Das Wirtschaftsministerium ist energiepolitisch inkompetent

Für eine wirkungsvolle und effiziente CO2-Minderung müsste man alle ostdeutschen Braunkohlekraftwerke, die noch bis 2038 betrieben werden können, mit einer CO2-Abscheidung ausstatten. Warum macht die Politik das nicht? Welches Land zerstört sich selbst so radikal wie Deutschland unter grünem Regierungskommando?

IMAGO / Chris Emil Janßen

Die Inkompetenz des Wirtschaftsministeriums, geführt von Robert Habecks Graichen-Family, setzt sich fort: zurückgezogene Gasumlage, Ausstieg aus Kernkraftwerken mitten in der größten Energiekrise Deutschlands (Habeck: „Wir haben keine Stromkrise“), Wiederanschalten von Kohlekraftwerken ohne CO2-Abscheidung, das Wärmepumpendesaster und kein Ende in Sicht.

Auf 225 Milliarden Euro schätzt Manuel Frondel vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung die Kosten des Wärmepumpengesetzes. Robert Habeck spricht von 130 Milliarden Euro. Er redet über Geld, das die meisten nicht haben. Selbst wenn man nur die Kosten der Wärmepumpe mit 25.000 Euro berücksichtigt, fallen (ohne Kosten von Gebäudeinvestitionen) bis 2030 bei 6 Millionen Wärmepumpen 150 Milliarden Euro an Kosten an.

In einer Antwort des Staatssekretärs Graichen auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Bartsch erfahren wir die „sensationelle“ CO2-Minderung dieses Verarmungsprogramms für die Mittelschicht: Wenn im Jahr 2030 sechs Millionen Wärmepumpen installiert sein sollten, werden durch diesen Aufwand 10,4 Millionen t CO2 vermieden. Das entspricht ungefähr der Emission, die beim Abschalten eines Kernkraftwerkes entstehen, wenn der Strom durch Braunkohle ersetzt wird.
Wir rechnen weiter nach: Das sind mickrige 1,4 Prozent der CO2-Emissionen Deutschlands (746 Millionen t CO2 im Jahr 2022). Pro Tonne vermiedenem CO2 werden sage und schreibe 14.423 Euro (150 Milliarden Euro geteilt durch 10,4 Millionen t CO2) investiert.

Eine ähnliche CO2-Verminderung würde man erreichen, wenn man ein einziges Braunkohlekraftwerk mit CO2-Abscheidung ausrüsten würde. Das Kraftwerk Schwarze Pumpe emittiert etwa 12 Millionen t CO2 und würde mit einer Investition von 600 Millionen Euro CO2-frei. Pro Tonne CO2 sind das 50 Euro an Investitionskosten.

Warum ist der Effekt der Wärmepumpe so mickrig? Das zeigt die folgende Tabelle. Die Zahlen sind nicht aus der Literatur, sondern es sind Herstellerangaben. Die Wärmepumpe hat einen CO2-Fußabdruck aufgrund der CO2-lastigen Stromerzeugung. Die oben genannte, mickrige Verminderung tritt übrigens nur ein, wenn nach den Planungen der Bundesregierung bis 2030 tatsächlich ein Anteil von 80 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien (20 Prozent Gaskraftwerke) erzeugt werden. Kommt diese CO2-Verminderung erwartungsgemäss nicht, ist der Milliarden-Aufwand nahezu ein CO2-Nullsummenspiel (siehe Tabelle).

Die CO2-Emission eines Gasbrennwertkessels beträgt nach Angaben von Vaillant 0,178 kg pro kWh (0,2 kg Gaskessel- 11 Prozent Brennwerteffizienz). Eine Wärmepumpe mit einem üblichen Wirkungsgrad von COP = 3 (COP = Coefficient of performance) macht aus 1 kWh Strom 3 kWh Wärme. Um eine Erdgasheizung mit einer Wärmepumpe zu vergleichen, muss man also den CO2-Fussabdruck einer kWh Strom (2022: 0,494 kg/kwh) durch 3 teilen. Das sind dann 0,165 kg/kWh für die Wärmepumpe: über 100 Milliarden Aufwand mit nahezu Null CO2-Effekt.

