Kampagne nach bekanntem Muster gegen Meloni und Salvini

Ausgerechnet Giorgia Meloni soll wenige Tage vor der Wahl der Zusammenarbeit mit Russland überführt werden. Schützenhilfe kommt aus den USA, um das Narrativ einer italienischen „Russia-Collusion“ zu unterstützen.

IMAGO / Italy Photo Press

Kurz vor der Parlamentswahl in Italien ist die Verzweiflung der politischen wie medialen Linken, ob italienisch oder international, mit Händen greifbar. Hatte man während der Amtszeit des letzten US-Präsidenten von einem „Trump-Derangement-Syndrome“ gesprochen, um die irrationale wie hysterische Reaktion auf jeden Schritt des amerikanischen Staatsoberhauptes zu bezeichnen, so zeichnet sich derzeit eine ähnliche Stimmung ab.

Dabei ist festzuhalten, dass dies nichts daran ändert, dass seriöse Medien, die sich vorher im Ton vergriffen haben, weiterhin neutraler über Meloni berichten als zuvor; für Medien wie etwa den Spiegel, der seit fünfzig Jahren die italophobe Stimmung anheizt, hat das dagegen nie gegolten, und erst recht nicht für politische Parteien nördlich der Alpen. Als frappantes Beispiel mag dienen, dass der von Lars Klingbeil beim Besuch des linken Spitzenkandidaten Enrico Letta genutzte Begriff „postfaschistisch“ für Giorgia Meloni selbst von der linken Tageszeitung Repubblica im deutschen Original mit Übersetzung wiedergegeben wurde, offenbar, weil sich selbst dieses Blatt nicht komplett mit der Meinung des sozialdemokratischen Co-Parteichefs gemeinmachen und den Anschein von Neutralität wahren wollte.

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Kurzum: Was circa seit einer Woche nicht nur in Italien, sondern auch aus dem Ausland aufgefahren wird, ist mit den Kampagnen gegen Trump zu vergleichen. Ähnlich wie ihn will man  auch die beiden Kandidaten der größten Parteien des rechten Spektrums einer „Russia-Collusion“ überführen, indem man behauptet, Matteo Salvini und Giorgia Meloni stünden auf der Gehaltsliste Moskaus. Obwohl es für diese Zusammenarbeit keinerlei Beweise gibt, wurde sie nicht nur in Italien, sondern auch im Ausland vorbehaltlos aufgenommen.

Überraschend ist nicht das Manöver an sich – jeder Italiener rechts der Mitte hatte damit gerechnet, dass der politische Gegner in der letzten Woche noch mit einem Strafverfahren gegen Silvio Berlusconi oder Matteo Salvini oder einem unbedachten Jugendspruch von Giorgia Meloni auftrumpfen würde. Was überrascht, ist die Plattheit und Dreistigkeit des Vorwurfs, insbesondere gegen Melonis Fratelli d’Italia, die historisch deutlich transatlantischer ausgerichtet sind als die italienischen Linken. Während man Berlusconi und Salvini ihre historischen Moskau-Verbindungen vorwirft, wird kaum erwähnt, dass beide der Nato-Erweiterung um Schweden und Finnland im italienischen Parlament zustimmten, indes Lettas linke Wahlpartner sich dagegen äußerten; und während Salvini zwar immer noch Skepsis gegen die Sanktionen in ihrer Sinnhaftigkeit äußert, zeigt er sich mittlerweile offen für Waffenlieferungen, während das linke Parteiprogramm Letztere deutlich zurückhaltender formuliert.

Doch wie so oft geht es in der real gelebten Post-Wahrheits-Gesellschaft nur noch um Narrative, also um Erzählungen. Da gib es Deutsche, die in Italien leben, die behaupten, die italienische Medienlandschaft sei rechts bestimmt, was in etwa so glaubwürdig ist wie dieselbe Behauptung hierzulande, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei rechts unterwandert. Da gibt es Journalisten wie Roberto Saviano, die Bilder von Polizisten zeigen, die gegen Gegendemonstranten einer Meloni-Veranstaltung vorgehen und das als düsteren Vorgeschmack auf das baldige „Meloni-Regime“ einordnen wollen, obwohl die gegenwärtige Innenministerin die parteilose, aber linksaffine und migrationsfreundliche Luciana Lamorgese ist. Und dann gibt es italienische Influencer, die die Aussage von Meloni, dass man nach der Wahl wieder „aufrecht gehen“ und sagen könne, was man wolle, „ohne deswegen seinen Arbeitsplatz zu verlieren“, als faschistischen Subtext interpretieren – was gar von großen internationalen Verteilern übernommen wird.

