Die Gefahren des Besseren für die Freiheit

In seiner grenzenlosen Fähigkeit zur Ignoranz hat Europa sich mit weit Schlimmerem als den eigenen "Guten" arrangiert. Hier wandern nicht einfach Menschen ein, hier kommen „bessere“ Menschen - ohne jeden Respekt für alle, die nicht sind wie sie.

Gutmenschen sind nicht gefährlich. Sie mögen naiv sein, unkritische Träumer, nervtötende Phantasten dümmlichen Weltumarmens,  Eiferer des Politisch Korrekten und bigotte Atheisten, die irgendeinen Privat-Götzen mit sich herumschleppen – ein Risiko sind sie nicht. Und ausserdem: In jedem von uns steckt ein Stück Gutmensch. Keiner von uns glaubt, nur schlecht zu sein. Im Gegenteil: Wir alle sind meist davon überzeugt, gut zu sein, richtig zu handeln oder zumindest aus den richtigen Gründen so zu handeln wie wir es tun. Wir wissen aber auch, dass wir nicht nur gut sind und dass wir es in unseren Augen manchmal nur deshalb sind, weil wir uns etwas in die Tasche lügen, uns Illusionen über uns selber hingeben oder schlicht und einfach Glück haben.

Es mag von dieser natürlichen Demut –  Wissen um die eigene Unvollkommenheit, nicht Kriechertum – Ausnahmen geben. Man kann sie indes getrost unter der Rubrik „aufgeblähtes Mittelmass“ ablegen. Es ist eine Zeiterscheinung, eine Art grassiernde sich selbst genügende moralische, intellektuelle oder einfach nur konfektionelle Selbsterhebung einzelner, die sich von der ordinären Befriedigung kurzfristiger Lust und Eitelkeiten treiben lässt. Wo Fläche herrscht, wird auch ein Hügel zum Berg. Gefährlich ist er nicht. Es mag Dünkel sein, Dummheit oder Dekadenz – indes, solche Haltung stellt das Recht, die Fähigkeit und die Möglichkeiten eines jeden Menschen – egal woher er kommt -, auf seine Art und frei zu einer für ihn guten Existenzform zu finden und sich bestmöglich zu entfalten nicht in Frage.

Die Schlünde echter Gefahr tun sich dort auf, wo „gut“ „besser“ meint. Da, wo Begrifflichkeiten wie „höherwertig“ oder „niedrig stehend“ vielleicht nicht ausgesprochen, aber gedacht werden. Wo ein naturgesetzliches oder geistliches Gottesgnadentum nicht nur identitätsstiftend ist, sondern als Leitfaden und Rechtfertigung jeglichen Verhaltens herangezogen wird. Das ist die dunkle Seite eines dunklen Systems. Das sind die wirklich gefährlichen Spalten, die sich auftun zwischen den vielbeklagten Rissen, die unsere Gesellschaft durchziehen. Denn: Das „Bessere“ war und ist in jeder seiner Erscheinungsformen schauerlich. Heute droht es von drei Seiten: von aussen, von oben und von innen.

Die Gefahren des Besseren

Was zurzeit in Legionen von aussen kommt ist in seiner schieren Masse nicht zu übersehen. Bald werden es Millionen andersdenkender und -empfindender, meist ungebildeter Menschen sein, die unser gesellschaftliches und finanzielles Gefüge bis zur Unkenntlichkeit und zum Reissen dehnen. Sachlich und ohne jede Hetze muss festgestellt werden, dass es wirtschaftlich, sozial und kulturell eine Katastrophe ist. Und dennoch: Es wäre im besten Fall zu schaffen. Irgendwie. Der gute Wille, Menschen zu helfen, das Verständnis für die Suche nach einem besseren Leben, war da und ist zum Teil immer noch vorhanden. Ausserdem: In seiner grenzenlosen Fähigkeit zur Ignoranz hat Europa sich in der Vergangenheit mit weit Schlimmerem arrangiert. Das Problem, das beschwiegen wird, ist ein anderes:  Hier wandern nicht einfach Menschen ein. Hier kommen „bessere“ Menschen.

