Die neue Imagekampagne der Bundeswehr wird wohl wieder ein kostspieliger Flop

Die Bundeswehr benötigt Personal – und versucht es mit einer neuen Werbekampagne. Kern der Kampagne ist ein mit martialisch anmutendem Sound unterlegter Film. Doch die Bilder vermitteln kaum anderes als ein etwas aufregendes „Outdoor“-Abenteuer. Damit wird sicherlich keine Zeitenwende eingeläutet.

Screenprint via You Tube / Bundeswehr Exclusive

Die Bundeswehr hat ein Nachwuchsproblem, und sie hat ein Imageproblem. Beides hat viel miteinander zu tun. Aber nicht nur. Der maßgebliche Einbruch bei der Rekrutierung von Nachwuchs für die Bundeswehr erfolgte durch das Aussetzen der Wehrpflicht im Jahr 2010/11. Damals zog die schwarz-grüne Koalition dieses populistische und wohl auch populäre Projekt durch. Angeführt von Merkel (CDU), Seehofer (CSU-Vorsitzender), zu Guttenberg (CSU-Verteidigungsminister) und Koalitionspartner FDP. Bis dahin hatte die Bundeswehr zwei Drittel der Längerdienenden, also der Zeit- und der Berufssoldaten, über die Wehrpflichtigen gewinnen können. Das war 2011 vorbei, und auch der freiwillige Wehrdienst, der eingeführt wurde, blieb bis heute ein Flop.

Kriegsdienstverweigerung
Die Bundeswehr ist nicht verteidigungsfähig - aber Deutschland auch nicht verteidigungswillig
Und dann erst das Imageproblem: Auch da hat die Politik maßgeblich hingearbeitet. Die zunehmenden Auslandseinsätze der Bundeswehr, etwa in Afghanistan, wurden dargestellt wie die Arbeit eines Brunnenbohrer-THW in Olivuniform. Dass es längst wieder um Krieg ging, wollte man nicht wissen und nicht sagen. Mehrere Verteidigungsminister mieden das Wort „Krieg“ in fast schon pathologischer Weise. Dann kam vor allem unter dem Regime einer Verteidigungsministerin von der Leyen das dümmliche Gerede auf, die Bundeswehr sei „rechts“ unterwandert. Zugleich wurde die Bundeswehr so dargestellt, als sei dort alles wie im zivilen Leben: Schwangerenuniformen wurden gekauft, Panzer mussten Abgaswerte haben, die auch für Schwangere zuträglich waren usw. Vor allem aber: Die Bundeswehr wurde zur Sparbüchse der Bundesregierung, und nichts mehr funktioniert allein schon technisch: Zu viele Flugzeuge können nicht fliegen, Schiffe nicht in See stechen, U-Boote nicht tauchen, Panzer nicht fahren und nicht schießen. Was Wunder, wenn sich junge Leute da andere Jobs suchten.

Apropos „Job“. Jahrzehntelang wurde so getan, als sei Soldatsein ein Job wie jeder andere im Zivilleben. Voller „Work-Life-Balance“. Folge: Dass Soldatsein bei nicht gerade üppigstem Sold auch mit dem Einsatz des eigenen Lebens und zumindest der eigenen Gesundheit zu tun hat, blieb verdrängt. Und es bleibt auch jetzt 15 Monate nach Putins Überfall auf die Ukraine verdrängt. Mehr noch: Seitdem haben sogar aktive Soldaten und Reservisten den Wehrdienst verweigert. Von einer hohen dreistelligen Zahl ist die Rede.

Nun hat die Bundeswehr aktuell eine Personalstärke von 183.000. Dabei sind jetzt schon viele Dienststellen mangels geeigneter Bewerber nicht besetzt. Darüber hinaus, so der Wille der Politik, soll die Bundeswehr in wenigen Jahren auf 203.000 „Mann“ aufwachsen, um Deutschland für die Landes- und Bündnisverteidigung zu ertüchtigen. Woher die dafür mehr als 20.000 Leute kommen sollen? Da ist guter Rat teuer. An die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder gar an die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht traut sich niemand heran.

