Dänischer Ökostrom – oder doch eher Stromimport aus Kernkraft?

Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie sind wir zum Netto-Stromimporteur geworden. Nicht so schlimm, das sei halt marktgerecht, sagen die einen. Was, wenn jetzt alle dem „Vorreiter“ Deutschland folgen würden? Zum Glück tut das kein einziges Land der Welt und unsere Nachbarn werden uns Strom liefern können, hoffentlich immer zur rechten Zeit die rechte Menge.

IMAGO / Jürgen Held

Kernenergie ist Teufelszeug, das ist spätestens seit 1998 eine Staatsräson. Fast die dritte Generation deutscher Kinder und Jugendlicher bekommt dies von Kindheitsbeinen an eingetrichtert. So wurde der Boden bereitet, der schon bei Aufruf des Themas in breiten Teilen der Bevölkerung einen Pawlowschen Reflex auslöst. Das Instrument Angst wurde und wird erfolgreich eingesetzt.

2011 stimmte nicht nur eine Mehrheit im Bundestag, sondern auch eine Mehrheit der Menschen im Land dem Atomausstieg zu. 13 Jahre später ist die Welt eine andere, wie auch die öffentliche Meinung. Naturstrom ist immer noch unfähig, Versorgungssicherheit herzustellen, und die Klimaangst erreicht den Stand der Atomangst, sodass fast parallel zum Atomausstieg der Kohleausstieg eingeleitet wurde. Das sah man 2011 mit der Änderung des Atomgesetzes zum Zweck des Ausstiegs noch anders. Zwei Bedingungen waren für die Abschaltung der Kernkraftwerke genannt worden: der Bau der großen Nord-Süd-Leitungen (Sued-Link und andere) sowie der Bau hochmoderner Kohlekraftwerke als Ersatz. Beide Punkte wurden nicht erfüllt, abgeschaltet wurde trotzdem. Proteste aus Bayern und Baden-Württemberg gab es zumindest bis kurz vor Ultimo nicht.

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Die großen Trassen werden frühestens 2028 Strom je nach Windaufkommen in den Süden transportieren. Neue Kohlekraftwerke gab es nur wenige, im Fall Hamburg-Moorburg wurde eines der weltweit modernsten nach nur sechs Jahren Betrieb wieder stillgelegt. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, sagte sich Eigentümer Vattenfall, beteiligte sich an den Ausschreibungen zur Stilllegung und bekam noch Geld dafür, die Feuer zu löschen. Wiederum viel Geld wird gebraucht für die Umsetzung der sogenannten Kraftwerksstrategie, also für den beabsichtigten Bau vieler Gaskraftwerke. Fossil für Fossil. Wir seien ein reiches Land, sagt man.

Standhaft wird behauptet, der Ausstieg aus Kernkraft und Kohle sei richtig. Damit diese offizielle Sicht der Regierung weiter akzeptiert wird, muss das entsprechende Framing dauerhaft betrieben werden. Am Ende würde eine Akzeptanz der Kernkraft den heiligen Satz, das zentrale Mantra der Energiewende, erschüttern: „Wir brauchen mehr Erneuerbare!“ Die Menschen würden umso deutlicher fragen, ob der Einschlag von Wäldern für Windkraftanlagen und die Versiegelung von Flächen durch ökologisch tote Photovoltaik-Anlagen überhaupt sinnvoll seien.

Der fast Tag genau am 15. April 2023 mit der Netztrennung der verbliebenen drei Kernkraftwerke einsetzende bilanzielle Stromimport wird dahingehend uminterpretiert, dass es vor allem Ökostrom sei, der uns geliefert wird. Dazu muss als Präzedenzfall das Lieferland Dänemark herhalten, von dem 2024 bisher tatsächlich mehr Strom als aus Frankreich zu uns kam.

Strom unter dem Dannebrog

Richtig ist, dass Wind und Biomasse im dänischen Erzeugungsmix gut vertreten sind. Ebenfalls sind Erdgas, aber auch Steinkohle enthalten. Insgesamt ist das dänische Portfolio zu gering, um deutsche Wünsche zu erfüllen, insbesondere in wind- und sonnenschwachen Zeiten. Windstrom aus Dänemark brauchen wir angesichts der Vielzahl eigener Anlagen nicht.

