Niederlande: neue Politik – Sieg der Bauern?

Völlig neue Töne aus den Niederlanden: Weg mit dem „Green Deal“, weg mit der Wärmepumpenpflicht, Schluss mit ungezügelter Masseneinwanderung. Wesentlichen Anteil daran hatten die massiven Proteste der Bauern, die um einiges heftiger ausfielen als in Deutschland.

picture alliance / ANP | Ramon van Flymen

Wir haben bei TE ausführlich die Bauernproteste in den Niederlanden beschrieben. Die Proteste haben den Bauern bei den jüngsten Wahlen einen kräftigen politischen Arm beschert, der nun im Parlament mit an der Macht sitzt: die Bauernpartei BoerBurgerBeweging (BBB).

Grüne Truppen wollten den Bauern die Lebensadern abschneiden. Immerhin sind die Niederlande mit ihrer hochentwickelten Landwirtschaft der zweitgrößte Agrarexporteur der Welt und exportieren Waren im Wert von über 100 Milliarden Euro. In jahrhundertelanger Arbeit erschufen die Niederländer aus im Prinzip Sandböden fruchtbare Ackerflächen. Wenn heute über Generationenprojekte geredet wird – das ist ein mustergültiges.

Wohl nichts hat die Niederländer mehr aufgebracht als jene Green-Deal-Pläne des Champagner-Sozialisten Frans Timmermans. Landwirtschaftliche Betriebe, die die Lebensgrundlage erschaffen, schließen – das mag der Niederländer nicht. Den Bauern sollte nur die Wahl gelassen werden, auf Öko-Landbau umzustellen, mit ihrem Hof umzuziehen oder den Betrieb komplett aufzugeben. Wer seinen Hof freiwillig aufgeben will, soll dann entschädigt werden. Gleichzeitig muss er zusichern, nie wieder einen landwirtschaftlichen Betrieb aufzunehmen.

So war es auch kein Wunder, dass die neu gegründete Bauernpartei BoerBurgerBeweging BBB deutlich gewonnen hat und praktisch aus dem Nichts drittgrößte politische Kraft in den Niederlanden geworden ist. Gegründet wurde sie 2019 von Carolina Ann Maria van der Plas, einer Agrarjournalistin, gemeinsam mit dem Chef einer Werbeagentur, Henk Vermeer, und Wim Groot Körkamp, gelernter Landwirt und Inhaber einer Kommunikationsagentur. Die Partei erscheint auch einigermaßen stabil.

Die heftigen Proteste der Bauern in den Niederlanden haben wesentlich mit zu der Polder-Revolution beigetragen. Organisiert von der niederländischen Bauernvereinigung »Farmers Defence Force« und »Samen voor Nederland« – zusammen für die Niederlande. Die niederländische Regierung hatte bei massiven Protesten sogar mit dem Einsatz der Armee gedroht.

Man muss sich das vorstellen: Da wurde in den Niederlanden eigens ein Ministerium für Natur und Stickstoff gebildet. Gut, zu viel Häme ist nicht angebracht, Habeck nennt sich »Klimaminister«. Ministerin Christianne van der Wal jedenfalls legte gleich ein »Nationales Programm für den ländlichen Raum« auf, das pro Gebiet angibt, um wie viel die Stickstoffemissionen bis 2030 reduziert werden müssen. Van der Wal formuliert: »um der Natur eine Chance zur Erholung zu geben«. Als ob die zerstört wäre. So wollte die niederländische Regierung bis 2030 den Stickstoffausstoß um 50 Prozent senken, in einigen Regionen sogar bis zu 95 Prozent.

Das arme Stickstoffmolekül ist zur Staatsgefahr aufgebauscht worden. Zweifelhafte »Stickstoff«-Theorien dienten als Hebel, der Landwirtschaft den Garaus zu machen. Windige Modellrechnungen dienen als Begründung für die Notwendigkeit, die Landwirtschaft zu zerstören. Bauern sollten weiterhin gezwungen werden, ihre Ställe leerzuräumen und ihre Kühe abzuschaffen. Doch dem Darm eines Rindes entfahren nunmal Winde. Ammoniak entweicht, eine der vielen Stickstoffverbindungen. Dieses entweicht in die Luft, verteilt sich und wird wieder zersetzt.

Stickstoff rieselt als Ammoniak, Stickoxide und anderen Stickstoffverbindungen vom Himmel, verteilt sich über das Land – also auch in Naturschutzgebiete. Von denen gibt es in Holland viele kleine Gebiete. Und dafür hat die EU eigens Höchstmengen für Ammoniak verordnet, die in Naturschutzgebiete eingetragen werden dürfen. Die müssen ja geschützt werden. Auf diese Werte wiederum berief sich die »Stickstoffministerin« und verkündet, es gebe zu viel Stickstoff. Also: Ställe leeren, Vieh raus, Höfe aufgeben, Lebensgrundlage zerstören.

