Letzte-Generation-Aktivist will nicht in Männerknast

Ein militanter Aktivist legt den Berliner Flughafen lahm. Dafür soll er ins Gefängnis. Weil er sich aber gar nicht als Mann sieht, will er ins Frauengefängnis. Eine moderne deutsche Posse.

Screenprint: Instagram
Stilistisch ist es definitiv suboptimal, einen Text mit einer Definition zu beginnen. Immanuel Kant hat das gemacht, und der hätte – bei allem Genie – sicher nie einen Literatur- oder auch nur einen Journalistenpreis gewonnen.

Im vorliegenden Fall ist es aber nötig, vorab die Begriffe zu klären. Denn es geht um Penelope Frank. Das ist ein Mann, der sich – wie es heute heißt – als Frau identifiziert. Schreiben wir also „sie“?

Da fangen die Probleme an.

Denn amtlich ist Frank unverändert ein Mann. Das heißt, unabhängig von Franks subjektivem Gefühl, dem gewählten Vornamen (Penelope) und der Kleidung betrachtet unser in Genderfragen ja nun wirklich äußerst flexibler Staat den biologischen Mann als – nun ja, eben als Mann.

Also „er“. Das hätten wir geklärt.

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Herr Frank ist 32. Seinen Lebensunterhalt verdiente er bisher nach eigenen Angaben mit dem Verkauf sexueller Dienstleistungen: „Escortservice, Nackt-Auftritte in Filmen, Sex-Treffen, Verkauf gebrauchter Dildos und gebrauchter Frauenunterwäsche sowie erotische Livestreams“.

Seine Leidenschaft liegt aber offenbar woanders: Frank ist Mitglied von gleich zwei berüchtigten Gruppierungen: „Fridays for Future“ und „Letzte Generation“. Er nennt sich selbst „Vollzeitaktivist“.

Das ist aufwändig, für den ursprünglichen Broterwerb (siehe oben) war vor allem in der heißen Protestphase der vergangenen Monate kaum noch Zeit. Für seinen Berufswunsch als hauptamtlicher Klima-Kleber bittet Frank deshalb im Internet um Spenden, nur vom Bürgergeld lebt es sich wohl nicht ganz standesgemäß.

Das Geld ist im Moment aber nicht Franks drängendstes Problem.

Ende November schnitt er zusammen mit ein paar Komplizen mehrere Sicherheitszäune am Berliner Flughafen BER durch. Die Aktivisten liefen aufs Rollfeld und klebten sich da fest. Eben noch herrschte Vollbetrieb, plötzlich ging nichts mehr. Etwa 4.000 Menschen verpassten ihre Flieger, zahlreiche Flüge mussten umgeleitet werden.

Der Schaden für die betroffenen Fluggesellschaften beträgt schätzungsweise mehrere Millionen Euro. Die Lufthansa hat die Klima-Kleber verklagt – auch Herrn Frank. Weil der aktivistische Gebrauchtdildoverkäufer nun aber gar keine eigene Wohnung hat, sah die Staatsanwaltschaft Fluchtgefahr und erließ Haftbefehl.

Frank soll also ins Gefängnis. Und weil er amtlich immer noch und unverändert ein Mann ist, soll er in den Männerknast. Da herrscht – Achtung, Kalauer – bekanntlich ein eher raues Klima. Frank will da auf keinen Fall hin. Für ihn als Transfrau, lässt er wissen, sei ein Männergefängnis unzumutbar: „mitten in der erhöhten Transfeindlichkeit in einer JVA für Männer“.

Auch für seinen Kampf gegen die Inhaftierung sammelt Frank jetzt Geld im Internet – und noch für andere Kleinigkeiten, zum Beispiel für Schulden bei der Krankenkasse und eine Bart-Entfernung. Angeblich sind bisher 8.000 Euro zusammengekommen.

Berlin hat bekanntlich ein Herz für alle Mühseligen und Beladenen – also, nicht für die normal Werktätigen und die Netto-Steuerzahler, aber für alle anderen. Und so macht auch die Justizverwaltung der Hauptstadt Herrn Frank Hoffnung:

Bei der Auswahl des Gefängnisses sei „nicht ausschließlich der Personenstandseintrag“ ausschlaggebend. Ebenfalls schaue man „bei trans*, inter oder Personen mit dem Personenstand ‚divers‘ auf Sicherheit und Ordnung der Justizvollzugsanstalten“. Oder anders: In Berlin kann auch ein amtlich eingetragener Mann in ein Frauengefängnis kommen.

Es ist eben alles nur eine Definitionsfrage.

— Berliner Zeitung (@berlinerzeitung) August 9, 2023

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