Andreas Schleicher predigt seit gut zwei Jahrzehnten, das deutsche Gymnasium müsse abgeschafft werden, weil es soziale Ungleichheiten zementiere. Motto: Was nicht alle können, darf keiner können! Der „Professor“, Diplom-Physiker und Ex-Waldorf-Schüler beherrscht aber selbst die einfachsten Pisa-Aufgaben nicht.
Um Weihnachten herum ist medial Saure-Gurken-Zeit. Da holen die Alt-Medien gerne Namen von Leuten aus dem Zettelkasten, von denen sie annehmen, sie hätten als Interviewpartner irgendetwas Unmaßgebliches zu sagen. Der „Tagesspiegel“ hat solches am 26. Dezember getan und ein Interview mit dem ach so maßgeblichen OECD-Pisa-Mann Andreas Schleicher geführt, ihn gar zum „Pisa-Erfinder“ geadelt. Für andere Medien ist er übrigens bereits der „Pisa-Papst“. „Papst“ – wir erinnern uns: Unfehlbarkeit!
Schleicher hat zwar nach dem (traumatisierenden?) Scheitern beim Zugang zu einem Hamburger Gymnasium und nach dem Besuch einer Waldorfschule Physik, Mathematik und Statistik studiert, aber der Vergleich von Äpfeln und Birnen geht ihm immer noch sehr leicht von der Hand. Seit Jahren rühmt er Länder mit höchsten „Akademiker“-Quoten, ohne zur Kenntnis zu nehmen, dass sehr viele deutsche Berufsabschlüsse hinsichtlich Qualifikation „akademische“ Abschlüsse anderer Länder (mit übrigens höchsten Quoten an arbeitslosen Jugendlichen) in den Schatten stellen. Und dass die Pseudo-Akademisierung des deutschen Bildungswesens nicht die Lösung eines Bildungsproblems, sondern selbst ein Kernproblem ist.
Nein, Schleicher kommt nicht heraus aus der Ideologie der Gleichmacherei. Deshalb will er qua Zentralisierung alle 16 deutschen Länder auf Einheitsrasenschnitt bringen. Möglichst alle schulisch digitalisiert, wiewohl Pisa nicht die Spur eines Beweises erbringt, dass Digitalisierung hilft. Dass die deutsche Gesamt- und Einheitsschule seit den 1970er Jahren in zahlreichen (politisch gut versteckten) Vergleichen miserabel abschneidet, interessiert ihn nicht. Er bildet sich ein, dass man ein krankes Gesamtsystem gesunden kann, wenn man ein dort noch (!) halbwegs (!) intaktes Gymnasium inkludiert. Er schwärmt von Waldorfpädagogik, sagt aber nicht, dass dort Rudolf-Steiner’sche Esoterik angesagt ist und es dort eigentlich nur „biodeutsche“ Schüler gibt. Schleicher im Interview mit dem „Tagesspiegel“ dennoch: „Waldorfschulen sind gut darin, zu erkennen, was in einer Schülerin, einem Schüler, steckt und fördern das. Es gibt mehr projektorientierten Unterricht. Vieles von dort würde dem Schulsystem helfen. Für mich ist die Waldorfschule eine sehr gute Erfahrung gewesen. Ich habe mich im musischen Bereich stark entwickeln können.“ Aha!
Ansonsten möchte Schleicher die Spiel- und Spaßschule. Der „Tagesspiegel“ stellt denn auch die suggestive Frage: „Also hat Deutschland vor allem ein Problem mit dem nach wie vor wilhelminischen Mindset? Was spielerisch erlernt wird, kann ja nix sein.“ Eine wunderbare Steilvorlage für Schleicher, der antwortet: „Ja, nur diese Methode funktioniert offensichtlich nicht. Dass sich Disziplin erzwingen lässt, ist eine Lüge.“ Vielleicht sollte Schleicher doch einmal in eine Multikulti-Klasse gehen, in der der Lehrer/die Lehrerin Dreiviertel der „Unterrichts“-Zeit aufwenden muss, für ein halbwegs erträgliches Arbeitsklima zu sorgen. Für Schleicher aber ist jeder Schüler zu allem fähig. Deshalb diktiert er dem „Tagesspiegel“ auch ins Blatt, was in Deutschland abzuschaffen sei, nämlich „der Glaube, dass nicht alle Schüler gut sein können. Der ist im Bildungssystem in Deutschland so tief verankert. Das gegliederte Schulsystem ist bildhafter Ausdruck davon. Wir sollten das abschaffen.“
Übrigens: Vor einigen Jahren gab es in der Kultusministerkonferenz (KMK) mal Kritik an Schleicher, weil er die deutsche Schullandschaft verzerrt und ideologiegeleitet darstelle. Folgen hatte das keine. Schleicher tingelt nach wie vor mit deutschem OECD-Ticket durch die Welt. Bereits im April 2003 bekam er dafür den Theodor-Heuss-Preis für „beispielhaftes demokratisches Engagement“. 2006 ernannte ihn die Universität Heidelberg zum Honorarprofessor an der Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften.
