Rettung des Weltklimas: Wohlstand für Wenige

Alles ist zu billig, alles muss teurer werden! Die Politik hat einen neuen Feind: Niedrige Preise. Und daher wird alles getan, um den Wohlstand zu schrumpfen.

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Zunächst waren es nur Diesel und Benzin, die verteuert werden sollten und auch kräftig besteuert. Mittlerweile werden auch Flüge zusätzlich besteuert. Dank der Energiewende steigt der Strompreis in Deutschland auf Spitzenniveau und ist damit der teuerste in Europa, obwohl doch angeblich Sonne und Wind keine Rechnung schicken. Jeden Tag neue Verteuerungs-Vorschläge für Kleidung, Kunststoffartikel, Autos, Urlaub, Fleisch, Milchprodukte, Alkohol, ganz generell Lebensmittel; alles natürlich ein Beitrag zur Rettung des Weltklimas. Mit der CO2-Abgabe hat die Bundesregierung die wohl massivste Steuererhöhung beschlossen. Sie wird   flächendeckend die Kosten der Produktion erhöhen und damit die Preise, solange die Konsumenten nicht auf billigere Importe ausweichen oder CO2-sparende und kostengünstige Produktionsverfahren entwickelt und eingesetzt werden. Aber das wird dauern – bezahlt wird sofort.

Höhere Preise für Alles

Preiserhöhungen, mit staatlicher Hilfe durchgesetzt, sind das Allheilmittel der Klimapolitik – und in sich logisch: Wer weniger konsumiert, reduziert damit den Ressourcenverbrauch. Der materielle Wohlstand soll sinken, auch wenn weiterhin Löhne und Einkommen auf dem Papier steigen – die Preise im Zusammenspiel mit Steuern sollen aufessen, was mehr verdient wird, die Kaufkraft sinken. Es sagt nur keiner so.

Das ist ein Paradigmenwechsel. „Wirtschaftspolitik dient dem Verbraucher; er allein ist Maßstab und Richter allen wirtschaftlichen Tuns“ formulierte Ludwig Erhard in „Wohlstand für Alle“. Gut, das war 1957, und seine Politik sorgte durch Wettbewerb für günstige Preise und damit realen Wohlstand. Jetzt sollen Wettbewerb, niedrigere Preise und Wohlstand ausgebremst werden.

Energiewende ist Preistreibend
Strompreise auf Rekordhoch: Noch stärkerer Anstieg als befürchtet
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat die Deutschen aufgefordert, einen höheren Anteil ihres Einkommens für Essen auszugeben und teureres, und damit ihrer Meinung nach automatisch besseres Fleisch konsumieren. „Früher hieß es Sonntagsbraten“, sagt sie dazu. Früher kümmerten sich Politiker um Polizei, Sicherheit, Schulausbau – jetzt um höhere Preis und das, was auf den Teller kommt. Konkret wird Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die LINKE), der staatlich kontrollierte Lebensmittelpreise fordert. Während früher sozialistische Regierungen Grundnahrungsmittel besonders günstig machen wollten und so mit ihrer Planwirtschaft in den Wettbewerb mit der Wettbewerbsordnung eintraten (und verloren), so dreht Ramelow jetzt an der sozialistische Teuerungsschraube; nur Zufall, dass er sich mit der CDU-Politikerin bei höheren Preisschildern trifft? Weder für ihn noch für Klöckner spielen Lebensmittelpreise eine spürbare Rolle – Geld für Bio hat man. Vom Steuerzahler. Wie ein später Hohn klingt da Franz Josef Strauß aus dem Off der Geschichte: „Grüne Ideen gedeihen nicht in den Quartieren der Arbeiter. Sie gedeihen in den Luxusvillen der Schickeria.“

Wird also wirklich alles teurer, echt alles? Es gibt Ausnahmen, genau zwei.

Angeblich frauenfeindliche Preise für Tampons sollen sinken; angeblich benachteiligen diese Preise Frauen gegenüber Männern, die nicht menstruieren. Bundesfinanzminister und Frauenversteher hat schon die Mehrwertsteuer für Tampons gesenkt; jetzt soll die Industrie zur Weitergabe dieser Preissenkung gezwungen werden. Ob eine Mehrwertsteuersenkung für Rasierklingen folgt, ist derzeit nicht absehbar, aber wohl eher unwahrscheinlich. Der zweite Bereich sind die Mieten. Die sind natürlich zu hoch. Dabei ist die Debatte über Mieten aus Perspektive der Klimapolitik nicht zu verstehen: Allein seit der Jahrtausendwende hat die Wohnfläche je Kopf der Bevölkerung von 39 Quadratmetern auf fast 47 rasant zugenommen.

