In Halle wird eine Hoffnungsmesse gelesen

Die unterschiedlichen Verlage und Vertreter der immer größer werdenden Mainstream-kritischen Kulturbewegung sind sich nicht unbedingt alle grün. Aber sie springen über ihren Schatten und ermöglichen gemeinsam am 8./9. November in Halle ein Fest der Begegnung und ein Hochgenuss der kritischen Buchkultur.

picture alliance / Shotshop | luftquallenpapst

Mein Bücherregal hat es in sich. Da steht Karl Marx neben Ludwig Erhard, die Bibel neben Friedrich Nietzsche und Robert Habeck neben Björn Höcke. In meinem Bücherregal schlagen sich diese kontroversen Inhalte nicht die Köpfe ein, sondern halten sich gegeneinander und miteinander aus. Bücher stehen für Weite, für Geduld, für Analyse, für Tiefgang, für intellektuelle Auseinandersetzung.

Darum ist es wohl kein Zufall, wenn es die Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen geschafft hat, unterschiedliche gesellschaftskritische Verlage und Vertreter zu einer Buchmesse zusammenzubringen. Zumindest an einigen Stellen ist das Gehabe, „wenn der kommt, dann komme ich nicht“, oder „neben dem will ich nicht meinen Stand haben“, überwunden. Ein erfreulich breites Spektrum ist bereit, sich zwei Tage lang zu begegnen, auszutauschen und zur Not auch zu streiten.

Als Kolumnist bei Tichy Einblick bin ich stolz darauf, dass TE ein wichtiger Wegbereiter und ein hervorragender Unterstützer dieser Messe ist. Das private Messegelände hatte Tichys Einblick im letzten Jahr erfolgreich bei seinem 10-jährigen Jubiläum erprobt. Diese Jubiläumsfeier war einer meiner persönlichen Highlights 2024. Gegen alle gesellschaftliche Individualisierungstendenzen sind solche Events der Vernetzung von kritischen Menschen und Herausgebern eine Oase der Zuversicht und eine psychohygienische Tankstelle.

Korrekt in die Bedeutungslosigkeit
Frankfurter Buchmesse: Die Guten unter sich – die guten Bücher sind woanders
Bei einer staatlichen Messe hätte man bis zur letzten Minute mit einer Absage rechnen müssen, weil irgendeine Pappnase von irgendeiner Projektion geplagt wird, dass es bei diesem „Geheimtreffen“ um irgendendetwas Antidemokratisches ginge. Die Messe in Halle wird privatwirtschaftlich geführt von einem mutigen Unternehmen, das für seine Beherbergung von „Seitenwechsel“ harte Kritik, Anschuldigungen und Bedrohungen einstecken muss. In den letzten 10 Jahren haben viele Menschen gelernt, sich gegen verrückte Vorwürfe und irrationale Beschimpfungen ein dickes Fell anzulegen und wirtschaftliche Nachteile in Kauf zu nehmen. Hut ab vor all diesen Menschen!

„Seitenwechsel“ ist durch und durch ein Ereignis der Zivilgesellschaft; von Bürgern für Bürger ohne staatliche Finanzierung. Es ist ein Krankheitssymptom unseres Landes, dass die steuerfinanzierte Staatsgesellschaft mit der echten Zivilgesellschaft Probleme hat. So organisieren rotgrüne Gruppierungen, ausgestattet mit Steuergeldern, Veranstaltungen gegen „Seitenwechsel“. Diese regierungsmanipulierten Erschwernisse gegenüber oppositionellen Kräften führen umso mehr vor Augen, dass eine liberale Erneuerung unsers Landes unbedingt notwendig ist.

Wer in Halle nicht dabei sein kann, der kann „Seitenwechsel“ mit einer „Unterstützerkarte“ (10 Euro) unterstützen. Damit zeigen Sie an, dass diese neue Büchermesse auch in den nächsten Jahren ein fester Bestandteil der alternativen Kulturbewegung sein soll.

