Kirche und Corona: Der Heiligenschein der Scheinheiligen 

Eine Kirchenvertreterin rühmt das Verhalten der Kirche während des Lockdown in perfider Weise: Sie preist Initiativen, die sich den Vorgaben entzogen, als Beweis, dass die Kirche doch „bei den Menschen gewesen“ sei – und verurteilt zugleich die Kritiker dieser Vorgaben.

IMAGO / Pressedienst Nord
Hinweise am Eingang einer Kirche in Langwedel im April 2020

Wer die Meldung oberflächlich liest, vermutet ein Schuldbekenntnis dahinter. Endlich geben die Kirchen zu, mit ihrer Anbetung staatlicher Anordnungen und dem Segen für Lockdowns drei Jahre lang falsch gehandelt zu haben. So sieht es auf den ersten Blick aus, wenn man diese Nachricht im christlichen Magazin Idea liest: „Corona: Kirche verhielt sich „gnadenlos“ gegenüber Ungeimpften“.

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Doch mit dem zweiten sieht man bekanntlich besser. Die Überschrift trügt. Was diese Religionsbeamtin tut, ist soetwas von perfide, dass es einem den Atem nimmt. Zudem ist sie ja auch noch Mitglied des Ethikrates, einem Akklamationsorgan, das zum Beispiel in Bayern sofort durch Söder von Kritikern bereinigt wurde und auf Bundesebene Männchen (oder besser: Frauchen) machte, wenn eben jener Söder oder der noch schlimmere Spahn das Lockdown-Stöckchen hinhielten.

Ich will hier keine Namen nennen. Den Tätern tue ich die Ehre nicht an. Und die Opfer sind noch immer in juristischen Auseinandersetzungen, um ihre Ehre, ihren Beruf, ihre Existenz und ihre Familien zu retten. Darunter viele Pfarrer.

Denn das ist doch der Skandal dieser Meldung – ganz abgesehen von dieser Heuchelei eines halben Schuldeingeständnisses, das sofort nachdoppelt: es habe ja so viele fundamentalistisch-christliche Verschwörungstheorien gegeben. Nein, meine liebe Dame: die sind allesamt, aber wirklich allesamt wahr geworden.

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Wie mir vor ein paar Tagen ein junger Mann im ICE sagte, als ich zu einer Veranstaltung in meiner Heimat fuhr, bei der (ohne große Werbung!) die 800 Stadthallen-Plätze so schnell besetzt waren, dass Hunderte wieder gehen mussten: „Herr Hahne, erfinden Sie bitte wieder neue Verschwörungstheorien. Die alten sind ja alle eingetroffen.“ Ohne diese tapferen Widerständler (vor allem unter den Christen Mitteldeutschlands) hätte es niemals die Entlavung dieses Irrsinns gegeben.

Die Medien haben völlig versagt. Doch Ausnahmen wie Tichys Einblick und andere Wahrheits-Portale haben mehr bewirkt, als sie selbst wahrscheinlich wissen. Nie im Leben bin ich so oft angesprochen worden: Danke, dass Sie uns Informationen und eine Stimme geben. Das ist weit mehr „Seelsorge“ als all die hoch bezahlten Oberklerikalen, die von Kirchensteuern satt gefüttert werden.

Der Hammer in der Meldung ist doch dieser verlogene Schachzug, der alles Bisherige, was zu hören war, in den Schatten stellt: Die Interviewte wies den Vorwurf zurück, die Kirchen seien während der Pandemie nicht bei den Menschen gewesen. Zahlreiche Geistliche seien doch sehr kreativ gewesen. Sie hätten viel Zeit an Seelsorge-Telefonen verbracht und seien „durch die Keller in die Altenheime geschlichen“, um Sterbende zu begleiten.

Halten Sie inne, liebe Leser! Ist Ihnen bewußt, was diese Dame da sagt?! Die Kirche sei doch im Untergrund aktiv gewesen. Also ähnlich wie früher in Rumänien oder Rußland oder heute in China und Nordkorea. Eine Corona-Untergrundkirche mit illegalen Zutritten zu Altenheimen muss jetzt herhalten für das Totalversagen des satt finanzierten Klerus.