Das kleine freundliche Land mit knapp sechs Millionen Einwohnern hat kein Problem mit der eigenen Versorgung. Es gibt wenig Schwerindustrie und die Lage im europäischen Netz ist günstig. Kabel- und Leitungsverbindungen nach Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und Deutschland schaffen Sicherheit, jemand von denen kann immer liefern und der Bedarf ist mit etwa 35 Terawattstunden pro Jahr, so viel wie Hessen, überschaubar.

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Dennoch schaut Dänemark in Richtung Kernkraft. Copenhagen Atomics forscht an Thorium-Reaktoren und auch an SMR („small modular reactors“) besteht Interesse. Selbst Norwegen denkt über Investitionen in SMRs nach, bei mehr als 90 Prozent Wasserkraft im eigenen Netz. Warum das selbst die Ökostrom-Musterländer tun, sollte tieferes Nachdenken bei unseren Energiewendern auslösen.

Das ist natürlich kein Thema für deutsche sogenannte Qualitätsmedien. Die Aufgabe für unsere Regierungsbegleitenden besteht darin, die Stromimporte auf „billigen“ Ökostrom zurückzuführen und die Erwähnung importierten Stroms aus Kernkraft zu vermeiden. Bei näherer Betrachtung der Zahlen wird allerdings deutlich, dass unser nördlicher Nachbar vor allem Transitland ist. Norwegische Wasserkraft, schwedische Wasser- und Kernkraft, dazu in Teilen Strom aus Biomasse und fossiler Strom kommen via Dänemark zu uns.

Die Grande Stromnation

Erhebliche Strommengen fließen aus Frankreich zu uns, das lässt sich auch medial nicht uminterpretieren. Waren vor Kurzem noch schlechte Verfügbarkeiten französischer Kernkraftwerke (KKW) dankbares Anti-Atom-Argument, so ist dies inzwischen entfallen. Nun taucht ein neues Problem auf. Französische KKW könnten zwar über die Grenzen liefern, sogar mehr als bisher, aber seit Anfang März sind die Exporte über die Ostgrenzen in Richtung Belgien, Deutschland, Schweiz und Italien so groß, dass eine Gefahr für das französische Netz entsteht.

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Besondere Maßnahmen seien notwendig, zeitweise müssten die Exportmengen begrenzt werden, sagt der Netzbetreiber RTE. Das hat Folgen. Die für den Mai gehandelten Strompreise für französischen Strom liegen in Deutschland mehr als doppelt so hoch als in Frankreich. Die europäische Netzsituation gibt inzwischen einige Rätsel auf, es kommt zu größeren Frequenzsprüngen, ohne dass die Ursache eindeutig zu benennen ist, und die Ausregelung dieser Schwankungen dauert merkwürdig lange.

Drei atomstromfreie Länder sind die größten Stromimporteure in Europa. Sie werden zur Belastung und zum Risiko des europäischen Netzbetriebes: Italien, Deutschland und Österreich. Die Deutschsprachigen sind vehement in ihrer Ablehnung eigener Kernkraftkapazitäten, greifen aber gern auf solchen Strom aus Frankreich, Belgien, der Schweiz, Tschechien, Ungarn, Slowenien und Schweden zurück, wenn eigener Strom knapp oder zu teuer ist. Bisher war Deutschland ein sicherer Exporteur von Strom via Schweiz nach Italien. Tempi passati. Die Regierung Meloni erwägt inzwischen den Atomeinstieg, aber wenn es dazu kommt, braucht es Zeit.

Mehr „Erneuerbare“ brauchen wir nicht

Durch den starken Ausbau von Windkraftanlagen und Photovoltaik in Deutschland werden die ins System eingetragenen Schwankungen immer größer, oft wird zu viel Ökostrom erzeugt. Am 14. April um 11:30 Uhr lieferten Wind, Solar und die Laufwasserkraft in Deutschland mehr als 52 Gigawatt (GW) bei einem Bedarf von knapp über 49 GW. Das heißt, es war keine (ergänzende) Residuallast mehr nötig. Der Überschuss musste dringend außer Landes geschafft werden, unter Zugabe eines Geldbetrages von 60 Euro pro Megawattstunde. Wurde damit unsere Vollversorgung durch die „Erneuerbaren“ erreicht? Nein, auch hier muss wieder Wasser in den Wein gekippt werden. Zum gleichen Zeitpunkt waren Braunkohle-, Steinkohle- und Gaskraftwerke mit einer Leistung von 5,4 GW am Netz.

