„Wir werden die letzten Verteidiger des Kapitalismus sein“

Wenn Politiker im Westen das Beispiel von Chinas Aufstieg als Argument dafür anführen, dass man auch in den USA oder Europa stärker auf den Staat setzen solle, dann ist das absurd.

Die Provinz Guangdong mit der Hauptstadt Guangzhou ist traditionell Vorreiter bei den marktwirtschaftlichen Reformen in China gewesen. In diesem Gebiet, in dem es das ganze Jahr über warm oder heiß ist, leben 110 Millionen Menschen und hier herrscht ein besonderer unternehmerischer Spirit.

Deng Xiaoping, der Vater der marktwirtschaftlichen Reformen, besuchte im Januar 1992 die Sonderwirtschaftszone Shenzhen und gab Interviews, die überall in China beachtet wurden. Er verbrachte fünf Tage in Shenzhen und war selbst über das Ausmaß des Wandels erstaunt, da er seit 1984 nicht mehr dort gewesen war. Er war beeindruckt von Prachtalleen, gläsernen Hochhäusern, quirligen Einkaufsstraßen und einer schier endlosen Zahl an Fabriken. Die Menschen waren modisch angezogen, besaßen schicke Armbanduhren, Kameras und andere höher wertige Konsumartikel. Das Einkommen lag drei Mal höher als im übrigen China. Dengs demonstrative „Südreise“ ging in die Geschichte ein. Sie fand große Beachtung in den chinesischen Medien, denn Deng kritisierte offensiv die Reformgegner. Nach Dengs Rückkehr nach Peking druckte die „Volkszeitung“ einen viel beachteten Leitartikel mit der Überschrift „Seid mutiger mit Reformen“.

„Kaum einer glaubt noch an Karl Marx“

Ich besuchte diese Region im Dezember ein zweites Mal, nachdem ich schon im August 2018 da gewesen war. Eingeladen war ich von meinem chinesischen Buchverlag, in dem vier meiner Bücher erschienen sind. Diesmal sprach ich mit Vertretern eines privaten Thinktanks. Der Leiter gehört weder der Kommunistischen Partei noch einer der anderen acht „Parteien“ in China an. „Vielleicht werden wir die letzten Verteidiger des Kapitalismus sein“, meinte einer meiner Gesprächspartner. Dass in Europa und den USA sozialistische Ideen eine Renaissance erfahren ist für ihn ebenso unverständlich wie die Klimahysterie in Deutschland. „Hier in China glaubt kaum noch einer an die Ideen von Karl Marx“.

Land der Widersprüche

In zehn Tagen in China habe ich niemanden vom Klimawandel sprechen hören, mit Ausnahme einer 21jährigen Studentin, die vegan lebt, weil sie etwas für Tierschutz und gegen den Klimawandel tun möchte. Da ich selbst Vegetarier bin, war ich überrascht, wie viele sehr gute vegetarische Restaurants es hier gibt, sogar solche mit Michelin-Sternen. Aber Klimahysterie gibt es hier keine, dafür aber mehr Elektroautos und Elektromotorroller als ich je in Deutschland in einer Stadt gesehen habe. Daran muss man sich als Fußgänger übrigens erst gewöhnen, denn die vielen Motorroller fahren völlig geräuschlos, was schnell zu gefährlichen Situationen führen kann, wenn man gewohnt ist, durch Motorgeräusche auf schnell fahrende Fahrzeuge aufmerksam zu werden.

China ist ein Land der Widersprüche: Ich war in einem „Innovation and Entrepreneur Hub“ in Shenzhen, wo junge Unternehmer an modernen Robotern und anderen Erfindungen arbeiten, finanziert von Venture Capital-Firmen und gefördert vom Staat. Vor dem Eingang steht in riesigen Lettern „Whats NEXT?“ – eine Erinnerung an die Firma von Steve Jobs, die er nach seinem Ausscheiden von Apple gründete. Im Eingangsbereich des Gebäudes findet man Filme und Fotos, die von modernem Unternehmergeist zeugen, daneben ein Foto von Karl Marx und dem „Kommunistischen Manifest“.