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Jede Aussage, die einem in den Schoß fällt, wird von den sich bereits im Widerstand Wähnenden – auch das eine Parallele zum „Resist“-Klima der Trump-Jahre – mittlerweile nach Duce-Material durchsiebt. Es ist eine laute Minderheit, die sich insbesondere im Ausland Gehör verschafft; man könnte sogar meinen, dass diese Reaktionen außerhalb Italiens auf viel fruchtbareren Humus fallen denn im Belpaese selbst. Man sollte aber damit nicht dem Fehler verfallen zu glauben, dass dies zweitrangig sei, weil die Italiener nicht interessiere, was Spiegel („Angriff auf die Demokratie: Es kann noch schlimmer werden“) oder Stern („Die gefährlichste Frau Europas. Postfaschistin Giorgia Meloni kann mithilfe von Putin-Freunden die Wahl gewinnen“) schrieben.

Italien besitzt die größte Diaspora eines westeuropäischen Volkes, mit immerhin 3,5 Millionen wahlberechtigten Italienern in aller Welt, die sich primär über die Medien des Landes informieren, in das sie integriert sind, und sich demnach über solche Kanäle eine Meinung bilden. Dass die Auslandsstimmen daher häufig den linken Parteien zufallen, ist kein Zufall, sondern Resultat sorgfältig gepflegter Wahlpropaganda, die freundlicherweise von den etablierten Medien des jeweiligen Landes kostenlos verbreitet wird.

So schafft es ein linker Spin bis in die Frankfurter Rundschau, wenn diese schreibt, dass es einen „Nazi-Skandal“ um Giorgia Meloni gebe. Da heute nur noch Schlagzeilen im Kopf der Internetkommunikation sitzen bleiben, ist das Werk getan. Dass es sich um ein Parteimitglied handelte, das eine solche Äußerung im Jahr 2014 (!) tätigte, erfährt der Leser in Absatz zwei. Dass die Repubblica dieses Fundstück nach acht Jahren ausgrub und dem FdI-Mitglied Pisano deswegen jetzt ein Verfahren angehängt wird, kann man nur als Posse bezeichnen. Die Geschichte sagt weniger etwas über den Faschismus bei den FdI aus, als über die Verzweiflung, irgendetwas zu finden, was man Meloni anhängen kann. Es ist ein pars pro toto für einige aktuelle Meldungen.

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Zurück zur „Russia-Collusion“, die zuvor eher Salvini denn Meloni angehängt wurde. Angefangen hat die Geschichte mit einem Artikel der Washington Post. Diese berichtete vom Netzwerk Putins, der Gelder an westliche Parteien vergeben hätte. Welche Länder und welche Parteien davon betroffen seien, nannte die Zeitung jedoch nicht konkret. Trotzdem stürzte sich zuerst die Repubblica und später andere Medien auf die Vermutung, es müssten Salvini und Meloni gemeint sein.

Dass das italienische parlamentarische Kontrollgremium COPASIR zügig mitteilte, dass nach ersten Erkenntnissen keine italienischen Parteien – egal ob rechts oder links – von dem Skandal betroffen seien, verpuffte in der Luft. Team Wissenschaft revidiert seinen Kurs nie, wenn die eigenen Fakten nicht stimmen. Selbst das gewichtige Wort des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Mario Draghi, sonst doch verehrtes Idol eben jener Parteien und Medien, die mit Vorliebe gegen Salvini und Meloni schießen, hatte bereits am 16. September verkündet, dass er nach einem Gespräch mit Anthony Blinken bestätigen könne, dass keine italienische Partei Gelder aus Russland erhalten hätte. Doch auch das war und ist Medien wie Parteien, ob italienisch oder nicht, schlichtweg egal.