Warum denn das? Zum einen, um Wärmelieferverträge zu erfüllen. In Anlagen mit Kraft-Wärmekopplung (KWK) kann man Wärme ohne gleichzeitige Stromproduktion nicht liefern. Zum anderen, weil ohne rotierende Massen die Momentanreserve im Netz nicht gegeben ist und die so genannten Systemdienstleistungen (Frequenz- und Spannungshaltung) von den „Erneuerbaren“ nicht geliefert werden können. Jede neue Windkraftanlage, jede neue PV-Anlage, die ins Netz einspeist, erhöht die Systemkosten.

Viele andere setzen auf Kernkraft
G7-Energieminister vereinbaren Ausstieg aus Kohle bis 2035
Nun einigten sich die G7-Staaten auf einen Kohleausstieg bis 2035, was in Deutschland heftig begrüßt wird. Das fällt den anderen leicht, weil sie Kernkraft nutzen, mit Ausnahme Italiens, das aber kaum Kohle verstromt. Ausgerechnet Deutschland, das mit dem Ersatz von Kohlestrom die größten Probleme bekommt, jubelt darüber. Die anderen freuen sich im Wissen darüber, dass die deutsche Wirtschaftskraft dadurch enorm geschwächt wird.

Diese einigermaßen irre Netzsituation ist dem Energiewende-Missmanagement geschuldet, das zum einen den Zubau volatiler Erzeuger nicht mit dem Netzausbau harmonisiert und zum anderen diese vor allem nicht für den regelbaren Netzbetrieb in die Pflicht nimmt. Im Gegenteil, die anarchischen Regelungen aus dem Ur-EEG, der Einspeisevorrang und die Entschädigung für nicht ableitbaren Strom („Phantomstrom“) haben immer noch Bestand.

Das Netz stellt gnadenlose 50 Hertz als Bedingung, sodass sich immer mehr die Frage der Regelung stellt. Schon zur Ausregelung unserer eigenen Lastschwankungen sind wir auf die Hilfe der Nachbarn angewiesen. Zeitweise exportieren wir tagsüber den Sonnenstrom, mit sinkender Sonne setzt der Import ein – zu höheren Preisen.

Heraus zum 1. Mai!

Am 1. Mai gab es eine klassische „Hellbrise“, das Gegenstück zur Dunkelflaute. Unsere Vorfahren arbeiteten Jahrzehnte, sogar Jahrhunderte daran, in der Energieversorgung unabhängig von den Launen der Natur zu werden, und sie hatten es geschafft. Unser Kurs geht zurück ins energetische Mittelalter. Dunkelflaute wie Hellbrise bringen das System an den Rand der Funktionstüchtigkeit.

An diesem Tag verschenkten wir wieder erhebliche Strommengen ins Ausland unter Zugabe von Geld. Zwischen 10 und 17 Uhr lagen die Börsenpreise im Minus, in der Spitze nach unten bei minus 120 Euro pro Megawattstunde. Die zahlt der deutsche Stromkunde und aus seinem Steuergeld wird die EEG-Umlage für diesen überflüssigen Strom bezahlt. Das ist die Folge, wenn grünökologische Planwirtschaft auf den europäischen Strommarkt trifft.

Habeck-Files
Die Atomlüge oder wieder ein Skandal, der ohne Folgen bleibt
Zeitweise importieren wir auch durchgängig, wie an den Werktagen der 17. Kalenderwoche. Regelbare Kapazitäten werden abgebaut, Zufallsstromerzeuger zugebaut. Dieser Trend wird sich fortsetzen, bis die Netzbetreiber zu rigiden Maßnahmen gezwungen sein werden, die hoffentlich einen Blackout verhindern.

