Friedrich Merz – der falsche Freund

„Freundschaften müssen Dissens aushalten“, so rechtfertigt Merz salopp seine Entscheidung, Israel nur noch eingeschränkt mit Waffen zu unterstützen. Grund genug, im Kontext des Nahostkonflikts über „Freundschaft“ nachzudenken.

picture alliance / dts-Agentur | -

Im Nahostkonflikt steht auf der einen Seite eine rechtsstaatliche Demokratie mit acht Millionen Juden. Auf der anderen Seite steht eine überwältigend große judenfeindliche Phalanx aus autokratisch-theokratischen Systemen und muslimischen Terrorgruppen mit mehreren hundert Millionen Menschen. In diesem Umfeld kann Freundschaft zu Israel nur bedeuten, dessen Wehrfähigkeit und damit Überlebensmöglichkeit zu stärken.

Wenn nach 1933–1945 freundschaftliche Beziehungen Deutschlands zu Israel möglich sind, dann ist dies in erster Linie Israel zu verdanken.

Deutschland sollte es sich überlegen, Holocaust-Befürwortern gegenüber allzu positiv eingestellt zu sein. Wenn in Gaza-Stadt ein großes Bekleidungsgeschäft stolz „Adolf Hitler“ hieß, dies mit Leuchtreklame offensiv zur Schau stellte und das von weiten Teilen der Bevölkerung gutiert wurde, sollte das den Freunden Israels zu denken geben.

Merz scheint das unter Freundschaft zu verstehen: „Liebe Israelis, wir sind eure Freunde, aber ihr müsst euch schon daran halten, was wir für das richtige Ziel und die richtigen Mittel gegen den Terror halten. Wir Deutschen wussten schließlich schon immer besser, war für Juden gut ist.“

Gute Ratschläge aus dem gutmenschlichen deutschen Elfenbeinturm sind Schläge für Israel in den Niederungen der Nahost-Realität. Freundschaft braucht keine arrogante Weltbelehrung, sondern das Mitempfinden, die emotionale Wahrnehmung und die Vorstellung von dem, was dem anderen wichtig ist.

Deutschland wird schwer eine direkte oder indirekte finanzielle Unterstütung derjenigen Palästinenser pflegen können, die Israel vernichten wollen, und gleichzeitig eine Freundschaft zu Israel haben können.

Freundschaften müssen einen Dissens aushalten. Aber ein Dissens in zentralen Fragen, wo es um das Überleben der einen Seite geht, ist das Ende jeder echten Freundschaft.

Freundschaften zeichnen sich nicht durch Worte und Sonntagsreden aus, in denen die Sicherheit Israels zur Staatsräson erklärt wird, sondern mit der Tat im grauen Alltag (vgl. 1. Johannes 3,18). Ein Kuss kann lügen, aber eine Hand, die hilft, ist wahr.

„Ein Freund steht einem zu jeder Zeit bei; ein brüderlicher Freund erweist sich in der Not“
(Sprüche 17,17).

„Die Hoffnung auf einen schlechten Freund in der Zeit der Not ist wie ein fauler Zahn“
(Sprüche 25,19).

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Kommentare ( 51 )

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Haba Orwell
3 Monate her

Man muss nicht einzig den Fotos glauben, wo es Studien gibt: https://tkp.at/2025/08/17/ausloeschung-und-die-komplizenschaft-des-westens-ein-qa-zu-dr-steinbocks-die-ausloeschungsdoktrin/ > „… Der Kaloriengehalt in bestimmten Teilen des Gazastreifens lag unter der täglichen Aufnahme, die zum Überleben benötigt wird, aber auch unter dem Niveau, das während der Menschenversuche des imperialen Großbritanniens im Indien des späten 19. Jahrhunderts beobachtet wurde, die den Tod von Millionen verursachten. In bestimmten Gebieten des Gazastreifens war sie auch niedriger als in den deutschen Konzentrationslagern 1940 und am Ende des Zweiten Weltkriegs. …“ Bei Gelegenheit wird noch eine Sünde der „westlichen Werte“ angesprochen – in Iran haben die Briten mit dem Hunger 40% der… Mehr

Retlapsneklow
3 Monate her

Freundschaft war auf solchen Feldern doch noch nie etwas anderes als politische Semantik, während es um „Interessen“ geht.

Es sticht einem schon in die Nase, wenn man merkt, dass man auf seifigem Boden eingelullt und manipuliert werden soll.

Mausi
3 Monate her

„Freundschaften müssen Dissens aushalten“: Dann besteht zwischen den Regierenden und den Bürgern keine Freundschaft. Denn von „Dissenz aushalten“ kann nicht die Rede sein.

