Israelischer Luftschlag auf Doha erschüttert Golfregion

Heftige Reaktionen rief der Raketenangriff Israels auf Hamas-Führer in Katar hervor. US-Präsident Trump („nicht begeistert vom israelischen Angriff“) will heute eine ausführliche Erklärung abgeben. Noch ist unklar, ob die USA richtiggehend grünes Licht für den Angriff gegeben haben oder ob sie bloß zuvor informiert wurden.

picture alliance / Anadolu | Security Camera
Doha, Qatar, 09.09.2025

Gegen 15 Uhr Ortszeit waren am Dienstag in Katars Hauptstadt Doha mehrere Explosionen zu hören. Dunkle Rauchwolken stiegen auf. Kurz nach 16 Uhr bestätigte dann das israelische Militär, dass es Präzisionsraketen auf ein Gelände in Doha abgefeuert habe, auf dem sich Hamas-Führer aufhielten. Katars Außenministerium veröffentlichte daraufhin eine Erklärung, in der es den Angriff verurteilte.

US-Präsident Trump wurde vorher von Israel informiert. Das Weiße Haus habe dem Vorhaben zugestimmt. Am Sonntag hatte Trump noch ein letztes Mal die Terroristen-Führung gewarnt, die sich weigerte, die restlichen Geiseln freizulassen und die Waffen niederzulegen.

Die USA bestätigten, kurz vor dem Angriff informiert worden zu sein. Präsident Trump ließ Doha durch seinen Sondergesandten warnen, betonte aber, Israel habe „allein gehandelt“. Trump sprach nach dem Angriff sowohl mit Netanjahu als auch mit Katars Emir und versicherte, so etwas werde sich auf katarischem Boden nicht wiederholen. Gleichwohl betonte das Weiße Haus, das Bombardement diene „nicht den Zielen Israels oder Amerikas“. Katar jedoch bestreitet die Aussage des Weißen Hauses, Trump habe vor dem Angriff eine Warnung nach Katar geschickt.

Die Folgen des Angriffs liegen noch nicht ganz offen. In der Nacht gab die Hamas bekannt, dass die „Delegation der Bewegung in Doha ein israelisches Attentat überlebt hat“. In der Nacht hieß es, Spitzenführer der Hamas überlebten den Angriff, sechs weitere, darunter ein katarischer Sicherheitsbeamter, wurden jedoch getötet. Hamas in einer Erklärung:

„Wir bestätigen, dass es dem Feind nicht gelungen ist, die Brüder in der Verhandlungsdelegation zu ermorden, während eine Reihe von Märtyrerbrüdern auf den Höhepunkt des Ruhms aufstiegen, und das sind sie: der Märtyrer Jihad Labad (Abu Bilal), Direktor von Dr. Khalil Al-Hayyas Büro, der Märtyrer Hammam Al-Hayya (Abu Yahya), Sohn von Dr. Khalil Al-Hayya, der Märtyrer Abdullah Abdul Wahed (Abu Khalil), der Märtyrer Moamen Hassouna (Abu Omar), der Märtyrer Ahmed Al-Mamlouk (Abu Malik).“

Die Führung der Gruppe soll also nach Hamas-Angaben überlebt haben, unabhängig überprüft werden konnte das noch nicht.

Die milliardenschweren Hamas-Führer leben seit langem im sicheren Doha in Luxus-Anwesen und befehligen von dort aus die Terroristen in Gaza. Das Schicksal der Bewohner von Gaza ist dabei egal. Zu sehen sind sie in Videoaufnahmen, wie sie das Massaker am 7. Oktober in Israel feierten.

Katar, das seit Jahren Hamas-Funktionäre beherbergt und als zentraler Vermittler zwischen Israel und der Islamistenorganisation galt, sprach von einer „eklatanten Verletzung internationalen Rechts“.

Der katarische Premierminister und Außenminister in Personalunion, Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani, fügte aber noch am Abend hinzu, Doha werde nach dem Angriff weiterhin als Vermittler fungieren. Offensichtlich haben die USA Druck auf Katar ausgeübt, die Vermittlungsbemühungen nicht einzustellen. Am Dienstag noch hatte Katar gegenüber Trump erklärt, diese Bemühungen zumindest vorübergehend einzustellen. Al-Thani nannte den Angriff einen „Schlüsselmoment“ für die Region.

Seit 2012 ist Katar Sitz des politischen Büros der Hamas. Der sehr kleine Golfstaat mit knapp drei Millionen Einwohnern, davon nur zwischen 300.000 bis 700.000 (je nach Quelle) katarischen Einheimischen, sitzt zwischen allen Stühlen und versucht, gute Beziehungen sowohl zum Iran als auch Israel und den Vereinigten Staaten sowie zu Saudi-Arabien und den umliegenden Emiraten zu halten. Das ist nicht immer so gewesen. Katar bemüht sich um Distanzierung und legt Wert darauf, dass die Präsenz der Hamas-Büros nicht mit Billigung verwechselt werden solle. Es solle ein Kanal für indirekte Kommunikation geschaffen werden, so der katarische Botschafter in den USA, Meshal bin Hamad Al Thani, in einem Beitrag für das Wall Street Journal.