Propagandistisch wird uns das grüne Zukunftsparadies erhalten bleiben. Es wird immer weiter in die Zukunft verschoben oder man wird in bewährter Weise beim Scheitern nach Schuldigen suchen. Dazu kommen mehrere in Frage, zum Beispiel alte weiße Männer, die tumbe Landbevölkerung, Putin, der Klimawandel, die CSU, Schröder, soziale Medien, Sahra Wagenknecht oder eine besonders verhasste Partei, die aber nicht regiert. Erkenntnisprozesse dauern in Deutschland immer etwas länger. In 30 Jahren wird die Kernenergie vielleicht kein Teufelszeug mehr sein, wenn dann grüne Politikfossilien keine Deutungsmacht mehr haben. Menschen sind lernfähig, der Pawlowsche Reflex wirkt begrenzt.

Hoffen wir bis dahin auf immer ausreichend Strom von unseren Nachbarn.

Daten: https://energy-charts.info/charts/power/chart.htm?l=de&c=DE


 

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Kommentare ( 33 )

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33 Comments
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November Man
7 Monate her

Da wie eh keine Stromleitungen von Nord nach Süd haben und der Bau noch mindestens 30 Jahre dauert, ist es klüger jedes Bundesland baut je nach Bedarf seine eigene neue Atomkraftwerke vor Ort.  

Peterson82
7 Monate her

Tut mir leid, aber dieser Artikel scheint wenig faktenbasiert. Auf der einen Seite wird behauptet dass Deutschland praktisch alles falsch macht und sich gänzlich abhängig von anderen Ländern macht. Während des Artikels kommt aber heraus, dass Dänemark es praktisch ganz genauso macht und umringt ist von anderen Partnern die zu jeder Lebenslage Energie liefern können und Dänemark auch selbst häufig nur Transitland ist. Was bei uns also abgestraft und dümmlich ist, ist in Dänemark schon seit Jahren Realität und ohne Probleme. Ja, es ist richtig, dass Deutschland seit einigen Monaten vermehrt zu einem Importeur wird. Aber auch hier ist der… Mehr

Gerhard_F_Mossmayr
7 Monate her
Antworten an  Peterson82

Da ist zwar einiges Wahres dran, aber nicht so richtig vollständig. Zum Ersten plagt die Dänen unser Problem: Der Strom ist teuer! Zum anderen wird sich die Versorgungssicherheit, die seit über 110 Jahren Deutschland versorgt, indem dezentral am Ort der Nachfrage erzeugt wurde, nicht mit drei HGÜ-Leitungen herstellen lassen. Dazu braucht es teures Backup in Form einer doppelten Infrastruktur. Und Sie liefern ja selbst gleich die Erklärung in Ihrer Frage mit: „Warum sollte ich mit einem Benzingenerator für 30Cent die kwh Strom im eigenen Haus erzeugen wenn ich ihn für 15 Cent vom Nachbarn bekäme aus seiner PV Anlage?“ WEIL… Mehr

Sonny
7 Monate her

Die Verlogenheit deutscher Politik kennt wirklich keinerlei Grenzen mehr. Stur mit dem Kopf durch die Wand, ohne Sinn und Verstand. Und wenn man sich fragt, warum wir das alles „verdient“ haben: Faßt Euch an Eure eigene Nase. Jahrelang wurde diesem infamen Ränkespiel zugeschaut oder weggeschaut oder interesselos die Achseln gezuckt. Ein U-Boot der DDR für Agitation und Propaganda mehrfach zur Bundeskanzlerin gewählt mit Klatschorgien und Willfährigkeit von Presseorganen. Und als Krönung wurden dilettantische Arbeitsverweigerer und Schwafeler der linksradikalen Szene in die Regierung gewählt. Wie prophezeit wurde, kommt die Quittung dafür. Zeitversetzt, aber sie kommt. (Sie kommt immer!) Wer sich von… Mehr

anita b.
7 Monate her

“ wir “ verschenken strom ins Ausland. Das ist mir zu unklar. Wer bekommt denn Geld von wem?

werner2k
7 Monate her
Antworten an  anita b.

Naja – z.B. unser Österreichische Verbund AG kriegt Geld, wenn wir den Flatterstrom aus D in Überschußzeiten abnehmen um damit die Pumpspeicher in unseren Alpen zu füllen. Wenns Nacht wird, kann man die Flußrichtung umdrehen und den erzeugten Strom teuer an die Nachbarn verkaufen. Ist ein tolles und sicheres Geschäft. Mein Aktienportfolio dankt.