Waren es nicht die linksliberalen Kollegen Stefan Aust (Welt) und Heribert Prantl (Süddeutsche) die mir zustimmten: „Als die Kirche am nötigsten gebraucht wurde, hat sie uns im Stich gelassen.“ Die Kritik an den regimetreuen Klerikalen begann bereits in der ersten Stunde dieser lächerlichen Lockdowns, die von echten Experten für völlig falsch  gehalten wurden.

Was so pervers ist: Weiß die Dame denn nicht, was ihre Kirche ganz offiziell mit solchen „Untergrund-Pfarrern“ gemacht hat?! Denunziation, Mobbing, Ausgrenzen, Stigmatisieren, Predigtverbot — ja sogar Berufsverbot. Einer der führenden lutherischen Pfarrer Deutschlands wurde eines bundesweiten Ehrenamtes enthoben, weil er eine Andacht(!) „am falschen Ort“ gehalten hat.

Für viele war die Wahrnehmung ihres Seelsorge- und Verkündigungsauftrags ein Spießrutenlaufen. Jene genannte Veranstaltung in meiner Heimat war mein Dank an einen Laienprediger, der auf seinem Bauernhof heimlich Gottesdienste hielt. Heimlich! Oder der Sohn Johannes von Pastor Uwe Holmer, bei dem Honeckers nach dem Zusammenbruch der DDR unterkamen: Untergrund-Gottesdeienste in einer Garage.

DAS ist die Wahrheit, nicht das Geschwurbel dieser Dame, die ohne rot zu werden Fakenews verbreitet. Sie kommt, als alles zu spät ist, daher und preist genau diese Initiativen, bei denen es für die Initiatoren um Kopf und Kragen ging, als Beweis, dass die Kirche doch „bei den Menschen gewesen ist.“ Schämt sie sich nicht mit dieser perfiden Argumentation von hinten durch die Brust ins Auge?!

Ganz anders der auch zitierte katholische Theologe: Es habe ihn irritiert, mit welcher Selbstverständlichkeit man die Gottesdienste der Kar- und Ostertage abgesetzt hätte: „Ich spürte seitens der Bischöfe keinen ernsthaften Schmerz.“

Ich trat bis hinein in die ARD-Tagesschau und das Mittagsmagazin dafür ein, die Kirchen an Ostern zu öffnen. Die Reaktionen aus dem Kreis dieser ach so schuldbewußten Beamtin aus Norddeutschland war so erschütternd, dass davon noch zu reden sein wird. Was für eine abgrundtiefe Verlogenheit.

Parteien, Kirche, Wirtschaft und Staat hätten längst die Gelegenheit gehabt, ein echtes Schuldbekenntnis abzulegen, um Verzeihung zu bitten und in einem zentralen Gottesdienst sich mit den geschassten Pfarrern und den Angehörigen der Opfer zu versöhnen. Die „Untergrund-Pfarrer“ zu rehabilitieren und die „Widerstands-Christen“ zu bejubeln.

Stattdessen Selbstrechtfertigung nach dem von Jesus Christus bekämpften Motto: Wie gut, dass ich nicht solch ein Sünder bin wie die anderen.

Diese höllische Heuchelei schreit zum Himmel. Die Scheinheiligkeit ist der Heiligenschein vieler Religionsbeamter. Und der Witz: Sie kommen damit durch, weil die weit verbreitete Volksdemenz alles vergißt. Davon leben gegenwärtig die Politiker von CDU und CSU und der katholische und evangelische Klerus. Alles vergessen. Aber nicht vergeben! Die Gerechtigkeit wird auch diese Täter, die in der obigen Meldung zu recht „gnadenlos“ genannt werden, einholen. Wetten, dass….

Und ganz nebenbei: innerhalb weniger Stunden kam am selben Donnerstag die Nachricht vom Selbstmord des „sanften Biologen“ Clemens Arvay mit erst 42 Jahren. Wo war denn da die Kirche, als man ihn (der ja in allem recht behielt!) fertig machte und als Covidioten, als Schwurbler und Verschwörungstheoretiker geißelte? Ja, wo denn?