Man muss nüchtern jenen recht geben, die sagen, es gäbe nur den Islam. Moderater Islam sei eine Unmöglichkeit. Man könnte ebensogut von moderatem Judenhass sprechen. Die Augen verschliessen, den Hintern falten und an einen Sonnenuntergang denken schützt nicht vor den Tatsachen: Die grosse Mehrheit der Zuziehenden ist gesellschaftlich, politisch, geistig und geistlich in diesem einen Islam verankert. Im System einer Stammesstruktur, das sich durch tief empfundes Gefühl des Glaubens und Auserwähltseins, der Ehre und der Loyalität der Sippe und den Brüdern gegenüber charakterisiert und einhergeht mit einem aus aufgeklärter Sicht fast soziophatischen Mangel an Respekt für die Interessen, Werte oder auch nur die Menschlichkeit aller, die nicht demselben System angehören.

Der Islam spricht dem Individuum das Recht ab, das Leben frei auf seine Art zu leben. Das Bekenntnis ersetzt das persönliche Urteil und gibt jedem Tribunal über Gut und Böse seine Letztbegründung. Von Integration zu sprechen im Fall gläubiger und schrifttreuer Muslime ist ein Hohn. Sie scheitert nicht am Können oder Wollen. Sie ist längst am Dürfen gescheitert. Wir sind das Haus des Unglaubens, das Haus des Krieges, das Land der Fremde, wir haben Gottes ewige Gesetze durch menschengemachte Gesetzte ersetzt. Mit Eintritt in unsere Welt, gerät der gläubige Muslim in ein Kreuzfeuer der Ketzerei. Buchstäblich. Wer sich anpasst oder gar integriert, gilt als Abgefallen und Abtrünnig und verdient den Tod. Totale Verweigerung, Agbrenzung, Verachtung und zunehmend auch Bekämpfung sind im Sinn des Dschihad nicht individuelle Pflicht, sondern Pflicht der muslimischen Gemeinschaft als Ganzes. Das ist die wirkliche Gefahr der aktuellen Einwanderung: Gottes Auserwählte wandern ein in entweihtes Land, das es wieder zu weihen gilt.

Hier den Regierungen nicht Wollen oder Wissen, keinen Plan zu unterstellen angesichts Tausender von uns besoldeter Experten, Strategen und Analysten ist naiv. Lange unbemerkt, ignoriert und geduldet haben sich die Exegeten der allumfassenden Gleicheit zu „Besseren“ und orwellschen „Gleicheren“ gemausert. Inhaltliche Differenzen beschränken sich heute auf den unterschiedlichen Mix der Primärfarben in den Parteilogos und der Parolen. Im Endeffekt ist es dasselbe: Der unbedingte Wille zum Machterhalt mittels einer kranken Version dessen, was sie zu bekämpfen vorgeben: den Kapitalismus. Was ihn ausmacht – die Freiheit von Märkten und Menschen – ist überführt worden in ein monopolistisches Geld-, Gewalt- und Gesinnungs-System. Hier – genau wie in jeder Ideologie – hat sich der Mensch für eine „Seite“ zu entscheiden. Er ist entweder für das System oder gegen das System. Er ist gut oder er ist böse. Böses wird denunziert, ruiniert und exkommuniziert. Und man ist sich längst nicht mehr zu schade, unter der schwarzen Flagge der Antifa segelnde Pfaffendiener, vandalistische Amateure, verweichlichte Verweigerer und unkreative Versager die Drecksarbeit machen lassen. Oder anders gesagt: Wer jene, von denen und aus deren Mitte heraus er beauftragt ist zur langfristigen Sicherung von Wohlstand und Freiheit, als Pack, Untermenschen  oder Arschlöcher bezeichnet, sieht sich selber als Übermenschen. Jeder Einwurf gegen die Meinungs- und Wahlfreiheit – und komme er noch so gutmenschlich und gleichmacherisch daher – entstammt einem Polizeigehirn. Hier nicht die Gefahr eines absolut „Besseren“ zu sehen ist ebenso naiv, wie fahrlässig.

