Die Geiseln sind frei – aber wo war die EU?

Lange wurde Trump belächelt. Nun steht er im Zentrum eines außenpolitischen Erfolgs. Mit seinem Friedensplan hat er die Bühne betreten – und Brüssel von ihr verdrängt. Der EU fehlen Mut, Klarheit und Friedenswillen. Sie hat beobachtet, gewarnt und kritisiert – und damit ihren Randplatz in der Weltpolitik zementiert.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Oded Balilty
Tel Aviv, Israel, 13.10.2025

Die israelischen Geiseln sind endlich frei. Eine Nachricht, über die ich mich als Arzt, EU-Abgeordneter und privat ehrlich freue. Doch während alle Augen auf den Architekten dieses Erfolgs gerichtet sind, bleibt eine andere politische Größe auffällig still: die Europäische Union (EU).

Dass ausgerechnet Donald Trump – der 47. Präsident der Vereinigten Staaten – dieses Ergebnis vorweisen kann, überrascht viele. Er wird gefeiert. Und das zu Recht.

Lange wurde Trump belächelt. Selbst sehe ich seine Selbstinszenierung und sein Auftreten mitunter kritisch. Andererseits mag ich seine praktische Art. Nun steht er im Zentrum eines außenpolitischen Erfolgs. Mit seinem Friedensplan hat er die Bühne betreten – und Brüssel von ihr verdrängt.

Andere haben gehandelt – Europa blieb außen vor

Während Trump nach Israel reist, um vor dem Parlament zu sprechen, und später in Ägypten feiern wird, bleiben Europas Spitzenpolitiker in ihren Hauptstädten. Deutschland, Frankreich, Italien – sie werden vertreten sein, ja. Jedoch nicht aus eigener Initiative, sondern scheinbar, um zumindest noch symbolisch Teil des Geschehens zu bleiben. Sie wurden zu Statisten. Die wirklich relevanten Entscheidungen haben andere getroffen.

Für mich steht fest: Die EU ist außenpolitisch kaum noch handlungsfähig. Statt Gestaltungswillen zeigt die EU vor allem Selbstbeschäftigung – mit Regeln, Marktfragen, Verwaltung. Für die Realität globaler Konflikte scheint kaum Kraft übrig.

Die EU spricht oft und viel über Dialog, Völkerrecht und gegenseitige Beziehungen. Dennoch bringt sie in ihrer eigenen Nachbarschaft keine stabilen Lösungen hervor. Im Nahen Osten ist sie inzwischen eher ein Nebengeräusch als tonangebend.

Trumps Plan hatte Wirkung – die EU nicht

Es liegt mir fern, Trumps Plan zu idealisieren. Er ist riskant, vielleicht unausgewogen und sicher nicht unumstritten. Aber er hatte Wirkung. Trump war präsent, wurde gehört und brachte Bewegung in einen festgefahrenen Konflikt.

Was tat die EU in dieser Phase? Sie wählte die Politik der Sanktionspakete. Wieder einmal. Hiermit richtete sie diplomatischen Schaden an.

Weshalb gelingt es ausgerechnet einem Mann, der in Europa lange als politische Provokation betrachtet wurde, außenpolitisch sichtbare Ergebnisse zu liefern – während Brüssel politisch wirkungslos bleibt?

Meine Antwort: Weil die EU nicht mehr gestaltet. Sie finanziert. Sie kommentiert. Sie belehrt. Sie sanktioniert. Das alles ist nicht zielführend. Während hingegen Trump – polarisierend und oft rücksichtslos – Tatsachen schafft, versinkt die EU in Verfahren, Papieren und Prinzipien. Es fehlt ihr an Mut, an politischer Klarheit und am Friedenswillen.

Eine unbequeme Erkenntnis

Trump agiert anders. Ungebunden, oft chaotisch. Aber er geht Risiken ein. Er macht, was in Europa oft nur gedacht, aber nicht ausgesprochen wird. Das Resultat ist jetzt sichtbar.

Die EU hat keine Geiseln befreit. Keine erfolgreichen Gespräche vermittelt. Keine Türen geöffnet. Sie hat beobachtet, gewarnt und kritisiert. Damit zementiert sie unaufhörlich ihren eigenen Randplatz in der Weltpolitik.

