Präsidentschaftswahl in Frankreich: Macron und Le Pen erreichen Stichwahl

Macron ist ersten Hochrechnungen zufolge klar vorne - Marine Le Pen erreicht ein starkes Ergebnis, genau wie der linke Kandidat Mélenchon. Die Ergebnisse in der Übersicht.

IMAGO / Le Pictorium

Präsident Emmanuel Macron konnte nach ersten Hochrechnungen einen Erfolg in der Vorwahl der Präsidentschaftswahlen in Frankreich einfahren: Der Amtsinhaber eroberte mit 28,6 Prozent vorraussichtlich Platz Eins und konnte so seinen Abstand zu seiner Konkurrentin Marine Le Pen im Vergleich zu 2017 ausbauen. Le Pen, Frontfrau des „Rassemblent National“, kommt auf Platz 2 mit 23,9 Prozent. Für sie ist es trotz dessen ein bemerkenswerter Erfolg: Anfang Mai verortete eine Umfrage die Politikerin noch bei 17 Prozent und Amtsinhaber Macron fast doppelt so hoch. Doch sie legte eine bemerkenswerte Aufholjagd hin.

Le Pens Achtungserfolg hat Gründe – zunächst wäre da der Rückgang an Unterstützung für Macron, den viele Wähler ohnehin eher notgedrungen als begeistert unterstützen. Der Ukraine-Krieg und Macrons öffentlichkeitswirksame Diplomatie inklusive PR-Offensive brachten dem Präsidenten Anfang des Jahres einen merklichen Boost in den Umfragen ein: Doch schnell drängten sich wieder die Alltagssorgen der Franzosen in den Vordergrund. Sorgen, auf die Le Pen setzt – ihre Kampagne ist vor allem von sozialen Fragen geprägt gewesen. Steigende Sprit- und Gaskosten sowie hohe Inflation lassen sich eben auch nicht durch Photo-Ops mit Pullover und Dreitagebart aus dem Elysée-Palast wegpromoten. Doch die Rolle als „Kriegspräsident“ könnte Macron am Ende über die Ziellinie bringen – den Franzosen scheint in diesen international unruhigen Zeiten Stabilität wichtig. Dazu kommt, dass Le Pens jahrelang zur Schau gestellte Putin-Nähe vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges ein fader Beigeschmack für viele Wähler gewesen sein könnte – Le Pen distanzierte sich allerdings mittlerweile klar von Putin, erkannte auch Kriegsverbrechen an.

Der linke Kandidat Jean-Luc Mélenchon erreichte mit 20 Prozent ein bemerkenswert gutes Ergebnis: Auch, wenn er nicht in die Stichwahl vorstoßen wird, kann sein Wählerblock noch entscheidenen Einfluss auf den Wahlgang am 24. April nehmen. Der ebenfalls aus dem rechten Lager kommende Eric Zemmour, der gerade zu Beginn der Kampagne das Spotlight auf sich ziehen konnte, landete mit 7,2 Prozent weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen.

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Kommentare ( 21 )

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Jennifer Seidelmann
2 Jahre her

Ob der Sieger des zweiten Wahlganges nun Macron oder Le Pen heißen wird, der Verlierer der Wahl steht längst fest, nämlich das deutsche Volk: Gewinnt Macron, wird er im Geiste sämtlicher seiner Vorgänger seit de Gaulle, gleich welcher Partei oder politischen Richtung diese jeweils angehörten, weiterarbeiten an der Errichtung des Vereinigten französischen Sonnenkönigreichs von Europa. Deutsche Politiker und Mainstreammedien werden ihm wie gehabt zujubeln und huldigen, und wer es wagt zu widersprechen, dass unser zukünftiges Glück darin liegt, als Arbeitszimmer eines über die Dominanz Europas nach Weltmacht strebenden Frankreichs zu dienen, kann sich zwecks Eintragung als „Nationalist“ in den Verfassungsschutzbericht… Mehr

Imm Ernst
2 Jahre her

Jacques Atalli hatte Macrons Präsidentschaft lange vor seiner Wahl vorhergesagt, und meinte, er denke auch schon zu wissen, dass danach eine Frau übernehmen werde.
Was bei Le Pen Hoffnung macht ist, dass sie nicht an irgendwelchen WEF Schulungsprogrammen teilgenommen hat (soweit ich weiß). Ansonsten ist sie sicherlich auch korrumpierbar.

