Das „Desaster auf dem Wohnungsmarkt“ und die ignorierten Ursachen

Politiker, Verbände und Gewerkschaften sehen schwarz für die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Doch die tiefere Frage nach den Gründen dafür, dass bei wachsender Bevölkerung durch Zuwanderung das Bauen sich nicht lohnt, bleibt undiskutiert. Es wäre schließlich die Frage nach grundlegenden Fehlentwicklungen.

dts Nachrichtenagentur
Die Lage auf dem Immobilienmarkt entwickelt sich desolat. Die Warnungen kommen nun von allen Seiten, von Politikern, Verbänden und Gewerkschaften gleichermaßen, ohne allerdings auf die zugrundeliegenden politischen Fehlentwicklungen – nämlich die gleichzeitige Entgrenzung von Migrationspolitik und (Sozial-)Staatsausgaben – einzugehen.

Die konkreten Diagnosen sind beängstigend genug. Die Vorsitzende des Bauausschusses im Bundestag, Sandra Weeser (FDP), sagte dem Nachrichtenmagazin Focus, es zeichne sich ab, dass das Regierungsziel, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen, „auch dieses Jahr wieder gerissen wird“. Viele Probleme der Bau- und Immobilienbranche seien zwar „fremdgemacht“ und kaum beeinflussbar, orakelt sie, „aber wir als Politik könnten durchaus mehr unterstützen: digitale Bauakte, Entbürokratisierung, serielles Bauen – das sind alles Stichworte Richtung Beschleunigung“, so Weeser. Wenn es nur an solchen Details läge!

Ihre Kritik an Wirtschaftsminister Robert Habeck und seinen Belastungen für Immobilienbesitzer ist sicher nicht unzutreffend: „Die Grünen krönen die Krise – leider ideologiegetrieben – aktuell noch mit ihren nur auf Energieeffizienz ausgerichteten Klimaschutzforderungen.“ Ähnlich kritisiert auch der Bundesverband der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) vor allem die Grünen. Es sei ein „schlimmer Konstruktionsfehler“, dass ausgerechnet in Zeiten akuter Wohnungsnot ein Großteil der Fördergelder von Robert Habecks Wirtschaftsministerium verwaltet werde, wo es weniger um bezahlbaren Wohnraum gehe, sondern um klimafreundliche Sanierungen, sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko dem Focus. Er kritisiert „eine gewaltige Umorientierung“, nach der „vor allem gefördert wird, was als ökologisch sinnvoll gilt“. Das sei aber angesichts von Inflation, Zinswende, Fachkräftemangel und neuerdings auch noch über einer Million ukrainischer Flüchtlinge kaum noch zu vermitteln.

Beim GdW ist also immerhin ein verklausuliertes Verständnis davon erkennbar, dass die gegenwärtige Wohnungskrise auch mit der Selbstüberforderung der bisherigen Geld-, Fiskal- und Einwanderungspolitik zu tun hat. Bei der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) ist das nicht der Fall. Deren Bundesvorsitzender Robert Feiger sieht im Gespräch mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe „ein wahres Desaster auf dem Wohnungsmarkt“ voraus, wenn Bund und Länder es nicht schafften, „das Ruder in den kommenden Wochen noch herumzureißen“. Und wie es sich für einen DGB-Gewerkschafter gehört, fordert er natürlich: Der Staat soll eben Geld locker, also neue Schulden machen, 50 Milliarden Euro mindestens – einen „Bau-Wumms“ nennt er das in zeitgemäßem Infantil-Politsprech.

Aber an die eigentliche Frage, wie es möglich sein kann, dass bei wachsender Bevölkerung, also Wohnungsnachfrage, das Bauen unlukrativ ist, wagt sich Weezer ebensowenig wie der GdW. Letztlich wäre das schließlich die Frage nach den volkswirtschaftlich fatalen Folgen einer Kombination von massenhafter Einwanderung in die sozialen Sicherungssysteme bei gleichzeitiger Inflation durch Überschuldung des Staates und jahrelange Geldvermehrungspolitik. Das sich nun realisierende Wohnungsdesaster ist insofern eine verdeckte Folge der Überforderung des Staates, der jahrelang auf Pump eine entgrenzte Sozial- und Zuwanderungspolitik betrieben hat – in der irrealen Hoffnung auf künftiges Wirtschaftswachstum durch Staatsschulden und Einwanderer.