Beeindruckt haben mich der unternehmerische Geist und der Hunger der Chinesen nach Aufstieg und Reichtum. Ich war eingeladen zu einem Vortrag an der Peking University HSBC Business School in Shenzhen. Der Beginn war Freitag, 19.30 Uhr. Der Raum war überfüllt mit über 800 Studenten (die Business School hat insgesamt 1.000 eingeschriebene Studenten). Manche mussten sogar stehen oder auf den Fensterbänken des Hörsaals sitzen, weil kein Platz mehr war. Thema des Vortrages waren die „Sieben wichtigsten Faktoren, um reich zu werden“. Wie viele Studenten einer westlichen Universität würden Freitag Abend fast drei Stunden einen Vortrag hören und diskutieren, wie man reich wird? Ich vermute, in Universitäten in Europa und den USA würde man auf mehr Begeisterung mit Vorträgen über die Übel des Kapitalismus stoßen, ein Thema, das Chinesen dagegen weltfremd vorkäme.

Auch die Frauen wollen reich werden

Ich habe Vorträge in den Städten Shanghai, Shenzhen und Guangzhou gehalten. Auffällig war der große Frauenanteil unter den Zuhörern. In Deutschland sind bei Vorträgen zu Finanz- und Wirtschaftsthemen die Männer stets deutlich in der Überzahl, in China ist das anders. Aus Umfragen in Europa und den USA wissen wir, dass im Westen die Zahl der Frauen, die reich werden wollen, deutlich geringer ist als die der Männer. Entsprechende Umfragen aus China kenne ich nicht, aber es scheint so, dass sich hier mindestens ebenso viele Frauen wie Männer für die Ideen von Erfolg und Reichtum interessieren.

Man sagt, die Asiaten denken kollektivistisch, während wir im Westen individualistisch denken. Doch das stimmt nur mit Einschränkungen. In mancher Hinsicht sind Chinesen heute individualistischer: Frauen beispielsweise versuchen nicht, durch Quoten und politische Forderungen ihre Situation zu verbessern, sondern durch individuelles Leistungs-, Bildungs- und Reichtumsstreben.

In den Gesprächen mit Journalisten, die ich hier hatte, fragte keiner, ob es sinnvoll ist, nach Reichtum zu streben oder ob das nicht sehr oberflächlich sei. Die Menschen wollten nur wissen, wie man reich werden kann. Unternehmertum und das Streben nach Reichtum gelten nicht als anstößig. Unternehmer wie Steve Jobs und Jack Ma werden bewundert: Im Büro eines privaten Thinktanks hängen große Fotos von Jobs und Ma an der Wand.

Englischkenntnisse schlechter als erwartet

Überraschend war für mich, dass die Englischkenntnisse der meisten Chinesen trotz der Öffnung nach außen nach wie vor schlechter sind, als man denken könnte. An der Rezeption eines „Hampton by Hilton“-Hotel sprach niemand Englisch, die Taxifahrer sowieso nicht. So kann eine Taxifahrt zu einem kleinen Abenteuer werden, weil eine Kommunikation mit dem Fahrer unmöglich ist. Selbst an den internationalen Flughäfen und in Spitzenhotels trifft man auf viele Chinesen, die kaum oder gar nicht Englisch sprechen. Nur in einem Hotel wie dem beeindruckenden „Four Seasons“ in Guangzhou ist das anders. Aber selbst im Hilton-Hotel in Shenzhen sprachen an der Rezeption die meisten Mitarbeiter nur gebrochenes Englisch. Auch chinesische junge Unternehmer sprechen oft nicht oder nur wenig Englisch, da sie stark auf den eigenen Markt konzentriert sind.

Doch das war in Deutschland in meiner Jugend auch nicht viel anders und hat sich hierzulande erst in den letzten Jahrzehnten geändert.

