Wie der Staat eine parastaatliche Organisation einspannt und mit 8,5 Millionen feudalisiert

Milliarden für „Ortskräfte“, offenbar ohne jegliche Kontrolle. Beim Afghanistan-Aufnahmeprogramm verschwimmen Staat und NGOs. Ein Bericht des Bundesrechnungshofs legt nun die groteske Verschwendung offen.

picture alliance / epd-bild | Rolf Zoellner (Zöllner)

Die fragwürdigen, in weiten Teilen skandalösen Umstände um das Bundesaufnahmeprogramm für Afghanistan (BAP) sind bis heute nicht restlos aufgeklärt. Es ist zu befürchten, dass dieses Programm auch zukünftig nicht kritisch ausgeleuchtet werden wird. Das betrifft die Tricksereien der vormaligen Außenministerin Baerbock (Grüne), die Auswahl der angeblich gefährdeten „Ortskräfte“, das Ob bzw. die Frage des Zeitpunkts der Rückführung der Eingeflogenen und die Gesamtkosten. Vor allem auch betrifft es die reale Zahl der nach Deutschland Eingeflogenen (35.000 oder 45.000?) und die NGOs, die hier an Stelle und im Auftrag des Staates mitgemischt haben: vor Ort in Islamabad und in Berlin als Koordinator. Schließlich ist beides ein skandalöses Beispiel, wie der Staat hier parastaatliche Organisationen einspannt und alimentiert.

Bis zum heutigen Tag ist nicht bekannt, welche NGO (oder waren es mehrere?) das Aufnahmeprogramm im Auftrag des Bundes (konkret von SPD-Innenministerin Faeser und Außenministerin Baerbock) vor Ort, also in Pakistan, koordinierten. Die AfD wollte es qua Anfrage wissen, wurde aber „aus Gründen des Staatswohls und zu schützender Grundrechte Dritter“ abgeschmettert. Mit einem Antrag im Organstreitverfahren begehrte schließlich ein AfD-Abgeordneter beim Bundesverfassungsgericht die Feststellung, dass er dadurch in seinen Rechten aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 Grundgesetz verletzt worden sei. „Karlsruhe“ aber schmetterte den Antrag am 28. April 2025 ab: Der Antrag sei unzulässig. Der Antragsteller habe nicht substantiiert, also hinreichend dargelegt, dass er durch die eingeschränkte Antwort der Bundesregierung in seinen Abgeordnetenrechten verletzt sein könnte.

Wie die in Berlin ansässige NGO-Koordinierungsstelle zur Abwicklung des BAP verschwenderisch arbeitete, das hat TE bereits am 9. September 2025 näher beleuchtet. Nun sind mit Zeitverzögerung durch einen 38-Seiten-Bericht des Bundesrechnungshofes weitere Skandale innerhalb dieser Koordinierungs-NGO bekannt geworden. Dort heißt es unter anderem: „Weder das BMI noch das BAMF haben bislang den Erfolg der Förderung kontrolliert.“ (BMI = Bundesministerium des Innern; BAMF = Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, dem BMI unterstellt)

Dabei geht es nicht nur um den Erfolg – was immer Erfolgskriterien sein mögen. Es geht um Geldverschwendung: um 8,4 Millionen Euro, die das BAMF in die Berliner NGO-Koordinierungsstelle hineinpumpte. WELT, SPIEGEL, FOCUS und andere Medien haben Beispiele von Geldverschwendung aufgegriffen:

  • ein überbezahlter Geschäftsführer
  • bis zu 29 Beschäftigte
  • drei Küchen gekauft
  • drei Autos geleast
  • eine Kaffeemaschine mit »Milchschaumtopping« für 200 Euro pro Monat
  • ein »dynamischer Budgetverfügungsrahmen« von 20.000 Euro
  • 3.000 Euro für einen Stromgenerator
  • 1.500 Euro für eine »unterbrechungsfreie Stromversorgung
  • 120.000 Euro für den Internetauftritt
  • 68.000 Euro Reisekosten für die ersten drei Monate 2022 mit damals erst fünf Mitarbeitern
  • 47.000 Euro für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit
  • 24.000 Euro für »Verbrauchsmaterial
  • 1.384,54 Euro, mit denen ein Loch in einer Bürowand geflickt wurde …

Fand eine Kontrolle durch das BMI oder das BAMF statt? Nein! Passiert ist nichts.