Der neue Kampf gegen den Kapitalismus

Wäre man nicht betroffen, könnte man lachen über die Wunderkammer des „Besseren“ in die sich Europa vor unseren Augen verwandelt. Aber man ist betroffen. Viele sind bereits gegangen. Wer bleibt oder bleiben muss, findet sich in einem Spiegelkabinett mehr oder minder diffuser Ängste wieder. Ohnmächtig und unter dem Zwang, sein Erarbeitetes und sich selbst als Futter für die abgehobenen Ideen und institutionellen Idiotien der Obrigkeit hingeben zu müssen. Bewusst oder instinktiv weiss jeder, dass etwas nicht mehr stimmt. Dass gelogen wird, geblufft, getäuscht. Und er weiss auch, dass wir als Gesellschaft daran grösstenteils selber Schuld sind. Denn: Der Staat, das waren ursprünglich wir. Wir sind es, die sich aus Bequemlichkeit haben weichspülen und unsere Werte in poröses Halbwissen und leichtbekleideten Aberglauben umformen lassen. Wir machen uns etwas vor, wenn wir den Staat dafür verteufeln, dass er Bürgerrechte und Bürgerpflichten an sich gerissen hat, die wir ihm über Jahrzehnte freiwillig verkauft oder geschenkt haben. Wir haben uns von selbstverantwortlichen Bürgern zu reinen Nutzniessern des Systems gewandelt und sind erpressbar geworden. Oder anders gesagt: Wir haben uns benommen und benehmen uns wie pubertäre Halbstarke, die einen Kinderzirkus der Rebellion gegen die elterliche Autorität veranstalten, aber ohne Not Pappas Geländewagen fahren und ihn mit Muttis Kreditkarte volltanken. Die „da oben“ brauchten lange Zeit nicht mehr zu tun, als sich jene Rhetorik zu eigen zu machen, mit der wir uns selbst belogen. Heute stehen wir für nichts und sitzen dort, wo wir als freie Menschen nicht sitzen sollten: Zwischen den Stühlen. Und es grassiert Selbstmitleid. Ein grosser Feind aller Freiheit und ein Komplize freiwilligen Sklaventums. Perfekter Nährboden für solche, die behaupten, uns zu sehen und zu höhren, während sie nur besser die Beschaffenheit unserer Ohren kennen als andere und uns sagen, was wir hören wollen. Dass wir Besseres verdient hätten, weil wir „besser“ seien. Da lauert die dritte Gefahr.

Meine Damen, meine Herren. Willkommen in der Wirklichkeit. Es gibt kein Publikum und keinen Applaus. Niemand sieht Sie oder hört Sie. Das ist die Wahrheit heute. Misstrauen wir allen, die vorgeben, uns zu hören und zu sehen oder sich anderweitig für uns zu interessieren. Misstrauen wir solchen, die von Tradition und Brauchtum reden und Rasse meinen. Die Recht sagen und Gefolgschaft meinen. Die von Kraft und Stärke schwafeln und Macht meinen. Es ist Ramsch und Rattenfängerei. Die Aufrichtigkeit ist rein physikalischer Natur. Nur Verführer und Schwächlinge brauchen Esoterik, Aberglaube, Zeichen, Wappen und Wunder. Ihre Stärke nährt sich ausschliesslich an der Charakter- und Ziellosigkeit des Gegenübers. Seien wir Wächter unseres eigenen Gehirns. Dort und nirgendwo sonst muss die Gewaltenteilung beginnen. Die Zeit der beschaulichen Hoffnungslosigkeit und wehleidigen Profitierens ist vorbei. Werden wir wieder zu Bürgern. Diskussion – ja, Dialog – gerne, Kapitulation – nie. Das ist Freiheit.

Frank Jordan studierte Betriebswirtschaft. Weiterbildung in Öffentlichkeitsarbeit und Print-Journalismus. Daneben arbeitete er als Kellner in einem Schweizer Skiort, als Gärtner und Haussitter in Frankreich, als Rezeptionist in einem namhaften Pariser Hotel sowie als Maler. Zuletzt war er als freischaffender Kommunikations- und Mediaberater in der Schweiz tätig. Heute lebt Frank Jordan als Teilzeit-Selbstversorger in Frankreich.

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