Seine eigenen, für Fünfzehnjährige gedachten Pisa-Testaufgaben kann Schleicher offenbar selbst nicht immer lösen. Der „Tagesspiegel“ war doch tatsächlich so mutig, ihm folgende Pisa-Testaufgabe zu stellen: „Was ist die letzte Ziffer der Zahl 7 hoch 190? 1, 3, 7 oder 9?“ Schleichers Antwort: „Das ist eine Frage aus der aktuellen Pisa-Studie, nehme ich an. Ich gestehe, das weiß ich nicht.“
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Schüler, die alle paar Tage Mathematikunterricht haben, sollten solch eine Aufgabe lösen können. Das zu können, ist wie bei so vielem, einfach Technik, gewusst wie. Wer 10, 20 oder mehr Jahre aus der Schule ist, kann das natürlich meist nicht mehr, muss er auch nicht können. Wer jedoch Physik, Mathe und Statistik studiert hat und nicht weiß, wie man eine solche Aufgabe löst (denn es ist ja klar, dass man dafür nicht wirklich 7 hoch 190 im Kopf rechnen muss), bei dem drängt sich doch der Verdacht auf, er habe mit guten Gründen seine Studienfächer hinter sich gelassen …
„… Der „Tagesspiegel“ hat solches am 26. Dezember getan und ein Interview mit dem ach so maßgeblichen OECD-Pisa-Mann Andreas Schleicher geführt, ihn gar zum „Pisa-Erfinder“ geadelt. Für andere Medien ist er übrigens bereits der „Pisa-Papst“. „Papst“ – wir erinnern uns: Unfehlbarkeit! …“
Einen lebhaften Eindruck kann man sich von Schleicher in dem sehr interessanten Dokumentarfilm „Alfalbet“ machen, in dem Schleicher (als Erschaffer der PISA-Schulleistungsvergleiche) interviewt wurde. Mein Eindruck: Mit Schleicher haben wir es mit einem Karrieristen und „Bildungs“technokraten zu tun; mehr nicht.
Dokumentarfilm „Alfabet“, siehe etwa Minute 09.05
https://www.youtube.com/watch?v=Bws6XAoDyq0
Manfred Kehr, vor etwa 20 Jahren Ratsherr bei der Stadt Münster, meinte in einem Interview seinerzeit, seine Partei (Grüne, who else …) lehne eine spezielle Förderung hochbegabter Kinder ab, Diese sollten lieber „Sozialkompetenz“ erlernen, sonst würden sie sich womöglich noch als „bessere Menschen“ fühlen. Diese degenerierte Denke hat den Grünen im Verlauf dann ja auch alles in die Kanalisation gespült, was im richtigen Leben zu nichts nütze ist. Logisch, daß diese Negativ-Auslese jetzt alles unternimmt, um die Intelligenz auch beim Nachwuchs zu mindern und sie im Lernen zu behindern. Drum haben sie die Inklusion erfunden und stecken jetzt Behinderte und… Mehr
Heinrich Zille (1858-1929) sagte damals: „Kinder, lernt nicht, sonst müßt ihr später arbeiten.“ Da hätte er auch sagen müssen: „Kinder, lernt nicht, dann werdet ihr später Politiker.“ Ich hatte mich erinnert, dass vor einigen Wochen ein Schüler einen Beitrag in einer Zeitung aus Berlin geschrieben hatte, dass Noten und Prüfungen in Schulen abgeschafft werden müssen. Ich habe den Link im Internet jetzt nicht so schnell gefunden, dafür aber etwas anderes. Der Berliner Grünen-Landeschef Till Heyer-Stuffer kritisierte 2004 den Schulsenator Klaus Böger: „Das Setzen auf Tugenden wie Fleiß, Ordnung oder Disziplin ist ein Rückfall in die bildungspolitische Steinzeit“ und wollte Noten und… Mehr
Es lohnt nicht, sich mit Dummköpfen wie Schleicher auseinanderzusetzen, da nicht Wissen und Fakten maßgeblich sind, sondern Ideologie und Dummheit. Er mag seinen Namen tanzen aber an ein höheres Schulsystem mit MINT-Fächern sollte man solche Leistungsverweigerer nicht lassen. Bling-Bling Orden kann er sich im Dutzend abholen, meinetwegen auch beim Genossen BP.
