„Kein Stromproblem“? Habeck ignoriert sein eigenes Vorhaben

Robert Habeck behauptet, dass es "kein Stromproblem" gebe und daher auch keine Notwendigkeit für den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken. Womit seine ersehnten Wärmepumpen betrieben werden, hat er offenbar vergessen.

IMAGO / SEPA.Media
Wirtschaftsminister Robert Habeck mit der österreichischen EU-Ministerin Karoline Edtstadler in Wien, 12.07.2022

Den Satz hat Robert Habeck wirklich gesagt: „Wir haben ein Wärme- und ein Versorgungsproblem, kein Stromproblem. Und da hilft uns Atomkraft gar nichts.“ Am gestrigen Dienstag war das, bei seinem Arbeitsbesuch in Wien.

Der Satz sollte einen Grund dafür liefern, dass der Wirtschaftsminister weiterhin die Forderungen nach einem späteren Atomausstieg ablehnt, die nun auch vom Koalitionspartner FDP kommen. Der Mann, der Deutschlands Wirtschafts-, Energiewende- und Klimaschutzpolitik verantwortet, behauptet also, Strom- und Wärmeversorgung hätten mehr oder weniger nichts miteinander zu tun.

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Das ist nicht nur grundsätzlich abwegig. Offenbar hat der vielbeschäftigte Mann seine eigenen Vorhaben vergessen. Zur Erinnerung eine Schlagzeile von Tagesschau.de, die kaum zwei Wochen alt ist: „Habeck will 500.000 Wärmepumpen jährlich„. Vielleicht ist ihm beim Fördern von Wärmepumpen nicht klar gewesen, wie diese Pumpen betrieben werden. Richtig, mit elektrischem Strom. Folgerung: Mehr Wärmepumpen heißt mehr Strombedarf – viel mehr Strombedarf.

Habeck nimmt entweder seine eigene Politik nicht ernst – oder seine Zuhörer. Womöglich klammert er sich auch einfach an jede noch so absurde Behauptung, um das zu verteidigen, was für grüne Politiker wichtiger als die Versorgungssicherheit von Haushalten und Wirtschaft ist, nämlich ihre eigenen Glaubensgrundsätze. Als deren erster gilt: Atomkraft ist böse. Ob die Grünen damit auch noch nach einem Winter der kalten Wohnungen und notgedrosselten Industrieproduktion bei der Bevölkerung durchkommen, kann man bezweifeln.

Die Bundesregierung steuert jedenfalls, sofern sie sich weiterhin der Sicherung grundlastfähiger Stromproduktion mittels Kernkraft verweigert, mit Habecks Wärmepumpenplan und außerdem der weiterhin durch Subventionen forcierten Elektrifizierung des PKW-Verkehrs absehbar von der selbst verschuldeten Gas-Versorgungskrise in die Strom-Versorgungskrise.

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Kommentare ( 104 )

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antoine
1 Jahr her

Der zitierte Satz von Habeck wurde in der gestrigen Tagesschau dreimal wiederholt, damit ihn auch der unaufmerksamste Zuseher mitbekommt. Der deutsche Propagandafunk hilft schön mit, diese faustdicke Lüge seinen Zuschauern zu verkaufen. Herzlichen Dank.

Busdriver
1 Jahr her

Neben vielen andern ungeeigneten Personen haben wir also einen Kinderbuchautor als Wirtschaftsminister ( + Klimagedöns). Offensichtlich finden das ca. 80 % so in Ordnung. Ob die sich wohl auch vorstellen könnten, sich von einem Schriftsteller oder Philosophen operieren zu lassen – wenn der gute Berater hat ¿

mlw_reloaded
1 Jahr her

Reiner Hohn, dass Kernenergie beim Wärmeproblem nicht helfe. Erstens ist seit Monaten der Fossil-Strom-Mix unverändert (von wegen Kohle statt Gas), d.h. Atomstrom wäre eine massive Verbrauchsreduktion beim Erdgas. Zweitens, die Industrie hat ja Prozesswärme in der Vergangenheit brav auf Strom umgestellt – und dank der Energiewende vielerorts wieder auf Gas zurückgebaut. Aber die Grünen sagen ja unverblümt, alle Energie soll teuer und rar sein. Und angebotsorientiert.

giesemann
1 Jahr her

Eine Wärmepumpe betreibt der Verständige entweder mit einem Windrad und Seil oder einem Wasserrad direkt auf der Achse, die ins Haus ragt. So bleibt alles mechanisch, ohne lästigen el. Strom. Windstrom und Bachstrom genügen. Andere aber bohren ein Loch in die Erde, und zwar so lange, bis Magma kömmt. Das reicht zum Wasserkochen … . Manche haben nach Öl gebohrt und raus kam: https://www.ednetz.de/angesagt/therme-erding.html – Wasser, dreckig, aber warm. Usw.

Michael M.
1 Jahr her

Dass man für den Betrieb einer Wärmepumpe Strom braucht weiß der Herr Kinderbuchautor doch gar nicht und bei dessen Wählern sieht es sicher nicht besser aus.

mlw_reloaded
1 Jahr her
Antworten an  Michael M.