Kritisch diskutierte ich mit meinen Gesprächspartnern über die fehlende politische Freiheit und Meinungsfreiheit. Ein Wissenschaftler, der einige Jahre in den USA gelebt hatte, räumte ein, dass es sehr enge Grenzen für die Meinungsfreiheit in China gibt – besonders, wenn es um Kritik am politischen System oder der Führung geht. Andererseits war er verstört über die Political Correctness an US-Universitäten, wo ein „falscher“ Satz als sexistisch oder rassistisch gedeutet werde und zum sofortigen Karrieeende führen könne.

Bedeutung des privaten Sektor unterschätzt

Mit Bezug auf die wirtschaftliche Freiheit sind die Chinesen selbstbewusst: Mehrere Gesprächspartner meinten zu mir, wenn man den Grad der staatlichen Regulierung durch die EU vergleiche mit dem Grad der Regulierung im Guangdong-Gebiet, dann falle der Vergleich vermutlich zugunsten von Guangdong aus. Aber das wissen nur wenige informierte Insider, die beide Systems gut kennen. Die meisten Studenten, dies wurde in den Gesprächen klar, überschätzen den Grad der wirtschaftlichen Freiheit in Amerika und Europa ebenso, wie Amerikaner und Europäer den Staatseinfluss auf die chinesische Wirtschaft überschätzen. In einem Papier des World Economic Forum heißt es: “China’s private sector – which has been revving up since the global financial crisis – is now serving as the main driver of China’s economic growth. The combination of numbers 60/70/80/90 are frequently used to describe the private sector’s contribution to the Chinese economy: they contribute 60% of China’s GDP, and are responsible for 70% of innovation, 80% of urban employment and provide 90% of new jobs. Private wealth is also responsible for 70% of investment and 90% of exports.” Wenn Politiker im Westen das Beispiel von Chinas Aufstieg als Argument dafür anführen, dass man auch in den USA oder Europa stärker auf den Staat setzen solle, dann ist das absurd.


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Kommentare ( 32 )

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Gambrinus
4 Jahre her

Toller Bericht, und exakt das macht den Chinesischen Aufstieg aus, trotz KP, aus jedem kann was werden, wenn die Harmonie des Zusammenlebend Nicht gstört wird

Ben Goldstein
4 Jahre her

Andere Kommentatoren haben ja schon angemerkt, wie weltfremd der Reisebericht ist. An der Stelle möchte ich, wenn es Herrn Zitelmann nichts ausmacht, auf das kompetente Team von „China Uncensored“ hinweisen, das den korrupten kommunistischen Filz gekonnt und amüsant auseinander nimmt.

https://www.youtube.com/user/NTDChinaUncensored/videos

Herbert Wolkenspalter
4 Jahre her

Der Kapitalismus ist „die Lösung“? Eine unvollständige Aussage. Sie gibt keine Auskunft über das Wofür der Lösung  …und wofür nicht. Mit dieser unvollständigen Aussage soll unreflektiert in die Köpfe gesetzt werden, dass der K. „die“ Lösung schlechthin, also sowas wie die ideale, beste und überhaupt Lösung für alles wäre. Wofür der K. keine Lösung ist, fällt einfach unter den Tisch. So kann man alles schönreden, sogar den Teufel. Immerhin gibt es in der warmen Hölle keinen kalten Winter, und man kann ganzjährig im leichten T-Shirt rumlaufen. Gestorben ist dort ja auch noch keiner. Und am Ende winkt sogar das ewige… Mehr

Ben Goldstein
4 Jahre her

Mein Gott, können Sie sich vielleicht mal offline mit jemanden zusammensetzen und den Vorteil von Münzen über Kuh- und Zigarettenhandel zu ergründen?