Last edited 3 Monate her by Mausi
Nibelung
3 Monate her

Widerspreche ungern, aber der Feststellung, daß nur ein Entgegenkommen der Juden zur Freundschaft mit Deutschland führte kann man für ein Gerücht halten, denn deren Repräsentanten hierzulande waren nicht vordergründig so getaktet um die Hand zu reichen, im Gegenteil, von deren ablehnender Haltung waren nach dem Krieg ganze Generationen geprägt und nur die Ausdauer und Geduld vieler Politiker und auch geistlicher Führer hat dazu geführt sich im Laufe der Jahre wieder näher zu kommen, was natürlich richtig ist, aber ein langer Prozeß mit Schmerzen der Annäherung war, der bis heute bei den älteren Semestern noch nachhallt und die Jungen keine Ahnung… Mehr

bkkopp
3 Monate her

Die aktuelle israelische Regierungskoalition besteht auch aus politischen Meinungen/Zielsetzungen und Personen, die von der Mehrheit der Israelis mißbilligt und abgelehnt wird. Trotzdem sind die Vertreter in der Regierung und behalten ihren Einfluß auf die Regierungspolitik, wie sie von Netanjahu vertreten wird, egal wie er persönlich dazu steht. Ähnlich ist es auch bei uns. Die SPD wird auch von der großen Mehrheit der Deutschen mißbilligt und abgelehnt, weshalb nur noch 16% sie gewählt haben, mit sinkender Tendenz an Zustimmung – die stolze Geschichte der Sozialdemokratie ist Geschichte und hat mit den Figuren von heute, ausser den Erinnerungen, nichts zu tun. Trotzdem… Mehr

Mausi
3 Monate her
Antworten an  bkkopp

Terror, der das Leben bedroht, macht das möglich. Das Ziel „Überleben“ zu erreichen, ist Voraussetzung für all die anderen kleinteiligen Ziele.

Retlapsneklow
3 Monate her
Antworten an  bkkopp

Das Vertrackte an der Demokratie ist, dass das Wahlvolk eine Verantwortung hat, die das Volk in einer Autokratie mangels Wahl nicht haben kann.

AmpelFluechtling
3 Monate her

Es ist wirklich beschämend was Merz hier abzieht. Im Juni hat er noch Israel unterstützt. Jetzt vom woken islamischen Mob getrieben und der SPD bedroht, knickt er ein. Es gibt so viele Moslems in Deutschland , wenn das ein Volksaufstand oder Religionskrieg droht, den könnte man kaum noch bändigen. Ein Kanzler ohne Prinzipien oder Format.

Nur seltsam, dass er bei der Ukraine, dem woken Lieblingsvolk, ungebrochene Solidarität predigt. Gut, die paar Russen in Schland sind nicht im Stande eine staatsbedrohende Revolte anzuzetteln.

Karl Kaiser
3 Monate her

Israel wird Feldzug nach Feldzug gewinnen, es wird Krieg nach Krieg für sich entscheiden- und Mal für Mal werden die Probleme und Gefahren für diese einzige Demokratie in Nahost größer und irgendwann auch unlösbarer werden. Die arabische Bevölkerung ist nun einmal da, sie wird zahlreicher, gewalttätiger und fanatischer, insbesondere was die religiöse Indoktrination angeht. Die vom Westen propagierte Zwei- Staaten- Lösung ist nichts anderes als eine Friedensmohrrübe, die den Menschen dort vor die Nase gehalten wird, um den Konflikt bis zum Sankt- Nimmerleinstag vor sich herzuschieben.Die Folgen dieser Nicht- Außenpolitik des Westens sind evident: Fanatisierung der arabischen Massen und Radikalisierung… Mehr

Manfred_Hbg
3 Monate her

Zitat: „Freundschaften müssen einen Dissens aushalten. Aber ein Dissens in zentralen Fragen, wo es um das Überleben der einen Seite geht, ist das Ende jeder echten Freundschaft.“

> No Comment – …es ist alles gesagt!

Kaltverformer
3 Monate her

Diese sogenannten europäischen „Eliten“ haben ihr Fähnchen immer nach dem Wind ausgerichtet. Es waren immer nur herausragende Persönlichkeiten, hinter denen sich diese sogenannten „Eliten“ geschart haben, nachdem der Erfolg in Aussicht war. Nach meinem Empfinden sind seit den 90igern alle, außer den Akademikern aus den MINT-Fächern, deren Abschlüsse massiv zu hinterfragen. Da nachweislich, seit der ungewollten Massenimmigration, der durchschnittliche IQ schrumpft, muss es wohl ein Problem mit der Ausbildung geben, wenn inflationär akademischer Output erzeugt wird (gild schon ab Abi). Auch hier sind die USA wieder einmal schneller, da viele Firmen eigene Qualifikationskriterien ansetzen und nicht mehr auf den dafür… Mehr

Deutscher
3 Monate her

Zur Freundschaft gehören immer zwei. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass Netanyahu den politischen Schwächling und Feigling Merz als Freund betrachtet.

Lepanto
3 Monate her
Antworten an  Deutscher

Ich glaube, dass Israel den Westen insgesamt nicht als Freund betrachtet, sondern halt einfach als Mittel zum Zweck. Kennen Sie den Angriff auf die USS Liberty? „Am 8. Juni 1967 um 9 Uhr morgens wurde das Spionageschiff unter Commander William McGonagle in internationalen Gewässern 14 Meilen vor der Küste Israels angegriffen. Israelische Kampfflugzeuge (u. a. Super Mystère und Mirage III) beschossen und bombardierten es. Dabei kamen auch 1.000-Pfund-Bomben und Napalm zum Einsatz. Außerdem beschossen israelische Torpedoboote die Liberty. Insgesamt wurden 34 Besatzungsmitglieder getötet und 172 verletzt. Die offiziellen Erklärungen von US-amerikanischer und israelischer Seite, die von einem Irrtum sprechen, sind bereits unmittelbar nach dem Vorfall und bis heute vielfach bezweifelt worden; man geht überwiegend davon aus, dass Israel wusste,… Mehr