihren Fehlleistungen, mit ihren Angebereien, was sie angeblich alles gelernt und abgeschlossen hätten, s. u. a. Bärbock, die beruflich gar nichts… Mehr

ramses82
1 Monat her

Der nächste Schritt wäre dann eine digital gesteuerte Sozialkontrolle nach chinesischem Muster, wo der Einzelne wie im Puppentheater nach dem Willen der Regisseure dem Drehbuch gemäß hin- und hergeschoben wird. Nein, diese linksgrünverseuchte EU will ich nicht. Zu allererst muss der korrupte Haufen der EU-Kommision weg: bekanntlich stinkt der Fisch am Kopf. Allein die Vorsitzende UvdL hat soviel Dreck am Stecken, dass es auf keine Kuhhaut geht. Unaufgeklärt sind immer noch ihre dubiosen Beraterverträge für die Bundeswehr aus ihrer Zeit als deutsche Verteidigungsministerin. Gleiches gilt für ihre undurchsichtigen, eigenmächtigen, millardenschweren Lieferabsprachen mit Pfizer anlässlich der Corona-Pandemie. Eine gerichtliche Aufforderung, das… Mehr

Marco Mahlmann
1 Monat her

Die Hälfte des Artikels Sermon, bis endlich auf das Thema der Überschrift eingegangen wird.
Das Merwede-Projekt reiht sich ein in die 15-Minuten-Städte. Sozialistische Glücksdiktate, die durch staatlich gelenkte Propaganda bejubelt werden.
Wie wird Merwede denn angenommen? Wieviele Bewerbungen gibt es? Wer bewirbt sich? Wer investiert privat? Läßt das Rückschlüsse zu auf den Willen der Bürger?

teanopos
1 Monat her

Danke fürs Berichten! Dass solche Gesinnungsprojekte immernoch finanzielle Unterstützung erhalten zeigt nur, dass bei den widerlichen, übergiffigen, linksgrünwoken Menschen- und Gesellschaftsklempnern das Geld immernoch wie Honig fließt. Das Projekt erinnert an DDR Plattenbau, etwas subtiler, die übergriffigen Sozialisten und Kommunisten sind ja nicht doof. Um den Eindruck des Plattenbaus zu verwischen versucht man die Häuser und ihre Anordnung nicht ganz so wie aus der Retorte aussehen zu lassen. Aber die eingebauten Verbote entlarven das Projekt dann doch sofort. Städtische Kommune in der alle gleich „bunt“ sind. Eine weitere, die nächste „bunte“ Dystopie. Mir bleibt nur folgende Erkenntnis, auch wenn ich… Mehr

Last edited 1 Monat her by teanopos
Deutscher
1 Monat her

Politische Utopien führten schon immer ins Verderben.

GR
1 Monat her

Das Konzept der autofreien Stadt gibt es auch in Freiburg. In einem Artikel der SüZ (als ich die noch las, Asche auf mein Haupt) stand dann, daß die Bewohner selbstverständlich alle ein Auto haben, die stellen das außerhalb ab, die Frau fährt damit zur Arbeit (mit Öffentlichen dauert das zu lange), nur der ideologisch gefestigte Mann fährt mit Öffentlichen und dem Fahrrad, 1:40 Stunden einfach. Sehen wir das Positive: Wenn das Viertel für Migranten gebaut wird sind die schön unter sich und weg vom Rest. Und ich bin mal bösartig und unterstelle, daß da schnell eine spontane Umwidmung der Grünanlagen… Mehr

teanopos
1 Monat her
Antworten an  GR

Sie glauben doch nicht im Ernst, das irgendein Migrant freiwillig in einen solchen Gesinnungsslum zieht?
„Gut“ vielleicht die nicht arbeitenden, die nicht gezwungen sind zu arbeiten und rational zu handeln, aber alle anderen mit etwas Hirn bleiben einer solchen Retorten- und Gesinnungssiedlung fern.

Ich wäre dafür die städtische Kläranlage direkt ins Zentrum solcher exklusiven, woken Communitys zu platzieren, dazu ein migrantischer „wir haben Platz“ Container Wohnsilo.
Vielleicht regt das bei den verantwortlichen Leuten das denken an.

Biskaborn
1 Monat her

Hochinteressant! Aber neben den Klimaeiferern verschiedener Couleur braucht es Menschen die für solche Experimente ihre Freiheit opfern. Offensichtlich gibt es davon genug! Wir werden erleben, ob und wie der Zuspruch für diesen Stadtteil aussehen wird!

Deutscher
1 Monat her
Antworten an  Biskaborn

Erstmal werden grüne Hipster einziehen. Nach ein paar Monaten werden sie merken, dass das Wohnen dort nicht praktisch ist. Nach ein paar Jahren ziehen sie dann wieder weg. Die leeren Wohnungen werden schließlich umgenutzt zu Sozialwohnungen und Migrantenheimen. Aus dem Vorzeigeprojekt wird ein Brennpunkt. Einer mehr. Und er wird ein weiteres Battalion von Sozialarbeitern, Streetworkern, Betreuern, Beauftragten, Dolmetschern, Juristen, NGOs und anderen Laberarbeitern in Lohn und Brot bringen.

Last edited 1 Monat her by Deutscher
jopa
1 Monat her
Antworten an  Biskaborn

Wernn bei denen die gleiche Wohnungsnot herrscht: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.