ARD-Volontäre wählen zu über 90 Prozent Rot-Rot-Grün

Unter aktuellen ARD-Volontären, also den künftigen Redakteuren und Chefs der Öffentlich-Rechtlichen, sind Grünen-Wähler in der absoluten Mehrheit, die Union scheitert an der Fünfprozenthürde und die AfD findet nicht statt.

IMAGO / Christian Grube

Alte weiße Männer müssen da vielleicht länger nachdenken, aber wir wissen es natürlich besser: Wenn im Magazin eines Journalistenverbandes von „Volontär*innen“ die Rede ist, dann können damit durchaus auch Männer gemeint sein. Das Magazin heißt „Journalist“ (der Titel ist noch nicht geändert!) und wird überwiegend auch von solchen gelesen. In der aktuellen Ausgabe erfahren die Leser dieser Fachzeitung etwas, das sie sowieso schon aus eigener Erfahrung in ihren Redaktionen wissen könnten: „Volontär*innen sind überwiegend weiblich, wählen grün und haben studiert.“

Die Befragten arbeiten alle beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, präziser: bei der ARD. Und es ist sicher keine Glaskugelleserei, nähme man an, dass das Ergebnis unter den Volontären der etablierten Printmedien nicht sehr viel anders aussähe.

Dass die Befragten fast alle studiert haben, liegt schlicht an den Bewerbungsbedingungen: „Die meisten ARD-Anstalten setzen für das Volontariat ein abgeschlossenes Studium voraus.“ Und das können in Deutschland mittlerweile 30 Prozent der jungen Leute vorweisen. Eine ähnliche Entwicklung wie auf dem Ausbildungsmarkt, wo immer häufiger Abiturienten Handwerksberufe erlernen wollen, weil die Unis überfüllt sind. Den Ausbildungsbetrieben hat das allerdings kaum geholfen, sie beklagen nach wie vor einen eklatanten Mangel an (brauchbaren) Bewerbern. In Hamburg gehörten sie schon 2014 zur größten Gruppe der Neueinsteiger in den Ausbildungsmarkt.

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Aber zurück zu unseren vorwiegend weiblichen, studierten, Grün wählenden Volontären der ARD. Befragt wurden diese aus den eigenen Reihen von drei ARD-Volontären. An der Befragung teilgenommen haben allerdings nur 86 von insgesamt 150 aktuellen ARD-Volontären (57 Prozent). Hier wäre es vielleicht mal interessant zu wissen, ob grün wählende Volontäre eine höhere Bereitschaft zu einer solchen Studien-Teilnahme haben. Möglicherweise hat das ja auch eine psychologische Komponente. Und wie ist das weiter mit einer Affinität zum Grünwählen, wenn die Teilnahme an so einer Studie unter Klarnamen läuft?

Die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst:

Würde am kommenden Sonntag der Bundestag gewählt, und nur besagte 86 Volontäre der ARD dürften teilnehmen, dann würde Grün-Rot-Rot auf 92,9 Prozent kommen. Die AfD als Oppositionsführer im Deutschen Bundestag beispielsweise bekäme nicht eine einzige Stimme. Vergleichend weiß Infratest Dimap, wie es um die 18- bis 39-Jährigen in Deutschland generell steht: Da sind es 49 Prozent für Rot-rot-grün. Zur Verteilung: Bei den Volontären bekommen die Grünen 57,1 Prozent, bei jungen Leuten insgesamt sind dass lediglich 27 Prozent. Zum Vergleich noch der Bundesdurchschnitt: Da sind es aktuell demoskopisch um 18 Prozent für die Grünen. Die CDU würde bei den Volontären der ARD übrigens an der Fünfprozenthürde scheitern.

Nun könnte man die politische Ausrichtung von Volontären getrost im Fach für Kuriositäten ablegen. Denn die haben ja noch nicht viel zu bestimmen. Allerdings gehen aus den Reihen der Volontäre idealerweise – zumindest der Idee einer solchen Ausbildung folgend – die Führungskräfte und Entscheider der ARD von morgen hervor.