Interessant freilich bleibt die Frage: Wer steckt hinter der NGO, die sich hier moralisch adeln wollte und finanziell gesundstieß? Der Bundesrechnungshof geht davon aus, dass es das „Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte“ war. Mit von der Partie dürften – ideell zumindest – weitere NGOs sein, die sich immer wieder
öffentlich für das von der Merz-Regierung mittlerweile gestoppte BAP starkmachten und entsprechende Resolutionen in die Welt setzten: Amnesty International Deutschland, AWO Bundesverband e.V., Deutscher Anwaltverein (DAV), Kabul Luftbrücke, Luftbrücke Afghanistan, LSVD⁺ – Verband Queere Vielfalt e. V., Patenschaftsnetzwerk Ortskräfte e.V., Reporter ohne Grenzen (RSF), TERRE DES FEMMES e.V., Terre des Hommes, Verband afghanischer Organisationen in Deutschland e.V. und viele andere mehr.

Zurück noch einmal zu den 8,5 Millionen: Es handelt sich hier nur um die Kosten der Koordinierungsstelle. Was die Flüge für 35.000 (oder mehr) Afghanen und deren Unterbringung in Deutschland kosteten bzw. kosten, soll niemand so recht wissen dürfen. Bislang sollen es offiziell 70 Millionen gewesen sein, zukünftig nur noch 9 Millionen Euro. Das dürften vermutlich nur die Flugkosten sein. Was die Unterbringung von 35.000 afghanischen „Ortkräften“ inkl. Familienangehörigen in Deutschland betrifft, sollte man eher von einer halben Milliarde pro Jahr ausgehen.

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Kommentare ( 58 )

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Mr.Bolp
9 Tage her

Das läuft ja wieder wie geschmiert in der Hegemonie der Grünen und Linken (einschließlich grüner CDU und politischem Bundesverfassungsgericht). Die Jungs und Mädels haben verstanden wie man sich einen Staat und seine Steuermilliarden zur Beute macht.

Mike76
9 Tage her

Beim erstmaligen Lesen der Überschrift vernahmen meine Augen unbewusst den Begriff der ‚parasitären Organisation‘, was wohl gleichermaßen zutrifft.

Last edited 9 Tage her by Mike76
StefanH
9 Tage her

Alter Schwede, zerpflücken wir das mal: ein überbezahlter Geschäftsführer – OK, kommt vor bis zu 29 Beschäftigte – wofür??? drei Küchen gekauft – drei Küchen für 29 Beschäftigte + Geschäftsführer? Habt ihr noch alle Latten am Zaun? drei Autos geleast – 3 Autos für 29 Beschäftigte + Geschäftsführer. Aha. Fährt der Rest mit Lastenfahrrad? eine Kaffeemaschine mit »Milchschaumtopping« für 200 Euro pro Monat – offensichtlich haben hier unterbeschäftigte Frauen geplant. Eine gute Kaffeemaschine kostet 100 Euro, Milch kann man selber schäumen. ein »dynamischer Budgetverfügungsrahmen« von 20.000 Euro – pro Monat? Wofür? Ausführen bitte! 3.000 Euro für einen Stromgenerator – Strom… Mehr

Siggi
10 Tage her

Leider bekommt das nur der TE Leser mit. Wenn die Dinge, die hier offen angesprochen werden, jeder wüsste, sähe es anders aus.

Deshalb sollte ein jeder, sofern er woanders auch kommentiert, immer auf TE hinweisen, wie ich es seit Jahren mache.

prague
10 Tage her

Wie schon gesagt wurde, das Geld muss aus D. weg, egal wohin, haupsache die Deutschen haben es nicht. Es wird Geld überwiessen, überall zu Verschieden NGOs und anderen Organisation und man frägt nicht nach, wofür das Geld ist, haupsache weg. Wer darf so was?

Phil
10 Tage her

Der Bundesrechnungshof ist in Deutschland momentan noch die einzige unabhängige Behörde, welche ein realistisches Bild des Niederganges des deutschen Staates widergibt. Der Bundesrechnungshof ist weder der Regierung unterstellt, noch kann ihm die Legislative Weisungen erteilen. Die Arbeiten des Bundesrechnungshofes sind den Politikern ein Dorn im Auge, da sie das einzige sind, was nicht gefälscht werden kann. Der Bundesrechnungshof ist somit die einzig wirkliche vierte Gewalt, die in diesem Land noch existiert. Bei der Energiewende stellt der Bundesrechnungshof lediglich fest, dass man nicht auf Kurs ist, ebenso wie das Deutschland ab 2023 zum Nettoimporteur von Strom geworden ist, Wind und PV… Mehr

Siggi
10 Tage her
Antworten an  Phil

Das mag ja alles sein, aber leider ist der Tiger eine zahnlose Kuschelkatze, die gerne im Warmen liegt und schnurrt. Gut versorgt, hofft man auf nicht zu viel Ärger.

