Deutschland und seine Nachbarländer scheinen im Festtagsnotstand zu sein. Vandalisierte Krippen, gestrichene Weihnachtsmärkte, nun wurde auch noch das Silvesterkonzert auf den Champs-Élysées abgesagt. Grund: die Furcht vor Gewalttaten und Handgemenge. Statt Kultur steht Verwilderung auf dem Programm. Was nicht verstanden wird, wird zerschlagen.
picture alliance / AA | Mustafa Yalcin
Deutschland im Weihnachtsnotstand, muss man es schon so beschreiben? Fast. In Herford wurde ein 16-Jähriger auf dem Weihnachtsmarkt niedergestochen. Er schleppte sich aus einer Gasse, rief um Hilfe und stürzte mit einer Messerwunde im Rücken zu Boden. Fast mafiafilmreif. Als Tatverdächtiger wurde ein 15-jähriger Junge mit Migrationshintergrund aus dem Nordirak gefasst. Täter und Opfer sollen sich gekannt haben, was den Vorfall nicht besser, nicht leichter zu verdauen macht. Immerhin war es kein Terror-Anschlag, rufen nun die Gewehr-bei-Fuß-Medien aus.
Aber die Sicherheit von Weihnachtsmärkten steht allgemein in Frage, so wie die von allen städtischen Festen und öffentlichen Veranstaltungen überhaupt. Das scheint seit der Kette der Ereignisse von Solingen, Magdeburg und so fort festzustehen und hat sich in die Sicherheitsarchitektur des Landes respektive in die neuen amtlichen Anforderungen eingebrannt.
Die offene Berichterstattung über das Thema nimmt allerdings schon wieder ab. Mancherorts hat sich der veranstaltende Verein „im Sommer“ aufgelöst und es fand sich kein Nachfolger, so laut Merkur in Schwedt in der Uckermarck.
Dann wieder werden tatsächlich die „explodierenden“ Sicherheitskosten angeführt wie bei dem weggefallenen Weihnachtsmarkt rund um die St.-Walburga-Kirche in Overath (NRW). Der „Gerresheimer Winterzauber“ in Düsseldorf, geplant im XXL-Format, musste wegen ungenügender Planung und Vorlaufzeit abgesagt werden. Es gibt immer einen Grund.
In Geesthacht in Schleswig-Holstein wiederum gab es laut NDR obskure Drohungen, so dass Gottesdienst und Weihnachtsmarkt abgesagt werden mussten. Der Staatsschutz ermittelt. Die Polizei muss in solchen Fällen eine „fortlaufende Lagebewertung“ durchführen. Gegen die Kirchengemeinde St. Salvatoris hatte es schon 2023 Drohungen gegeben, anscheinend weil ein Mitarbeiter Beziehungen nach Israel hatte. Ob es einen Zusammenhang gibt, weiß man aber nicht.
Es wäre übertrieben zu sagen, dass die Mehrzahl der Weihnachtsmärkte dieses Jahr nicht hätten stattfinden können. Aber die Kosten sind durchaus gestiegen. Für den traditionsreichen Dresdner Striezelmarkt wurden zwei Millionen Euro allein für Stahlpoller und andere Barrieren ausgegeben.
Sind Weihnachtsmärkte faschistoid?
In Deutschlands Nachbarländern sieht es nicht viel besser aus. In den letzten Tagen wurde die Krippe auf der Brüsseler Grand-Place zum zweiten Mal beschädigt und mehrfach mit dem Slogan „Free Palestine“ besprüht. Die Krippe hatte allerdings schon für Aufsehen gesorgt, weil die Gesichter der Figuren aus Stofflumpen bestehen und Kritiker an „Zombies“ erinnerten – „eine inklusive Mischung, damit jeder sich darin wiederfindet“, wie eilfertig erklärt wurde. Es war zudem nicht der erste Akt des Vandalismus gegen die christliche Stadtdekoration. Am Wochenende zuvor war der (Lumpen-) Kopf des Jesuskindes gestohlen worden.
Im okzitanischen Béziers, regiert von Robert Ménard vom Rassemblement national, hält man an der Tradition der Weihnachtskrippe fest, auch wenn in Rufweite Demonstranten protestierten, krakeelten und den „Säkularismus“ einforderten, als die Krippe Ende November feierlich am Rathaus enthüllt wurde.
Fast zeitgleich wurde die Krippe im nordfranzösischen Amiens vandalisiert, auch sie eine 30 Jahre währende Tradition. Das schützende Plexiglas wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zertrümmert, die Figuren im Innern umgestoßen, das Jesuskind beschädigt. Gestohlen wurde nichts. Im Ort war man bestürzt angesichts der Botschaft des Hasses, die von dieser Tat ausging.
