Transsportlerin Lia Thomas als „Frau des Jahres“ nominiert

Transsportlerin Lia Thomas begann vor wenigen Jahren, als Frau zu leben – und ließ die weibliche Konkurrenz im Schwimmen seitdem weit hinter sich. An der Person entzündete sich die Debatte über Transathleten im Sport. Jetzt wurde Thomas als „Frau des Jahres“ nominiert.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | John Bazemore

Die NCAA vergibt seit 1991 jährlich den „Woman of the Year Award“, um Studentinnen zu würdigen, die sich während ihrer gesamten College-Karriere besonders in ihrer Gemeinde, der Athletik und ihren akademischen Leistungen hervorgetan haben. In dieser Tradition wurden die NCAA-Mitgliedsschulen aufgefordert, auch in diesem Jahr ihre besten Sportlerinnen zu nominieren – ein Aufruf, dem auch die Universität von Pennsylvania folgte. Sie nominierte aber nicht irgendeine Unbekannte, sondern die Schwimmerin Lia Thomas – eine Trans-Frau, die dadurch internationale Bekanntheit erlangte, dass sie nach dem Wechsel ins Frauen-Team sämtliche Rekorde brach.

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Thomas trat in der Zeit an der Universität drei Jahre lang für die Männermannschaft an; echte Erfolge konnte Thomas dort allerdings nicht verzeichnen – die Karriere nahm erst nach dem Wechsel in die Frauenmannschaft wirklich Fahrt auf. Thomas, von Statur und Auftreten noch immer sehr maskulin wirkend und sich nun aber als Frau identifizierend, stellte im Frauen-Schwimmen mehrere Programmrekorde auf und gewann im März den Titel bei den College-Meisterschaften. Ein Sieg, der eine Kontroverse über die Grenzen Amerikas hinaus auslöste: Viele beklagten, dass Thomas, der erst 2019 mit einer Hormontherapie angefangen hatte und sonst noch sämtliche männliche Eigenschaften, inklusive Muskelbeschaffenheit und seiner stattlichen Körpergröße, aufwies, einen unfairen Vorteil gegenüber den weiblichen Konkurrentinnen genoss.

Kritik kam dabei auch aus den Reihen der Sportlerinnen – zum Beispiel von Riley Gaines, die mit Thomas um den fünften Platz bei den NCAA-Schwimmmeisterschaften gekämpft hatte. Sie sagte beim US-Podcast „Unmuted with Marsha“, dass die Mehrheit der Sportlerinnen und Frauen nicht mit der Entwicklung und den Regelungen im Frauensport einverstanden seien – womit sie sich auf die Weigerung der NCAA bezog, die Regeln zum Schutz der Chancengleichheit zu ändern.

Kritiker und Sportlerinnen wie Gaines forderten die internationalen Sportverbände auf, den Frauensport zu schützen und wurden dafür von Teilen der Gesellschaft als transfeindlich diffamiert. Trotzdem hatten sie Erfolg: Die Fédération Internationale de Natation (Fina), der (weltweite) Dachverband aller nationalen Sportverbände für Schwimmen, Freiwasserschwimmen, Synchronschwimmen, Wasserball und Wasserspringen, gab vor kurzem bekannt, dass Trans-Schwimmerinnen nun nur noch startberechtigt sind, wenn sie nicht die männliche Pubertät durchlaufen haben.

Die Athletinnen müssen belegen, dass sie keine Pubertät über das sogenannte Tanner-Stadium 2 hinaus bzw. vor dem Alter von 12 Jahren erlebt haben. Die insgesamt fünf Tanner-Stadien beschreiben die verschiedenen Entwicklungsstufen während der Pubertät – Stadium zwei gilt als Beginn der Pubertät. Zusätzlich müssen die Trans-Schwimmerinnen nachweisen, dass ihr Testosteron-Wert seit Beginn des Stadiums bzw. vor dem Alter von 12 Jahren konstant unter dem Grenzwert von 2,5 Nanomol pro Liter Blut lag.

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Die Fina schließt Trans-Frauen damit nicht grundsätzlich von Wettkämpfen aus, erschwert die Teilnahme zum Schutz des Frauensports aber deutlich, weshalb die Regel von vielen Transaktivisten als faktischer Ausschluss beklagt wird. Fina-Präsident Al-Musallam verteidigte die neue Richtlinie auf dem außerordentlichen Verbandskongress bei der Schwimm-WM in Budapest: „Wir müssen das Recht unserer Athleten schützen, an Wettkämpfen teilzunehmen, aber wir müssen auch die Wettbewerbsgleichheit bei unseren Veranstaltungen schützen.“ Sein Verband brachte außerdem eine neue, offene Wettbewerbsklasse ins Spiel, an der Trans-Frauen ohne Einschränkungen teilnehmen können sollen.

Lia Thomas wird nach den neuen Regeln der Fina künftig nicht mehr an internationalen Wettkämpfen teilnehmen können. Den Titel zur „Woman of the Year“ könnte sie aber noch ergattern, wenn sie sich gegen ihre Konkurrentinnen durchsetzt. Ob sie diese Belohnung für ihre sportlichen Leistungen verdient? Diese Frage wird vor dem Hintergrund der neuen Regelungen wohl noch strittiger werden als ohnehin schon.