Sonny
10 Tage her

Wie viele Beweise brauchen die Menschen in Deutschland eigentlich noch, bevor sie dieses Polit-Kartell nachhaltig zum Teufel jagen?
Wie viele?

verblichene Rose
10 Tage her
Antworten an  Sonny

Das ist das eigentliche Problem. Bei über 5Millionen „regulär“ beim Staat Beschäftigten, zuzüglich sämtlicher Mitarbeiter der NGO’s wird es zwangsläufig passieren, daß Sie jeden Tag Leuten begegnen, die mit dieser Abzocke zu tun haben. Nicht falsch verstehen, der Mitarbeiter bei z.B. der Müllabfuhr, oder der Strassenmeisterei ist damit nicht gemeint. Fazit: es wurde eine Fata Morgana errichtet, die genauso wie die echte Luftspiegelung keinen Mehrwert erzeugt und ausschliesslich dem Selbstzweck dient. Das überfordert jedes System, wenn es denn in Deutschland jemals ein systematisches Miteinander gab. Systematisch scheint dabei lediglich noch das Altparteien-Politkartell zu sein. Und auch dort ist selbstredend mittlerweile… Mehr

Phil
10 Tage her
Antworten an  verblichene Rose

Dabei sind die 25’000 Angestellten beim ÖRR, sowie die ca. 536’000 Angestellten bei NGO’s, noch einmal eine Nummer für sich….. Die Trennung zwischen Kirche und Staat war ein wichtiges Ereignis in der Geschichte Europas, jetzt wäre eine klare Trennung zwischen Privat und Staat angebracht. Ich kann ja nicht zu einem Gebilde „Nichtregierungsorganisation“ sagen, welches zu einem grossen Teil aus Steuergeld finanziert wird und die Wünsche politischer Lager propagandistisch aufbereitet. Meist sind diese Organisationen auch nicht natürlich gewachsen, sie sind die Interessenvertretung von Schweinereichen Menschen im Hintergrund, deren Lebensrealität sich doch sehr von jener der 99.9% der Menschen unterscheidet, die sie… Mehr

Chrisamar
9 Tage her
Antworten an  verblichene Rose

Sie haben zutreffend erwähnt, dass inzwischen der ÖD der größte Arbeitgeber in Deutschland zu werden droht oder bereits ist. Müllabfuhr sollte vollständig und überall privatisiert werden. Unternehmn wir z.B. Alba Süd oder Karl Meyer sind bereits seit Jahrzenten tätig. Straßenmeisterei sollte ebenfalls 100% privatisiert werden. ÖRR braucht kein Mensch ( mehr ). Ausnahme: Die dort installierten, politisch ideologisierten Fachkräfte / Funktionäre. Der DB Konzern erfüllt seine Aufgaben bereits seit Jahrzehnten nicht mehr. Doppelte Strukturen aus privaten Anbietern und aus ausländischen Anbietern, machen den DB Konzern überflüssig. Es besteht kein echter Bedarf durch Fahrgäste mehr. Doppelte und Dreifache Strukturen ebenfalls bei… Mehr

K.Behrens
10 Tage her
Antworten an  Sonny

Wenn sie verstanden haben, dass mehr als 35.000 Afghanen durch gefüttert werden müssen, auch das Heer an Vereinen- wie oben genannt -sammelt nicht unbedingt Rentenpunkte.

Apfelmann
10 Tage her
Antworten an  Sonny

Das geht nicht zum Teufel zu jagen. Immer das gleiche. Egal welche Partei gewählt wird. Immer das gleiche.

Dirk44
10 Tage her

In Deutschland/Europa kommt alles etwas später als in den USA. Mögen die Bürger hier möglichst schnell alle Politiker abwählen, die versuchen mit den NGOs die Demokratie zu umgehen.

humerd
10 Tage her

ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Dieses Bild zeigt die Realität: NGOs sind weiblich … mehr muss man zu NGOs und deren Völlerei / Verprassen von Steuergeldern nicht wissen.

Mr.Bolp
9 Tage her
Antworten an  humerd

Das stimmt, aber die Chefs sind männlich: Herr Grotian, Herr Hankel, Herr Nekzai, Herr Kurczyk. So steht’s im Impressum von Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte. Ich wäre dafür, dass TE diese Herren einmal interviewt und sich die Räumlichkeiten anschaut. Man muss diesen NGOs vielleicht mal mehr auf die Pelle rücken.

Lotus
10 Tage her

„Es ist zu befürchten, dass dieses Programm auch zukünftig nicht kritisch ausgeleuchtet werden wird.“

So ist es. Die Union hat den Widerstand gegen die in keinster Weise demokratisch legitimierten NGOs in einem weiteren Kniefall vor der Linksfront komplett eingestellt. Das BAP ist nur eines von zahllosen Beispielen dafür, wie die Linksgrünen dieses einst funktionierende Land dominieren. Sie machen, was sie wollen. Weil sie es können. Kontrolle, Regeln oder Gesetze? Ach was, erlaubt ist, was gefällt. Die große Mehrzahl der Kartoffeln lässt es geschehen.