Weiterhin dürfen auf holländischen Autobahnen nur noch 100 km/h gefahren werden, angeblich, um den Ausstoß von Stickstoffoxiden zu verringern. Dabei haben alle Autos mittlerweile Katalysatoren. Die sorgen dafür, dass kein Stickstoff mehr aus dem Auspuff kommt.

Doch ohne Stickstoff geht nichts. Stickstoff ist Leben. Und ohne Dünger geht nichts. Düngen bedeutet: Stickstoff verteilen, um Ernteerträge deutlich zu steigern und mehr Menschen zu ernähren. Doch dieser lebenswichtige Stoff muss als Inbegriff des Bösen herhalten. In Deutschland soll er als Nitrat das Grundwasser vergiften. Denn die Landwirte düngen angeblich zu viel. Seit langem sind die Düngemengen begrenzt, die auf die Felder ausgebracht werden dürfen: Nur 170 kh pro Hektar – das sind die Grenzen.

Mit Unsinn also soll europäische Landwirtschaft abgewürgt werden. Umso bemerkenswerter die offensichtliche Kehrtwende im Nachbarland. Weg mit dem »Green Deal«, jenem unheilvollen Plan mit einem Null-CO2-Ziel, mit dem eine Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin angetreten ist und der bereits zu massiven Verwerfungen geführt hat.

Die Niederlande zuerst – sagt jetzt Geert Wilders: »Wir wurden von der größten Oppositionspartei zur größten Regierungspartei. Die Sonne wird wieder über den Niederlanden scheinen.« Vielleicht sind damit die Pforten geöffnet zu einer Polder-Revolution. Zumindest ein Anfang dürfte gemacht sein.

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Kommentare ( 40 )

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Ron
2 Monate her

>Stickstoff ist Leben<. Ohne CO² geht auch nix. Unter 200 ppm wirds eng, bei 150 ppm ist finito. Nicht umsonst blasen Großgärtnereien CO² in die Gewächshäuser. Doch erklär das einem Klimakleber. Scheinbar wurde Biologie nur Freitags unterrichtet. Idioten (= Fachfremden) in Regierungsämtern braucht man sowieso nix erklären. Die reagieren bestenfalls auf grüne Scheine. Doch wer bietet das höhere Stapel?

Markus Gerle
2 Monate her

Im Artikel ist ein Fehler. Zitat: „Dabei haben alle Autos mittlerweile Katalysatoren. Die sorgen dafür, dass kein Stickstoff mehr aus dem Auspuff kommt.“ Der Katalysator reduziert Stickstoffoxide (sog. nitrose Gase), die gesundheitlich bedenklich sind, zu unbedenklichen und schnell abbaubaren Stickstoffwasserstoffverbindungen. Der Stickstoff kommt also weiterhin auch aus dem Auto. Das ist aber nicht weiter dramatisch, da Stickstoff der Hauptbestandteil unserer Atmosphäre ist. Bedenklich ist eine Überdüngung von Feldern mit Stickstoffdünger. Wenn dieser als Kunstdünger (z. B. Ammoniumnitrat) genutzt wird, so wird kaum ein wirtschaftlich denkender Landwirt überdüngen, weil der Dünger ja bezahlt werden muss. Man hat wohl Angst vor einer… Mehr

Mike76
2 Monate her
Antworten an  Markus Gerle

Verwertungsmöglichkeiten gibt es ja schon seit langem. Nennt sich Bio-Gas-Anlage!

Nibelung
2 Monate her

Na dann liebes Landvolk und alle die dazugehören, einschließlich der gesamten Zulieferindustrie, macht es den Niederländern nach und stärkt die Blauen, denn sonst machen die Linken Vögel ihre ganzen Ankündigungen wahr und werden Euch zu deren eigenen Vorteil vernichten. Die Arbeiterschaft macht ja auch schon eine KehtwendeRichtung blau und das ist der Stoff für einen Wechsel und wenn diese Hürde geschafft ist, kann man sich dann daran machen die Scherben wegzufegen und diese Verantwortungslosen zur Rechenschaft zu ziehen, damit wieder Ruhe und Erfolg einkehrt, was wir dringend nötig haben, wenn wir noch bestehen wollen. Im übrigen ist es ja auch… Mehr

MachiavelliNiccolo
2 Monate her

Sehr erfreuliche Enwicklung, wenn auch – wie gewohnt – nicht bei uns.
Was ich bei solchen Artikeln immer vermisse ist das Eingehen auf die politischen Hintergründe. Was wir sehen mit den Erzählugen zu CO2, Stickstoff usw. ist für jeden Grundschüler offensichtlicher Unsinn. Es ist ein Vorwand um, ja was eigendlich, durchzudrücken. Um die Umwelt geht es offenbar nirgends.
Also was ist das eigentliche Ziel dieser Champagner-Linken???

