Wie stark darf der Staat den Mittelstand melken?

Berlin fehlt es an Bauernschläue. Was die Staatsmelker von den Profis aus der Landwirtschaft unbedingt noch lernen müssen.

IMAGO

In Thüringen lerne ich einen Milchviehbetrieb kennen, der rekordverdächtig ist. Dort bringt eine Kuh pro Jahr 14.000 Liter Milch = 38 Liter pro Tag. Das ist eine Spitzenwert für Deutschland. Während die durchschnittliche Milchmenge pro Kuh 1900 noch 2100 Liter betrug, brachte im Jahr 1990 eine Kuh 4700 Liter. 2024 stieg der Ertrag einer deutschen Kuh im Durchschnitt auf 9450 Liter. Der Thüringer Milchbetrieb liegt noch einmal fast 50% darüber.

Wie schafft ein Agrarbetrieb solche Spitzenwerte? Einzig indem für die Kuh optimale Bedingungen geschaffen werden:
• optimales Kraftfutter
• ertragsorientierte Züchtung
• stressfreie Atmosphäre
• gute Gesundheit; alle Bewegungen werden individuell mit GPS aufgezeichnet, so dass beginnende Krankheiten, die mit verminderter Bewegung einhergehen, umgehend bemerkt und behandelt werden können.

Werden diese optimalen Bedingungen nur ein paar Tage vernachlässigt, muss die Kuh für ihre enorme Milchleistung die Nährstoffe aus der eigenen Substanz nehmen, was innerhalb kürzester Zeit zum Zusammenbruch der Kuh führt.

Übertragen wir dieses landwirtschaftliche kleine Einmaleins auf die Politik: Wenn der Staat den Mittelstand optimal melken möchte, dann kann er das nur erreichen, indem er zuvor optimale Entfaltungsmöglichkeiten für den Mittelstand herstellt:

• Förderung der Meinungsfreiheit, Innovationskraft und Schaffensfreude
• Wertschätzung von (Aus)Bildung und marktorientierter Forschung
• Belohnung von Leistungsmentalität
• beste Infrastruktur
• minimale Bürokratie
• konsequente Kriminalitätsbekämpfung auch bei denen, die vermeintlich auf der guten Seite stehen
• günstige Energiepreise rund um die Uhr.

Wer den Mittelstand steuerlich melken will, aber nicht optimal mit ihm umgeht, der wird scheitern. Eine gequälte Kuh gibt auf jeden Fall keine 14.000 Liter Milch im Jahre.

Das wusste das alte Israel bereits vor 3000 Jahren: „Du sollst den Ochsen, den du zum Dreschen einspannst, nicht hungern lassen“ (5. Mose 25,4). Der Apostel Paulus zitiert im Neuen Testament zweimal diesen Vers (1. Korinther 9,9; 1. Timotheus 5,18). Damit unterstreicht die Bibel: Man muss jemanden, den man für seine eigenen Interessen einspannt, angemessen unterstützen. Ansonsten scheitert das Projekt.

In der Bundesrepublik sind die Staatsausgaben in eine Sackgasse geraten. Nahezu 30% der Bundessteuern gehen allein für die beiden konsumtiven Ausgaben „Zuschüsse zur Rentenkasse“ (120 Mrd) und „Zinszahlungen für Schulden“ (30 Mrd) drauf; beide Posten mit jährlich stark steigender Dynamik. Da ist der Staat versucht, die steuerliche Melkmaschine beim Mittelstand länger laufen zu lassen. Mit immer neuen Besteuerungsideen preschen die Politiker vor.

In den Zeiten von Karl Marx waren oftmals die Arbeitgeber die Ausbeuter, gegen die Marx zum Klassenkampf aufrief. Heutzutage ist der Staat mit seinen Allüren zum Übermelken der Ausbeuter der arbeitenden und besitzenden Bevölkerung geworden. Dabei weiß jeder Bauer, dass ein Übermelken nicht die Erträge steigert, sondern zuerst die Zitzen- und Eutergesundheit und dann die gesamte Kuhgesundheit schädigt. Nicht immer haben die dümmsten Melker die dicksten Milcherträge.


