Kein Knast für Harald Staun

Der Anzeigen-Boykott gegen uns und andere wird damit gerechtfertigt, dass wir ein Recht auf Werbeeinnahmen gefordert hätten. Niemand ist vor Fake-News sicher. Knast für Harald Staun, den Faker von der FAS, fordern wir trotzdem nicht.

„Wer News fälscht, soll in den Knast“, so zitiert Bild amSonntag unseren famosen Justizminister Heiko Maas. Der hat natürlich nicht BILD gemeint, sondern ordinäre Bürger, die auf Facebook lügen, betrügen und verleumden. Bei Personen des öffentlichen Lebens drohe eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Nun ist es ja richtig, wenn Gesetze mal konsequent ausgeschöpft werden.

Aber Knast für Majestätsbeleidigung? Heiko Maas hebt ab.
 

Dabei ist  Recht längst eine knappe Ressource.

Blättern wir ein in BamS paar Seiten weiter. Schon auf dem Titel der Fernausgabe berichtet die Polizieoberkommissarin Christine Höxtermann (31), dass sie Anzeigen „auch gleich in den Reißwolf stecken“ könne – die Täter kommen noch am selben Tag auf freien Fuß. Sie wundert sich, dass ein mehrfach vorbestrafter Marokkaner, Flüchtling, eine 24-jährige auf der Toilette vergewaltigte – und immer noch in Deutschland lebt. „Warum haben wir den nicht längst nach Hause geflogen“? Polizei und Justiz seien am Limit, sie selbst hat sich zur Bewachung ihres Hauses einen Dalmatiner gekauft.
Und jetzt kommt also Maas; für seine Promi-Polizei im Netz stehen vermutlich schnell Beamte zur Verfügung; davon gibt es ja genug.

Als zweites Beispiel erwähnen wir gerne unseren Autor  und Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter Willsch, der gerade einen üblen Streit mit der Hessenschau des Hessischen Rundfunks/ARD hat. Dort hat man ziemlich frei erfunden, dass er für eine Koalition der CDU mit der AfD einträte. Ein klarer Fall von Fake-News. Seine CDU hat auf Facebook die öffentlich-rechtliche Erfindung klargestellt (sie hatte das Gespräch mit Einverständnis der Hessenschau vollständig mitgeschnitten). Kommen die verantwortlichen Hessenschau-Redakteure jetzt in den Maas-Knast – wohl eher nicht; und warum, müssen Sie selber erraten. Gelten da andere Maßstäbe?

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung drängelt sich auch die Wirklichkeit langsam in die Spalten, spät genug. Im Lokalteil berichtet eine Kampfsport-Trainerin über wachsende Zahlen von Frauen in ihren Kursen. Der Aufmacher wirkt wie aus einem ganz anderen Land: „Die Deutschen sind im Kaufrausch“, heißt es da, „Und selbst die Armen werden reicher“. Letzteres wird sich natürlich in der Armuts-Statistik nicht wiederholen, weil auch die Armutsgrenze angehoben wird, damit nur immer viele Arme zu zählen sind.

Die Lesegeschichten findet man im Wirtschaftsteil; etwa über den Wald. Er besteht ja nicht nur aus Bäumen, sondern auch aus konkurrierenden Ansprüchen. Mountain-Biker jagen Hirsch und Reh aus dem Gehölz, Stirnlampenträger erobern den finsteren Tann, das letzte Rückzugsgebiet der gescheuchten Kreatur, und im Zeitalter von GPS verirren sich nicht einmal mehr Hänsel und Gretel, weswegen sie die verbliebenen stillen Täler mit ihrem Lärm vermüllen. Und dann kommen noch die Ökos, die die Douglas-Tanne auf vielerlei Art töten; sie ist eine Migrantin, die von Greenpeace oder Pro-Asyl nicht gerne gesehen und deswegen zerstört wird. Bei Ikea wird der Imbussschlüssel ausgemerzt; im Interview erfährt man aber viel über globale Lebensstile (ziemlich ähnlich).

Im Ressort „Leben“ knubbeln sich die Ewig-Gestrigen; die Autorin reist nach Sachsen und erfindet schon einen Einleitungssatz: Sachsen seien berühmt für derbe Witze, Schwibbögen und brennende Flüchtlingsheime. Vor allem aber bemüht sie sich um den Beweis der selbstformulierten These: Die Sachsen seien die einzige Volksgruppe, über die man sich noch ungestraft lustig machen darf. Vermutlich, weil sie selber aus Sachsen stammt, trifft sie lauter gute Menschen, die sich den bösen Sachsen in den Weg stellen, wenn auch meist vergeblich. Damit ja die Klischees erhalten bleiben.

Und im Feuilleton eine hübsche Erfindung: Der Anzeigen-Boykott gegen diese und andere Internet-Seiten wird damit gerechtfertigt, dass wir ein Recht auf Werbeeinnahmen gefordert hätten. Hat zwar keiner, nirgends. Damit schließt sich der Kreis: Niemand ist vor Fake-News sicher. Knast für Harald Staun, den Faker von der FAS, fordern wir trotzdem nicht.

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