Die Wetten auf einen Bundeskanzler Hendrik Wüst laufen

Friedrich Merz hat nur zwei Tage gebraucht, um wieder Friedrich, der Umfaller, zu werden. Seit Tagen hört man aus der CDU Gerüchte, dass es Bestrebungen gäbe, nach der Wahl Friedrich Merz durch Hendrik Wüst zu ersetzen. Merz kann nicht einmal erstaunt fragen: Auch du, Brutus? Denn Wüst war nie Brutus, sondern immer Merkels Lordsiegelbewahrer. Merz hätte es wissen können. Isch over.

IMAGO / Rainer Unkel

Friedrich Merz schien genau zwei Tage lang wie ein selbständig handelnder Politiker, und zwar vom 23.01.2025 bis zum 25.01.2025, ein Politiker, den sich viele immer wieder in der CDU gewünscht haben, ein Politiker, dem die Interessen und die Sicherheit des Landes über den Sitzplatz innerhalb der Brandmauer ginge. Wieder einmal sehen sie sich in ihren Hoffnungen und Wünschen getäuscht. Diese Hoffnungen muss man inzwischen Illusionen nennen und endgültig zu den Akten legen. Friedrich Merz hat nur zwei Tage gebraucht, um wieder Friedrich, der Umfaller, zu werden, der den fehlenden Machtinstinkt krampfhaft durch taktische Klügeleien zu ersetzen sucht, die man nicht einmal in der Schülerunion vor vierzig Jahren für besonders clever gehalten hätte.

Sic transit gloria mundi, aber schon seit Merkel. Die Ära Merkel hält, wie ich es in meinem Merkel-Buch beschrieben habe, bleiern an und zieht Deutschland in den Abgrund. Im Buch habe ich den fünften Sargnagel für Deutschland angedeutet, aber noch nicht ausbuchstabiert, der fünfte Sargnagel für Deutschland sind Merkels Nachfolger, postdemokratische Politiker am Vormittage ihrer Apotheose in Neu-Versailles.

Am 23. 01. und möglicherweise noch am 24.01 blies Merz gewaltig die Backe auf und sagte: „Wer diesen Anträgen zustimmen will, der soll zustimmen. Und wer sie ablehnt, der soll sie ablehnen. Ich gucke nicht rechts und nicht links. Ich gucke in diesen Fragen nur geradeaus.“

Zwei Tage später fleht Merz Scholz und Habeck an: „Es bekommen die ehemaligen Ampel-Fraktionen die Texte von uns mit der ausdrücklichen Bitte, darüber über das Wochenende zu sprechen und den Versuch zu unternehmen, in der nächsten Woche hier eine gemeinsame Entscheidung zu treffen.“ Denn: „Die AfD bekommt sie nicht.“ Ich hatte schon zuvor vermutet, dass Merz das Motto ausgibt: Vorwärts Parteifreunde, wir müssen zurück – und deshalb geschrieben: „Man wird die Union bis tief in die nächste Woche hinein beim Eiertanzen auf den Zinnen der Brandmauer zuschauen dürfen – auf den Spitzen von Merkels Ballettschuhen“, denn „die Union riskiert gerade einen dreisten Betrug auf den Rücken der Opfer, denn wenn sie die Anträge so formuliert, dass die AfD nicht zustimmen kann, dann entlarvt sich der 5-Punkte-Plan als billiges, ja als schändliches Wahlkampfmanöver.“ Im Antrag der Union heißt es nun, wie von mir erwartet: „Die AfD nutzt Probleme, Sorgen und Ängste, die durch die massenhafte Migration entstanden sind, um Fremdenfeindlichkeit zu schüren und Verschwörungstheorien in Umlauf zu bringen. Sie will, dass Deutschland aus EU und Euro austritt und sich stattdessen Putins Eurasischer Wirtschaftsunion zuwendet. All das gefährdet Deutschlands Stabilität, Sicherheit und Wohlstand. Deshalb ist diese Partei kein Partner, sondern unser politischer Gegner.“

Hat nicht einer aus der Union Friedrich Merz beim Schreiben unterbrochen und ihn daran erinnert, dass ein zweijähriger Junge erstochen wurde, ein Mann, der die anderen Kinder rettete, auch? Hat nicht einer Friedrich Merz gebeten, beim Schreiben inne zu halten, denn die deutsche, Merkels und Scholzens und Faesers und Habecks und Baerbocks Migrationspolitik hat so rein gar nichts mit Putins Politik, mit dem Krieg in der Ukraine, mit einem Eurasischen Wirtschaftsraum zu tun? Der Täter in Magdeburg hieß nicht Juri und kam auch nicht aus Smolensk, der Terrorist von Solingen hörte nicht auf den Namen Wladimir und stammte auch nicht aus Sankt Petersburg, der Mörder von Aschaffenburg übrigens trug wirklich nicht den Namen Igor und verbrachte seine Kindheit nicht auf dem Arbat. Die Union spricht von den Dingen, die nichts mit der Frage der Migration zu tun haben, um letztlich nicht die Fragen zu diskutieren, die ursächlich etwas mit der Migration zu tun haben.