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Kommentare ( 21 )

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21 Comments
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verblichene Rose
1 Monat her

Geht es mir gut, geht es dem Staat gut.
In Berlin sieht man das leider etwas anders.
Es gab übrigens mal eine Miniserie, die hiess
„Babylon-Berlin“. Hoffentlich war das kein schlechtes Omen.
Denn Babylon ist in der Offenbarung die Stadt, die stellvertretend für alle anderen verlotterten Städte zerstört wird.
Und trotzdem sage ich an dieser Stelle: Amen!

OJ
1 Monat her

Der Staat kann das Huhn solange rupfen bis es schreit❗

Barbarossa
1 Monat her

„…Nicht immer haben die dümmsten Melker die dicksten Milcherträge.“ Sicher nicht, aber es hilft ihnen ziemlich lange, wenn ihre „dümmsten Kaelber“ sich immer wieder ihre Schlachter selber waehlen.

Kraichgau
1 Monat her

Zuviel Vernunft für finanziell abhaengige Abgeordnete…

giesemann
1 Monat her

Bis der letzte Tropfen kömmt … .

November Man
1 Monat her

„Wie stark darf der Staat den Mittelstand melken?“
Da ist beim Kartell die Skala nach oben weit offen. Keine Grenze, kein Deckel, kein Limit. Der Bürger bezahlt immer alle und alles.

WGreuer
1 Monat her

Eine Kuh bettelt regelrecht, gemolken zu werden. Wird aus irgendeinem Grund mal nicht gemolken, hat das Tier erhebliche Schmerzen und kann im schimmsten Fall auch daran (mit Verlaub) verrecken.
Der Mittelstand bettelt doch auch seit Jahren darum, gemolken zu werden. Seit Jahren werden die katastrophalen linken Parteien (inkl. der Union) unterstützt, gewählt und finanziell bedacht. Nun bekommt der Mittelstand, was er bestellt hat. Und es wird ihn umbringen.

verblichene Rose
1 Monat her
Antworten an  WGreuer

Wie machen das eigentlich die Vierbeiner, die in freier Wildbahn leben?
Das Problem ist übrigens nicht der Wähler. Das Problem sind die politischen Falschspieler. Sie erkennen das übrigens daran, daß die die Opposition verbieten wollen. Wer bliebe denn dann noch übrig? Oder soll man dann nicht mehr wählen gehen? Es ist daher wohlfeil, lediglich dem Wähler die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen. OK, Linke und Grüne zu wählen grenzt mittlerweile an Autoaggression, aber das ist ein ganz anderes Thema 😉

jwe
1 Monat her

Was heißt da „MIttelstand melken!“. Vielleicht sollte Deutschland den Mittelstand ganz abschaffen, bzw. „wegmelken“. Was da für Steuern zu holen sind. Arme und Reiche reichen. Arme meckern auch nicht so viel, weil sie mit dem täglichen Kampf ums Überleben beschäftigt sind. KLingbeil und Baas werden das schon ins Auge gefasst haben.

NurMeineMeinung
1 Monat her

Israel gab es schon vor 3000 Jahren?
Das bezweifle ich.

Chris Groll
1 Monat her
Antworten an  NurMeineMeinung

Wikipedia:
„Den ältesten Beleg für die Bezeichnung „Israel“ enthält die ägyptische Merenptah-Stele, die sich heute im Ägyptischen Museum in Kairo befindet. Sie beschreibt einen Feldzug des Pharaos gegen die Völker Kanaans und wird auf das Jahr 1208 v. Chr. datiert.
Das jüdische Volk blickt auf eine sehr lange Geschichte in dem Land zurück, das sowohl als Palästina als auch als Land Israel bekannt ist . Der jüdische Anspruch auf Indigenität basiert auf einer dreitausendjährigen, ununterbrochenen Geschichte. In verschiedenen historischen Kontexten trägt Palästina andere Namen, etwa Land Kanaan in der hebräischen Bibel.“

Deutscher
1 Monat her
Antworten an  NurMeineMeinung

Die Rede ist vom Volk Israel.

Ede Kowalski
1 Monat her
Antworten an  NurMeineMeinung

Die Israeliten sind aus historisch-archäologischer Sicht eine Bevölkerungsgruppe, die ab etwa 1200 v. Chr. im Bergland Kanaans erfassbar wird.