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Der 1967 vom – heute würde man sagen: extremistischen – Studentenführer Rudi Dutschke ausgerufene Marsch durch die Institutionen, also das kontinuierliche wie gründliche Einsickern bestimmter politisch-strategischer Perspektiven in die Gesellschaft, dürfte über 50 Jahre später Zustimmungswerte erzeugt haben, die früher nur noch vom geliebtem Staatsratsvorsitzenden der DDR übertroffen wurden. Geschlagen wurden die nur von Martin Schulz (SPD) bei dessen Wahl zum SPD-Vorsitzenden: Er übertraf selbst noch Honeckers Spitzenwerte – 100 Prozent Zustimmung der Delegierten.

Volontäre sind nicht Teenager oder Heranwachsende, sie haben ein Studium abgeschlossen. Und bedenkt man dazu die veränderte Zusammensetzung der Wähler der Grünen, die über ein überdurchschnittlich hohes Einkommen verfügen und vornehmlich im Dienstleistungs- und Bildungssektor beschäftigt sind, wird ein Schuh daraus. Die Zukunft der ARD sieht demnach so aus: politisch stromlinienförmige rot-rot-grüne Mitarbeiter in einer Art Beamtenstellung bei den Öffentlich-Rechtlichen – hoch dotiert noch dazu.

Professor Gregor Daschmann vom Institut für Publizistik aus Mainz führt diese Entwicklung ebenfalls auf die 68er-Bewegung zurück: „Da sind viele Linke in den Journalismus gegangen, weil sie der Überzeugung waren, in den Medien für eine Veränderung einstehen zu können.“ Interessant wird es, wo der Professor attestiert, im Journalismus seien idealistische Motive, gesellschaftliche Missstände abschaffen zu wollen, immer noch stark verankert. Das mag ja stimmen, betrifft aber eher die etabliert dort Tätigen.

Nein, die Idee, sich ganz von den Idealen eines objektiven Journalismus zu verabschieden, ist ja gerade erst in den letzten fünf Jahren über ein Bekenntnis zum Haltungsjournalismus noch einmal eskaliert. Beispielsweise der Politmagazinmoderator Georg Restle spricht in einem ARD-eigenen Printmagazin davon, dass sich Journalismus angeblich in einem „Neutralitätswahn“ befände. Was ungefähr so wäre, als würde man etwa  jenen, die die Einhaltung der Grundrechte und Gesetze fordern, einen Gerechtigkeitswahn unterstellen. Restle nennt das, was er will, verharmlosend einen „werteorientierten Journalismus“.

Durchaus attestieren darf man den Öffentlich-Rechtlichen außerdem eine Klientelpolitik. Denn zufällig passiert die Auswahl des eigenen Nachwuchses ja nicht. Und solchen Tendenzen kann, muss und sollte man auch gegensteuern, indem man die journalistische Berufung nicht einer Clique und deren politischem oder gar familiärem Nachwuchs überlässt, sondern in allen Bevölkerungsschichten für die Arbeit der Zwangsgebühren-Empfänger der ARD wirbt.

Das wäre übrigens eine weitere interessante Abfrage gewesen: Wie viele der Volontäre bereits über verwandtschaftliche und oder freundschaftliche Beziehungen von im ARD-Betrieb etablierten Mitarbeitern verfügen. Nicht dass am Ende herauskommt, dass die Klitsche noch viel einseitiger bestückt ist, als sich jetzt gerade am Beispiel der Volontäre herausgestellt hat. Die Prognose der Macher dieser kleinen Studie ist ebenfalls alles andere als rosig: „Die Untersuchung zeigt auch, dass die Öffentlich-Rechtlichen nicht darauf setzen können, dass sich Ungleichgewichte einfach herauswachsen, das gibt schon der Pool der Bewerber*innen nicht her.“

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Kommentare ( 34 )

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Korner
3 Jahre her

Das die nach Gesinnung ausgesucht werden, ist doch wohl klar. Menschen mit einer Meinung oder Haltung wird man dort nicht finden.

Deutscher
3 Jahre her

Und ich dachte immer, ich würde mir keine Illusionen über die Objektivität der MSM machen. Scheint aber so, dass die Wirklichkeit selbst meine krassesten Erwartungen bei Weitem übertrifft – einmal mehr.

