Doxxing-Attacke auf jüdische US-Aktivistin – mit deutschen Steuergeldern?

Private Informationen und der Wohnort einer konservativen Aktivistin in den USA wurden von einer Washington Post-Journalistin/Aktivistin öffentlich gemacht. Dahinter steht ein „Hassreden-Tracker" - finanziert vom deutschen Bildungsministerium. Auf TE-Anfrage wollte sich dieses bis dato nicht dazu äußern.

IMAGO / Dirk Sattler

Der populäre amerikanische Twitter-Account “Libs of TikTok” veröffentlicht regelmäßig Videos, häufig von der Video-Plattform TikTok, die dort von linken Aktivisten, Lehrern, Professoren, etc. hochgeladen wurden. Im Grunde ist das nichts anderes als eine Sammlung der verrücktesten Videos, die man sich vorstellen kann – ein Spiegel der linken Ideologie: Vorschullehrer, die damit angeben, ihren Schülern zu erzählen, dass sie „gender-fluid“ sind, eine Medizin-Studentin, die einen Patienten verletzte, nachdem er sich über ihre Gender-Pronomen lustig machte, Professoren, die Pädophilie „normalisieren“ wollen, usw..

— Libs of TikTok (@libsoftiktok) April 21, 2022

All das wurde von den jeweiligen Personen freiwillig für alle Öffentlichkeit hochgeladen, “Libs of TikTok” sammelte diese und machte diese Inhalte für die eigenen Follower zugänglich – aber damit hat manch einer ein gewaltiges Problem. Taylor Lorenz von der Washington Post z.B.: sie nahm die Popularität des Accounts zum Anlass, die Identität der Frau hinter dem Account, die aus Angst vor Gewaltdrohungen anonym bleiben wollte, publik zu machen und private Details über sie zu veröffentlichen: ein glasklarer Fall von Doxxing.

„Lernen Sie die Frau hinter ‚Libs of TikTok‘ kennen, die heimlich die Empörungsmaschinerie der Rechten anheizt“, titelte die Washington Post in einem Artikel, in dem der volle Name der Frau und ihre Arbeitsstelle abgebildet und veröffentlicht wurde sowie einen Link zur ihrem Wohnort. Dazu kommt das Detail, dass die Aktivistin eine orthodoxe Jüdin ist.

Den Verwandten der gedoxxten Aktivistin stattete Lorenz zuvor auch noch einen persönlichen Besuch ab.

Über das Vorgehen der Journaktivistin zeigten sich im Netz viele Nutzer und Leser aufgebracht und empört. Lorenz aber behauptet, ihr Vorgehen sei kein „Doxxing“, sondern „Standard-Berichterstattungspraxis“. Mit den Vorwürfen konfrontiert, erwidert die Washington Post schmallippig: „Wir haben keine Details über ihr Privatleben veröffentlicht oder verlinkt“ – was schlichtweg nicht den Tatsachen entspricht. Der Link zum Wohnort wurde später ohne jeden Hinweis wieder entfernt, die weiteren Informationen sind nach wie vor online aufrufbar.

Interessant ist allerdings, woher Lorenz die Information über die Identität des Accounts hatte. Nämlich von einem Ex-Twitter-Softwareentwickler namens Travis Brown, der am vergangenen Wochenende in mehreren Twitter-Threads den Namen der „LibsofTiktok“-Accountbesitzerin publik machte. Es lohne sich, „diese Informationen zu verbreiten“ und es lohne sich die “Libs of TikTok”-Betreiberin „zu identifizieren“, schrieb er auf Twitter.

Bemerkenswert ist nun, dass Brown, für seine Recherche u.a. ein Programm verwendete, dass er allem Anschein nach mit deutschen Fördermitteln entwickelt. Denn Browns eigener sogenannter „Hassreden-Tracker“, der dafür zum Einsatz kam, wird vom Prototype Fund finanziert, einem Förderprogramm des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Doxxing ist alles andere als Spaß. Die vom Familienministerium an anderer Stelle geförderte Beratungsstelle gegen Hassreden, ‚HateAid‘ definiert Doxxing etwa als Form von „Datenmissbrauch“, gekennzeichnet durch „das systematische Sammeln und anschließende Veröffentlichen privater und personenbezogener Daten einer anderen Person im Internet. […] Diese Daten können dabei sowohl aus öffentlich zugänglichen Suchmaschinen wie Google oder Social-Media-Profilen gefiltert oder aber auch aus gehackten Konten zusammengetragen oder durch Phishing illegal beschafft werden.“

Geld gegen „Hassreden“, dass für „Hassreden“ eingesetzt wird, wenn es der richtige politische Gegner ist?

Auf TE-Anfrage, ob die Verwendung der Fördermittel u.a. für „Doxxing“ angemessen wäre und ob das Konsequenzen haben werde, hat das Bildungsministerium bis zur Veröffentlichung dieses Artikels nicht reagiert.

Ein solches Verhalten vom Bildungsministerium unterstützte Softwareentwickler-Travis Brown kann indes niemanden überraschen. Brown sagte in der Vergangenheit schon klar: „Ich bin grundsätzlich nicht gegen Doxxing“. Es sei nur ein „extremes Werkzeug für extreme Fälle der gemeinschaftlichen Selbstverteidigung“, das er im Falle von “Libs of TikTok” wohl für angebracht hält. „Mobber zu entlarven ist gut, egal ob es sich um einen anonymen Troll handelt, der Transfrauen in einer obskuren Programmiersprachen-Community belästigt, oder um eine anonyme Hassmarke mit einem Millionenpublikum“, meint er weiter. Nur dass das vermeintliche „Mobbing“ in diesem Fall nur daraus besteht, keine eigenen Inhalte zu verbreiten, sondern nur Videos von Personen, die diese freiwillig unter eigenem Namen für die ganze Welt veröffentlicht haben, zu sammeln.

“Libs of TikTok” hält US-Linken den Spiegel vor und trotz all dem identitätspolitischen Gerede davon, wie man „marginalisierte Stimmen empowern“ müsste, kommt das gar nicht gut an. Was die Betreiberin mache, müsse Hass und Mobbing sein, heißt es jetzt – und die Washington Post hat mit Browns Hilfe ihre persönlichen Informationen dem wütenden Online-Mob preisgeben, eine „Standard-Berichterstattungspraxis“, wie man es dort nennt.

Für die Bundesregierung verdient ein solches Vorgehen offenbar eine Förderung.

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