Stattdessen vernichten nun die weltpolitische Lage (Corona und Ukraine-Krieg) und grüne Klimaschutzpolitik die ohnehin irrealen Wachstumsaussichten, während die von EZB-freundlichen Voodoo-Ökonomen jahrelang ignorierte Inflation nun zuschlägt und die Notenbank zu der Zinsanhebung zwingt, vor der sie sich jahrelang drückte (aus Rücksicht auf die verschuldungshungrigen Regierungen). Die inflationstreibende Expansion der Staatsausgaben geht derweil völlig ungehemmt weiter, angetrieben durch Klimaschutz und Armutszuwanderung.

Die auch von Gedaschko erwähnten „Fachkräfte“ aus dem Ausland, die die zukünftige Wertschöpfung erbringen und alle angehäuften ökonomischen Schieflagen begradigen sollen, lassen derweil auf sich warten. „Die gewinnt indes nur, wer auch bezahlbaren Wohnraum, Kinderbetreuung, eine gute Infrastruktur liefern kann“, stellt Gedaschko zutreffend fest. Während der deutsche Sozialstaat die letzten Reserven an Wohnraum für unterstützungsbedürftige Flüchtlinge und Asylzuwanderer zusammenkratzt, sinkt de facto die Attraktivität für potenzielle zuwandernde Steuerzahler. Wen lockt schon die Aussicht auf ein Fass ohne Boden?

Deutschland ist also in einer fatalen Abwärtsspirale der künftigen Verarmung (mit dem Wohnungsdesaster als konkreter Äußerung) gefangen, solange an den tieferen politischen Gründen nicht gerüttelt wird: Es gibt kaum Aussichten auf wirtschaftliches Wachstum (was in einem weniger verschuldeten Staat mit einer stabilen Währung in einer befriedeten Gesellschaft durchaus hinnehmbar sein könnte), aber gleichzeitig deutlich steigende Zinsen und eine Inflation auf Rekordniveau. Währenddessen halst sich der Staat immer neue soziale Ausgaben auf, nicht zuletzt durch eine ungebremste Einwanderung, die zum überwiegenden Teil nicht in den Arbeitsmarkt, sondern direkt in die Sicherungssysteme stattfindet – und feuert damit die Inflation weiter an. Zugleich spitzt sich der Mangel an verlässlicher Energie und an arbeitsfähigen oder -willigen Menschen zu. All diese Faktoren werden von den regierenden, aber leider auch den meisten opponierenden Politikern hauptsächlich mit ideologischem Wunschdenken von der Wasserstoffwirtschaft und Fachkräftezuwanderung quittiert.

(Mit Material von dts)

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 88 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

88 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Thomas S62
1 Jahr her

Ich hätte in meinem Haus ein Wohnung, die ich vermieten könnte, wenn ich sie denn renovieren würde.
Aber nach den ganzen Öko-, Bio-Einsparungsverordnungen und den Mietgesetzen, die Mieter einseitig bevorzugen, spare ich mir die Renovierung. Denn das Geld hole ich nie wieder in meinem Leben raus.

AlterEgo
1 Jahr her

Ich vermisse die Kritik am ausufernden Baurecht, welches den Markt lähmt.
Auch könnte man mal erwähnen, dass aktuell kein Straßenschotter zu bekommen ist – hohe Nachfrage, aber die Kiesgruben werden aus ökologischen Gründen geschlossen.

Gar nicht zu sprechen von den Millionen Tonnen Kies, der in Gründungen von Windkraftanlagen landet….und somit für Wohnungsbau nicht zur Verfügung stehen

abel
1 Jahr her

Zum Glück regt sich jetzt was in der Industrie. Aber nur weil die Aktionäre merken das Sie die nächsten sind wo das Geld eingezogen wird.

abel
1 Jahr her

In Frankfurt am Main kommt man nur noch an eine bezahlbare Wohnung der ABG-Holding ran wenn man Flüchtling, Asylant, ein sozialler Härtefall oder Beziehungen zur Stadt Frankfurt hat. Alle anderen dürfen sich auf dem rein privaten Wohnungsmarkt umsehen um eine überteuerte Wohnung zu mieten. Da sind dann schon mal 50% des Nettoeinkommens fürs reine Wohnen monatlich fällig. Oder anders ausgedrückt: Wohnen für ca. 1000€ (kalt) monatlich.

ilmstromer
1 Jahr her

Letztlich verhindern die durch die Energiewende völlig aus dem Ruder gelaufenen Energiepreise den Neubau mehr als Zinsen, Fachkräftemangel und Bürokratie.
Scholz muß weg. Habeck muß weg. Lindner muß weg. Merz muß weg.

