3500 Euro: London bezahlt Asylbewerber für Ausreise

Mit Zahlungen von bis zu 3000 Pfund an Asylbewerber für die Ausreise nach Ruanda will die britische Regierung die Zahl der Zugewanderten senken. Dieses freiwillige Programm unterscheidet sich von dem Abschiebeplan, den Premierminister Sunak vergangene Woche im Parlament durchgesetzt hatte.

picture alliance / ZUMAPRESS.com | Tayfun Salci

Großbritannien hat den ersten abgelehnten Asylbewerber im Rahmen eines freiwilligen Programms nach Ruanda abgeschoben. Der namentlich nicht genannte Mann sei am Montag aus dem Land geflogen worden, berichtete die „The Sun“. Das freiwillige Programm unterscheidet sich von dem umstrittenen Zwangsabschiebeplan, den der konservative Premierminister Rishi Sunak vergangene Woche nach langem Streit im Parlament durchgesetzt hatte.

Letzterem Programm zufolge können Asylsuchende unabhängig von ihrer Herkunft und ohne Prüfung ihres Asylantrags in den als sicheres Drittland eingestuften afrikanischen Staat abgeschoben werden. Im Rahmen des freiwilligen Programms erhält jeder Asylsuchende jedoch bis zu 3000 Pfund (3509,06 Euro) für die Ausreise nach Ruanda. Damit will die britische Regierung die Zahl der Personen reduzieren, die in den vergangenen Jahren ins Land gekommen sind. „Dieses Abkommen ermöglicht es Menschen ohne Einwanderungsstatus in Großbritannien, in ein sicheres Drittland umgesiedelt zu werden, wo ihnen geholfen wird, ihr Leben wieder aufzubauen“, sagte ein Regierungssprecher.

Wie die „Sun“ jetzt berichtete, reiste der aus einem ungenannten afrikanischen Staat stammende Mann am Montag per Linienflug nach Ruanda. Dort habe er rund 3000 Pfund als Startgeld aus der britischen Staatskasse erhalten. Dem Sender Sky News wurde der Bericht aus Regierungskreisen bestätigt.

Ruanda-Abschiebungsplan nur PR-Aktion im Wahlkampf?

Die Aktion ist nicht Teil des viel kritisierten Plans der britischen Regierung, irregulär eingereiste Asylbewerber ungeachtet ihrer Herkunft zu Tausenden nach Ruanda abzuschieben. Die „Sun“ sprach dennoch von einem historischen Moment, der zeige, dass es möglich sei, Asylsuchende in einen Drittstaat abzuschieben. Dagegen kritisierte die oppositionelle Labour Party, es handle sich um eine PR-Aktion im Wahlkampf.

„Die Tories sind so verzweifelt, irgendeinen Flug vor den Kommunalwahlen nach Ruanda zu schicken, dass sie nun jemanden bezahlt haben, um dorthin zu fliegen“, sagte die innenpolitische Labour-Sprecherin Yvette Cooper. Bei den Kommunalwahlen in England an diesem Donnerstag droht Sunaks Konservativer Partei eine herbe Niederlage.

Kritiker sehen im Ruanda-Abschiebungsplan der britischen Regierung einen Bruch internationaler Regeln. Premier Sunak kündigte vergangene Woche an, dass die ersten Abschiebeflüge in das afrikanische Land in zehn bis zwölf Wochen abheben sollen. Allerdings kennen die Behörden die Aufenthaltsorte von mehr als 3500 der zunächst für eine Abschiebung vorgesehenen 5.700 Menschen offenbar nicht, wie die Zeitung „The Times“ berichtete.

In den vergangenen Jahren sind Zehntausende Migranten nach Großbritannien gekommen, viele auf der Flucht vor Krieg und Armut in ihren Heimatländern in Asien, Afrika und dem Nahen Osten. Oft nehmen sie den riskanten Weg über den Ärmelkanal in kleinen Booten. Organisiert wird die Überfahrt häufig von Schlepperbanden. Die Regierung will die Einwanderung eindämmen und setzt damit eines ihrer zentralen Wahlversprechen um. Das Gesetz sieht vor, dass nach dem 1. Januar 2022 auf illegalem Weg Eingereiste in das mehr als 6000 Kilometer entfernte Ruanda geschickt werden können. Nach offiziellen Angaben sind seitdem mehr als 50.000 Menschen nach Großbritannien gekommen.


Der Beitrag erschien zuerst bei exxpress.at.

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Kommentare ( 5 )

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Innere Unruhe
2 Monate her

„Mit Zahlungen von bis zu 3000 Pfund an Asylbewerber für die Ausreise nach Ruanda will die britische Regierung die Zahl der Zugewanderten senken.“
Seit wann bedeutet Zuwandern – illegal die Grenze zu übertreten?
Wie nennt man dann legales Zuwandern, wo im Vorfeld alle Formalitäten erledigt wurden?
So langasam sihd zwar die ganzen Zwitter und Zwischengelschlechtler explizit mitgemeint, aber für die legal Eingereisten gibt es keinen Begriff mehr.

DiasporaDeutscher
2 Monate her

„ In den vergangenen Jahren sind Zehntausende Migranten nach Großbritannien gekommen, viele auf der Flucht vor Krieg und Armut in ihren Heimatländern in Asien, Afrika und dem Nahen Osten. Oft nehmen sie den riskanten Weg über den Ärmelkanal in kleinen Booten.“
Der Autor suggeriert hier, in Frankreich herrsche Krieg. Warum?

Innere Unruhe
2 Monate her
Antworten an  DiasporaDeutscher

Weil es inzischen keinen Unterschied zwischen Frankreich und dem Nahen Osten / Afrika gibt. Oder wie muss man Bezirke bezeichnen, wo sich die Polizei nicht hintraut und wo es kaum echte Franzosen gibt???

ChrK
2 Monate her

Großbritannien hat den ersten abgelehnten Asylbewerber im Rahmen eines freiwilligen Programms nach Ruanda abgeschoben.

Ich glaube, die sarkastische Antwort auf dieses „Ereignis“ schreibt sich fast von alleine… Sagen wir, es gibt eine Million von solchen Abgelehnten, und die Abschiebequote beträgt genau dieses Quantum, eine Person pro Tag.

Eine Million Tage sind 2737 Jahre. Ob die alle lange genug leben, um abgeschoben zu werden?

verblichene Rose
2 Monate her

Meines Erachtens wissen Schieberbanden, wo sich ihre „Kunden“ aufhalten.
Werden die Ausgeflogenen also adhoc inhaftiert, oder können sie sich in Ruanda frei bewegen?
Nicht, dass sich aus den Plänen der Briten also noch eine Art Ping-Pong-Spiel entwickelt, in dem sich die „Abgeschobenen“ mit den 3.000 Pfund Sterling eine Rückfahrkarte kaufen, anstatt einen Antrag zu stellen, der ihnen verspricht, niemals mehr am Tropf irgendeines Sozialsystems hängen zu dürfen… ?