Immobilen und ihre Infrastruktur fressen buchstäblich Klima-Ressourcen – wer also aus Klimagründen verteuerten und geringeren Fleischkonsum fordert, wäre besser beraten, die Wohnungen zu verkleinern: 14,6 Prozent des CO2-Ausstoßes stammen aus dem Gebäudesektor. Wenn wir enger zusammenrücken, sinken Mieten und die Belastung durch Beton. Konsequent fordern „Experten” eine „Bauscham“. Aber wollen wir das – oder sollen nur die Anderen zusammenrücken? Es sieht ganz danach aus. Die Mieten bleiben hoch, nur die Wohnungsgröße schrumpft. Berlin jedenfalls marschiert in diese Richtung voran. Nachdem der Mietendeckel sofort funktioniert, indem er keine einzige Wohnung zusätzlich schafft, sondern im Gegenteil Neubau und Renovierung blockiert, folgt jetzt der nächste Schlag: Zunächst sollen Senioren veranlasst werden, nach dem Tod des Ehepartners die dann zu große Wohnung in eine kleinere zu tauschen. Das ist natürlich ein probates Mittel, um Senioren unglücklich zu machen, indem man sie aus ihrem gewohnten Lebensumfeld reisst.

Weil es absehbar nicht funktioniert, kann davon ausgegangen werden, dass demnächst sanfter Zwang ausgeübt wird. Bei den Grünen heißt das beschönigend: „Recht auf Wohnungstausch“. Man könnte die Lenkung der Quadratmeter auch den Mieten überlassen. Aber das wäre zu einfach, zu unbürokratisch.

Wohlstand für Wenige

Nachdem Julia Klöckner schon am Esstisch mit dabei sitzt, die Salamischeiben zählt und die Schnitzelgröße misst, folgt in Berlin jetzt der Einstieg in die amtliche Wohnraumverwaltung: Wo sind die Wohnzimmer zu groß, die Kinderzimmer mittlerweile leer? Der Staat mischt sich in immer weitere Lebensbereiche ein, die man bislang für tabu erachtet hat. Konsumbeschränkung – und Lenkung ist das Stichwort.

Aber was ist „zu teuer“ und was „zu billig“? Welche Nachfrage ist gerechtfertigt? Wo bleiben in der Debatte die vielen Rentner, mit Niedrigsteinkommen; die prekär Beschäftigten, die Mindestlöhner, für die die Frage an der Fleischtheke „Bio ja oder Nein“ beim Blick ins Portemonnaie bereits entschieden ist? Wo bleiben die Pendler auf dem Weg zum Arbeitsplatz? Offensichtlich sind alle aus dem Blick geraten, die wirtschaftlich nicht so gut gestellt sind.

Aber „Sinkender Wohlstand für Alle“ ist kein funktionierendes Rezept. Auch wenn es gerade versucht wird.

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Kommentare ( 70 )

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70 Comments
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Rosenkohl
4 Jahre her

Worauf ich als Leser Ihrer Webseite Tichys Einblick seit Tagen warte ist, daß über die laut Pressemeldungen ausverhandelten Einigung zwischen den Bundesländern zum geplanten „Glücks“-spielstaatsvertrag bericht wird. Kapitalkräftige ausländische Anbieter schöpfen inzwischen einen großen Teil des Online-Geldspiels ab, was formal illegal ist, aber schwer zu ahnden. Dem soll nun im neuen Staatsvertrag durch Lizensierung gegengewirkt werden. Womöglich auch Marktanteile dem staatlichen Lottogeschäft zurückerobert, zugleich angeblich die Spielsucht bekämpft werden, was angesichts von geplanten Limits von 1000 Euro im Monat illusorisch erscheint. Offenbar hat die Politik mit der geplanten Legalisierung des Online-Geldspiels eine zusätzliche Methode zum Abschöpfen des Geldes der Bürger… Mehr

Kri-Kri
4 Jahre her

Klimafragen.org
„Zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs gehört das Who’s who der deutschen Szene der Klimawandelleugner: darunter einige Autoren des rechten Blogs „Tichys Einblick“, die rechtskonservative ehemalige CDU-Abgeordnete Vera Lengsfeld….“

Gerade hier gelesen: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/koalition-der-klimawandelleugner-a-c1a03be4-8921-4898-a4f3-a11a1c814008

Das ist der Ritterschlag für Tichy.