Juergen P. Schneider
1 Jahr her

Seit 1998 wird eine Politik gegen das Land und seine Bürger betrieben. Die Bürger haben es sich so herbeigewählt. Dass diese zerstörerische Politik früher oder später an einen Punkt kommt, wo selbst dem naivsten und beschränktesten Einwohner klar wird, dass es so nicht weitergehen kann, war doch eigentlich von Anfang an erkennbar. Man lässt Millionen von Kostgängern wahllos ins Land und wundert sich, dass die essen, trinken, wohnen und medizinisch versorgt werden wollen. Wenn mit Billigung der Bürger eine wahnsinnige Politik betrieben wird, dann werden die Bürger auch die Konsequenzen zu tragen haben. Tragisch ist das Ganze nur für diejenigen,… Mehr

JamesBond
1 Jahr her

Parallel Welten wohin man blickt, was denken solche Politclowns, wenn sie soetwas absondern? „… „aber wir als Politik könnten durchaus mehr unterstützen: digitale Bauakte, Entbürokratisierung, serielles Bauen – das sind alles Stichworte Richtung Beschleunigung““
Wer solche Unterstützung kriegt, der braucht nur noch nen Sargnagel. Vermieten kostet nur noch, Haus besitzen kostet nur noch, Grundsteuer =Entbürokratisierung oder wie meinen? Kaminofen austauschen, weil er noch funktioniert damit abschließend die ausgetauscht Öfen im Osten z. B. Ukraine weiter befeuert werden? Digitale Bauakte? Na beim Bund, Ländern und Gemeinden ist nur der Abkassiervorgang Digital, ansonsten herrschen leere Gehirne!

Last edited 1 Jahr her by JamesBond
Britsch
1 Jahr her
Antworten an  JamesBond

Bei uns in der Gemeinde klappt das nun mit fortgeschrittener Digitalisierung,
auslagern der Abrechnung an Privatfirma nicht mal mehr mit dem Abkassieren nach Vorschrift. Geltende Vorschriften werden einfach nicht beachtet, sind teilweise auf dem Amt gar nicht bekannt. Das Programm entscheidet, weiter reicht es bei den Zuständigen in der „Sachbearbeitung“ nicht

honky tonk
1 Jahr her

So ist das halt wenn die „Elite“ dümmer als die Untertanen ist.

abel
1 Jahr her
Antworten an  honky tonk

Umgekehrt! Leider sind es die Untertanen, sonst würden Habeck und Scholz schon im Flieger sitzen. Ich kann täglich nur noch mit dem Kopf schütteln wie Deutschland an die Wand gefahren wird.

G
1 Jahr her

Ich tröpfle jetzt mal Wasser in den Wein der Diskussion. Wenn keine neuen Wohnungen mehr gebaut werden steigt der Preis meiner Wohnungen. Bei Neuvermietung kann die Miete angehoben werden und Mieter können nicht mehr so unverschämt sein. Alles großartig also. Ich weiß natürlich auch, daß sich das irgendwann ändern wird, aber die DDR gab es auch 40 Jahre. Man muß positiv denken, sich vorbereiten und AfD wählen.

JamesBond
1 Jahr her
Antworten an  G

Und überall tun sich Gesetzeslücken und – Widersprüche auf: Berliner Mietpreis Trense gilt nicht für möblierte Wohnungen und nun wird nur noch möbliert vermietet…. ?

Britsch
1 Jahr her
Antworten an  G

Wenn Ihnen Ihre Wohnungen dann weg genommen / enteignet werden, oder gesetzlich verordnet wird Wie viel oder besser gesagt wenig Miete Sie maximal verlangen dürfen?

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Diese gelungene Analyse könnte direkt von der AFD sein und gilt daher weitesten Teilen von Politik und Medien also rechtsradikal, weil es die Tatsache feststellt, dass die Mehrheit der Einwanderer im Erwerbsleben anders verhält als die Mehrheit der Autochtonen.

Das ist zwar empirisch belegbar, aber hier stört die Realität die Ideologie. Daher wird sich nichts ändern. Es sei denn, Union und FDP pfeifen irgendwann auf die linken Medien und koalieren mit der AFD. Sehe ich nicht im Ansatz.

Timur Andre
1 Jahr her
Antworten an  Wilhelm Roepke

Relativiere: Mehrheit der nach 1990 eingewanderten, davor ohne Staatshilfe und Zugang zur Staatsbürgerschaft, haben sich die Migranten (alt Gastarbeiter) selbst durchgeschlagen und wollten/mussten arbeiten.