Die Geschichte vom Sündenfall (1. Mose 3) enthält eine Fülle hilfreicher Erkenntnisse über das Wesen des Bösen. Der Sündenfall bestätigt sich damit als echter „Mythos“, als eine Geschichte, die niemals so passiert ist und die doch jede Sekunde immer wieder neu genau so passiert.
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Die Paradiesgeschichte am Anfang der Bibel enthält eine faustdicke Überraschung: Das Paradies ist nicht frei vom Bösen. Plötzlich erscheint inmitten des Paradiesgartens die Schlange, die „listiger als alle Tiere auf dem Felde“ war (1. Mo 3,1), und treibt ihr Unwesen mit den Archetypen des Menschseins, Adam und Eva. Darauf schienen die beiden Paradiesverwöhnten nicht vorbereitet zu sein. Gefahr nicht erkannt, Gefahr nicht gebannt. So wurden die beiden prompt kalt erwischt von der attraktiven Versuchung, als Mensch vermeintlich die vollendete göttliche „Erkenntnis von gut und böse“ erlangen zu können (1. Mo 3,5). Die Schlange hatte leichtes Spiel mit ihnen.
Es scheint eine Strategie des Bösen zu sein, Menschen in paradiesischer Sicherheit zu wiegen. Damit sind alle Abwehrkräfte gegen das Böse ausgesetzt. „UnsereDemokratie“ ist so ein Paradiesgärtlein: „Wir sind die Guten. Von den Bösen da hinten sind wir durch die Brandmauer getrennt.“ In dieser fatalen Paradiesillusion merken die Vertreter von „unsererDemokratieTradeMark“ gar nicht, in wie vielen Bereichen die Demokratie in Deutschland bereits schweren Schaden genommen hat – ganz ohne die AfD.
Da ist das Paradiesgärtlein „Vereinte Nationen“. Die UNO sei ein universales Bollwerk gegen allen Nationalismus; von da könne doch nichts Schlechtes kommen. Und so hat man keinen Blick dafür, wie die Schlange in diesem Paradiesgärtlein ihr Unwesen treibt; etwa in dem Pandemievertrag der WHO, im UN-Migrationspakt oder in der Terrornähe der UN-Flüchtlingsorganisation für Palästina (UNRWA).
Ich freue mich, dass beim Paradiesmythos „Europäische Union“ mittlerweile Ernüchterung einziehen konnte. Die jetzige bürokratische, zentralistische, korruptionsanfällige, hinterzimmerdemokratische Form der EU wird mittlerweile von immer mehr Menschen als Schlangenbrutstätte erkannt, die sich unter dem Paradiesmysthos „Friedensprojekt Europa“ ihre Bestandssicherheit und Kritikresistenz erschlichen hat. Und so wächst die Erkenntnis: „Dieses fetischhafte Europagerede der EU ist keine Politik für den Bürger.“
Viele Medien finden in dem grünen Halbgott Robert Habeck ihr Paradiesgärtlein. Er sei seiner Zeit weit voraus und sein Abschied würde eine fatale Charisma- und Visionslücke hinterlassen. Der Schlange wird diese Huldigung, Verklärung und Idolisierung gefallen, die Habecks ruinösen Defizite ausblenden, die dadurch umso gefährlicher und nachhaltiger weiterwirken können.
Manche hatten auch von der Kirche so ein Paradiesgärtlein erwartet, in dem es keine Schlange gibt. Nicht erst mit den schrecklichen Missbrauchsskandalen fiel diese Illusion zusammen.
Jesus Christus war da durchaus realistischer: Er wusste, dass unter seinen 12 Jüngern, mit denen die Kirche begonnen hat, ein Judas war, der ihn mit einem Kuss verraten sollte (Matthäus 26,48 f); er wusste, dass unter seinen Jüngern ein „Fels“ war, der ihn dreimal verleugnen sollte (Matthäus 26,69-75); und Jesus wusste, dass in seiner Kirche ein Petrus, Jakobus und Johannes waren, die allesamt einschliefen, als er sie bat, mit ihm in der schwersten Stunde seines Lebens im Garten Gethsemane zu wachen (Matthäus 26,36-46). Die Kirche ist uns von Jesus niemals als schlangenloses Paradies verheißen worden.
Es ist so wichtig und hilfreich, dass wir uns unser(e) Paradiesgärtlein im Leben schaffen: Familie, Freundeskreis, ein Hobby, eine Gemeinschaft des Glaubens, einen Verein, eine Partei und eine Heimat, der wir uns zugehörig fühlen. Aber in allem sollten und müssen wir mit der Schlange rechnen, denn das Böse als erste allgemeine Verunsicherung ist immer und überall. Sogar in der Partei „Die Grünen“, obwohl die Grünen sich oft als Vertreter der reinen Wahrheit präsentieren. Und selbst in der Partei „Werte-Union“ geht nicht immer alles werteorientiert zu.