Sonny
2 Jahre her

Wenn die Wähler von Melechon (obwohl links) bei einer Stichwahl zwischen Le Pen und Macron geschlossen in Le Pen´s Wahllager umschwenken würden, ist Macron Geschichte. Für ganz so unmöglich halte ich das nicht, weil aus taktischen Gründen damit die Abwahl Macrons besiegelt wäre. Und besonders schön finde ich die absolute Unwichtigkeit der Grünen bei dieser Präsidentschaftswahl in Frankreich (Europe Ecologie – Les Verts).

Flavius Rex
2 Jahre her

Wenn Le Pen tatsächlich gewänne, wäre sofort ein Untersuchungsrichter da, der irgendwelchen erfundenen Anschuldigungen des Establishment nachgeht und damit die Präsidentschaft de facto anulliert – siehe Trump.

Demokratie im sog. Westen – lächerlich.

Konradin
2 Jahre her

2017 hat Le Pen aus 21% in der ersten Runde „nur“ 34% in der Stichwahl gegen Macron geholt. Der widerum hat aus 24% ganze 66% gemacht. „Normalerweise“ müsste es dieses mal knapper werden. Aber selbst die 20% Wähler aus dem Lager des nationalen Sozialisten Melenchon werden nun wohl wieder zum größten Teil für den elitär-arroganten Macron stimmen. Le Pen darf ggf. auf die 7%-Pünktchen von Zemmour plus ein paar weitere hoffen. Keine Frage – Macron wird leider wieder gewinnen – und weiter mit Nachdruck Deutschland vor sich hertreiben, welches sich allzu gerne unter EU-Gemeinschaftsschulder Scholz vom umgarnten und sowohl bei… Mehr

DerElfer
2 Jahre her

Wie schon früher im Wahlkampf angedeutet – nun erkennbar. Zemmour spaltet die Wähler mit dessen Programmfeinheiten. Man hätte das konservative Lager bündeln müssen, anstatt zu spalten.
Aber gut. Schauen wir auf die Stichwahl.

thinkSelf
2 Jahre her
Antworten an  DerElfer

Sehe ich anders. Le Pen steckte in ihrer Gruppe fest und konnte trotz deutlichem Schritt Richtung „Mitte“ da keine weiteren Geländegewinne verzeichnen. Zemmour hat hier völlig neue Türen aufgestoßen und auch die Diskursgrenzen verschoben. Er hat auch gerade bei jungen Leuten gepunktet. Ob das diesmal schon reicht, ist durchaus fraglich, aber es ist wieder Bewegung entstanden. Und zwar in eine Richtung die den Eliten gar nicht passt. Die Anhänger der Linksradikalen werden aber wahrscheinlich nicht zu Le Pen überlaufen, sondern eher nicht wählen, was dann für Macron reichen dürfte. Lassen wir mal die sozialen Probleme weiter anschwellen (auch in Frankreich… Mehr

Betreutes Denken
2 Jahre her

Ich drücke jetzt Marine Le Pen die Daumen, damit die Brüsseler Hofschranzen ordentlich unter Druck geraten. Nach der Wiederwahl Orbans wäre ein Erfolg Le Pens der nächste Sargnagel für die Monsterbürokratie in Brüssel…

gmccar
2 Jahre her

Die Franzosen sind genau so „klug“ wie die geframten Deutschen. Mal sehen, wie Mecresse ihre Empfehlung aussprechen wird. Hoffentlich empfiehlt Zemmour wenigstens die Wahl von Le Pen.

Last edited 2 Jahre her by gmccar
Brauer
2 Jahre her

Ich bin mir sicher in den nächsten 2 Wochen werden wieder nur Unwahrheiten von den Mainstreammedien verbreitet werden. So kann Le Pen nicht gewinnen. Leider.

Stefferl
2 Jahre her

Bisher war es in Frankreich jedoch immer so, daß sich in der zweiten Wahlrunde alle immer in einem heldenhaften „Kampf gegen Rechts“ gegen den Kandidaten der Rechten versammelt hatten. Da stimmten dann sogar die Linken und Linksextremen für Sarkozy oder eben Macron.