Man muss es so deutlich ausformulieren: auch platte Lügen werden ausgepackt, um Meloni und Salvini an der Ziellinie ein Bein zu stellen, weil die Linke nur noch das Mittel des Rufmords zur Verfügung hat. Doch ähnlich wie Lettas Besuch bei Scholz könnte sich auch dieses Manöver als Bumerang erweisen. Ein Großteil der Italiener ist vor der Wahl unentschieden und das laute Getöse soll sie offenbar neuerlich ängstlich zur Linken treiben. Doch auch diesmal ist ein Effekt wahrscheinlich wie bei Trump und wie beim Brexit: wer mit solch billigen Mitteln versucht, Stimmungen zu schüren und Wähler zu beeinflussen, erreicht das Gegenteil dessen, was er beabsichtigt. So wenig, wie jemand als „deplorable“ bezeichnet werden will, will jemand „Faschist“ geschimpft werden.

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Kommentare ( 30 )

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binweitweg
1 Jahr her

Angesichts der Tatsache, daß nicht nur in D die Messen für die Zukunft gelesen sind und aus mir noch unerklärlichen Gründen die „Entwickler“ dieser Transformation völlig unbedarft ihre Kreise ziehen dürfen, begrüße ich es außerordentlich, wenn Frau Meloni am nächsten Wochenende siegreich hervorgeht.Und ja- man muß heutzutage Nerven wie Stahlseile haben, all diesen Lug und Schund- auch gegen sein Leben zu ertragen, aber als Lohn winkt zumindest in Italien erst einmal ein gewisser Aufschub dieses unmenschlichen „Resets“- insofern ja abzuzeichnen ist, daß dem noch viel größerer Widerstand entgegengesetzt werden wird. Ich nehme da aber D mal außen vor,da muß man… Mehr

Giovanni
1 Jahr her

Es ist pure Verzweiflung der öko-marxistischen Medien in Italien und im Ausland. Sie können eine sich anbahnende Mitte-Rechts Regierung nicht verhindern. Diese Medien machen aus ihrer nahezu bolschewistischen Gesinnung keinen Hehl.

IJ
1 Jahr her

Die italienischen Faschisten wie die deutschen Nationalsozialisten waren lupenreine Linke und haben die Konservativen und Feiheitlichen ebenso verfolgt wie die weltweite Linke es auch heute wieder tut. Konservative als Faschisten zu diskreditieren ist sachlich absurd und basiert auf der größten Geschichtslüge aller Zeiten nach dem 2. Weltkrieg (Nazis = Rechte), die nichtsdestoweniger immer noch bei erschreckend vielen unbedarften Europäern verfängt. Wenn man schon Frau Meloni ein Ettiket verleihen will, dann am besten das der Neo-Konservativen. Diese unterscheiden sich von anderen Konservativen dadaurch, dass sie der Idee des „je mehr Globalisierung je besser“ abgeschworen haben und die klare Prämisse verfolgen, das… Mehr

Last edited 1 Jahr her by IJ
Puschtra
1 Jahr her

Warnung vor Giorgia Meloni, Gott Sei Dank haben wir Österreich als Schutzmacht, weil bei der BRD wäre man verlassen und verloren die sind eher Schutzmacht für die Palistinänser. Eure politischen Heuchler in der BRD haben sich noch nie für die Autonomie Südtirols eingesetzt, weder bei der UNO oder in der EU
Warnung vor Giorgia Meloni
https://www.unsertirol24.com/2022/09/16/warnung-vor-giorgia-meloni/

traene im ozean
1 Jahr her
Antworten an  Puschtra

Den Kurs Melonis gegenüber Südtirol und dessen Autonomiestatus wird man im Auge behalten müssen. Südtirol wurde ausschließlich wegen der Rücksichtnahme Hitlers auf seinen „Kumpan“ Mussolini nicht wie Österreich „zurück ins Reich“ geholt. Stattdessen versprachen die Nazis den Südtiroler zu „optieren“. Die Option die Heimat zu verlassen und dafür Länderei und Besitz in den noch zu unterwerfenden „Ostgebieten“ zu erlangen. Jene, die gingen (die „Optanten“) bezahlten teuer für Ihre „Verbundenheit“ zum Deutschen Reich und büßten ihren zuvor veräußerten Besitz und ihre Heimat Südtirol ein. Die „Dableiber“ begegneten den Rückkehrern ganz überwiegend mit Argwohn, Häme und Ablehnung – nicht zuletzt aus Furcht,… Mehr