Herbert Wolkenspalter
4 Jahre her
Antworten an  Ben Goldstein

Wenn man mir schon antwortet, sollte man wenigstens so genau hingeguckt haben, dass man mir nicht mit einem einzigen Satz einen einzigen Aspekt wie alternativlos unterjubelt, während ich gerade von einer anderen Alternative angefangen habe, und obwohl ich selber schon präventiv in größeren Rahmen inkludiert, alle solchen im Prinzip gleichartigen Ersatzlösungen ausgeschlossen hatte. Man kennt ja seine Pappenheimer, die in einer Art Schnappreflex nicht mehr verarbeiten als was Twitter an Text erlaubt. Irgendwie enttäuschend, wenn man Ideen anstoßen und sich austauschen möchgte, aber die Sitten im Pub hauptsächlich Gäste anlocken, die am Einstiegspunkt vorbeipaddeln, weil Ihnen etwas anderes wichtiger ist… Mehr

Ben Goldstein
4 Jahre her

Sie haben keine „Idee angestoßen“. Sie holen Unsinn aus der Mottenkiste, der einem schon aus den Ohren kommt. Wenn Ihnen Twitter oder die Bar der falsche Ort ist, dann fragen Sie halt einen Taxifahrer, Ihren Friseur oder von mir aus auch Ihren Schwager! Ziehen Sie mal in Betracht, dass Sie vielleicht die „wahre Währung“ suchen, weil sie etwas nicht verstehen, was die Leute um Sie herum verstehen und das etwas Zeit braucht zum Erklären, weshalb Sie sich mal OFFLINE in Ruhe umhören sollten.

Herbert Wolkenspalter
4 Jahre her
Antworten an  Ben Goldstein

»Sie haben keine „Idee angestoßen“. Sie holen Unsinn aus der Mottenkiste, der einem schon aus den Ohren kommt.« So? Und welcher soll das sein? Ihre Einschätzungen liegen auch sonst daneben. Ich habe weder einen Twitter- noch einen Facebook-Account. Und ja, ich habe es extra so gemacht, weil jeder die Antwort erst mal selber überlegen soll. Nun teilen Sie mir mit mit, dass es schwer zu verstehen sei aber gleichzeitig auch, dass es aus der Mottenkiste kommt, was bedeutet, dass Sie die Sache eben doch verstanden müssen und die Antwort schon in der Mottenkiste gesehen haben. Nur, Sie haben vergessen, die… Mehr

Ben Goldstein
4 Jahre her

„Dann hätte ich noch gern gewusst, ob Sie als Diskussionleiter angestellt sind, der Kommentaroren lenken und schicken soll.“

Nein. Tichys Einblick ist seriös. Sie sind hier nicht auf ZEIT Online!

Das Gespräch scheitert langsam aber sicher an unserer Arroganz. Wohlgemerkt nicht nur an Ihrer, sondern – und das muss ich eingestehen – auch und gerade an meiner. Schönen Abend noch.

StefanH
4 Jahre her

Haben Sie mal länger in Paraguay gelebt? Ich lebe zwar ein paar hundert Kilometer weg davon, aber: Eisenbahn brauchen Sie nicht, das Busnetz ist ausgezeichnet und eine Eisenbahn bei einem Land mit der Fläche von Deutschland und nur 7 Millionen Einwohnern völlig überflüssig bzw. wäre eine totale Fehlallokation. Wenn es schüttet, dann hilft zur Not der Nachbar, sollten Sie Ihre Biervorräte aufstocken müssen, der 4×4. Der ist natürlich voll klimabäh und nicht elektrisch. Interessiert in der Pampa niemand. Und wenn der nicht mehr durchkommt, dann hat man immer noch ein Pferd, bis zum nächsten kleinen Laden kommt man damit auch… Mehr

Herbert Wolkenspalter
4 Jahre her
Antworten an  StefanH

Denken Sie, die Großgrundbesitzer können die großen Flächen bis zum Horizont nur mit der Familie bearbeiten und sind deshalb allein reich geworden? Ich beschränke mich mal darauf, obwohl man die anderen Punkten auch noch aufdröseln könnte. Da werden Ihre Bilder schon mal kinoreif. Was ein paar hundert Kilometer Abstand doch schon ausmachen! Wenn Sozialversicherungen bei Ihnen gut gelöst sind, wird’s wohl an sozialstaatlichen Regeln liegen. Wo chillen Sie denn genau? Vielleicht komme ich noch dazu. Dabei geht es nicht um die Schuldfrage, warum es nicht klappt, sondern um den Verdienst des Kapitalismus, der laut Zitelmann „die“ Lösung sein soll. Lösung… Mehr