Was wäre stattdessen eine wirkungsvolle CO2-Verminderung?

Wollte man eine wirkungsvolle und effiziente CO2-Minderung, so müsste man alle ostdeutschen Braunkohlekraftwerke, die noch bis 2038 betrieben werden können, mit einer CO2-Abscheidung ausstatten. Die ostdeutschen Braunkohlekraftwerke produzieren 50 TwH Strom und emittieren etwa 50 Millionen t CO2. Um die 14 Kraftwerksblöcke CO2-frei zu machen, müssten etwa 8,4 Milliarden investiert werden. Also für einen kleinen Bruchteil (1/20) des Habeckschen Monster-Plans an Investitionen in Wärmepumpen erhält man die fünffache Menge an Emissionsminderung. Die Investition in eine Abgasreinigung in Braunkohlekraftwerke wäre somit um den Faktor 100 effizienter.

Warum macht die Politik das nicht? Ich habe keine Antwort.

Deutschland würde auf diese Weise eine unglaublich hohe Wirkung auf die CO2-Bilanz der Welt haben. Nicht wegen der eigenen Emissionen, sondern, weil damit ein Weg aufgezeigt wird, wie China, Indien, Indonesien, Pakistan und der Rest der Welt ihre geplante Nutzung ihrer Kohlevorräte auf technologisch brilliante Weise und kostengünstig von CO2-Emissionen befreien können.

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Ich bin fest davon überzeugt, dass die Abscheidung von CO2 und Verpressung in Tiefengesteinen (vorzugsweise Basalt) vor dem Durchbruch steht. Denn die Kosten einer CO2-Abscheidung und die Verpressung in Tiefengestein (CCS) kostet nach Schätzungen von Experten etwa 70 $ pro Tonne CO2 (Quellen siehe in meinem Buch „Die große Energiekrise“, im Kapitel 4 „Den Krieg gegen die Kohle beenden“).

Denn die Marktwirtschaft wird sich auch hier durchsetzen. Den Kosten von etwa 70 Euro pro Tonne CO2 stehen Einsparungen von 100 Euro pro Tonne CO2 für nicht mehr zu bezahlende CO2-Zertifikate gegenüber. Und nach den Plänen der EU sollen diese „Straf“-Zertifikate auf demnächst 200 Euro pro Tonne ansteigen.

Aber man wird einwenden: Erst muss doch die Technologie entwickelt werden. Jedoch: Sie gab es bis zum Verbot von CCS in Deutschland in Form einer Pilotanlage in der Schwarzen Pumpe. Massgeblicher Drahtzieher des 2014 beschlossenen CCS-Verbots in Deutschland war der damalige schleswig-holsteinische Energiewendeminister Robert Habeck 2014: „Wir wollen kein CCS als Reinwasch-Technologie für die klimaschädliche Kohleverbrennung.“

Das Wunder von Hohenmölsen

Zur Verbreitung meines Buches bin ich zurzeit viel unterwegs. Vor einigen Tagen war ich in Hohenmölsen, einer Kleinstadt am Rande des Braunkohlereviers PROFEN in Sachsen-Anhalt. Nach der Veranstaltung zog mich ein Mitarbeiter der LEAG zur Seite und teilte mir mit, dass ich mit der Feststellung in meinem neuen Buch, dass die CCS-Anlage Schwarze Pumpe nach Kanada verkauft worden ist, einem Fake aufgesessen sei. Die LEAG hätte mit Rücksicht auf die Politik die Öffentlichkeit im Glauben gelassen, dass die Anlage nach Kanada verkauft worden sei, damit niemand auf dumme Gedanken kommt, und die Reaktiverung der Anlage fordern könne. Die Anlage steht noch immer an seinem Platz, die Mess-und Regeltechnik sei zwar ausgebaut, aber man könne sie reaktivieren. Political correctness treibt schon merkwürdige Blüten in Deutschland.