Der arme Friedrich Merz glaubt mitten im Wahlkampf, dass er mit diesem Antrag, dessen Punkte die Grünen und die SPD schon abgelehnt haben, die Grünen und die SPD zwingen kann, Farbe zu bekennen. Aber, lieber Friedrich Merz, das haben Grüne und SPD doch schon längst getan, und zwar die rote und die grüne, im Grunde die Regenbogenfahne, die im Gegensatz zum Schwarzrotgold der deutschen Demokratie, die Fahne der woken Diktatur ist. Nun hat auch Friedrich Merz Farbe gezeigt, die Union leuchtet brav in allen Regenbogenfarben. Sie hat ihr Blockflötenstadium für die rotgrüne Einheitspartei wieder erreicht. Gerade eben wirft Habeck triumphierend auf seinem Jubelparteitag Merz politische Erpressung vor: „Entweder stimmt ihr zu oder ich stimme mit Rechtsradikalen.“ Und fordert Merz auf, sich demütig vor dem größten Habeck der Weltgeschichte in den Staub zu werfen, dann könne ihm noch einmal vergeben werden: „Keiner macht keine Fehler. Wenn man es korrigieren will, dann aber schnell.“ Aber eben nur, wenn es schnell geht, hoppi, hopp also. Dass ihm weder die Grünen, noch die Roten entgegenkommen, wenn er einknickt, war doch vorher klar. Hat der Mann keine Berater?

Seit Tagen hört man auch aus der CDU Gerüchte, dass es Ideen oder gar Bestrebungen gäbe, nach der Wahl Friedrich Merz durch Hendrik Wüst zu ersetzen, damit der Meldestellen-Ministerpräsident von NRW, der fast eine Million Euro im Jahr an Steuergeldern an NGOs überweisen lässt, damit das Bundesland von Denunziationsstellen überzogen wird, Bundeskanzler der Bundesrepublik wird und ganz Deutschland mit Meldestellen überziehen kann, die in den Ostdeutschen üble Erinnerungen wecken. Merz hat heute endgültig den Weg dafür freigemacht, dass die CDU zum 17. Landesverband der Grünen wird, er hat den Weg dafür freigemacht, dass er, wenn überhaupt, der kürzeste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland wird, bevor er wahrscheinlich von Hendrik Wüst abgelöst wird. Wüst, der den perfekten Chef einer schwarz-rot-grünen Koalition abgibt, in der die Farbe Grün dominiert und die Farbe Schwarz nicht mehr vorhanden sein wird. Eine schwarz-rot-grüne Koalition wird für Deutschland sogar noch schädlicher als die Ampel sein. Die CDU leistet mit diesem Antrag ihren Beitrag zum Übergang von einer pluralistischen Demokratie in eine Drei-Parteien-Oligarchie.

Gestern ließen die Grünen und die Roten wieder Aufmärsche zu ihrem Machterhalt organisieren. Man kennt diese Aufmärsche gegen die Demokratie aus der deutschen Geschichte zur Genüge. Gestern am Brandenburger Tor wollte man, dass sich 100.000 Menschen versammeln, doch bei aller Prahlerei spricht die Polizei von maximal 30.000. Das dürften dann alle grünen Bürokraten und NGO finanzierten Grünenkämpfer, nebst ein paar Lehrer, und die ewig beschäftigungslosen Omas gegen rechts sein, bei denen man sich fragt, wieviel von denen überhaupt Omas oder Mütter sind, die man gegen Demokratie, Freiheit und Wohlstand mobilisieren konnte. Gegen den islamistischen Terror demonstrierte keiner von denen, zum Gedenken an den zweijährigen Jungen, der einfach so abgestochen wurde von einem Afghanen, auch nicht. Warum auch, man wollte sich weder die Turbomigration in die deutschen Sozialsysteme, noch die gute Laune verderben lassen. Was kümmert diese Leute Aschaffenburg, was kümmert diese Leute Magdeburg, was kümmert diese Leute Solingen:

Ein Wort von Wolfgang Schäuble beschreibt den Zustand der CDU hinlänglich: isch over. Merkel und ihre Gefolgschaft haben gründliche Arbeit geleistet. Heute Abend wird im grünextremen Fernsehen bei Carmen Miosga über das Thema diskutiert werden, wie Deutschland wieder sicherer wird. Doch nicht Friedrich Merz, der Kanzlerkandidat, der Mann, der den 5-Punkte-Plan fabuliert hat, steht Rede und Antwort, sondern Hendrik Wüst, und so lautet der Titel der Sendung auch: Wie wird Deutschland wieder sicher, Herr Wüst? Mit noch mehr Meldestellen, wird Wüst wahrscheinlich antworten. Im Osten ist der Mann nicht vermittelbar.

Es läuft – und zwar schlecht für Deutschland, Merz kann nicht einmal erstaunt fragen: Auch du, Brutus? Denn Wüst war nie Brutus, sondern immer Merkels Lordsiegelbewahrer. Merz hätte es wissen können. Isch over.


Unterstützung
oder