Wie lange kann sich die SPD Habeck und Baerbock noch leisten?

Der wahre Verlierer der grünen Verarmungspolitik ist die SPD. Denn ihre Wähler sind nicht wohlhabend genug, um sich grüne Politik zu leisten. Meinungsumfragen sehen die SPD nur noch auf dem Niveau von AfD und Grünen – zu wenig für eine Kanzler- oder Volkspartei.

IMAGO - Collage: TE

Mitte der Woche saß ich in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs in einer dieser preiswerten Bäckereiketten, in der sich Otto Normalverbraucher seine Brötchen, Leberkäs-Semmeln und eine Tasse Kaffee holt – Bauarbeiter, kleine Angestellte, Rentner. Vom Nebentisch sehr störende Geräusche, Gelächter und Gejubel. Männer und Frauen hörten sich ein Video vom Handy an, auf dem Annalena Baerbock von den „Solala-Anlagen“ schwärmt, ihr Beitrag zum Petersberger Klimadialog.

Hatte Scholz nicht Respekt versprochen?

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Wo soll ich wohnen?
Eine Außenministerin als Gespött der Menschen? Ich wusste nicht, ob ich mitlachen soll (habe ich schließlich doch gemacht) oder weinen, ob des Verfalls dieses Staates. Wenn seine wichtigsten Repräsentanten nur noch Gegenstand des Gespötts sind, dann ist unser Gemeinwesen in Gefahr. Und ja, ich habe die Bundesrepublik Deutschland nicht geliebt, aber ihr hohe Wertschätzung entgegengebracht und Respekt. Und jetzt lachen wir alle darüber, über diese Nichtskönner, die uns regieren. Hat nicht Olaf Scholz im Wahlkampf das Wort „Respekt“ ins Zentrum gerückt?

Hat er. Und ihn verspielt. Folgt man den aktuellen Umfragen, dann liegt die SPD gleichauf mit Grünen und AfD. Hier geht es nicht darum, ob die eine Partei ein Pünktchen vorne liegt; das verfliegt im Rauschen der Statistik. Es ist jedoch definitiv zu wenig für eine Kanzlerpartei, die früher eine Volkspartei war und die Deutschland geprägt hat, ob man sie mag oder nicht. Die SPD verfällt mehr und mehr zu einer Randpartei, hat ihre führende Rolle im Parteiensystem eingebüßt. Und jetzt wird’s ernst.

Wie Merkels „Alternativlosigkeit"
Scholz – keine Aura, keine Linie, kein Vertrauen
Ich habe mich oft mit den Sozis gerauft und – man glaubt es kaum – für Gerhard Schröder die Wahlkampfkonzeption entwickelt. „Die neue Mitte“, das war es, was Bodo Hombach und ich ausgekocht haben (Bodo die Zahlen, ich das Buch). Das Buch ist dann als zu liberal abgelehnt worden, das entschuldigt meine Kumpanei nachträglich. Aber das Konzept trägt. Immer war die SPD die Schutzmacht der kleinen Leute. Das ist ihr mal besser, mal schlechter gelungen. Aber die kleinen Leute in Deutschland haben sie gebraucht, und mein Großvater war Walzendreher. Er hat es nicht zu Wohlstand gebracht, aber immerhin zu einem kleinen Häuschen, auch wegen Alters- und Invalidenversicherung. Das Konzept der Neuen Mitte sah vor, dass die, die von Bafög studieren konnten, die gute Jobs haben, bereit sind, diejenigen mitzunehmen, die weniger Glück im Leben haben. Nehmen und Geben, das war das Konzept, großzügig sein, nicht nur auf den eigenen Vorteil achten wie die Lindners von der FDP, sondern den kleinen Leuten auch was gönnen und für sie Politik machen: Die Starken brauchen keinen Staat.

Deshalb war mein Großvater Sozi. Er ist lange tot. Heute würden sie ihm sein Häuschen wegnehmen, die Sozis, die er immer gewählt hat, und für die er im Dritten Reich geprügelt wurde. Mit einem fiesen Trick.