Michael M.
7 Monate her
Antworten an  anita b.

Deutschland bezahlt die Abnehmer dafür, dass diese den Strom abnehmen. Österreich (oder die Schweiz) beispielsweise nutzt diesen Strom dann um ihre Pumpspeicherkraftwerke zu füllen und am Abend wird uns der Strom dann wieder zurück verkauft, also zahlen wir doppelt, ein Wahnsinn ‼️

Last edited 7 Monate her by Michael M.
Boudicca
7 Monate her
Antworten an  anita b.

Die „Erneuerbaren-Erzeuger“ bekommen in jedem Fall die EEG-Umlage, auch wenn der Strom abgeregelt wird und die Abnehmer,, meist ausländische, Stromerzeuger bekommen bei zuviel „Erneuerbaren“ den Strom billigst, umsonst oder mit einer zusätzlichen „Abnahmeprämie“. (Konservative Stromkraftwerke können ihre Stromerzeugung unabhängig vom Wetter nach Bedarf regeln)
Der Steuerzahler zahlt immer über seine Steuern mit. Der Stromkunde den Preis den er mit dem Versorger vereinbart hat, egal ob der Strom gerade verschenkt wird oder nicht.

giesemann
7 Monate her

Mit Überschuss kann man Methanol und dessen Derivate machen: Technology to Product Renewable or Recycled Carbon Methanol — CRI – Carbon Recycling International – vielleicht besser als den el. Strom kostenpflichtig zu verklappen. Und CO2 wäre auch weg. Nur so’ne Idee.

werner2k
7 Monate her
Antworten an  giesemann

Das Dumme an der Idee ist die unangenehme Tatsache, dass chemische Industrieprozesse 7×24 laufen müssen. Das Hoch- und Niederfahren von Syntheseanlagen ist schlecht möglich – die entsprechenden Reaktoren mögen das gar nicht. Ständige Temperaturveränderungen sind der Feind jeder chemischen Fertigungsanlage.
Von der Wirtschaftlichkeit, die so ein Start/Stopp-Betrieb effektiv verhindert, wollen wir mal gar nicht reden…

H. Hoffmeister
7 Monate her

„Erneuerbare Energien“ sind wie eine Taxifahrt, die ein Kunde bestellt, mit der Einschränkung, dass der Taxifahrer dann kommt, wenn es ihm beliebt. Dieses „Produkt“ kann keiner gebrauchen.

Manfred_Hbg
7 Monate her

Zitat: „Zum Glück tut das kein einziges Land der Welt und unsere Nachbarn werden uns Strom liefern können, hoffentlich immer zur rechten Zeit die rechte Menge. “ > Mhh, nachdem ich hier ja schon mal gefragt und man mir da erklärt hatte, warum Deutschland seinen sog. Überstrom ans Ausland liefern UND auch noch teuer bezahlen muß und warum man stattdessen nicht einfach die Windräder und Solaranlagen still legen kann, nun mal eine etwas andere Frage zu diesem Thema und mit Blick auf den Artikel: ? WAS geschieht eigentlich, wenn Deutschland durch die Windräder und Solaranlagen wieder mal ein Überangebot an… Mehr

Egge940
7 Monate her
Antworten an  Manfred_Hbg

Nö, es gibt einfach inzwischen etwas, das nennt sich Batterien, damit lassen sich zunächst schonmal die kurzfristigen Schwankungen ausgleichen.. Und bald wird sich jeder Bürger am Stromhandel beteiligen können und die fette Kohle nicht weiterhin die Großkonzerne machen lassen, zusätzlich auch unterstützt mittels flexiblen Stromtarifen. Da sind unsere Nachbarn schon viel weiter, hier stockt ja der Smartmeter-Rollout. Da werden sich einige hier schwarz ärgern, wenn ich mein Elektrofahrzeuge auflade und dafür noch Geld bekomme ?

Michael M.
7 Monate her
Antworten an  Egge940

Viel Meinung/Glaube bei überschaubarer Ahnung (es geht in erster Linie um die Versorgung unserer Großindustrie und da können Sie die Akkus der E-Karren getrost vergessen, außer Sie wollen ihren Karren vor oder nach der Arbeit stehen lassen und gehen zu Fuß) würde ich sagen. Sind Sie vom Fach, ich bin es und blicke auf > 30 Jahre Berufserfahrung zurück.