Georgina
2 Monate her
Antworten an  MachiavelliNiccolo

Julian Huxley (u.a. bekennender Eugeniker, erster Direktor der UNESCO) [1887-1975], der Bruder von Aldous Huxley (Schöne Neue Welt) bezeugt, Zitat: „Die menschliche Rasse kann, wenn sie es will, über sich selbst hinauswachsen – nicht nur einfach sporadisch ein Individuum hier und dort, sondern in ihrer Gesamtheit, als gesamte Menschheit. Wir brauchen einen Namen für diesen neuen Glauben. Vielleicht eignet sich der Begriff ‚Transhumanismus‘ …“ Transhumanimus ist das Banner des neu-kommunistischen WEF (Davos), dem auch die US-Regierung unter Biden hörig und gehorsam folgt. Und natürlich unsere orientierungslose Ampelregierung. Die Ziele dieser Champagner-Linken werden ihnen vorgegeben. Die Linken erhalten Befehle, sie werden… Mehr

Ron
2 Monate her
Antworten an  MachiavelliNiccolo

Das Ziel?: die Lebensmittelversorgung in die Hand zu bekommen. Die Bauern dürfen vielleicht weiter das Land bestellen, die Dreckarbeit machen. Nur gehört das Land durch vorhergehende Pleite nicht mehr ihnen, sondern sind dann Lohnarbeiter.

Zuschauer
2 Monate her

Hier sind einige interessante Informationen:
Das Schnittbrot wurde 1928 von Otto Rohwedder, einem Amerikaner deutscher Abstammung, erfunden. Es ist offensichtlich eine Innovation, an der sich bis heute alle anderen messen lassen müssen. Ottos Vater Claus wurde 1845 im Kreis Dithmarschen, Schleswig-Holstein, Deutschland, geboren. Auch John Froelich, ein weiterer Amerikaner deutscher Abstammung, hatte 1892 den ersten gasbetriebenen Traktor der Welt erfunden, eine Erfindung, die die Landwirtschaft weltweit revolutionierte. Sein Vater, Henry Froelich, war nur vier Jahre vor seiner Geburt aus Hessen ausgewandert. Seine Mutter, Kathryn Gutheil, war ebenfalls in Deutschland geboren. 

Manfred_Hbg
2 Monate her

Zitat: „Die niederländische Regierung hatte bei massiven Protesten sogar mit dem Einsatz der Armee gedroht.“

?? Der „Einsatz der Armee“, das läuft bei den in der Regierung sitzenden grünwoken Wohlwollenden und „Weltwetterrettern“ unter den Begriff „Demokratie jetzt“ und Gespräche auf Augenhöhe“. (Iro/Zynism off)

Würde sich die linksgrünwoke „Polit- und Regierungs-Elite“ nicht an ihrer Hinterzimmer-Demokratie und nicht an ihren Hinterzimmer-(Video)Gesprächen, sondern an den demokratischen Gepflogenheiten halten, dann bräuchte es auch keine „massiven“ Proteste.

Möge die Wilders-Regierung EU-Brüssel zum beben bringen…. .

Sonny
2 Monate her

Das Wichtigste in dieser Causa für mich ist:
Die Niederländer haben es allen EU-Staaten gezeigt. Die Absetzung der Zerstörer ist möglich.
Viel Glück für die Zukunft, Holland! Und: Danke!

Protestwaehler
2 Monate her
Antworten an  Sonny

Holland leidet auch nicht unter einem exzessiven Briefwahlmissbrauch.
Würde bei uns die Briefwahl abgeschafft, sehen die Parlamente mit Sicherheit anders aus.

Stefferl
2 Monate her

Gott-sei-Dank hat diesen dämlichen und ungebildeten Politikern noch niemand gesagt, daß die Luft zu ungefähr 79% aus Stickstoff besteht. Die würden doch glatt die Luft verbieten…

Simplex
2 Monate her

Die deutschen Bauerrnproteste waren nach Linksgrün klare „rechtspopulistische Aufläufe wildgewordenen Pegida-Mobs vom Lande“, die sogar den Klimaminister teeren und federn und bei Schlüttsiel mit Beton an den Füßen dem blanken Hans überlassen wollten. Braun und pöse, diese Bauern. Weg mit ihnen. Was haben die Proteste bewirkt? Und der GEG-Heizungscrash läuft gerade an. Die Hausbesitzer sind komplett verkackeiert worden. Und das geht mit der CDU so weiter.

jwe
2 Monate her

Die EU und auch die deutsche Regierung werden alles unternehmen, um die neue niederländische Regierung zu demontieren und scheitern zu lassen. Wie war das vor Jahren mit Salvini in Italien? Merkel hat viel deutsches Steuergeld eingesetzt, um die damalige italienische Regierung zu Fall zu bringen. Schließlich stand die Massenmigration auf dem Spiel. Salvini hatte alles im Griff, um die Anlandung der Migranten zu verhindern.
Jede Regierung, die nicht so funktioniert, wie Brüssel will (Ungarn, Polen) wird so lange drangsaliert, bis sie scheitert.