Aber nun kann Olaf Scholz, von dem ich weiß, dass er ein Unterstützer der CCS-Technologie ist (Hamburg und Brandenburg waren 2014 die einzigen Länder, die sich gegen das CCS-Verbot im Bundesrat gewehrt hatten), sich doch für die Reaktivierung der CCS-Anlage von Schwarze Pumpe einsetzen.

Ich habe viel gelernt in Hohenmölsen. Wussten Sie, dass der dort geförderten wachshaltigen Braunkohle bis zu 15 Prozent Wachs entzogen wird und der dortige Wachsproduzent Romonta zu den größten Wachsproduzenten der Welt gehört? Auch diese Arbeitsplätze sind hochgradig gefährdet. Welches Land zerstört sich selbst so radikal wie Deutschland unter grünem Regierungskommando?

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Kommentare ( 97 )

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97 Comments
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hoffnungstirbtzuletzt
6 Monate her

Der Herr Vize weiss genau, dass er das von ihm gehasste Deutschland ruiniert und er freut sich innerlich und äußerlich, dass er das verantworten und durchziehen darf und dafür sogar noch fürstliche Entgelte kassiert.

FrankF.
10 Monate her

Ich verstehe das immer weniger. Es wurde doch auch kommuniziert, dass 65% der Heizleistung aus „erneuerbaren“ Energien kommen soll. Warum kann man dann nicht eine Gasheizung für maximal 4 Monate betreiben (Nov-Feb) und denn Rest des Jahres Warmwasser und Heizung über Strom mit einem 100% Ökostromtarif? ZB Radiator oder IR-Heizung. Das gäbe doch auch den geforderten Mix. Ich bin neulich von der A1 einen Stau umfahrend durch Herdecke und Hagen gefahren. Lauter 3-4 geschossige, ca 100 Jahre alte Gebäude. Alle bewohnt. Kommt die Sanierung, dann werden die Eigentümer entweder einen wirtschaftlichen Totalschaden kalulierend eine Abrissgenehmigung beantragen oder es wird saniert… Mehr

FrankF.
11 Monate her

Wenn diese Zahlen stimmen („Das sind mickrige 1,4 Prozent der CO2-Emissionen Deutschlands“), dann ist das ein riesiger Skandal. Für 1,4 Prozent sollen Haushalte in die Verzweiflung, Verarmung und Perspektivlosigkeit getrieben werden. Zudem ist die CO2-Abscheidung bei Braunkohle wesentlich günstiger (50 Euro statt 14000 Euro pro Tonne CO2). Ein doppelter Skandal. Welche wirklichen Ziele verfolgen diese Politiker eigentlich? Fehlt denen die Rückkopplung an die Wirklichkeit und die Bevölkerung? Da kann ich nur sagen: Weg mit den Diäten und Pauschalen. Statt dessen Lohnfortzahlung im Abgeordnetenfall. Jeder Abgeordnete soll in exakt der wirtschafltichen Situation bleiben, in der er vor der Wahl war. Und… Mehr

jwe
11 Monate her
Antworten an  FrankF.

danach Rückkehr in den eigenen Beruf
#############
Welchen Beruf denn?? Viele Abgeordneten der Altparteien haben nie „gearbeitet“ sondern sondern sich immer in parteinahen Stiftungen oder Parlamenten rumgedrückt (sh. Heil, Lindh, Geiwitz…) Eine großer Teil der links-grünen „Sektion“ hat weder Beruf noch Abschlüsse. Mit ihren Qualifikationen würden die im Niedriglohnsektor landen, wenn sie dafür überhaupt brauchbar wären. Unser Polit-System ist total verkommen! Gerade das Verhältniswahlsystem laut Parteiliste bringt solche Gestalten an die Macht. Das reine Mehrheitswahlsystem wie in anderen LÄndern könnte Besserung bringen.

sushi1980
11 Monate her

Ich glaube langsam, dass die Grünen einfach panische Angst vor Feuer haben. Aus dem Grund wollen sie möglichst alles abschaffen was einer Verbrennung bedarf. Autos mit Verbrennungsmotor, Heizungssysteme basierend auf Gas, Öl, Biomasse. Ja sogar Kaminöfen oder auch indirekt Kerzen. Wenn die Grünen in der Steinzeit gelebt hätten, wären sie wohl sofort wieder ausgestorben, da sie nicht einmal in der Lage gewesen wären ihr Mammutsteak über einer offenen Flamme zu garen. Ach nein, das Mammut hätten sie ja auch gar nicht erst erlegen können.