Last edited 7 Monate her by Michael M.
P.Schoeffel
7 Monate her
Antworten an  Manfred_Hbg

Selbstverständlich kann man Windräder und Fotozellen einfach abschalten wenn man sie nicht braucht. Man WILL es nur nicht.
Das Problem ist auf der anderen Seite: Man kann sie nicht EINschalten, wenn man sie braucht.

jopa
7 Monate her
Antworten an  P.Schoeffel

Erzähl mal der Feuerwehr, wie man Solarzellen (Fotozellen sind nur Lichtmesser) abschaltet. Die werden es dir danken, bei den Problemen, die sie beim Löschen von Häusern mit Solarzellen haben.

P.Schoeffel
7 Monate her
Antworten an  jopa

Dann halt ein kleines bißchen Nachhilfe in elementarer Elektrotechnik: Eine Photozelle (Solarzelle ist nichts anderes als eine hochtrabende Bezeichnung für das gleiche Prinzip) abschalten heißt, den Laststrom auf Null stellen. Die Spannung der Zelle springt dann auf die Leerlaufspannung, die Leistungsabgabe (Leerlaufspannung mal 0 Strom) ist dann ebenfalls Null. Das war´s. Die Photozelle dürfte dann ein bißchen wrmer werden, da sie nicht mehr, wie im Betrieb, etwa 20% der einfallenden Sonnenstrahlung als elektrische Energie los wird, aber das wird das Ding wohl verkraften. Oder was glauben Sie passiert, wenn Sie Ihre Solaranlage netzseitig abklemmen oder den Inverter ausschalten? Daß die… Mehr

Manfred_Hbg
7 Monate her
Antworten an  P.Schoeffel

Mhh, ich bin nun zwar kein ausgewiedener Elektro-Experte, doch ob das so ganz richtig ist, was Sie hier erklären, glaube ich nicht. Denn nwhmen wir z.Bsp mal die Solar-Panele die auf einen fest Dach installiert sind. Hier liefert dann doch wohl JEDES einzelne Solar-Panel eine bestimme Menge an Volt und Stromstärke. Dies mag vielleicht für EIN einzelnes Solar-Panal nicht Lebensgefahrlich sein. Doch die Solar-Panela auf dem Dach werden doch sicherlich so miteinander verkabelt das dann weit mehr als nur ein paar wenige Volt und mAh erzeugt und werden und ein Haushalt versorgt werden kann. UND da diese Solar-Panele auf dem… Mehr

P.Schoeffel
7 Monate her
Antworten an  Manfred_Hbg

Dann also die Fortsetzung der Grundlagenvorlesung:
Das ist exakt das gleiche wie bei einer Batterie: Eine Batterie kann man auch nicht abschalten, das daran angeschlossene Gerät aber sehr wohl.
Eine Solarzelle ist wie Batterie eine Spannungsquelle, allerdings eine, deren Leerlaufspannung und Kurzschlußstrom von der Beleuchtung abhängen. Man kann also durchaus eine Solaranlage abschalten, wenn der Strom nicht gebraucht wird.
Eine geladene Autobatterie ist ja bekanntlich bei Nichtbenutzung auch durchaus friedlich, aber wenn einem ein Schraubenschlüssel auf die Anschlußpole fällt, gibt´s ein Feuerwerk. Das entspricht dann der Feuerwehr an der Solaranlage. Die ist dann eben nicht mehr abgeschaltet.
Noch Fragen?

Ombudsmann Wohlgemut
7 Monate her
Antworten an  Manfred_Hbg

Es wird dann sicher ein Abnehmer gefunden, auch wenn es dann halbwegs erzwungen ist. Das lässt sich derjenige dann aber natürlich besonders stark vergüten.

Ein gewisses Maß ließe sich auch verheizen (bestenfalls mit Wärmespeicher), aber im Gegensatz zum Strommangel käme da dem Bürger keine Aufgabe zu.