Und dann die Entlassung der europaweit anerkannten Professorin Ulrike Guerot — unter dem Vorwand eines lächerlichen Plagiats. Man muss eben richtig kriminell sein (falsche Eidesleistung bei der Promotion), um von der CDU als Belohnung einen attraktiven Botschafterposten zu bekommen oder von der SPD ein Regierungsamt.Man glaubt das alles nicht mehr und wähnt sich im falschen Film. Jetzt heißt es: wider das Vergessen kämpfen!


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Kommentare ( 56 )

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Andreas Meier
1 Jahr her

Wir meinten, daß die Kirche auf der Religionsfreiheit steht. Das ist leider ein Irrtum. Im Herzen glauben darf ich auch in Teheran oder Beijing. Aber: Nach Röm.10.10 gehört das Bekenntnis dazu. Und nach Heb10.25 sind wir angewiesen, uns regelmäßig zu versammeln. Eine nicht-körperliche Versammlung ist keine Versammlung. Denn beim Versammeln „schwätzt“ man auch miteinander, kritisiert, tauscht Meinungen aus. Das wird vor dem Predigt-TV nicht geschehen. Der Kernpunkt des Glaubens ist also die Versammlungsfreiheit. Diese ist lt. GG nur im öffentlichen Raum einschränkbar. Auf privatem Boden sieht das GG keine Einschränkung vor, nicht im Gebäude, nicht im Freien. Nun ist der… Mehr

GermanBloke
1 Jahr her

Großartig, wie Herr Hahne diese existenzielle Krise der Kirchen in Deutschland entlarvt und auch uns Christen klar macht, vor welchem Scherbenhaufen wir stehen. Um aus diesen Trümmern Neues zu erbauen, müssen wir Abschied nehmen von den getünchten Gräbern, als die sich unsere Staatskirche sich offenbart hat und unser Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Wie dieser Weg aus der Krise aussehen kann, kann man sich bei dem anstehenden Vortrag des von uns sehr geschätzten Herr Hahne am 19.03. im Tivoli Görlitz anhören. Diese Gemeinde hat unter Pastor Böhler dem Sturm während Corona, dank Gottes Wort getrotzt und bietet heute einen… Mehr

Astronom
1 Jahr her

Nicht überall wurde dieser Irrsinn von der Kirche mitgetragen. Zum Beispiel waren in Litauen bei den protestantischen Gemeinden alle Gottesdienstbesucher herzlich willkommen, mit oder ohne Maske. Ich selbst habe dort 2022 zwei Gottesdienste miterlebt, einen in einer kath. Kirche und einen weiteren in einer protestantischen Gemeinde. In beiden Kirchen saßen die Gottesdienstbesucher eng zusammen oder alleine, mit Maske oder ohne. Und beim Gemeindefrühstück saßen alle zusammen, ohne politischen Maulkorb. Mich würde interessieren, wie die deutsche Kirche darauf reagiert hat, es gibt bei den Protestanten in Litauen eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Landeskirchen und einzelnen Gemeinden aus Deutschland.

Joerg.F
1 Jahr her

Die angebliche Pandemie hat alle Schwachstellen dieser Kirche zeitgleich aufgedeckt. Diese Kirche weiß nicht mehr wozu sie da ist. Dabei läßt die Bibel keinen Zweifel daran worum es geht. Im 1. Brief des Paulus an die Korinther wird gesagt: „Niemand suche das Seine, sondern was dem andern dient.“ Gemeinde ist eben nicht der Ort wo ich was „mitnehme“ oder „meine Bedürfnisse befriedigt werden“. Es geht um den Anderen, ihn zu sehen und in Ihm unserem geliebten Herren und Heiland zu begegnen, weil Jesus in uns und unseren Herzen Einzug gehalten hat. Wenn man das verinnerlicht hat wird deutlich wie geradezu… Mehr