Doha war bereits zu Zeiten Osama bin Ladens mehr oder weniger diskreter Treffpunkt von Vertretern sehr verschiedener Richtungen. Davon verspricht sich das kleine Katar wiederum internationale Reputation und lässt sich dies auch einiges kosten. Nicht vergessen werden darf, dass die USA mit dem Luftwaffenstützpunkt Al Udeid ihren größten Militärstützpunkt im Nahen Osten betreiben. Dort dürfte die Aktion mit Sicherheit nicht verborgen geblieben sein, wenn dicht neben dem Stützpunkt Raketen vorbeifliegen.

Katars Nachbarn reagierten empört: Die Vereinigten Arabischen Emirate warnten vor „extrem gefährlichen Folgen für die regionale Sicherheit“, Saudi-Arabien sprach von einem „kriminellen Akt“.

Der Angriff in Doha sei sicherlich peinlich für die Katarer, kommentiert der britische Telegraph, die während der Gaza-Gespräche ein gefährliches Doppelspiel gespielt haben, indem sie ihre Unterstützung für die Hamas aufrechterhielten und gleichzeitig versuchten, sich bei Trump einzuschmeicheln.

Die Führer der Hamas hätten – so der Telegraph weiter – in den letzten Wochen Mut geschöpft aus den Erklärungen mehrerer westlicher Regierungen, darunter auch die des Vereinigten Königreichs, dass sie bereit sind, einen palästinensischen Staat anzuerkennen, bevor eine solche Einheit tatsächlich existiert. Ein Hamas-Vertreter behauptete, Sir Keir Starmers Versprechen, Palästina anzuerkennen, sei ein „Sieg“ für die Terroristen.

Israel hatte bereits früher mit einem solchen Schritt gedroht, sollten sich die Hamas-Führer weiterhin weigern, die restlichen israelischen Geiseln freizulassen und die Waffen in Gaza niederzulegen.

Im vergangenen Jahr demonstrierte Israel bereits mit der Ausschaltung des damaligen Hamas-Führers Ismail Hanija in Irans Hauptstadt Teheran mit einem Sprengsatz in seinem Zimmer, zu welchen Fähigkeiten die Dienste des Landes in der Lage sind.

Am Montag attackierten Hamas-Terroristen in Jerusalem einen Bus, erschossen sechs Menschen, verletzten sechs weitere schwer und fünf weitere leicht. Wohl der letzte Auslöser für den Angriff auf die Hamas-Führer. Die Angriffe auf den Bus in dieser Woche zeigten, so der Telegraph, dass die Hamas nicht die Absicht habe, ihren Kurs zu ändern.

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Kommentare ( 20 )

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Sonny
2 Monate her

Was wäre wohl gewesen, wenn die hamas etliche hundert Katarer entführt, gefoltert, vergewaltigt und getötet hätte?
Es ist bezeichnend, dass verschiedene Länder Israels Angriff auf die hamas-Führung verurteilen. Diese Länder sollte man sich merken. Sie suggerieren damit, dass es opportun ist, Terroristen Unterschlupf und Sicherheit zu gewähren.

Die Grausamkeit, die Menschenverachtung und der grenzenlose Hass, der
sich gegen ein anderes Land richtet, (und das nicht erst seit dem letzten Kriegsangriff durch die hamas, sondern seit Jahrzehnten,) darf niemals relativiert werden.
Wer die hamas „in Schutz“ nimmt, ist selbst Terrorist.

maru
3 Monate her

Wie man in den Wald ruft, so schallt es nunmal zurück.
Israel hat JEDES Recht, diese Terroristen der Hamas zu beseitigen, wo immer sie sich aufhalten.
Erst recht nach dem 7. Oktober 23 und ganz besonders solange die Geiseln nicht freigelassen wurden.
Weiter so, Israel.

Last edited 3 Monate her by maru
November Man
3 Monate her

Die Juden machen auf dieser Welt was sie wollen. Und alle liegen sie im Staub und winseln um Gnade. Keiner bekommt den Mund auf und traut sich gegen diese Kriegsverbrecher und Menschenschlächter etwas zu sagen oder was zu unternehmen. Die Juden sind Mörder und Kriegsverbrecher, sie stehlen fremdes Land das ihnen nicht gehört und breiten sich aus wie ein Krebsgeschwür. Sie greifen fremde, friedliche Länder an und bombardieren sie. Alles was sich ihrer Ideologie der Weltherrschaft entgegenstellt wird von ihnen und dem Oberjuden USA getötet und vernichtet. Sie verüben an den Palästinenser eine Genozid, töten gezielt Mütter mit Säuglingen per… Mehr

h.milde
3 Monate her

„Mit Terroristen verhandelt man nicht!“

-Kanzler Helmut Schmidt, im „Deutschen Herbst“-
Schmidt, Kohl & Schröder hätten Israel selbstverständlich beigestanden & Hilfe angeboten, anstatt zu verdammen & bestialische Terroristen in, bzw. direkt zu unterstützen, „herr“ Merz & ungewählte €UdSSR-Kommandeuse, „madame“ vdL!