Die Anlagen könnten sich schon vom Netz trennen, z.B. wenn Netzfrequenz, Spannung usw. zu stark abweichen. Nur löst dabei z.B. ein übergeordneter Entkupplungsschutz aus, wonach der Kuppelschalter jedoch niemals automatisch wieder zuschalten dürfte, man müsste also an jeder Anlage per Hand reaktivieren.

Dr. Rehmstack
7 Monate her
Antworten an  Manfred_Hbg

Diese, in der Tat essenziell wichtige Frage, wurde von Professor Sinn in seinem Vortrag: Energiewende ins Nichts sehr eindeutig beantwortet. Je mehr Kapazitäten wir bei Windstrom und Fotovoltaik schaffen, desto größer wird genau dieses Problem, der hier sogenannten Hellbrise werden. Das bedeutet, dass wir immer mehr Überschuss Strom produzieren werden in Spitzenzeiten, den wir entweder nicht loswerden, weil der Markt gesättigt ist oder zu teuren Preisen abgenommen bekommen werden, mit der dann andere Länder zum Beispiel Österreich ihre Wasserspeicher Kraftwerke füllen, um sie uns dann für teures Geld in der Nacht wieder zurück verkaufen werden. Wir kommen immer wieder auf… Mehr

Manfred_Hbg
7 Monate her
Antworten an  Dr. Rehmstack

Zitat: „Und was gänzlich unter den Tisch fehlt, ist die Netz Stabilität. Diese ist auf eine Frequenz von 50 Hz absolut angewiesen.“ > Leider finde ich meine damals gestellte und oben angesprochene Frage mit der entsprechenden Antwort und Erklärung nicht wieder. Aber soweit ich mich erinnere, wurde mir auf meine Frage hin, warum man beim Überstrom nicht einfach die Windräder und Solaranlagen abschalten kann, auch da geantwortet und erklärt, dass das mit der Netz-Stabilität und 50 Hz Frequenz zusammenhängt weil sich größere oder große Abschaltungen nicht fein genug regulieren lassen wie dies z.Bsp bei einen mit Kohle, Gas oder Atom… Mehr

H. Hoffmeister
7 Monate her
Antworten an  Manfred_Hbg

Dann lässt die Schweiz ihre Pumpkraftwerke laufen und öffnet heimlich den talseitigen Bypass, um das Wasser ohne Stromerzeugung ablassen zu können. Schilda in Reinkultur!

Wilhelm Roepke
7 Monate her

Italien hat nicht auf Kernenergie verzichtet, weil die Leute so ängstlich wie der deutschsprachige Raum sind, sondern weil es Erdbebengebiet ist.

JuergenR
7 Monate her
Antworten an  Wilhelm Roepke

Japan liegt auf dem Pazifischen Feuerring und hat immer wieder Erdbeben und Vulkanausbrüche. Dennoch wurde dort am 22. Dezember 2022 beschlossen, die Laufzeit bestehender Kernkraftwerke über die bisherige Begrenzung auf 60 Jahre hinaus zu verlängern. Außerdem wurde der Bau neuer Reaktoren angekündigt. Italiens Entscheidung wegen möglicher Erdbebengefahr keine Kernkraftwerke mehr zu bauen, erscheint aus dieser Perspektive geradezu lächerlich.

AndreasH
7 Monate her

Regelbare Kapazitäten werden nicht nur abgebaut, sie sollen, wie im Artikel ja erwähnt, durch Gaskraftwerke ersetzt werden. Es soll also auch einen Zubau geben. Und nebenbei haben wir auch 2023 mehr Strom aus Dänemark als aus Frankreich importiert, nämlich ca. 10.000 GWh aus Dänemark gg. ca. 400 GWh aus Frankreich. In 2024 sind die Importmengen aus beiden Ländern ungefähr wie 1:1. Und in Dänemark machen die Erneuerbaren 80 Prozent des Erzeugungsmixes aus. Und noch zur Frage Import gg. Export: 2023 wurden gesamtheitlich 11.000 GWh Strom importiert, also 1,2 GWh/h (bei 8760 Stunden pro Jahr), was 2% der Nutzung (ca. 55GWh/h)… Mehr

Kaltverformer
7 Monate her
Antworten an  AndreasH

Wie das halt so ist mit Durchschnittsrechnungen braucht man auch für den Hasen 2 Schüsse, damit er im Durchschnitt tot umfällt.
Angenommen sie haben das ganze Jahr über 100% Versorgung, aber nur im Jänner für 2 Wochen wegen Dunkelflaute gar keinen Strom (und die anderen können nicht liefern), dann haben sie auch nur durchschnittlich einen Stromausfall pro Jahr.
Nach ihrer Rechnung vernachlässigbar 🙂

AndreasH
7 Monate her
Antworten an  Kaltverformer

: für Dunkelflauten haben wir ausreichend thermische Kraftwerke. Etwas über 70 GW sind es aktuell.