Die Enteignung der kleinen Leute

Heute würden sie ihm eine Wärmepumpe vorschreiben und Styropor vorn, hinten, oben und unten, und dazu eine Fußbodenheizung. Reden wir nicht vom Leben und von Zahlen. Reden wir auch vom Sterben. Mein Großvater ist in seinem Haus gestorben, ebenso mein Vater. Heute sollen die Alten am besten umgesiedelt werden, in ihren letzten Jahren, vielleicht nicht in Lager, aber in unpersönliche Wohnblocks, raus aus ihrem gewohnten sozialen Leben. Plötzlich ist ihr Häuschen, ihre Wohnung zu groß für sie – das wollen aber aber andere für sie entscheiden. Andere sollen rein.

Sendung am 30. März 2023
Tichys Einblick Talk: Die große Enteignung
Mühsam erworbenes Eigentum der kleinen Leute zählt nicht mehr, jeder Quadratmeter Wohnküche wird ihnen vorgerechnet. Der Wunsch nach Heimat wird von der grünen Wärmewendeideologie zerschlagen; klar: Damit konnten Habeck und Baerbock noch nie was anfangen. Und so werden Menschen und ihr Leben zerstört. Ihre Altersvorsorge, ihr Eigentum, ihr Stolz. Es ist ein Enteignungprojekt für die Wähler der SPD, die Facharbeiter, Angestellten, die Beamten der niedrigeren Dienstränge unterhalb der Ministerialbürokratie.

Das trifft die Wähler der Sozialdemokratie am härtesten. Die Facharbeiter, die mit ihrer Familie ein Reihenhaus erworben haben, erarbeitet, erschuftet, erspart. Sie wollten zusammen mit der Rente davon leben. Riester war ja schon mal nichts, Riester war nur Schröder-Betrug. Humbug, der sie Geld und Spesen gekostet hat. Und jetzt also Habeck und Baerbock, die den schon einmal Gerupften den Rest nehmen.

Kein Wunder, dass die Sozialdemokraten Stimmen verlieren. Die Wähler der Grünen sind wohlhabend, fahren SUVs, leben in grünen Vierteln, sind im öffentlichen Dienst oder sonst wie gut versorgt. Sind entweder grüne Profiteure oder leisten mit ihrer Stimme für die Grünen Abbitte für einen ausschweifenderen Lebenswandel. In den Sphären redet es sich leicht daher. Des Lebens Müh und Plag ist ihnen so fremd wie Ballermann; sie leben besser, sie verdienen mehr, sie sind die vermeintlich Gebildeten, die keinen Hammer mehr anfassen. Wenn kein Brot da ist, lassen sie Croissants kommen, aus Bio-Mehl gebacken. Wo ist das Problem? Wähler der Grünen haben keins. Wähler der SPD umso mehr. Der Lebensmittelabsatz ist um 10 Prozent gefallen, es wird weniger geheizt. Unten wird es kalt, Oben wärmt die Fußbodenheizung.

Vorschlag von Wirtschaftswissenschaftler
Perfide Pläne: Wie ältere Mieter zur Aufgabe ihrer Wohnungen genötigt werden sollen
Und nun wählen sie eben AfD, wenn sie sich trauen, oder gar nicht. Sie wählen auch nicht die Linke, diese Lifestyle-Veranstaltung der Berliner Café-Latte-Fraktion. Sie sind ohne politische Vertretung, denn ihr Leben ist zu schäbig für die glorreichen Genossen, die was Besseres geworden sind auf Steuerzahlerkosten.

Damit verdampft die SPD zusehends. Man muss nicht weinen. Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Vielleicht schafft es Kevin Kühnert noch, sich ein grünes Mandat zu ergattern und sein Leben weiter auf Staatskosten fürstlich zu führen. Aber die SPD, die wird es nicht mehr lange geben. Sie wird zerstört vom grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck und von der feministischen Außenpolitikerin Annalena Baerbock, die das Steuergeld in die Welt verschenkt, das für die Schulen zu Hause fehlt. So viel grün muss man sich leisten können.