Die Erkenntnis, dass auch unsere Paradiesgärtlein nicht ohne Schlange sind, hilft mir zweifach:
Erstens: Ich reduziere Erwartungen.
Ich erwarte von keinem Menschen, von keinem Arbeitgeber, von keiner Partei und von keiner Institution fehlerfreie oder schlangenlose Reinheit. Mittlerweile gibt es wohl kaum noch einen Skandal, der mich erschüttern könnte. Auch das Paradiesgärtlein meines eigenen Seelenlebens gibt es nicht ohne Schlange. Diese Erkenntnis macht mich entspannter und gelassener mit den dunklen Seiten in mir und in anderen und in Institutionen.
Zweitens: Ich bin wachsam und achtsam.
Selbst in den schönsten Paradiesgärten bin ich konstruktiv auf der Hut vor Schlangen und ihren Verführungskünsten. Sicherlich bin ich kein Schlangenheld. Aber eine gewisse Vorsicht und Kritikfreundlichkeit auch gegenüber allem, was mir lieb und teuer und wertvoll ist, hat mich vielleicht schon vor der einen oder anderen Dummheit bewahrt.
„Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“, lehrt Jesus die Christen zu beten (Matthäus 6,13). Diese Passage macht das Vaterunser nicht zum Gebet von Superhelden, denen das Böse nichts mehr anhaben kann. Das ist das Gebet von Menschen, die um ihre Schwachheit wissen und die erkannt haben, dass es ein schlangenloses Paradiesgärtlein nur im christlichen Gott selber gibt.

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Die Schlange ist nichts Fremdes. Jeder Mensch kann eines anderen Menschen Schlange werden, ganz ohne böse Absicht. Augustinus wußte das: kaum jemand tut willentlich/wissentlich Böses, die Menschen tun Böses, weil es gut erscheint und ihren jeweiligen eigenen Interessen gefällig ist.
Warum wurde das mit der Schlange von vorne herein mit eingebaut? Warum gab es sie überhaupt im Paradies?
Was folgt daraus, wenn das kein Schabernack Gottes gewesen sein soll? Das Leben der Menschheit ein Labyrinth, eine enorm anspruchsvolle Rätselaufgabe, die ohne die richtige, zündende Idee keine Spur zur Antwort findet.
Man kann dabei viel falsch machen, das Richtige ist wenig. Aber welches Glück dann doch, dass es Idee und Logik überhaupt gibt! Die Dankbarkeit dafür könnte nie groß genug sein.
Sehr schöner Text!
Hinzufügen möchte ich noch: Der Mensch glaubt so gern an Paradiese, einen Ort, auf den er alle seine Wünsche auf das Gute, Schöne und Wahre projizieren kann. Da hat für mich auch einen durchaus optimistischen Aspekt, nämlich dass der Antrieb aufs Gute hin nicht auszurotten ist. Nötig ist allerdings die Skepsis, die einem bedeutet, die eigenen Wünsche nicht für die Wirklichkeit zu halten.
Die sieben Todsünden schwebten bei jeder Gelegenheit in unserer Stiftskirche über uns allen, indem sieben Figuren in Holz geschnitzt und bemalt das Dach der Hoch-Kanzel im barocken Stil eingrenzten, zur ständigen Mahnung, das sündige Treiben zu unterlassen, weil es verboten und nicht Gottgefällig war. Im Prinzip hat es jeder verstanden, was damit gemeint war, denn immerhin war die Bibel der Leitfaden und das Wort Gottes in Reinformat und da früher die meisten nicht des Lesens und Schreibens fähig waren, hat man in Legenden gesprochen und figürlich drastisch ermahnt, die Gottesregeln einzuhalten, die sich bis heute in unserer Gesetzgebung wiederspiegeln und… Mehr
Die Bibel wurde von Menschen geschrieben, ausnahmslos. Deswegen verbrieft die Bibel nicht Gottes Wort, sondern das Wort von anmaßenden Sündern.
Juden und Christen glauben, dass in dieser Menschenwort-Bibel Gott selber zu uns Menschen spricht, um Menschen in die Freundschaft zu ihm einzuladen.
