Aufsatz von „Klimaaktivistin“ als Gegenstand einer Abiturprüfung

Früher waren als Gegenstände von Betrachtungen in einer Abiturprüfung im Fach Politik-Wirtschaft aktuelle, zeitgeschichtliche oder historische Texte renommierter Zeugen, Wissenschaftler, Intellektueller, Staatsmänner. Diese Zeiten sind vorbei, wo Schule in bestimmten Fächern und Bundesländern mehr und mehr zur „woken“ Kadereinrichtung wird.

IMAGO / epd
Luisa Neubauer am 11.02.2022 in Oberhausen

In Helsinki hat der Welt alleroberste Klimabewegungs-Ikone Greta Thunberg (20) kürzlich die Ehrendoktorwürde verliehen bekommen. Natürlich in dem zu ihr passenden Fach, nämlich der Theologie. Es ist übrigens bereits ihr zweiter Ehrendoktor; bereits 2019 hatte sie einen solchen von der belgischen Universität Mons erhalten.

Deutschlands „Greta“, die 27-jährige Luisa Neubauer, Publizistin, Geographie-Studentin, Fridays-for-Future-Aktivistin, Grünen-Mitglied, Stipendiatin der „grünen“ Henrich-Böll-Stiftung, Teilnehmerin am WEF in Davos, Talkshowdauergast, Spross der Hamburger Reemtsma-Dynastie, liiert mit dem neuen „Hart-aber-Fair“-Moderator Louis Klamroth, muss da bescheiden zurückstehen. Um so mehr ist sie nun stolz, weil ein Gastbeitrag von ihr aus der ZEIT vom 8. Juni 2022 am 24. April 2023 Gegenstand der niedersächsischen Abiturprüfung im Fach Politik-Wirtschaft („erweitertes Anspruchsniveau“; also vormals Leistungskurs) erkoren wurde.

— Luisa Neubauer (@Luisamneubauer) April 24, 2023

„Heute wurde in Niedersachsen Politik-Abitur geschrieben – und Teil davon war mein Essay zur Klimapolitik der Ampel & der Notwendigkeit für breiten Einsatz gegen die Klimakrise. Daumen für alle Beteiligten sind gedrückt!“

Gehen wir die Sache erst einmal praktisch an: Früher war es üblich, dass Gegenstand von Betrachtungen in einer Abiturprüfung im Fach Politik-Wirtschaft aktuelle, zeitgeschichtliche oder historische Texte renommierter Zeugen, Wissenschaftler, Intellektueller, Staatsmänner waren. Diese Zeiten sind vorbei in einer Zeit, in der Schule in bestimmten Fächern und Bundesländern mehr und mehr zur „woke“ Kadereinrichtung wird. Der „Essay“ von Neubauer steht dafür.

Ihr ZEIT-Text wurde für die 5-stündige-Abiturprüfung von rund 1.900 Wörtern auf rund 1.200 Wörter abgespeckt. Er rangiert unter der curricularen Überschrift „Politische Partizipation und soziale Marktwirtschaft“. Erweitert wurde der für die Prüfung vorgelegte Text in Fußnoten um Worterläuterungen zu Begriffen und Namen, die man offenbar von einem angehenden Studierberechtigten und Leistungskursler des Faches Politik nicht erwarten kann: Rigorosität, Embargo, Gazprom, Erneuerbaren-Trassen, CO2-Budgets, Katar. Als Hilfsmittel durfte das Grundgesetz benutzt werden.