Diogenes
1 Jahr her

Das Konkordat mit dem Vatikan von 1933 ist der einzige außenpolitische Vertrag aus der Zeit des Nationalsozialismus, der heute noch Gültigkeit besitzt. Daraus resultiert die nach wie vor sklavische Unterwerfung der Staatskirchen unter das jeweils in Deutschland herrschende Regime. Damit sichern sich die Kirchenfürsten aus Rom und die Führung der offiziösen Protestanten ihre materielle Sicherheit und ein fragwürdiges Recht auf geistigen, ideologischen Einfluß auf das „niedere, dumm gehaltene Volk“; er muß nur konform sein mit der gerade aktuellen Ideologie der Staatsoberen. Daran hat sich garnichts geändert nach 1945 und wurde nur aufrecht erhalten, um Macht und Geld für alle Zeiten… Mehr

Astrid
1 Jahr her

Aus meiner Sicht blieb und bleibt den Kirchen gar nichts anderes übrig, als sich zur Staatskirche umzuformen. Zunächst einmal ist die Haupteinnahmequelle die Migration, die hat in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass die Kasse klingelt. Kirchenaustritte interessieren diese Staatskirche nicht mehr, weil das Geld was fehlt durch die Steuereinnahmen des Staates ausgeglichen werden. Warum sind sie diesen Weg gegangen? Weil sie durch die Missbrauchsskandale und der Pädophilie so viel Dreck am Stecken haben, dass eben nur dieser Staat sie davor schützen konnte die Aufarbeitung, Opferentschädigung usw. konsequent zu bearbeiten. Der Staat übt keinen Druck hinsichtlich der massenhaften Missbräuche aus… Mehr

Edwin
1 Jahr her

Ja, das kann ich der Amtskirche nicht verzeihen, dass sie ältere Menschen in Isolation haben sterben lassen. Darüber hinaus die Kontaktsperren, abgesagte Gottesdienste, sämtliche Maßnahmen der Kontaktbeschränkungen oder Teilnahme nach Anmeldung wie bei einem Arzttermin. Zur Amtskirche so sehr ich als Katholik die Liturgie im Kirchenjahr schätze, sind beim Glaubensbekenntnis, dass wir für die Kommunion auswendig lernen mussten, meine Lippen („ich glaube an die heilige katholische Kirche“) stets verschlossen geblieben. Wobei ich in von einem katholischen Orden geführten Internat aufgewachsen bin und dort von den Priestern ein sehr gute Erziehung erfahren habe und ich diesen dafür meinen höchsten Respekt zolle.

Mike
1 Jahr her

Lieber Herr Hahne, vielen Dank für diesen Artikel, den ich mit Wehmut gelesen habe. Als Theologe, der noch bei Helmut Thielicke studiert hat, der mit ganz anderem Mut gegenüber einem totalitären Staat aufgetreten ist und von daher auch ganz anders bewundert wurde als diese heutigen Funktionärsgestalten, die sich seinerzeit nur über ihre neugewonnene Wichtigkeit freuten und darüber völlig ihren Glauben vergaßen, wenn sie überhaupt einen hatten, woran ich mittlerweile Zweifel hege. Während der heißen Phase war auch hier auf den Philippinen der Teufel los. Auch hier hat sich die Kirche nicht mit Ruhm bekleckert. Aber, um mit Asterix zu sprechen:… Mehr

lube
1 Jahr her

Peter Hahne donnert wie weiland Luther Klartext. Grossartig und danke.

Waldorf
1 Jahr her

Tja, Herr Hahne, natürlich haben Sie recht. Uns allen, die schon etwas älter sind, fällt es offensichtlich schwer zu akzeptieren, wie verlogen und blank zynisch der öffentliche Meinungs-Politik-Macht-Geldbetrieb geworden ist. Das ist der Kern aller „unschönen“ Einsichten. Unsere aktuell „Mächtigen“ sind gnadenlose Zyniker und zum eigenen Vorteil zu jeder Manipulation, Verzerrung und Lüge bereit. Und die Allianz der Mächtigen aus vielen Politikern, Journalisten und ihren Geldgebern ist sehr mächtig, braucht derzeit zu keiner Schweinerei persönliche Konsequenzen befürchten.  Das ist der wahre Lackmus-Test, ob man noch in einem freien Land lebt oder bereits in einem Unrechtsstaat. Tragen Verantwortliche persönliche Konsequenzen für… Mehr