Geheizt wird dann halt nur tagsüber und bei Wind. Reicht doch für ein Land ohne energieintensive Industrie.

Rob Roy
1 Jahr her

Bei einem Neubau ist Erdwärme gegebenfalls eine sinnvolle Alternative. Wenn man den Platz dazu hat für Erdbohrarbeiten ist und man den alten Heizungskeller umbauen könnte, wäre dies zwar aufwendig, aber machbar. Doch die Umrüstung bestehender Haushalte in nennenswerter Zahl erachte ich für unmöglich. Denn Heizen mit Wärmepumpen bedeutet in der Regel Fußbodenheizung, weil die Wärme für Heizkörper nicht ausreicht. Wie aber soll man in Mietshäusern und Altbauwohnungen mit Holzdielen eine solche einbauen? Da wäre es günstiger, gleich abzureißen und neu zu bauen. Aber Moment, Baumaterial, Fachkräfte sind knapp und die Zinsen für Baukredite gehen wieder hoch. Wer kann sich da… Mehr

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Rob Roy

„Aber Moment, Baumaterial, Fachkräfte sind knapp…“
Tja. Das hat der Herr Habeck wohl inzwischen auch schon registriert – dass das, mit den angekündigten neuen „Windparks“ gar nicht so flott voran gehen kann, wie er sich das ausdachte.
Macht er halt selber Wind, der Herr Energieminister.
Wobei alle ihn beobachten bei seinem Versuch, eine Siemens Turbine von Kanada an den Einsatzort an der Pipeline zu bringen, damit ab 21.Juli 2022 wieder Gas wie gewohnt fließen kann.
Sollen wir Wetten annehmen, ob er wenigstens das schafft?

thinkSelf
1 Jahr her

Und neben der AfD gibt es auch noch ein breites Spektrum anderer Angebote. Und mehr als den eh sicheren Maximalschaden eines Zivilisationszusammenbruchs können auch die nicht anrichten.

bfwied
1 Jahr her

Die Kunst des diplomatischen Ausdrucks ist zwar eine schöne Kunst, nur leider verstehen nur Eingeweihte sie zu deuten. Im Normal-Alltag drückt man sich, um verstanden zu werden, klar aus: Der Mann kann doch nichts anderes sein als ein bigotter, dogmatischer Sektenführer, ein ahnungsloser mit Tunnelblick behafteter Schwachkopf. Diese Sekte hat innert 40 Jahren die Meinungsführerschaft errungen, den Marsch durch die Institutionen hinter sich gebracht, jetzt haben sie die Gesellschaft mit Hilfe willfähriger Zuträger – wie immer – und der Naiven gekapert und richten es zugrunde, und das unter dem Jubel der Alten, die sich rechthaberisch den Jungen anbiedern, und den… Mehr

Andreas aus E.
1 Jahr her

Robert Habeck wird das nicht kennen, aber ich hatte mal Wohnung mit Nachtspeicherheizung.
Aber die funktionierten ganz sicher nicht mit Strom, darin saßen vermutlich Kobolde, welche durch das Stricken von Regenbogenfahnen Wärme erzeugten.

Jo Walter
1 Jahr her
Antworten an  Andreas aus E.

Nachtspeicher waren tatsächlich eine Erfindung in Zusammenhang mit der Kernkraft. Damit die Kraftwerke immer möglichst ausgelastet werden konnten, hat man günstigere Nachttarife angeboten um Nachts möglich viele Abnehmer zu haben (Nachtspeicher als Grundlast). Also wurden in den 70ern ziemlich viele Nachtspeicher verbaut, bis sie wegen Asbest in Verruf kamen, auch weil sie zu teuer wurden und viel Platz einnahmen. Die Wärme war auch eher unangenehm und trocken.

ahgee
1 Jahr her

500.000 Wärmepumpen à (vorsichtig für Neubauten geschätzte) 10 kW im Winter macht 500.000 mal 10 = 5 Mio. kW = 5 GW — also 3 bis 4 Kernkraftwerksblöcke . . .

bfwied
1 Jahr her
Antworten an  ahgee

500.000 Wärmepumpen: Stromverbrauch im Durchschnitt ca. 10.000 kWh/J. = 5 TWh/J. bei optimaler Dämmung und Einsparungen, wobei unter 0 °C mit Strom geheizt werden muss, was mehr Energie benötigt! Ein KKW schafft im Durchschnitt 11 TWh. Um 1 KKW zu ersetzen, allerdings mit Flatterstrom, benötigt man rechnerisch ca. 4500 große Windgeneratoren mit 3 MW Leistung!! Im Süden 3-mal mehr, in Norden etwas weniger. Um die 500.000 Wärmepumpen zu betreiben, braucht man mind. 5 TWh/J., also etwa 0,5 KKW oder über 2.000 Flatterstromräder! Jedes Jahr!!! Die Zahlen sind ungeheuerlich, offensichtlich so ungeheuerlich, dass sie die Grünen um Kretschmann, Habeck und Co… Mehr