StefanH
4 Jahre her

Hierzulande (Uruguay) werden die Angestellten der Großgrundbesitzer anständig bezahlt, inklusive Sozialversicherung, kostenlos bereitgestelltem Wohnraum und Essen. Und kaum einer der „Großgrundbesitzer“ hätte etwas dagegen, wenn der Landarbeiter sich ein paar Kühe zu den anderen dazustellt. Das macht der aber meistens nicht, weil zu viel Arbeit etc. Ab ein paar mehr Kühen müsste er dann irgendwann irgendeine Form von Pacht bezahlen, aber auch das ließe sich aushandeln. So sind übrigens nicht wenige der Vorfahren der „Großgrundbesitzer“ einst zu ihrem Besitz gekommen. Sie kamen sehr oft mit nichts, verdingten sich als Knecht (zu damals ganz anderen Bedingungen) und hatten recht bald ihren… Mehr

Herbert Wolkenspalter
4 Jahre her
Antworten an  StefanH

Ah, Uruguay also. Das ist ziemlich sozialdemoratisch gepolt und vermögensschröpfend aber auch eine dezidierte Ausnahme in Südamerika. Man hört dort tatsächlich von „flachen“ Gesellschaftsebenen, außerdem von vergleichsweise niedriger Kriminalität und Korruption, wenngleich Urus selber sagen, dass es ihnen zu viel ist. In Paraguay gibt es dafür in besagten Gebieten soziale Unruhen bis zum Terrorismus und die Empfehlung, nachts nicht allein durch die Straßen der Stadt zu gehen. Die Klassenunterschiede in Paraguay sind sehr groß. Im Süden geht’s einigermaßen mit der Sicherheitslage. Aber das Klima in ganz Paraguay schlaucht auf Dauer ordentlich. In anderen Ländern des Kontinents sieht mal das eine… Mehr

H. Hoffmeister
4 Jahre her

Herr Zitelmann, interessante Einblicke in das chinesische Wirtschaftssystem. In den westlichen Industrienationen meinen weite Teile der Gesellschaft inzwischen, dass der Kapitalismus/ die Marktwirtschaft entbehrlich, ja sogar schädlich für den zukünftigen Wohlstand sind. Das Erwachen aus dieser Illusion wird grauenhaft.

horrex
4 Jahre her

Lieber Herr Zetelmann, „Wenn Politiker im Westen das Beispiel von Chinas Aufstieg als Argument dafür anführen, dass man auch in den USA oder Europa stärker auf den Staat setzen solle, dann ist das absurd.“ Darin stimme 100%ig mit ihnen überein! Was aber ist der TIEFE Grund für die hiesige Staatsgläubigkeit und dafür dass hier eher Soziologie und Genderwissenscahften studiert werden als …? Sicher auch die Indoktinierung durch Gerechtigkeits-Phantastereien, „Klima“, Energiewende, … und ganz am Ende der Phänomene ganz sicher „Karl der Große“. Hinter all dem steckt – ganz(!!!) im Gegensatz zu China – die h i e r scheinbare SELBSVERSTÄNDLICHLEIT… Mehr

Kuno.2
4 Jahre her

Verständlich ist das schon. Denn der chinesische Kapitalismus hat (leider auch nur getrieben durch Kredite) ganz China aus einem sozialistischen rückständigen Land eine Großmacht werden lassen.
Das wissen die Chinesen und deshalb glaube ich, dass der Kapitalismus letztlich durch die „Kommunistische“ Partei Chinas gerettet werden wird.