Ich selber freue mich sehr darauf, in Halle dabei zu sein, so Gott will und ich lebe. Sprechen Sie mich gern an. Ich freue mich, mit ganz vielen Menschen in Kontakt zu kommen. Sie erkennen mich an meinem „Collarhemd“, dem schwarzen Pfarrerhemd mit Kleruskragen. Als Christ und Theologe möchte ich in der liberal-konservativen Kulturbewegung folgende gesellschaftliche Impulse einbringen, die sich aus dem christlichen Glauben speisen:

• Die Reinigung der Politik von Sakralisierungen und Ideologien hin zu einer evidenzbasierten Rationalität: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Johannes 18,36). Das Reich Gottes ist nicht in der Politik zu finden.

• Die Bekämpfung von Moralismus und Pharisäertum in der Politik: „Selig sind die geistig Armen, denn ihrer ist das Himmelreich“ (Matthäus 5,3). Nicht hochnäsige gutmenschliche Arroganz, sondern Demut und Neugier auf Andersdenkende und der sachliche Streit miteinander sind das Kennzeichen der geistig Armen.

• Das Niederreißen von Brandmauern, weil auch Jesus auf alle Menschen zugegangen ist.

• Die Geborgenheit des Glaubens an Jesus Christus anpreisen, die frecher und freier macht, gesellschaftlichen Hauptströmungen und Hysterien zu widersprechen. „Der Herr ist mein Hirte. An seiner Seite wird mir nichts mangeln“ (Psalm 23,1); „man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29).

Ich bin Tichys Einblick dankbar, dass im Bücherregal von Tichys Einblick neben Ludwig Erhard, Karl Popper und vielen anderen liberal-konservativen Hochkarätern auch Jesus Christus seinen Platz haben darf.


Unterstützung
oder

Kommentare ( 16 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

16 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Manfred_Hbg
1 Monat her

In den letzten 10 Jahren haben viele Menschen gelernt, sich gegen verrückte Vorwürfe und irrationale Beschimpfungen ein dickes Fell anzulegen und wirtschaftliche Nachteile in Kauf zu nehmen. Hut ab vor all diesen Menschen! _ _ _ _ _ _ Zitat: “ „Seitenwechsel“ ist durch und durch ein Ereignis der Zivilgesellschaft; von Bürgern für Bürger ohne staatliche Finanzierung. Es ist ein Krankheitssymptom unseres Landes, dass die steuerfinanzierte Staatsgesellschaft mit der echten Zivilgesellschaft Probleme hat.“ > Das Gute & Schöne sowie auch Das, was vielleicht doch noch für dieses Land hoffen läßt, ist hier dann doch auch, dass es in diesem Land… Mehr

Deutscher
1 Monat her

Der linksgrüne Mainstream gibt sich immer wieder mal selbstkritisch. Das ist seit Jahren so. Aber er lernt nicht aus seinen Fehlern und ignoriert beharrlich die Realität. Deshalb: „Hoffnung“, dieses schöne, illusorische und vielbemühte Christenwort, ist hier so fehl am Platze wie sonstwo.

Sozia
1 Monat her

Gestern habe ich mir im hiesigen linksgrünen Buchladen – er ist schon eher so eine Art Kaffeehaus mit Buchabteilung – die Bestsellerlisten angesehen und selbst dort geben diese Hoffnung. Offensichtlich ist es allmählich im Mainstream angekommen, dass der Irrsinn in unserem Land längst Methode hat und alles falsch läuft, was falsch laufen kann. Noch sucht man teilweise seltsame Erklärungen, weil das Offensichtliche kann es ja nicht sein. Aber – sie sind auf dem Weg, sie können es sich nicht mehr schönlügen.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Sozia

Die Aufforderung, sich den angerichteten Schlamassel zu betrachten, kommt jetzt schon von denen, die ihn anrichteten: https://apollo-news.net/verlasst-halt-oefter-mal-eure-gutbuergerlichen-stadtteile-spahn-kontert-linke-empoerung-ueber-merz-stadtbild-aeusserung/

Deutscher
1 Monat her
Antworten an  Kassandra

😄 Sie nehmen die Union beim Wort?

verblichene Rose
1 Monat her
Antworten an  Sozia

Verraten Sie uns, welches Druckerzeugnis Sie so überrascht hat?
Ein „Höcke“ kann es ja wohl nicht gewesen sein 😉

RMPetersen
1 Monat her

Schön, daß Sie so optimistisch sind.
Möge die Messe tatsächlich stattfinden. Die linken Verbrecher werden Gewalt anwenden, um das zu verhindern, und die Staatsmacht dürfte auf deren Seite sein.