Dieses Land ist längst näher an der DDR als an der BRD. Irgendwann werden auch wieder Leute erschossen werden, Hobbystalinist Strobl phantasiert ja schon von Zwangseinweisungen.

Last edited 3 Jahre her by Deutscher
country boy
3 Jahre her

Man muss doch nur die Sendungen von Maischberger und Illner in dieser Woche betrachten. Das ist doch kein Journalismus mehr, das waren Freak-Shows.

Robert Schmidt
3 Jahre her

Der ÖFFENTLICHE Rundfunk ist tot! – was wir schon seit langem spüren, ist auch immer mehr durch Fakten zu belegen. Es ist ein GESCHLOSSENER Rundfunk und die Öffentlichkeit kann kein Interesse daran haben eine geschlossene Gruppe derart üppig zu finanzieren, während diese in Summe sogar der Allgemeinheit schadet (der Hype um die Grenzöffnung von 2015 hat dem Land historisch geschadet). Eine Reform ist unmöglich, weil Kulturen stärker als Beton sind. Direktes Abschaffen ist auch illusionär, weil sie enorme Macht haben. Also bleibt realistischer Weise: Boykottieren! Internet, Streaming, Mediatheken … damit kommt man bestens aus. Ich gebe allerdings zu, dass der… Mehr

Protestwaehler
3 Jahre her

Eine Begründung mehr dem Saftladen den Geldhahn zuzudrehen.

Iso
3 Jahre her

Falls sich noch jemand wundert, wie das im 3. Reich passieren konnte, ist das daß aktuelle Beispiel dafür, was Propaganda und Gehirnwäsche anrichten.

fatherted
3 Jahre her

Ein „Insider“ beim Hessischen Rundfunk hat mir mal gesagt, das keiner beim HR einen Job bekommt der nicht durch einen Mitarbeiter „empfohlen“ wurde…das gilt auch für den Schreiner der das Bühnenbild macht oder den Beleuchter oder den Hausmeister (nur die Putzkräfte fallen da raus). Insofern…kein Wunder das gerade im Bereich Journalismus nur die genommen werden, die auch gefällig sind….und natürlich Beziehungen haben. Machen wir uns nichts vor….wer einmal beim ÖR einen Arbeitsplatz hat ist quasi Verbeamtet auf Lebenszeit mit einer „Leibrente“ die von den Gebührenzahlern gesichert und gezahlt wird. Deshalb werden diese „Pöstchen“, beginnend mit Praktikum und Volontariat auch nur… Mehr

m braun
3 Jahre her

Die Daseinsberechtigung des öffentlichen Rundfunks wurde doch genau damit begründet, um eine neutrale, objektive Sicht auf die Ereignisse und Geschehnisse zu gewährleisten. Dies ist doch in keiner Weise mehr gegeben. Wie kann ich denn dann noch solchen Anstalten trauen, wenn es eine solche Gewichtung gibt? Die Menschen werden sich immer weiter abwenden. Soviel zum Thema: Spalten der Gesellschaft.

Wolfgang Schuckmann
3 Jahre her

Aber hallo, erst übernehmen wir Westdeutschen die DDR und 30 Jahre später, übernimmt vollkommen ungestört von Nichts, die kommunistisch sozialisierte Staatsratsvorsitzende den sich verhobenen Westen ohne die leiseste Spur eines Verdachts. Mit im Boot die schon seit Fischer(Frankfurt) Ohnesorg, Dutschke, Baader-Meinhof und Konsorten erfolgreich getarnten und durch den erfolgten Marsch durch die Institutionen legitimierten Teil dieser Klientel, als Nachfolger im Geiste zumindest, was eher wahrscheinlich ist als nicht. Keiner sollte glauben, dass sich dies nicht auch in den Etagen der Funkhäuser zeigt. Denn, im Unterschied zu vielen anderen Medien, sind die öffentl. Rechtlichen eben nicht in Privatbesitz, und haben aus… Mehr

November Man
3 Jahre her

Noch kann in unserem Land jeder wählen wen er will, aber bitte nicht die linksrotgrünen Spätlesehippies.