Derweil tobt in einigen französischen Medien eine Diskussion darüber, warum ein Beitrag des Staatssenders France Info zurückgezogen wurde, in dem behauptet wurde, dass die Tradition der Weihnachtsmärkte in Frankreich durch die Nationalsozialisten missbraucht und beeinflusst (?) wurde. Linke Zeitungen wie Libération oder die kommunistische Humanité protestieren: Wie kann man nur diese wertvolle Information wegsperren? Doch der Boom der französischen Weihnachtsmärkte setzte erst ab 1960 ein und hat viel mit der wirtschaftlichen Belebung jener Zeit zu tun. Das übersehen die steilen Kritiker nur zu gern.
„Schwerwiegende Entscheidung“ – „Alles wird Vorwand für Gewalt“
Und nun wurde bekannt, dass auch die Neujahrsfeierlichkeiten in Paris von der neuen Unsicherheitsepidemie und Verunsicherung betroffen sind. Das bis dato alljährliche Konzert auf den Champs-Élysées am Silvestertag muss ausfallen – „aus Sicherheitsgründen“, wie der Staatssender France Info mitteilt. Angeblich war die Lage schon in den letzten beiden Jahren schwierig. „Letztes Jahr hatten wir in zwei Stunden Silvesterfeier auf den Champs mehr Angstmomente als in drei Wochen Olympischen Spielen“, sagt ein Pariser Polizeikommissar dazu. Feiern in der multikulturellen Großstadt scheinen nicht mehr möglich.
Letztes Jahr hatte es unzählige Gewalttaten, denen auch Autos von Anwohnern zum Opfer fielen, gegeben, daneben „Drängeleien“, die vermutlich eher Handgemenge waren. Ähnliches ist wieder zu erwarten, ob mit oder ohne Konzert auf den Champs. Die Absage macht die Lage nur für die Polizei leichter zu bewältigen. Aber Frankreich muss ohnehin jedes Jahr zehntausende Polizisten und Gendarmen für die Silvesternacht mobilisieren, um die Dinge einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Nun muss also eine festliche Pariser Silvestertradition weichen, weil man befürchtet, dass „die Vorstadtganoven die Feier ruinieren könnten“, wie auf X ausgesprochen wird: „Die einst majestätische Republik ist nun dazu gezwungen, ihren Kalender, ihren öffentlichen Raum und sogar ihre Traditionen dem Willen des Ungeziefers anzupassen.“ Frankreich ist nicht mehr in der Lage, sein eigenes Territorium zu beherrschen – die Polizei passt sich den Gesetzesbrechern an.
Ex-Innenminister Bruno Retailleau sagt dazu: „Leider herrscht in Frankreich eine solche Verrohung, dass alles zum Vorwand für Gewalt wird.“ Die Entscheidung des Rathauses sei trotzdem abzulehnen, man dürfe bei so etwas nicht zurückweichen. Auch der sozialistische Kandidat für die Kommunalwahlen, Emmanuel Grégoire, zeigte sich entsetzt. Die Entscheidung sei „schwerwiegend“. Würde man bald eine Parade zum 14. Juli aus ähnlichem Grund absagen? Der kommunistische Senator Ian Brossat, der für Paris gewählt wurde, meint: „Den Parisern dieses festliche, kostenlose und beliebte Erlebnis vorzuenthalten, kommt einer ungerechtfertigten kollektiven Bestrafung gleich.“
Im Fernsehen wird das Konzert durch eine Voraufzeichnung ersetzt – die Zuschauer sollen denken, alles sei wie immer. Das sind Potemkinsche Dörfer. Die Champs-Élysées werden im Vergleich mit anderen Jahren trist und unbelebt wirken. Das ist der Preis, den auch Frankreich für eine vollkommen misslungene Migrationspolitik zahlt. Was die neuen Fremden nicht verstehen, wird gnadenlos von ihnen attackiert, sabotiert und unmöglich gemacht. Die Olympischen Spiele vom vorvergangenen Sommer waren da gerade noch machbar, weil sie auch für Muslime, Maghrebiner und überhaupt für verschiedene Völker interessant waren. Das zeigte ja der Fall des Trans-Boxers Imane Khelif – ein grandioses Beispiel für die Ermächtigung des „globalen Südens“.
Ein Kulturereignis wie das Musikkonzert auf den Champs-Élysées liegt den Zuwanderern hingegen in vielen Fällen fern. Sie nutzen es also für Unruhe und Untaten. Es kann folglich nicht mehr stattfinden. Das ist die schlichte Logik der Geschichte. Für Weihnachtsmärkte gilt dasselbe, im übrigen sind sie ja auch sehr nazi, zumindest in Frankreich.

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Es gibt zwei Komponenten die das Zusammenleben negativ beeinflussen. Sinkender Wohlstand und archaische Verhaltensweisen. Beides wird zunehmen.
Weihnachtsangst, Friedensangst, Lebensangst… Derartige Spezies haben ihren Untergang mehr als verdient. Die Natur kennt keine Gnade.
Da lässt sich ja das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden. Paris ist bekanntlich pleite.