powerage
11 Monate her

Nicht nur das Wirtschaftsministerium, das ganze Kabinett ist völlig unfähig, gefährdet Sicherheit und Wohlstand und das liegt in erster Linie daran, dass sie fast alle keine Erfahrung in den jeweiligen Ressorts haben und auch mit der realen Arbeitswelt nie in Berührung gekommen sind. Es gibt eine Parrtei, die alle Ressorts doppelt mit Leuten besetzen kann, die teils jahrzehntelange Erfahrung und Erfolge nachweislich belegen kann, dass lässt sich in den öffentlichen Biographien leicht belegen.

Wolfgang Schuckmann
11 Monate her
Antworten an  powerage

Die einzige Antwort warum da Leute auf Posten sitzen, die da nicht hingehören ist, dass man endlich einsehen muß, dass sie ferngesteuert sind. Bärbock braucht eine Amerikanerin als Staatssekretärin, die man im Schnelldurchlauf zur Deutschen machte, damit sie ihren Posten überhaupt erst antreten konnte. Braucht das eine Erklärung? Dieses Land wird zur Zeit wieder jede Vernunft “ regiert“ oder wäre vergewaltigt der bessere Ausdruck? Einziger Zweck der Übung ist Deutschland endgültig in der umgeschriebenen Geschichte verschwinden zu lassen. Das Spiel hat größere Dimensionen als allgemein angenommen wird. Sehr Viele wollen sich das nicht vorstellen, denn es ist ein heißes Eisen,… Mehr

P.Schoeffel
11 Monate her

Sehr geehrter Herr Vahrenholt, vielleicht muß man ja, um überhaupt noch gehört zu werden, irgendwie gegen das pöhse CO2 sein.
Aber:
Solange es keinen handfesten Hinweis auf dessen „klimaschädliche“ Wirkung gibt, und den gibt es nicht, kann man sich den gesamten Aufwand schenken. Das gilt auch für CO2-Abscheidung.

alter weisser Mann
11 Monate her

Ich verrate Ihnen was: Das Wirtschaftsministerium ist auch wirtschaftspolitisch inkompetent. Sonst hätte man längst mal ein Wort zu der Moralpolitik der EU und des Außenministeriums in Richtung China und „Rußland-Unterstützer-Staaten“ gesagt. So aber trägt man mit, was man sich so ganz und gar nicht leisten kann, im Zweifel gegen mehr als die halbe Welt.

Katzenfreund
11 Monate her

Was hier geschieht, geschieht nicht aus Inkompetenz, sondern m.E. auf Bestellung derjenigen, die den ganzen Klimaklamauk über zahlreiche NGOs finanziert haben. Die Herrschaften wollen für ihre – naiverweise von manchen als Spenden angesehene – Investitionen jetzt Geld sehen.
Ich sehe hier erhebliche kriminelle Energie zu unseren Lasten am Werk.

Hesta
11 Monate her

Auf einen kompetenten Fachmann hört man nicht, a) weil man entweder nichts kapiert oder b) weil er kein Grüner ist.

Juergen P. Schneider
11 Monate her

Es geht den grünlackierten Kommunisten doch nicht um Problemlösung. Es geht ihnen um díe Umwandlung einer freiheitlich-demokratischen Ordnung in eine ökosozialistische Diktatur. Die herbeifantasierte Klimakrise, die Energie-, Verkehrs- und Wärmewende sind nur Mittel zum Zweck. Die grünen Despoten selbst werden dann zur herrschenden Klasse, die alle Privilegien genießt und der Rest der Bevölkerung wird schikaniert, entrechtet, ausgeplündert und enteignet. So etwas hatten wir schon mehrmals in unserem schönen Land. Es war nie von Dauer und endete immer in einem Desaster. Was hier heraufzieht ist die dritte Diktatur innerhalb von hundert Jahren in Deutschland. Man kann nur hoffen, dass die naive… Mehr