Erzählen & glauben kann man viel, wenn der Tag lang ist. Zwischen Juden & Christen besteht ein elementarer Unterschied. Wie für die Zeugen Jehovas ist das himmlische & irdische Königreich Israel für die Juden 1. Das ist bei den Christen anders & unterscheidet sich hier auch vom biblischen Jesus, der ja gläubiger Jude war. Deswegen wurde Alfred Loisy ja auch exkommuniziert, weil Er eine der offensichtlichen Lügen Jesu Christi postulierte, die Ihn, Alfred Loisy, berühmt machte: „Jesus verkündete das Reich Gottes – und gekommen ist die Kirche!“ Hier unterscheiden sich auch die klügeren Wahhabiten im Islam, die gnadenlos behaupten, der Quran… Mehr
> „UnsereDemokratie“ ist so ein Paradiesgärtlein: „Wir sind die Guten. Von den Bösen da hinten sind wir durch die Brandmauer getrennt.“
Nur wenn man nie Orwell gelesen und das Denken komplett abgeschaltet hat. Eigentlich sind die Manöver durchsichtig.
Es reicht, die Evangelien zu lesen. Dort heißen die mit dem Privatparadiesgärtlein Pharisäer.
Woher weiß Pfarrer Zorn, dass die Erzählung vom Sündenfall ein Mythos ist? Als Christ glaube ich – wie übrigens auch der Apostel Paulus – dass 1.Mose 3 kein Mythos, sondern wirklich so geschehen ist.
Es geschieht wirklich so jede Sekunde weltweit; auch bei Ihnen und mir. Die 17 Charakteristika des Bösen aus der Sündenfallgeschichte, eine davon habe ich genannt, sind alle brandaktuell.
Adam = „Mensch“; Eva = „Lebensspenderin-Frau“. Alleine die Namen sprechen dafür, dass es um mehr als historische Ereignisse geht.
Das es bei dem Text in 1. Mose 3 um mehr als ein historisches Ereignis geht, ist richtig. Ich finde auch die Ausführungen von Pfarrer Zorn treffend .Trotzdem hätte er sich die Bemerkung, dass es sich um einen Mythos handelt, sparen können. Sowohl Jesus, als auch die Apostel und auch die Kirchenväter zweifelten nicht an der Historizität der Bibel.
Das stimmt. Sie haben recht. Das hätte ich offener formulieren können. Aber mir kommt es auf die Historizität nicht so an, sondern auf die Aktualität. Im Gegensatz zu Bultmann und zur Umgangssprache wertschätze ich den Mythosbegriff außerordentlich: Mythosbegriff bei Bultmann: Eine veraltete unwissenschaftliche Geschichte, die „entmythologisiert“ werden muss, damit dann die wahre Wissenschaft zur Geltung kommt. In den 1960ern ließ man halt nur einseitig den rationalistischen Weltzugang gelten. Ich komme vom wertschätzenden Mythosbegriff her: Eine Geschichte, die eine grundlegende, überzeitliche Wahrheit erzählerisch auf den Punkt bringt, wofür man ansonsten viele wissenschaftlich Bücher bräuchte. Von daher ist die Würdigung von 1.… Mehr
Die 5 Bücher Mose sind von vielen Autoren verfaßt worden. Mose tat auch nichts für die Menschheit, sondern einzig für die 12 Stämme Israel. Und Moses scheiterte, Aaron ist bis heute der Chef der Juden.
Wie Sie das auch immer sehen – trotzdem ist 1. MOSE 3 eine genialer Text, aus dem ich geniales lernen kann über die Charakteristika des Bösen und des Menschen. 1. MOSE 3 ist eine Schatzkiste der Weisheit.
Viel spannender ist 1. Mose Vers 28 „Machet Euch die Welt untertan“. Da bin ich mit den Juden ganz unterschiedlicher Meinung. Oder 2. Mose 22 „Du sollst die Zauberinnen nicht leben lassen.“ Da hat man dem spirituellen Weibsvolk gut eine eingeschenkt. Da halte ich es doch lieber mit Ulrich von Hutten & Florian Geyer.
Himmel und Hölle waren allen Religionen geläufig, schon lange bevor das Christentum entstanden ist und die logische Fortsetzung dessen war, was man göttliche Bestimmung nennt und deshalb sprachen auch die Vorgänger von der Unter -und Oberwelt, wo sich die guten und die schlechten Geister trennten und meines Wissens nur die Aborigines von der Anderswelt erfüllt waren, wo es nichts schlechtes in unserem Sinne gab und ohne Glauben geht es nicht, selbst wenn man nur an den Mamon glaubt, der allerdings vergänglich ist, die Seele aber mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter existiert, was noch nicht einmal große Denker anzweifeln, weil sie mit… Mehr
Es ist müßig, darüber zu diskutieren. Sie können gerne an einen historischen Vorgang glauben.