pcn
4 Jahre her

Drangsalierung, Bevormundung, Gesinnungskontrolle, BewegungskontrolleZutaten, aus dem Linkstotalitsrismus gemacht wird. Die Diktatur der Weltretter in grauslichem schwarz-Rot-Grünen Gewande ist unterwegs, unterwegs bis in die häuslichen Vierwände. Der Blockwsrt feiert Schritt für Schritt fröhliche Urständ. Die ehemaligen DDR-Bürger wissen wovon ich rede. Sie fragen sich, ob 1989 lediglich für die Katz‘ war, bzw. für eine gewissenlose Kanzlerin. Honeckers sozialistisches Imperium soll nun in West und Ost wieder auferstehen. Und ein paar Hochbetagte erinnern sich noch wie es damals war, als Adolf Jitler sein tausendjähriged Reich auf Leichen errichten wollte, die der vom Diktator angezettelte Krieg hinterließ. So weit sind wir also schon.;… Mehr

Bea McL
4 Jahre her

Gleiche Lebensverhältnisse in Deutschland, dann in der EU und dann weltweit hat eben einen Preis. Da nicht alle reich werden können, müssen eben die vermeintlich Reichen arm gemacht werden. Passt!

Auswanderer
4 Jahre her
Antworten an  Bea McL

Das ist aber der real existierende Sozialismus! Zuerst will man alle Nach Hollywood schicken und da das nicht klappt, alle nach Kalkutta! Farm der Tiere live!

Maja Schneider
4 Jahre her

„Den sinkenden Wohlstand für alle“ werden die Normalmenschen – und Verdiener schon sehr bald zu spüren bekommen, die Anfänge sind jetzt schon spürbar, und die meisten Menschen hier nehmen das alles klaglos und Schulter zuckend hin. Die Frage, wie ein Familienvater mit 1500 Euro oder gar noch weniger oder ein Rentner mit 800 Euro überhaupt irgendwie über die Runden kommen soll, stellt sich unseren links-grün Ideologen in der Politik überhaupt nicht, ganz abgesehen von den desaströsen Folgen der sonstigen Politik seit 2011/15 .

GerdM
4 Jahre her

Herr Tichy bitte kommentieren sie das, oder vielleicht noch besser Herr Kraus:
„Rechtschreibung gehört nicht zu den gravierenden Problemen der Bildungspolitik“ (Kretschmann in der WELT)
Danke

Peter Silie
4 Jahre her

Wer Lebensmittel teurer macht, reduziert die Fettleibigkeit. Das läßt die Menschen älter werden, verschärft das Rentenproblem weiter und läßt die Menschen über ihre Lebenszeit insgesamt mehr konsumieren. Und zwar von allem. Der Schuss geht also nach hinten los.

CIVIS
4 Jahre her

Momentan ist man sich in Davos ja ziemlich uneinig, ob es sich bei den Zuneigungsbekundungen für Greta und den NGOs seitens der Politik- und Wirtschaftbosse um die Regel handelt: „keep your friends close, and your enemies closer!“

Aber egal, wer da wen umarmt oder hinters Licht führt; …fest steht, dass die bisher im Sonnenlicht gestanden auch nach der „Vergrünung der Welt“ weiterhin dort stehen werden und dass das „normale Volk“ dafür die Mehrkosten wird tragen müssen; …durch höhere Energiepreise, durch steigende Versicherungskosten, durch steigende Mieten, durch steigende Arbeitslosigkeit etc.

Also richtig: mehr Wohlstand für wenige; Mehrkosten aber für alle !

Nibelung
4 Jahre her

Den Wohlstand für wenige müßte man nähers definieren, muß man aber nicht, denn die Informierten wissen schon lange Bescheid und Wohlstand für die Massen wird es niemals geben, das ist eine Illusion seit der Revolution von 1789 und die Sozis dieser Welt haben sich dieses Themas als Berechtigungsschein für eigene Umtriebe bemächtigt um den Dummen vorzugauckeln es gäbe eine Gerechtigkeit im naturgesetzlichen Maßstab und das ist genauso falsch, wie die Annahme, man könne den Tod verhindern, denn der ist eine Stoffwechselanomalie und führt zwangsläufig ins Jenseits, falls es so etwas überhaupt gibt.

F.Peter
4 Jahre her

Nee, die wollen nicht den Wohlstand der breiten Masse schrumpfen, sondern lediglich abschöpfen. Das passiert mit der verlogenen Klimapolitik – siehe EEG-Umlage, CO2-Steuer usw. – und mit der Migrationspolitik. Wer zahlt denn letztlich dafür, dass durch diese Politik der Staat immer mehr Geld ausgibt – das bei Wenigen dann landet – und dafür immer handlungsunfähiger wird. Außer uns Steuerzahler habe ich noch keinen anderen ausmachen können!