Last edited 7 Monate her by AndreasH
Ombudsmann Wohlgemut
7 Monate her
Antworten an  AndreasH

Es steht ja ebenfalls im Artikel, warum Frankreichs Strom nicht mehr ausreichend für die üblichen Abnehmer und nun teurer ist. Wenn man „Grünstrom“ aus Dänemark importiert, ist der dann natürlich günstiger, besonders wenn es Überschuss wäre, denn wir sind sicher nicht die einzigen, die Strom mit Geldbonus verschenken. Trotzdem hat Habeck unrecht, denn es gibt nichts Teureres als Wind+PV. Wie alle Grünen zeigen sie immer nur Teilausschnitte ohne Kontext, in dem das Herzensprojekt gut dargestellt wird. Was hingegen nicht betrachtet wird (nur ein Punkt unter vielen), ist die Situation, wenn ein unvorhergesehener Bedarf entsteht, der gerade schwer zu decken ist.… Mehr

AndreasH
7 Monate her
Antworten an  Ombudsmann Wohlgemut

Es gibt in der Herstellung nichts günstigeres als Wind + PV. Der hohe Strompreis kommt durch den hohen Gaspreis zustande, da die Gaskraftwerke preissetzend sind.
Und ja, die Erneuerbaren verursachen hohe Ausgleichsbedarfe im Netz. Das ist ein Thema, das in den Griff zu bekommen ist, keine Frage. Wahrscheinlich mit einem Mix aus Gaskraftwerken und Batterien.
Ob es deshalb besser ist, 400-600 Milliarden in die Hand zu nehmen, um 10 neue AKWs zu bauen, darf zumindest hinterfragt werden. Auf die eine oder andere Art wird es teuer, da beisst die Maus keinen Faden ab.

Autour
7 Monate her
Antworten an  AndreasH

Leider liegen sie hier falsch! Regelbare Kapazitäten werden im Moment NUR abgebaut!! Im Moment wird nicht EIN einziges Gaskraftwerk gebaut und es wird sich auch NIEMAND finden der so ein Gaskraftwerk freiwillig betreiben will/wird, denn dass ist absoluter wirtschaftlicher Wahnsinn! Da alles vollkommen unkalkulierbar! Es geht ja nicht nur um den importierten Strom, den man eventuell noch irgendwo beschaffen könnte, NEIN es geht um den Strom den man bei „gutem“ Wetter loswerden muss… Denn den bezahlen wir auch noch! Wir zahlen also für Import UND Export! Wie krank ist das eigentlich?! Die Importmengen sind im Moment vielleicht noch überschaubar, aber… Mehr

AndreasH
7 Monate her
Antworten an  Autour

: Hanau, Scholven, Heilbronn und Wolfsburg sind bislang im Bau. Leverkusen, Grundremmingen, Marl, Marbach, Arzberg, Bocholt, Uerdingen und Wesel sind in Planung bzw. Genehmigung. Ihre Behauptung dass keine Gaskraftwerke gebaut werden ist also komplett falsch.
Und was die Behauptung dass die Importmengen mit dem Kohleausstieg zunehmen betrifft: ja, kann sein. Aber die Kohlekraftwerke gehen nicht aus dem Betrieb sondern lediglich in die Verantwortung des Netzbetreibers. Der Netzbetreiber wird also die wirtschaftliche Abwägung zwischen Anwerfen und Importieren durchführen und entsprechend entscheiden. Die Vorstellung, dass uns ein Zusammenbruch des Stromnetzes droht, ist vollkommener Bullshit.

Klaus D
7 Monate her

Oder haben hier lobbyisten aus diesen ländern den grün-konservativen-liberalismus in deutschland gefördert – um jetzt richtig fett abzukassieren.