Ein Moment der Wahrheit

Die Freilassung der Geiseln ist ein humanitärer Erfolg – ohne Zweifel. Politisch offenbart sie jedoch die Schwäche der EU. Wer nicht gestalten will, wird übergangen. Wer sich auf Haltung statt Handlung verlässt, wird irrelevant.

Trumps Plan braucht nicht unnötig überhöht werden. Er ist unvollständig, möglicherweise einseitig, vielleicht sogar zum Scheitern verurteilt. Dennoch. Er ist real. Er zeigt politischen Willen. Er zeigt den Willen zum Frieden. Allein das unterscheidet ihn von vielem, was aus Brüssel kommt.

In Brüssel bleibt man lieber so lange bei Narrativen, Appellen, Resolutionen, Sanktionslisten, bis andere handeln. Dann folgt die Reaktion, mit gewohntem moralischem Überlegenheitsgetue.

Die EU muss aufwachen

Trumps Friedensplan ist fragil. Aber er existiert. Er hat etwas ausgelöst. Und es zeigt sich: Die EU bleibt stehen. Kommentiert, bezahlt, mahnt – und hat den Zugriff auf entscheidende Prozesse längst verloren.

Für mich steht fest: Es ist höchste Zeit, dass Brüssel den eigenen Willen zum Frieden zeigt und beginnt, zu handeln. Sonst bleibt die EU, was sie jetzt schon oft ist: Zuschauerin auf der Weltbühne. Sie darf zuhören, vielleicht mal Beifall klatschen – und Eintritt bezahlen, wenn sie die Weltbühne betreten möchte.

Dr. Friedrich Pürner, MdEP

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Kommentare ( 65 )

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Nibelung
1 Monat her

Dafür haben sie nun die Feinde der Israeliten mitten in Europa und sind sich nicht annähernd im Klaren, was es für alle hier bedeuted, wenn sie ihre Interessen bei uns verwirklichen wollen und ist erst mal der Nahe Osten mit allen Ethnien voll bei uns zuhause, wird das Spiel hier fortgesetzt. Damit leben wir dann im Dauerzustand gegenseitiger Anfeindungen und der Libanon, Syrien und Jordanien läßt grüßen, oder kann sogar aufatmen, wenn alle zugereisten Gestalten sich bei uns bemühen ihre alten Animositäten hierzulande fortzusetzen, was niemand weiterhilft und die Verantwortlichen bei uns schnellstens zu entlassen sind, bevor noch massenhaft weitere… Mehr

Thorben-Friedrich Dohms
1 Monat her

Die EU steht bereit den Wiederaufbau in Gaza zu finanzieren und es wird immer wieder von einem Marshallplan für Gaza gesprochen und geschrieben. Dabei scheint keiner der verantwortlichen Politiker und willfährigen Journalisten zu wissen, wie viel Geld die junge BRD aus dem Marshallplan erhalten hat. Es waren 1,41 Milliarden US-Dollar, die heute weniger als 20 Milliarden US-Dollar entsprechen. Diese Hilfe wurde an ein Volk von damals knapp 51 Millionen Menschen gezahlt. Im Gaza-Streifen lebten 2023 nach Schätzungen knapp 2,1 Millionen Menschen.

Biskaborn
1 Monat her

Die EU allen voran Deutschland, werden dann die Guten spielen und den Wiederaufbau bezahlen und die terroristische Hamas auch weiter finanzieren! Zu mehr sind diese Claqueure nicht fähig, eine Schande!

Moses
1 Monat her

Westen ist leider nicht in der Lage, die eigene Schicksal vorzusehen.
Israel won its war, but the West’s is only just beginning
Der Vorwand ‚Gaza‘ mag verschwunden sein, doch nach Jahrzehnten unverantwortlicher Einwanderung wird der politische Sektierertum bestehen bleiben. Linksradikale Mobs und Fanatiker der Muslimbruderschaft haben die Kontrolle über unsere Straßen übernommen und geschworen, ihre Aggression ungeachtet eines Waffenstillstands fortzusetzen. Die palästinensische Flagge konkurriert nun mit dem Union Jack. Wir wissen nicht mehr, wer wir sind.“
https://www.telegraph.co.uk/news/2025/10/11/israel-won-its-war-but-the-wests-is-only-just-beginning/

I

Icarus
1 Monat her

„Wo war die EU?“ Sie hat die Hamas-Terroristen mindestens indirekt unterstützt. Die EU(dSSR) ist nicht nur ein inkompetentes und überflüssiges, sondern ein totalitäres Gebilde, das schnellstmöglich auf dem Sondermüllhaufen der Geschichte entsorgt werden muß.

