Der FOCUS der 25. Woche – lohnt es, ihn zu lesen?

Die Republik an diesem Samstag ist verzückt oder verrückt oder irgendwas dazwischen, weil sich die wichtigsten Oberhäupter der westlichen Welt in einem bayerischen Märchenschloss treffen. Der Leser von FOCUS ist davon frei und kann seine Wochenendlektüre ganz unbeschwert von der Weltpolitik in der bayerischen Provinz beginnen. Für diesen Mut zum Weglassen verdient Chefredakteur Ulrich Reitz nun wirklich Respekt. Seine Titelgeschichte für diese Woche heißt: „Immer fit und schlank“

Und auch für dieses Geschichte bleibt uns nichts anderes übrig, als Anerkennung zu zollen: wie die immer gleiche alte Leier dann doch wieder neu verpackt und wie frisch gepriesen wird, das erfordert Hartnäckigkeit und Disziplin. Diesmal: „Ihr Trainingsplan von 20 bis 60+“. 15 Seiten erklären mal wieder, das Bewegung gesund, Muskelaufbau und die „richtige“ Ernährung nötig seien. Wer hätte das gedacht. Aber was schert den 20jährigen (FOCUS „junger Wilder“), was den Opa umtreibt – oder plant er etwa schon 50 Jahre im Voraus? Und der 70jährige (FOCUS: „Bloß nicht nachlassen!“) hat das meiste schon hinter sich und kann auch mit dieser Titelgeschichte nichts mehr ändern. Ob es also stimmt, was einer der Titelzeilen behauptet: „Sport macht schlau!“? Spätestens, als auch noch der Literaturredakteur ran muss, zweifeln wir doch. „Athleten und Autoren sind viel enger miteinander verwandt als man im ersten Moment annimmt“, garniert der Kulturati die Fitnessstrecke. „Was für die einen das Spielfeld, die Arena, der Ring oder der Center Court ist, ist für die anderen das weiße, noch unbeschriebene Blatt Papier“. Was mag der Autor uns damit sagen? Dass auch er mit der Tastatur ringt?

…und das sind unsere Sonntags-Noten von 1 bis 6:

 

1  Sofort abonnieren
2  Sofort zum Kiosk und kaufen
3  reicht auch nächste Woche noch
4  ignorieren
5  Abo kündigen/kommt mir nicht ins Haus
6  Braucht man nicht

Natürlich fehlt im Heft die Blatter-Geschichte nicht. Der freie Sportjournalist Jens Weinreich bietet zwar nichts Neues, dafür aber eine solide Zusammenfassung. Immerhin lernen wir dabei wie aus einem Großskandal ein (frei nach Pep Guardiola) Super-Super-Großskandal wird. Eine deutsche Professorin heißt es in dem Text, sagt, dass „prinzipiell nur zwei bis fünf Prozent aller Korruptionsfälle bekannt werden“. Diese Formel übertragen wir (bzw. der FOCUS-Autor) nun auf die vielen Millionen Euro im Fifa-Schwindel, von denen wir wissen (oder zu wissen glauben). Nehmen wir diese Zahlen mal 20, und nun staunen wir noch mehr über das ganze Ausmaß des Skandals.

Und sonst noch? Michael Klonovsky hält ein Plädoyer für Meinungsfreiheit. Das ist bestimmt richtig. Die Politik fragt sich, ob Frauke Petri oder Bernd Lucke die Partei AfD ruiniert und vergibt ein Unentschieden. Martin Blessing und sein Commerzbank kommen schlecht weg, ein griechischer Unternehmer und der Aufpasser über den Berliner Stadtschlossbau dagegen gut. Wer sich über Klatsch und Tratsch von und über Chris Devron, Giorgio Moroder, Tom Rob Smith, Max Moor oder Ellen von Unwerth interessiert, kann einiges davon lesen.

Lohnt sich das? Entscheiden Sie selbst!
Ganz zum Schluss kommt noch der FOCUS-Gründer und jetziger Herausgeber Helmut Markwort zu Wort. Er fordert die europäischen Fußballverbände und deren Sympathisanten auf, die Fifa zu verlassen und einen eigenen Weltverband zu gründen und eigene Weltmeisterschaften auszurichten. „Statt der FIFA-WM nenne ich sie die ALFA-WM.“ Das ist ein Vorschlag, dem ich uneingeschränkt zustimme.

Fazit: Diese Woche beim Focus Note 4: ignorieren

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