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Kommentare ( 237 )

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bfwied
11 Monate her

Man kann nur hoffen, dass die SPD genauso wie die Grünsolzialisten in der Versenkung verschwinden.
Die Grün-Wähler sollen Bessergestellte sein? Einige sicherlich, aber der Rest? Heute „studieren“ ja über 50 % eines Jahrganges, die Mehrzahl davon wählt grün und links. Ich kenne kaum Studenten, die nicht linksgrün sind und Fortschritt mit diktatorischem Gehabe und Sozialismus verwechseln. Sie sind nicht wohlhabend, und nur diejenigen, die echte Studienfächer belegen und abschließen, kommen zu Lohn und Brot, die anderen jobben – und sind linksgrün. Kommt erst KI in großen Schritten, dann fallen unzählige Arbeitsstellen weg, was wählen die dann?!

Peter Silie
11 Monate her
Antworten an  bfwied

Sie werden weiterhin rrg zzgl. CDU und FDP wählen, weil die alle mehr oder weniger gegen Fortschritt und KI im speziellen und gegen richtige Leistung im allgemeinen sind.

Joerg.F
11 Monate her

Lieber Roland Tichy, ich bin nicht immer einer Meinung mit Ihnen, im Gegenteil, nun aber, nach diesem Artikel mache ich mir ernsthafte Sorgen um Sie. Da klingt viel Bitterkeit und Zynismus durch (damit kenne ich mich aus, auch mich zerstört der nach und nach seit ein paar Jahren). Geben sie dem keinen Raum, das würde ihrer Arbeit und der Verantwortung in den alternativen Medien schaden. Halten Sie durch, suchen Sie sich Hilfe und verbringen Sie zukünftig ein paar Stunden mehr mit guten Freunden, das kann helfen. Ich wünsche Ihnen alles Gute, die Zeit fordert uns alle. Bleiben Sie mutig! MfG… Mehr

Markus Machnet
11 Monate her
Antworten an  Joerg.F

Ist es jetzt in ihren Augen „Bitterkeit und Zynismus“ wenn man in wohlgesetzten Worten und blumiger deutscher Sprache knallhart die Dinge anspricht die Stück für Stück dieses Land in den Abgrund führen? Gerade das was Tichy Reitschuster Broder Wallasch Paetow JF und wie sie alle heißen tun ist unabdingbar in einer Demokratie von der wir uns täglich mit großen Schritten verabschieden. Und wenn Zynismus helfen sollte dies aufzuhalten oder gar zu verhindern dann bitte mehr davon. Und Bitterkeit kommt erst wenn die Damen und Herren die hier kämpfen den Kampf verloren geben. Und daß gekämpft wird sehen sie z.B. daran… Mehr

bfwied
11 Monate her
Antworten an  Joerg.F

Gut gemeint, man muss sich selbst retten. Aber es ist ein Spagat zwischen dem unbedingt erforderlichen Kampf gegen die maßlos dumme Despotie und der Selbstrettung. Es wäre leichter, wenn die Leute erkennen würden bzw. könnten, was hier mit ihnen geschieht. So ist man nur eine kleine Gruppe, die von der großen Masse immer nur ins Abseits geschoben wird, und das ist das bekannte deutsche Verhalten. Aber nachher haben es diejenigen „nicht gewusst“ und bejammern anklagend, dass es ihnen niemand gesagt habe. Somit wäre eigentlich die einzige Schlussfolgerung: Rette sich, wer kann. Dem Volk ist nicht zu helfen, weil schon längst… Mehr

Dyl Ulenspegel
11 Monate her

Und ich glaub‘, dass unser Dampfer bald untergeht.

Aber sonst ist heute wieder alles klar

Auf der Andrea Doria …

Udo Lindenberg

Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Sagte Herr Krug und übergab sich.