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Kommentare ( 61 )

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Lepanto
1 Jahr her

Auch wenn das alles lächerlich ist, muss folgendes verinnerlicht werden: Diese Lächerlichkeit ist ein gezielt eingesetztes Herrschaftsinstrument, das Abweichler markiert und Bekenner bindet. Es mag alles absurd sein, aber es ist nicht dumm.

Und auch diejenigen, die mitmachen, sind zwar ohne Rückgrat, aber nicht dumm. Denn sie wissen genau, wo heute die Macht liegt und was von der Macht verlangt wird. Nämlich ein Bekenntnis zum Absurden.

Last edited 1 Jahr her by Lepanto
Ulrich
1 Jahr her

Thomas trat in der Zeit an der Universität drei Jahre lang für die Männermannschaft an.“ es ist doch offensichtlich, dass hier nicht „im falschen Körper geboren“ wurde. In einer Männermannschaft einer Universität kann wohl kein präpupertärer Knabe starten. Er/sie/es reitet hier auf der woken Transwelle. Eine Tamara Press (sowjetische Kugelstoßende und Olympiasiegende) hätte es heute leicht und brauchte die Geschlechtsbestimmung nicht zu fürchten.

Hundefan
1 Jahr her

Schon erheiternd. Das tut sich ein Geschlecht, was in seiner nativen Kategorie unter ferner liefend (..pardon schwimmen)…klappte…in eine „andere Liga“ „transistieren“…und schwimmt nun mit dem Habitus eines Mannes (und auch dessen Biologischen Komponenten Testosteron und auf Muskelkraft-Ausdauerleistung eines biologischen Mannes)…weiter vorne mit. Und keiner unterbindet das…weil man ja der Woker-Diversity-Blase nicht „Diskrimierung!“ auf die Füße treten will..Herrlich…Hat was von Realsatire. Der Gesellschaftskritische Film „Ideocracy“…wir immer schneller von der Realität eingeholt!

Btw: Wie ist das eigentlich, das dieser „Trans“ auch in die Damenumkleide und zu den Damenduschen?

sunnyliese
1 Jahr her

Dass dieser Kerl sich nicht schämt, gegen Frauen anzutreten. Noch schlimmer als im Schwimmen ist es in Kampfsportarten. Dort müssen sich jetzt die Frauen von dieser Sorte verprügeln lassen. Und sie machen es auch noch mit, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Ich kann mir auch vorstellen, dass je diktatorischer ein Staat ist, desto vermehrt demnächst in den Frauendisziplinen solche Transfrauen bei Olympia antreten werden gelassen, um den Medaillenspiegel „zum Ruhme“ des Systems aufzupolieren.

fatherted
1 Jahr her

Ich überlege mir mit Mitte 50 auch gerade noch mal zu Frau zu werden. Evtl. hätte ich dann in der einen oder anderen Sport-Art noch eine Chance. Übrigens….Samstag bin ich schon Frau….wenn ich beim Supermarkt auf dem Frauenparkplatz parke. Ändert sich allerdings wieder wenn ich mit dem Einkauf fertig bin. Ist schon ein Phänomen.

sunnyliese
1 Jahr her

Dass dieser Kerl sich nicht schämt, gegen Frauen anzutreten. Noch schlimmer als im Schwimmen ist es in Kampfsportarten. Dort müssen sich jetzt die Frauen von dieser Sorte verprügeln lassen. Und sie machen es auch noch mit, was ich überhaupt nicht verstehen kann.

Spoekenkieker
1 Jahr her

Ich würde mich über einen Kommentar der erwiesenermaßen gedopten Kristin Otto freuen, die sich mit der Einnahme männlicher Hormone in Form blauer Pillen namens Oral-Turinabol bestens auskennt. Das ZDF sowie Frau bzw. Ex-Mann Otto müssten konsequenterweise die Wahl feiern…..echte Frauen werden halt geopfert in dieser kranken Gesellschaft. Werner Franke hat es bewiesen und Fraumann Otto wehrt sich nicht gegen die Bezeichnung Doping-Olympiasieger, denn dann würde die Wahrheit offiziell juristisch festgestellt. Grüße von einer ungedopten, echten Frau und Deutschen Meisterin ??

Last edited 1 Jahr her by Spoekenkieker
Til
1 Jahr her

Ich mache zu dem Thema lediglich eine Tüte Popcorn auf und schaue zu, wie sich LGBTQIA+ selbst disqualifizieren.

Wolfgang Johansen
1 Jahr her
Antworten an  Til

Disqualifiziert sich nur in ihren Augen, Til! Sie selbst, die LG…….+, finden die Nominierung als absoluten Sieg ihrer unumstößlichen Wahrheit!

Urbanus
1 Jahr her

Das Problem ist so alt wie die Welt. Ich sage nur: Martina Navratilova.

thinkSelf
1 Jahr her

Hier muss sofort der Staatsanwalt aktiv werden. Alleine eine Person als „Frau des Jahres“ auszuzeichnen ist eine schwere Form von Diskriminierung. Schließlich gibt es gar keine Frauen, da das ja ein soziales Konstrukt ist.