Also 7 ^190……( 7 hoch 190 ) Lieber Herr Kraus und Liebe Herren des TAGESSPIEGELS, dass der Herr Schleicher schräge und bedenkliche Ansichten hat, steht eindeutig außer Frage,…. ….ABER…. ….bei obiger PISA-Aufgabe würden selbst gute Abiturienten und sogar Mathestudenten im ersten Uni-Semester ins Schwitzen kommen, denn…. …diese Aufgabe enthält mehrere Anforderungen aus der… – Potenzrechnung und – Kenntnisse über den Luhn- Algorithmus oder die Luhn-Formel, auch bekannt als „Modulo 10“- oder „mod 10“-Algorithmus zur Berechnung einer Prüfsumme. Also schon etwas “ höhere Mathematik“. Was ist also nun die letzte Ziffer der Zahl 7 hoch 190? 1, 3, 7 oder 9?“… Mehr
Das sehe ich auch so. Aber bei Schleicher hätte schon eine Aufgabe wie „Ein Arbeiter schafft die Arbeit in 1h, wie lange brauchen ein Arbeiter und ein Waldorf-Schüler dafür?“ gereicht.
@Juergen Semmler
Sie machen es sich zu kompliziert. Bei dieser Frage braucht man keinen Taschenrechner, wenn man die Definition von Ziffer und Zahl kennt.
Klugscheissermodus an.
Ziffern können nur einstellig sein. Also 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9. Zahlen können ebenfalls einstellig sein, aber auch aus mehreren Ziffern entstehen.
Klugscheissermodus aus.
Die richtige Antwort ist 7.
@Juergen Semmler
Die Ziffer bzw. Zahl „9“ ist keine Primzahl, weil sie durch 3 teilbar ist.
Klugscheissermodus an.
Primzahlen haben genau zwei Teiler: Sie sind nur durch sich selbst und durch 1 teilbar.
Klugscheissermodus aus.
Ja, richtig so! Man hat ja bei Corona gesehen, wie gerade die sog. gebildeten Menschen mit Gymnasium, Abitur, Studium, Doktoren- und Professorentitel in ihrer Gedankenblase gefangen waren. Wenn die sog. gebildeten Menschen dieses Landes nicht begeistert und voller Überzeugung die Tests, Masken (sogar bei ihren Kindern) mitgemacht hätten, wären unsere fürsorglichen Politiker damit nicht durchgekommen. Wie man sieht scheint auswendig zu lernen und unser derzeitiges Bildungssystem komplett zu versagen, wenn es um Charakterstärke, Menschlichkeit, Anstand und Moral geht, gell?
Erträgt der „Pisa-Chef“ etwa nicht, dass es herausragende Schüler gibt? Muss man sie einen „Kopf kürzer“ machen, indem man sie in das sonstige deprimierende Schulniveau herabzieht. Geht es noch absurder? Es gibt Schüler, die langweilen sich schon auf dem Gymnasium, was wird dann aus ihnen? Was kommt als nächstes, den Klugen reihenweise auf den Kopf hauen?
Jetzt wollte ich mich mal über Andreas Schleicher bei Wikipedia informieren. Ich habe sofort erfahren, warum der das Gymnasium abschaffen will. Unter seinem Lebenslauf bei Wikipedia kann man im ersten Satz lesen:
„Schleichers Grundschullehrer stufte ihn 1974 als „ungeeignet fürs Gymnasium“ ein.“
Der hat also absolut kein Wissen und damit kommt so ein Blödsinn raus.
Noch eine Frage hätte ich: wo kommt denn diese Aufgabe (letzte Stelle von 7^190) her? In der „PISA 2022 Released Main Survey New Mathematics Items“ habe ich nichts gefunden. Vielleicht versteckt in den Grafiken? Für einen Tipp wäre ich dankbar.
https://www.oecd.org/pisa/test/CY8_TST_PISA2022_MS_Released_MAT_Items_FINAL_IH.pdf