Nibelung
4 Jahre her

Was China anbelangt, so sollte man es aus eigener Erfahrung kennengelernt haben und dazu sind Reisen notwendig und deshalb möchte ich aus früheren Tagen berichten, die sich damals völlig anders dargestellt haben, als der Betrachter heute im fortgeschrittenen Stadium erkennen kann. Meine erste Geschäftsreise erfolgte 1979 unter Anleitung eines älteren und erfahrenen Asienkenners und damals war der erste Anlaufpunkt Hongkong und Macao und einige Jahre später wurde die gesamte östliche Hälfte von Nord nach Süd bereist und da öffneten sich Welten, die für uns Europäer nahezu unvorstellbar erscheinen und heute durch die Entwicklung in die Moderne einen anderen Eindruck erwecken… Mehr

cleverfrank
4 Jahre her
Antworten an  Nibelung

Ihrem Bericht kann ich nur beipflichten. Ebenfalls 1979 startete ich meine ersten Geschäftsreisen. Von Hongkong mit einem Flugzeugsprung hinüber nach Canton , dann weiter mit abenteuerlichen innerchinesischen Flügen oder Zugreisen. Kaum vorstellbar heute ist eine nächtliche Ankunft am Flughafen Peking, nur chinesische Schrift und Sprache, keine Taxis. Es ist unvorstellbar, was dieses fleissige Volk seitdem aufgebaut hat, zum Teil befreit von staatlichen Fesseln. Darauf einen „Maotai“, wohl bekommts !

Kurzschlussingenieur
4 Jahre her
Antworten an  Nibelung

Nun, ich kann wohl bei weitem nicht auf Ihre China-Erfahrungen zurückgreifen, denn persönlich war ich nie dort. Was ich aber berichten kann, ist dass was ich in einigen Jahren Projektgeschäft mit und für Chinesen im Sondermaschinenbau gelernt habe. Vorweg, es gab Anfangs oft die Angst, die Jungs könnten uns überholen/ersetzten, diese Angst ist bei uns verflogen. Als Planer ist mir absolut bewusst in welchem Maße unser Know-How dort abgegriffen wird, allerdings scheint keiner so recht damit arbeiten zu können. Wir bekommen Zuarbeiten die in einem Maße am technischen Sachverstand der dortigen „Ingenieure“ zweifeln lassen dass es schmerzt. Die Inbetriebnehmer kommen… Mehr

Iso
4 Jahre her

Wenn man weiß, dass wir einer der kompetentesten Maschinenbauer sind, die Maschinen aber nach Asien verkaufen, weil wir sie selbst nicht brauchen, dann läuft gewaltig was schief. Aus uns macht man ein Volk von Ökotrotteln, die nicht mal mehr einen lumpigen Fernseher bauen können, den Anschluß verlieren, aber über alles bescheid wissen.

Fulbert
4 Jahre her

Eine korrupte Diktatur, die Menschenrechte mit Füssen tritt und sich einen Dreck um wirtschaftliche Spielregeln kümmert, als Vorbild, oder wie soll man diesen Beitrag interpretieren? Man müsste dieses System noch wesentlich haerter anfassen, als es Trump tut. Wobei die Europäer mit den USA gemeinsam vorgehen sollten, anstatt ein Bild jämmerlicher Unentschlossenheit abzugeben.

Grumpler
4 Jahre her
Antworten an  Fulbert

Unsere deutschen Politiker wollen nicht gegen irgendjemanden „vorgehen“ — wer will denn bitte Wähler vergraulen? Von daher wird es schwierig mit „die Europäer mit den USA gemeinsam vorgehen“. Wollte Bannon nicht etwas in der Art? Was heißt hier eigentlich vorgehen? Die deutsche Wirtschaft, und damit auch die Politik und der Sozialversorgungsapparat, können es sich nicht leisten, gegen den wichtigsten Markt derzeit „vorzugehen“. Moral und Menschenrechte überweisen keine Sozialhilfe oder bezahlen die Stromrechnung. Und angesichts diverser Bahnhöfe, Flughäfen, Opernhäuser, Beraterverträgen, gelöschter Smartphones und dergleichen mehr, kann man China schwerlich Korrupton vorhalten, mit der man im eigenen Land zu kämpfen hätte (so… Mehr