Mir ist es auch egal, was mir die Kirche vorschreibt. Ist Herr Zorn eigentlich evangelisch oder katholisch? Dem Mythos wohnt genug Wahrheit inne.
„Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“, ja Herrgott, muss man dir denn alles sagen? Und der Herr Zebaoth lacht und sagt den Herzchen: Ich habe euch nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht … . (Fundstelle erspare ich mir). Was trennt uns von Gott? Na die Sünde. Und was ist das, ein „Sünder“? Na, einer der getrennt von Gott ist oder lebt. „catch 22“, eine Zwickmühle, die uns der Alte Schlingel(!) da angeschafft hat; nun, einige haben das gemerkt und Jesus Christus als Sohn&Soter (JHS + ichtys)… Mehr
Jesus war doch selbst ein Sünder. Das ist der Trick an der ganzen Nummer. Die Deppen sollen ein schlechtes Gewissen haben. Der Homo biblicus unterscheidet sich 0 vom Homo sovieticus. Nur, daß beim Homo sovieticus Gott mit dem Generalsekretär ersetzt & das Paradies ins diesseits verlegt wurde.
Herr Giesemann, ein Dislike ändert auch nichts am antiken Social-Credit-System für Wohl- oder angeblich falschem Verhalten. Ist das so eingängiger, was ich erklären wollte? Und warum sollte Gott bis ins jenseits warten, bis er die Bösen bestraft & erst dann in die Hölle schickt? Das macht überhaupt keinen Sinn, genausowenig, wie für Wohlverhalten, also sündenfreies Leben erst im jenseits belohnt zu werden. Deswegen gibt es ja auch nur noch 5ter-Klasse-Christen, weil das keiner mehr wirklich ernst nimmt & bereit ist, dafür draufzugehen.
Netter Artikel, Herr Zorn, auch die Quellen stimmen. Was Sie uns allerdings unterschlagen ist, entweder wer überhaupt der Gute oder der Böse ist? Gott oder sein Geschöpf, die Schlange? Auch im nächsten Fall stellt sich die Frage nur nach dem Standpunkt. Wer ist hier der Böse? Jesus & seine Zeloten-Kampftruppe mit schlechter Disziplin oder die Römer? Da können wir sogar einen historischen Vergleich ziehen. Bei unserem Volkshelden, Arminius (der Cherusker), hatte dieser Recht, denn Er gewann militärisch gegen die Römer, verlor aber geistig, denn unser Land wurde mit dem Virus des antiken Sozialismus (über den wir uns ja neulich einig… Mehr
Ich sehe das Ganze etwas einfacher: Die Fehlkonstruktion Mensch (von wegen „Krone der Schoepfung!“) ist auf Grund ihrer inhaerenten Dummheit nicht in der Lage das „Paradies“ von der „Hoelle“ zu unterscheiden. Was gut und boese ist, bestimmt i.A. die Mehrheit und die liegt bei 85% Idioten.
Yeah! Von der democracy über die Mehrheit zur democrazy – das geht leider nur im Englischen so schön plastisch. Sorry. Deutsch geht nur: Von der Demokratie über die Mehrheit zur Idiotie. Leider.
So ist es sinngemaess, obwohl man eigentlich wegen dieser Gesetzmaessigkeit die Demokratie dabei weglassen kann. Von der Mehrheit zur Idiotie reicht. Demokratie kann es dabei nicht geben.
Das mit dem Apfel war schlichtweg mangelnder Verbraucherschutz. Ein simpler Zaun um den Baum hätte ja genügt. Ich sammle Unterschriften für eine Sammelklage.
Ein simpler Zaun um den Baum hätte ihn vielleicht noch attraktiver gemacht 🙂
Bürokratischen Verbraucherschutz ist manchmal erstaunlich kontraproduktiv, gerade in einem Mythos 🙂
Das ist das Problem. Der einfache Mensch möchte es stets ziemlich einfach haben.
Das Leben ist aber kein langsamer, ruhiger Fluß. Das scheitert nämlich bereits daran, daß andere dazu verdonnert sind, das Denken zu übernehmen.
Und dann kommt noch dazu, daß einige Leute sich den Kopf darüber zerbrechen müssen, was die Denker sich bloß dabei gedacht haben 😉
Ein kleiner Tip: Die Bibel entspricht nahezu sämtlichen, gesammelten Klagen.
Völlig unverbindlich und das Schönste daran: Man muß sich tatsächlich nicht daran halten, da die Urteile (noch) ausstehen.