Axel Fachtan
1 Monat her
Antworten an  NurMeineMeinung

https://de.wikipedia.org/wiki/Israel Israelitische Königreiche bestanden von ca. 1000 bis 587 v. Chr. (Israel bis 722, Juda bis 587); danach geriet das Gebiet unter die Herrschaft der Babylonier, Perser sowie Alexanders des Großen (ab 332 v. Chr.) und der ihm nachfolgenden Diadochen. Nach einer Phase der erneuten Unabhängigkeit unter den Hasmonäern (ab 165 v. Chr.) stand es seit 63 v. Chr. nacheinander unter römischer, byzantinischer, sassanidischer, arabischer, osmanischer und britischer Herrschaft. Die dort seit rund 3000 Jahren ansässigen Juden (nach biblischem Sprachgebrauch Israeliten oder Hebräer) wurden im Laufe der Geschichte mehrmals vertrieben oder zur Emigration gedrängt (jüdische Diaspora). Sieht sehr nach vor… Mehr

Eddy08
1 Monat her
Antworten an  NurMeineMeinung

Israel als solches gab es sicherlich als Staat erst seit 1948. Jedoch Judäa und das Volk Israel gibt es schon lange. Ich denke der Autor meinte genau diesen Sachverhalt. Aber anstatt hier nur den Daumen runter zu drücken, hätten all die „Wissenden“ dem „NurMeineMeinung“User auf die Sprünge helfen können, Wissen kommt von Austausch und Kommunikation, Blasen entstehen durch Abschottung, ausschließen und mangelnden Austausch an Wissen, Meinungen und Fakten.

achijah
1 Monat her
Antworten an  Eddy08

Bereits 1000 vor Christus gab es den Staat Israel. Und der König dieses Staates Israel war David. Und bereits vorher gab es weitere Könige (Saul) und militärische Anführer (z.B. Deborah) dieses Staates.

Deutsche
1 Monat her

Einfach „die Kuh“ nach dem Tode weiterbesteuern.
Bei der Wegzugssteuer für Unternehmer wird „der entgangene Gewinn“ doch auch veranschlagt und „besteuert“. Soll der freche Kerl, der sich dieser Räuberbande durch Wegzug einfach entziehen möchte doch Steuer auf fiktive Zahlen zahlen. Möglichst noch bankrott gehen durch dieses kostenintensive Manöver. Und dann im Ausland zahlt er noch einmal, wenn tatsächlich Gewinne anstehen.
So geht Milch(mädchen)wirtschaft heute. Bis nichts mehr da ist.

Schwermetaller
1 Monat her
Antworten an  Deutsche

Das ist auch gut und richtig so, daß derartige Verräter (oh, gar keine Anführungszeichen) auf jede nur erdenkliche Art in den Ruin getrieben werden. Schließlich haben die genau diese Zustände aktiv und mit großem Elan und großer Energie heraufbeschworen. Und nun möchten sie die Biege machen, sobald sie selbst ihre eigene Medizin nehmen sollen?

Last edited 1 Monat her by Schwermetaller
Deutsche
1 Monat her
Antworten an  Schwermetaller

„Die Reichen“ sind immer schuld. An Allem. Alte Kommunisten „Weisheit“.
Sie sind auch so ein Verfechter von „unterschiedliche Rechte“ für unterschiedliche Gesellschaftsklassen und Repressalien für Leute, die Ihrem Bauchgefühl nicht genehm sind ?
Unsere Regierung handhabt das ähnlich. Ob das so „gut“ ist?

Last edited 1 Monat her by Deutsche
Die Wahrheit
1 Monat her
Antworten an  Deutsche

Meine Firma in DE ist platt – Steuern zahle ich nicht, weil Grundgehalt – ich gehe mit nichts und fange im Ausland ganz neu an und vielleicht gründe ich auch neu – keinen einzigen Cent mehr für …. Das ist mein Weg!!!!

Eddy08
1 Monat her
Antworten an  Deutsche

Das macht man doch schon mit einer Erbschaftssteuer an der jetzt noch bis zum Erbrechen gedreht werden soll. Wenn es nach den SPDlern geht soll ja alles an den Staat vererbt werden. es ist so krank was hier abgeht. Da baut man sich etwas auf, damit es einem und den Kids gut geht, zahlt Steuern ohne Ende und wofür das alles? Damit nach dem Ableben alles nochmals ver und besteuert werden darf, kann und muss was zur Verarmung der Kinder und Enkel führt. Oftmals wird es so sein, das die Kids das Lebenswerk der Altvorderen verkaufen müssen um dem Staat… Mehr