Ms.Headlost
1 Monat her

Ich bin auch für ein breites Spektrum an Literatur, aber sorry, einen Robert Habeck wird man in meinem Bücherregal nicht finden. Von Herrn Höcke habe ich noch keine Literatur, sollte ich mich evtl einmal schlau machen. Es ist Ihnen anzurechnen, das sie links und rechts den Raum der Literatur geben, doch kann ich leider keine eindeutige Stellungsnahme vernehmen. Ich bin in der DDR aufgewachsen und habe zur Jugendweihe das Buch, „Der Sozialismus, Deine Welt“ in die Hand gedrückt bekommen. Ich war schon damals gegen das System, und habe dieses Drecksstück NIE gelesen! Was sagt es uns heute, wenn die eigene… Mehr

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Ms.Headlost

Ja. Es ist ein Fehler, ihnen nicht zuzuhören – denn sie sagen alles, was sie uns antun wollen, in ihren Verlautbarungen im Voraus!
Björn Höcke hier im Portrait: Der lange Anlauf.
Hier in ganzer Länge: https://www.youtube.com/watch?v=QGX29DUb7Hk

Last edited 1 Monat her by Kassandra
Laurenz
1 Monat her

Mhhmmm, Herr Zorn, sehr guter Artikel bis zu Ihren Bibelzitaten. Verschiedene Polarisierungen im Bücherschrank stehen zu haben, ist eher ein Heidnischer Ansatz, nicht wahr? Denn immerhin waren Ihre Vorgänger vor 300 Jahren (10-11 Generationen) immer noch am Hexen jagen & verbrennen. Daß Tichys oder Sie Frau Dagen unterstützen, ist aller Ehren wert. Der Evangelist Johannes hatte sich bei seinen Zeitzeugen verhört, kann schon mal passieren. Die Bibel & Jesus sind immer politisch, auch wenn die historischen Protestanten das anders sehen. Dafür verachtete man die teure Kunst & überließ es den Kaufleuten, diese zu finanzieren. Auch bei Matthäus liegen Sie falsch,… Mehr

verblichene Rose
1 Monat her

Finden Sie nicht auch, daß jemand wie Sie hier gefehlt hätte. Und in der Bibel steht doch auch etwas davon, daß man sein Licht aufstellt, damit der Raum hell werde. Ich lese jeden Tag die Bibel. Aber nicht, weil ich mir nichts merken kann, sondern weil sie mich immer wieder überrascht. Und auch wenn sie schon so alt ist, dann ist sie sogar noch besser als jede Nachrichtensendung, denn ich lese schon morgens, was abends in der Welt passiert 😉 Alles freilich nur durch uns selber leidlich zu beeinflussen. Und deshalb mein Glückwunsch, daß Sie sogar in „Arbeitskleidung“ dort erscheinen… Mehr

Last edited 1 Monat her by verblichene Rose
Laurenz
1 Monat her
Antworten an  verblichene Rose

Deswegen trägt Herr Zorn ja auch schwarz & nicht wie Druiden weiß.

verblichene Rose
1 Monat her
Antworten an  Laurenz

Wenn Sie richtig gelesen haben, dann hätten Sie entdeckt, daß Herr Zorn auch „weiss“ trägt.

Laurenz
1 Monat her
Antworten an  verblichene Rose

Sie meinen, am Kragen? Das ist aber nur ein arg dünner Ersatz für eine weiße Weste.

verblichene Rose
1 Monat her
Antworten an  Laurenz

Ich mag diese Art von „Uniform“.
Sie ist die Einzige, die es nicht dem Träger überlässt, wie wohl er sich damit fühlt.

Laurenz
1 Monat her
Antworten an  verblichene Rose

Daß ist ja normal bei Uniformen. Man hat sie zu tragen, egal, wie es einen kleidet. Herr Zorn will auf Frau Dagens Buchmesse erkannt werden. Deswegen trägt Er sie freiwillig.