Georg J
1 Jahr her

So ähnlich wie heute in den Ländern der Europäischen Union muss es im untergehenden Weströmischen Reich auch zugegangen sein: Auf Eigennutz ausgerichtete „Eliten“ steuerten unwissende Propagandisten und lenkten damit das Reich in den sicheren Abgrund während das Volk bis zum Untergang mit „Brot und Spiele“ bei Laune gehalten wurde. Das Oströmische Reich hatte noch weitere 1000 Jahre Bestand. Geschichte wiederholt sich in ihren Prozessen eben doch.

Last edited 1 Jahr her by Georg J
martin ruehle
1 Jahr her
Antworten an  Georg J

Die Geschichte wiederholt sich, weil die Menschen ,die sie machen, sich nur an der Oberfläche verändern (Habitus, Vorlieben, Gewohnheiten).
Die grundlegenden Eigenschaften und Antriebe (vulgo die „menschliche Natur“) haben sich nicht verändert.
Der Firnis der Zivilisation ist hauchdünn. Darunter bleibt die Barbarei!

Last edited 1 Jahr her by martin ruehle
Aljoschu
1 Jahr her

Lieber Papa, Du kommst zu spät, sorry. Unser Land, unsere Heimat, Kultur und Sprache ist nicht mehr zu retten. Wir haben’s vergurkt, unsere Generation hat versagt. Es gibt keine Zukunft in Freiheit mehr für unsere Kinder und Enkel in diesem Land. Vor 10 Jahren habe ich das bereits vorausgesehen, meine Kinder instruiert, Sprachen zu lernen und sich auszubilden so gut es geht. Ziel: die Freiheit zu haben, abzuhauen. Dazu braucht es viel Geld, das muss man sich vom Maul absparen. Früher glaubten wir, dass uns eine funktionierende Demokratie die Zukunft in Freiheit sichert – heute bin ich überzeugt, nur Geld,… Mehr

WGreuer
1 Jahr her

Auch in Italien hat der große Aufwachprozess begonnen. Die Menschen beginnen zu erkennen, wie schädlich und zerstörerisch die Linken Globalisten unter Kontrolle des WEF und der Superreichen sind. Die ebenfalls kontrollierten Medien in Europa, die Protagonisten der EU sowie sämtliche NGOs werden alles daran setzen, um durch Diffamierung diesen Prozess zu verhindern und zu verhindern, dass andere als Linke an die Macht kommen. Siehe Polen, Ungarn, oder wie das linke Establishment gegen Trump tobt und versucht ihm alles mögliche unterzuschieben, ob wohl sie selber soviel Dreck an ihrer vorgeblich weißen Weste haben, dass sie vor Gewicht kaum mehr laufen können.… Mehr

Jean B.
1 Jahr her

Die Meloni spricht doch in jedem Interview von ihrer Solidarität mit der Ukraine! Außerdem wird sie von den Interview- Partnern äußerst coulant und zuvorkommend behandelt, insofern scheint es sich bei den Äußerungen des linken Spektrums tatsächlich um Verzweiflungstaten zu handeln.

Dieter Rose
1 Jahr her

Da kämpft Putin gegen Neonazis
und da werden Meloni et Al. als
Neonazis und Postfaschisten
beschrieben, die mit Moskau
zusammenarbeiten: Ich verstehe
die Welt nicht mehr.

Freigeistiger
1 Jahr her

Die Mehrheit der Italiener wird sich von solch plumpen Anschuldigungen und Lügen nicht beeindrucken lassen. Sie wollen keine linke und grüne, keine globalistische und elitäre Politik mehr, zu groß ist der Frust über die verheerenden Folgen. Sie wollen eine Regierung, die Politik im Interesse der eigenen Bevölkerung macht. Das Gleiche wird mit Verzögerung in Deutschland der Fall sein.
Das Wahlergebnis in Italien dürfte eindeutig ausfallen.