MichaelR
11 Monate her

Meinungsumfragen sehen die SPD nur noch auf dem Niveau von AfD und Grünen … Das stimmt überhaupt nicht; richtig ist eher, dass die Grünen oftmals gleichauf mit der AfD sind. https://www.wahlrecht.de/umfragen/ Überhaupt ist die Frage in der Überschrift die falsche, denn es geht nicht darum, was die SPD sich noch leisten kann, sondern was die Wähler / Einwohner noch leisten können. Ohne die SPD gäbe es auch keinen Grünen, der in der Regierung herumpfuschen könnte und ohne Grüne und FDP könnte auch die SPD nicht regieren. Nach 16 Jahren Merkel hatte man sogar in der SPD keine Lust mehr den… Mehr

Edwin
11 Monate her

Schön wär’s, wenn die SPD und am besten gleich die Grünen, Linken und die „Waagsch…-Partei“ (Worte meines verstorbenen Vaters) FDP mitverschwinden würde.
Vor der letzten BT Wahl gab es viele, die die SPD bei 10% gesehen haben und dann erreicht sie über 20%. Totgesagte leben halt oftmals länger. Leider!

erwin16
11 Monate her

Auf den Punkt Herr Tichy, Danke!

Rachel
11 Monate her

Nennen Sie diese infantile Dame bitte nicht Feministin.
Einer wirklichen Feministin rollen sich da die Fußnägel hoch.

Jan Frisch
11 Monate her

„Volkspartei“?! Aber Herr Tichy! Herr Scholz hat doch erst kürzlich auf Nachfrage von Herrn Baumann die Existenz eines „historisch und ethnisch zusammengewachsenen deutschen Volk“ geleugnet, und wer das Volk leugnet kann natürlich auch unmöglich Volkspartei sein. Allerdings wird es Zeit, dass die Deutschen anfangen endlich die SPD zu „leugnen“…

Alt-Badener
11 Monate her

Zu Beginn der 70er Jahre, ich war junger Industriemeister im damaligen Buchdruck geworden, wohnhaft mit junger Familie am Bodensee, wagte ich den beruflichen Wechsel als kleiner Abteilungsleiter nach Nordhessen, schöne ländliche Gegend, eine moderne, aufstrebende Druckerei. Und die Aussicht, mir dort mit meiner Familie ein Häuschen leisten zu können, am Bodensee schon damals nicht zu realisieren. Und der Traum vom eigenen Häuschen wurde nach 10 Jahren Wirklichkeit. Drei Kinder wuchsen im Eigenheim heran, die Kinder wurden von der Mutter, „Nur-Hausfrau“, betreut und erzogen und erhielten alle eine akademische Vollausbildung mit Promotion. Pünktlich zum Rentenbeginn 2007, nach 49 Berufsjahren, war das… Mehr

Markus Machnet
11 Monate her
Antworten an  Alt-Badener

Na na Alt-Badener wer wird denn gleich verzweifeln? Ich bin noch einige Jahre jünger aber auch schon in Regel-Rente aber ich sehe das etwas gelassener. Wie soll denn all das funktionieren was sich ungebildete und von logischem Denken Befreite so ausdenken? Für die tollen Wärmepumpen gibt es auf absehbare Zeit weder genügend Geräte noch tapfere Handwerker die die ordentlich einbauen können noch den Strom – den man zeitweise abstellen kann – um den ganzen Schwindel ans Laufen zu bringen. Und nicht zu vergessen das liebe Geld dafür fehlt auch. Und glauben sie im Ernst daß es Investoren gibt die sich… Mehr

Lore
11 Monate her

So lange die SPD sich Scholz noch leisten kann, dürfte es bei allen genannten kein Problem sein.

Index
11 Monate her
Antworten an  Lore

Ich frage mich da vielmehr, wie lange sich die Deutschen den immer maroderen Parteienfilz noch leisten können. Wie schlimm muss es denn noch werden? Mit Leuten wie Merkel und ihrer brav hechelnden Pfiffitruppe fing die schleichende Zersetzung der Demokratie, die Zuchtmeisterei und die Entmündigung der Bürger an, mit Scholz und seinen grünroten Veitstänzern ist die Bundespolitik endgültig zum Alptraum für unseren Staat geworden. Ein einziger Blick auf all diese „Persönlichkeiten“ genügt jeweils, um zu erkennen, mit was für einem wahrlich unterirdischen Personalramsch wir es in Berlin zu tun haben. Ein einziger Blick! Sie machen, was sie wollen. Ungestraft. Diese Leute… Mehr