Last edited 3 Monate her by h.milde
Teiresias
3 Monate her

Was hier zerstört wird, ist die internationale Ordnung an sich.
Wer meint, für immer das Recht des Stärkeren ausüben zu können, mag das für eine gute Idee halten.
Aber wenn die Schutzmacht USA sich den Luxus, den Israelis totale Narrenfreiheit zu gewähren, nicht mehr länger leisten kann oder will, wird diese Vorgehensweise auf Israel zurückfallen.

maru
3 Monate her
Antworten an  Teiresias

Von wessen „Narrenfreiheit“ reden Sie da?
Meinen Sie die der Hamas vom 7. Oktober ?

Moses
3 Monate her
Antworten an  maru

Oh nein, „Narrenfreiheit“ ist der Wunsch, einen terroristischen Nachbarn endlich loszuwerden, der offiziell erklärt und durch seine jahrelangen Taten bewiesen hat, dass er dich vernichten will.

humerd
3 Monate her

und Ursula von der Leyen nutzt die Gelegenheit wieder einmal im Alleingang zu handeln
„Von-der-Leyen-Alleingang! EU-Kommission stoppt Zahlungen an Israel“ https://www.focus.de/politik/ausland/von-der-leyen-eu-kommission-stoppt-zahlungen-an-israel_2acfc8d6-8b75-4755-9c18-a5f81c8643e7.html

Aegnor
3 Monate her

Ob dieser Angriff wirklich politisch klug war wird sich zeigen. Allerdings spielt auch Katar ein gefährliches Spiel, wenn es sich de facto zum Hauptquartier einer Kriegspartei macht. Da kann es sich schlecht beschweren, wenn es sich dabei die Finger verbrennt, weil der Kriegsgegner das nicht ewig tolerieren kann und wird. Und „Internationales Recht“ gibt es nicht. Das kann man nicht oft genug betonen. Es gibt völkerrechtliche Verträge zwischen Staaten, wie z.B. die Genfer Konventionen. Doch diese gelten nur, wenn beide Seiten ratifizierte Unterzeichner(staaten) sind, was für die Hamas nicht gilt.

jsdb
3 Monate her

Das ganze erinnert mich an die „hohe“ Zeit der Luftpiraterie, die Zeit der Flugzeug Entführungen. Es gab Staaten, die die Terroristen, Luftpiraten, Flugzeugentführer geschützt hatten. Ghadafi’s Lybien war einer dieser Schutz Staaten, Libanon ein anderer. Bis die Machthaber erkannt haben, daß Terror-Unterstüzung und Schutz für Terroristen auch zum Ziel und legitimen Angrifsziel der Zivilisation (Gesamtheit der zivilisierten Staaten) wird, Ghadafi entging nur knapp einer Bomabdierung seines Palasten in den 1980er Jahren im Zuge des Lockebie Anschlages… Es wurde klar Terroristen können keinen Schutz und Protektion durch soganenannt „neutrale“ Staaten finden. Grundiedee ist bei Terroristen (= Verbrechern gegen die Menschlichkeit) kann… Mehr

siebenlauter
3 Monate her

Terroristen sind zu bekämpfen, Fürsorge für solche sollte es nur hinter Gittern geben. Wer Terroristen unterstützt, disqualifiziert sich.

Dundee
3 Monate her
Antworten an  siebenlauter

Ich finde Sie! sind ein Terrorist !
Muss ich das beweisen, dass Sie Terrorist sind?
Na, vielleicht hinterher. Meistens aber nicht. Die Behauptung genügt.

siebenlauter
3 Monate her
Antworten an  Dundee

Jetzt stellen wir die Flasche aber beiseite, sonst wird es womöglich noch schlimmer …

maru
3 Monate her
Antworten an  Dundee

Welch überzeugende und rhetorisch differenzierte Argumentation.

Kassandra
3 Monate her
Antworten an  siebenlauter

Die RAF verschwand damals in der ddr – und welche konnten bislang in Berlin über Jahre nicht entdeckt weiter leben.
Was ist nur seit 1989 aus uns geworden?

August der Starke
3 Monate her

Auf diese Weise kommt Israel dem Terror nicht bei. Denn das ist nichts
anderes als auch Terror auf Unbeteiligte, die auf friedliche Lösung des
Konflikts setzen. Und Terror der einen Seite, das beweist die Geschichte,
gebiert immer wieder neuen Terror auf der anderen Seite. Durch solche
Aktionen verspielt Israel mehr und mehr Sympathien und Solidarität.

Kassandra
3 Monate her
Antworten an  August der Starke

Was aber tun?