Last edited 1 Monat her by Icarus
Sanijo
1 Monat her

Die EU war bei den Muslimischen Terroristen und in Gedanken, wir man so eine Schlangenbrut weiter finanzieren kann, mit unseren Steuergeldern.

maru
1 Monat her

Ich freue mich unbändig darüber, daß die Geiseln – darunter 4 deutsch-israelische Landsleute – nach über 2 Jahren Martyrium endlich freigekommen sind. Dennoch hat das Ganze einen riesigen Pferdefuss: Im Gegenzug muß Israel rund 2.000 palästinensische Häftlinge freilassen, darunter auch solche, die zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt wurden – also Mörder und Terroristen. Das ist ein sehr hoher Preis – nämlich genau 100 mal soviele Leute wie die Hamas selber freilässt. Zumal die Geiseln in Gaza alle normale Leute sind, während es sich bei den Hamas-Leuten durch die Bank um gefährliche Verbrecher handelt. Dass die jetzt wieder auf die Menschheit und… Mehr

maru
1 Monat her
Antworten an  maru

Ui, vorhin hatte mein Beitrag noch 6 Zustimmungs-Klicks, jetzt nur noch die Hälfte.
Sind hier auch Anhänger der Hamas unterwegs? Muß man mal beobachten, ob die hier einfallen und die Kommentare runterklicken.

Helmuth Herterich
1 Monat her

WArum hat Trump Erfolg gehabt?
Weil er die MACHT hat. Er hat der Hamas gedroht, sie in die Hölle zu schicken, wenn sie nicht einwilligen. Und er hätte es getan!
Und wenn Israel nicht eingewilligt hätte, wäre keine Unterstützung mehr aus den USA gekommen.
Die EU hat keine MACHT. Sie ist ein zahnloser Tiger. Und kann nur mit der Einstellung von Zahlungen drohen. Und das hat offensichtlich keine Wirkung.

Thorben-Friedrich Dohms
1 Monat her
Antworten an  Helmuth Herterich

Die EU will keine Zahlungen einstellen, sondern den Wiederaufbau im Gaza-Streifen maßgeblich finanzieren.

Michaelis
1 Monat her
Antworten an  Helmuth Herterich

Die EU hätte auch OHNE Macht keinerlei positiven Einfluss ausgeübt, weil sie ideologisch verbohrt und fundamental DESTRUKTIV ist!!!!

Budgie
1 Monat her

Die EU, hauptsächlich die Westeuropäer und GB sind totalitäre Monster und hauptsächlich mit der Sicherung der eigenen Macht beschäftigt. Und selbst die Eliten dieser Länder sind nur noch dem Sumpf ihrer eigenen Beschränktheit sowie ihres von ihren eigenen Ideologien ruinierten Bildungssystems entstiegen. Sie sind Kasper ihrer milliardenschweren Vorturner Soros & Gates geworden, so dass sie sogar um die „Baron Münchhausen“ Medaille zu kämpfen scheinen. Dabei hätte der deutsche Kanzler wahrscheinlich die besten Aussichten auf den Sieg. Damit kann man natürlich weder im Krieg in der Ukraine noch im Nahen Osten einen Blumentopf, geschweige denn Vertrauen gewinnen. Sie sind einfach für… Mehr

Christa Born
1 Monat her

Und Elmar T. vom ZDF sucht wieder mal verzweifelt nach Gründen, weshalb Trump dieser Erfolg keinesfall zugeschrieben gehört. Jetzt hat sogar Hillary C. noch den Trump gelobt. Der arme Elmar weiss schon gar nicht mehr, wo ihm der Kopf steht.