Vier Aufgaben, die jeweils 25 Prozent der „Miete“ ausmachten und unterschiedliche Anforderungsbereiche (AFB) repräsentieren sollen, bekam der Prüfling vorgelegt:

  1. Fassen Sie die Aussagen Luisa Neubauers zum Handeln der Regierung zusammen. (AFB: Reproduktion, also Paraphrasierung)
  2. Arbeiten Sie Luisa Neubauers Auffassung vom Spannungsverhältnis von Wirtschaft und Umwelt heraus. (AFB: Reorganisation, also Darstellung unter Einbeziehung von Vorwissen)
  3. Erläutern Sie ausgehend vom Text Einflussmöglichkeiten von Bürgerinnen und Bürgern, Parteien, Verbänden und sozialen Bewegungen im politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozess. (AFB: Reorganisation, also Darstellung unter Einbeziehung von Vorwissen)
  4. Erörtern Sie ausgehend vom Text Chancen und Grenzen politischer Partizipation in sozialen Bewegungen. (AFB: Stellungnahme)

(Text, Aufgabenstellung und Erwartungshorizont liegen TE vor.)

All das dürfte von den Anforderungen her nicht gerade höchstes Niveau sein. Denn ein wenig Paraphrasieren (vulgo: Nachplappern) der Neubauer’schen Ausführungen reicht wohl für ein „ausreichend“. Jeweils drei Prüfer pro Arbeit machen sich nun daran, eine Note zu finden. Hoffen wir, dass diese Prüfer kritisch zu Werke gehen und nicht zu schnell ermüden. Denn wie wir über Kontaktleute erfahren haben, sind es 80 bis 90 Prozent der Prüflinge, die diesen Text gewählt haben. Einige dieser Kontakte, darunter Schulleiter, meinten hinter vorgehaltener Hand, sie hätten bei der Kenntnisnahme der Aufgabe einen regelrechten Wutanfall bekommen, weil sie meinten, eine solche Aufgabe dürfe man allenfalls am Ende der Mittelstufe stellen. Die andere zur Auswahl stehende Aufgabe hätte übrigens mehr Vorratswissen verlangt; dort ging es um die soziale Marktwirtschaft.

Aber lassen wir diese prüfungspraktischen Überlegungen. Es ist dies die ministeriell abgesegnete Textauswahl, die den Skandal darstellt. Eigentlich verwunderlich, dass sich die Prüflinge nach so viel Agitation nach der Prüfung nicht sofort nach Abschluss der Klausur in Hannover oder Göttingen auf die Straßen geklebt haben.

Nehmen wir nur ein paar Passagen aus dem Text heraus:

  • Wir Klimabewegten verstanden, was wir sahen: Der Krieg wird durch die Einnahmen aus fossilen Energien finanziert.
  • Was half: Die Klimabewegung hatte Antworten.
  •  …. Seine nachdenklichen Handyvideos sendete Robert Habeck nicht von Touren über Fotovoltaik-Dächer, sondern aus Katar.
  • Die Klimakrise versteht bestimmt, dass sie warten muss. Oder so.
  • Man wird weiter auf die Fossilität setzen, nur diesmal mit doppeltem Feel-good-Vibe, weil de-putinisiert und von den Grünen beworben.
  • Daher: sanieren, sparen (wer kann), Tempolimit, Inlandsflugverbote (Anmerkung TE: sagte die Vielfliegerin L.N.), autofreie Innenstädte ..
  • … Fakten schaffen: Mit autofreien Innenstädten, genossenschaftlichen Sanierungen, klimaneutralen Dörfern, sozial-ökologischen Entlastungsplänen. Mit Besetzungen und Blockaden, wo zusätzliche Expansionen geplant sind …
  • Gehen wir auf die Straße … Sobald es ruhig wird, hat die Fossilität gewonnen.

Das sollte reichen. Mit der Präsentation eines solchen Textes hat sich die niedersächsische Schulaufsicht selbst diskreditiert. Oder aber es ist diese Auswahl ein womöglich karrierebeflissener Kotau vor der seit November 2022 amtierenden „grünen“ Schulministerin Julia Willie Hamburg (37, höchster Bildungsabschluss: Abitur). Die Tatsache, dass der Text aus der „woken“, hochgerühmten ZEIT kommt, macht die Sache nicht besser.

Mit Abitur, mit Reifeprüfung, mit Erwerb der Studierbefähigung (und nicht nur der Studierberechtigung) hat das nichts mehr zu tun.

„Bildungsnation“ Deutschland, ADE!


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