Ernst-Fr. Siebert
4 Jahre her
Antworten an  Fulbert

“ Man müsste dieses System noch wesentlich haerter anfassen,…“
Da schlage ich doch die Kavallerie von Steinbrück vor.
Haben Sie den Artikel gelesen? Kennen Sie einen oder mehrere Chinesen? Waren Sie dort? Drehen Sie mal ein beliebiges Gerät um, da steht Made in China drauf. Billig gekauft und damit an dem angeblichen „Dreck der wirtschaftlichen Spielregeln“ profitiert?
Was bilden Sie sich ein, einem Land anderen Vorschriften machen zu wollen? Oder glauben Sie die Chinesen interessiert, ob hier ein Sack umfällt?
Kehren Sie vor Ihrer/unserer Tür!

desle
4 Jahre her

Shenzhen, Guangzhou oder Shanghai als Representaten fuer das „chinesische Normal“ zu nehmen ist schon etwas optimistisch. Wundern wir uns wirklich wieso die als Tier 1 eingestuften Staedte einen enormen Sprung gemacht haben? Es ist immer noch eine Planwirtschaft. Unter Deng wurden in den spaeten 70, fruehen 80er Jahren die Staedte in verschiedene Tiergruppen unterteilt in welche massiv investiert wurde. Es ist nicht der in diesem Artikel hochgelobte ‚chinesiche Kapitalismus‘ (Kapitalismus mit chinesischem Character?) es liegt genau so wenig an den ueberintelligenten chinesischen Studenten, von denen der Autor schwaermt. Es ist vielmehr das Produkt von einer minutioesen Planung. Wenn ‚von oben‘… Mehr

Fulbert
4 Jahre her
Antworten an  desle

Hervorragende Replik auf die unreflektierte Lobrede auf den chinesischen „Staatskapitalismus“. Eine dauerhaft erfolgreiche freie Marktwirtschaft wird nicht in einem Klima der Kontrolle, Gängelung und staatlichen Lenkung entstehen. Auch Japan, obwohl eine Demokratie, ist nach einer Phase beeindruckenden Wachtums an mangelnder Flexibilität als Folge der überhohen Konformitätsdrucks gescheitert.

Fulbert
4 Jahre her
Antworten an  desle

Besten Dank für die sachkundige Einordnung des oberflächlichen Beitrags. Ein dauerhaft erfolgreiche freie Marktwirtschaft entsteht nicht durch staatliche Lenkung, Gängelung und Kontrolle, sondern auf der Basis individueller Entfaltungs- und Gestaltungsmoeglichkeiten. Ein System mit derartigen Widersprüchen wie das Chinas muss scheitern.

Grumpler
4 Jahre her
Antworten an  desle

Frage: Wie bringt man Gott zum lachen?
Antwort: Man macht einen Plan.

Die wirtschaftlichen Fortschritte Chinas hat es nicht einer Planwirtschaft wie in der DDR oder der UdSSR zu verdanken. Mit Zentralverwaltungsplänen bekommt man sowas nicht hin. Richtig ist dennoch, dass die chinesische Führung fleissig planen (also „Pläne“ erstellen läßt) und in der Wirtschaft im Interesse „des Landes, des Staates und der Partei“ interveniert.
Für die breite Masse gilt tatsächlich „freie Marktwirtschaft“ (kaufe und verkaufe zu Preisen, die dir passen) — solange man keine strategischen Interessen des Staates oder der Partei berührt.

Fulbert
4 Jahre her
Antworten an  Grumpler

Nein, mit geistigem Diebstahl, Wirtschaftsspionage, Abschottung des eigenen Marktes bei gleichzeitiger Ausnutzung der wirtschaftlichen Freiheiten in anderen Laendern und rigoroser staatlicher Unterstützung eigener Industriezweige, die durch Dumpingpreise die Hersteller ausserhalb Chinas kaputt machen, bekommt man es hin. Charakteristisch für ein durch und durch kriminelles System, das in bester Tradition von Jahrhundertverbrechern wie Mao steht.