Also probiert man es seit dem 2. Mai mit einer Werbe- und Imagekampagne. Kern dieser Kampagne ist ein mit martialisch anmutendem Sound unterlegtes Filmchen von 1:10 Minuten Länge. Überschrift: „Deutschland braucht eine starke Bundeswehr. Arbeite mit uns daran.“

Mehr Abgänger als neue Rekruten
Die Bundeswehr-Personal-Katastrophe ist Folge einer langen Fehlentwicklung
Aus dem Bendlerblock heißt es dazu: Aufgrund der sicherheitspolitischen Lage hätten sich auch die Rahmenbedingungen für die Arbeitgeberkommunikation verändert. Und: Der Ukraine-Krieg bedrohe die europäische Friedensordnung und fordere auch Deutschland und die Bundeswehr … Viele Menschen stellten sich nun die Frage, worauf es nun ankomme, „was zählt“. Die neue Imagekampagne solle diese Frage aufgreifen: „Starke, emotionale Bilder geben Antworten.“

Nun ja, da dürften Zweifel angebracht sein. Denn die Bilder vermitteln doch kaum anderes als ein etwas aufregendes „Outdoor“-Abenteuer. Dass das auch mit Krieg zu haben könnte, wird nicht artikuliert. Allenfalls sehr abstrakt in den eingestreuten Fragen: „Was zählt, wenn wir wieder Stärke zeigen müssen? … Wenn die Welt um uns rauer wird? … Wenn wir über den Wolken Grenzen aufzeigen müssen? … Was zählt, wenn unsere Freiheit auf dem Spiel steht?“ Und dann der Appell: „Deutschland braucht eine starke Bundeswehr. Arbeite mit uns daran!“. Dazu Appelle wie „Weil jetzt dein Einsatz wirklich zählt.“

Alles ganz neu, jetzt mit der Agentur Castenow? (Motto: „Wir machen Marken menschlich“). Nein. Schon im Jahr 2015 hieß das Motto: „Mach, was wirklich zählt.“

Das bedeutet: So richtig kreativ sind die Bundeswehr bzw. deren politische Führung nicht geworden. Mit dem 70-Sekunden-Filmspot wird die Bundeswehr nicht auf die Beine kommen und keine Zeitenwende einläuten. Wir wissen nicht genau, was diese Kampagne kostet. Wir wissen nur, dass die Bundeswehr beispielsweise im Jahr 2020 insgesamt 35 Millionen Euro für Werbung ausgegeben hat. Das war damals schon eine Menge hinausgeworfenes Geld. So wird es wohl auch bleiben.


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Kommentare ( 64 )

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64 Comments
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Konservativer2
11 Monate her

Es gibt da so manche Tätigkeit, da hätten Sie aber regelmäßig Nervenflattern, z.B. im fliegerischen Umfeld. Ich würde mich da mal nicht so weit aus dem Fenster lehnen. „Termine fürs Projekt oder drängende Kunden, die Mängel finden.“ Tja. Ersteres meist schlecht geplant und zu viele reden mit, letzteres häufig aufgrund völligem Unverständnis dessen, was sie eigentlich gekauft haben bzw. schlecht formulierte Anforderungen. Ich habe bei der BW nie so viel geballte Inkompetenz (insbes. in der Entscheidungsfindung und im Führungsverhalten) erlebt wie im Ziviljob. Beim Bund – zumindest war das im Bereich, in dem ich mich bewegt habe, so – wurden… Mehr

Melly
11 Monate her

Es wird ein Flop ! Hauptsache der Migration*innen Offizier sitz in der Streichelaufnahme. Und wie mein Vorredner schon schrieb: Der Duft der Staatsbürgerschaft wird unsere Neubürger*innen zu scharen kommen lassen. Nur vom Totschießen für unsere Tolle Repube wollen die Kameraden*innen dann bestimmt nichts mehr hören! oder verstehen? Heißt das nun Staatsbürger oder Staatsbürger*innen, man wird ganz wirr

Matthias Claussen
11 Monate her

Ich habe 1993/94 meinen Wehrdienst geleistet, war damals bereit, mein Vaterland zu verteidigen. Heute? Ein Shithole verteidigen, in das Jahr für Jahr hunderttausende Alimenteforderer dringen, politisch gewollt, für die ich fronen muß? NEIN. Habecks Wähler verteidigen? NEIN. usw. usf.

Wursthans
11 Monate her

Man wird wohl nicht um eine neue „Handschar-Division“ herumkommen.
Aber damit haben ja Sozialisten kein Problem.

Black Kettle
11 Monate her

Als ehemaliger Soldat (Ausland) kann ich nur sagen: 35 Millionen Euro Werbekosten machen nicht wett, wie sich die BW tagtäglich präsentiert. Ich erwarte diszipliniertes Auftreten in der Öffentlichkeit, körperliche Fitness und Professionalität. Stattdessen: unrasiert, Haare in verzottelten Pferdeschwanz gebunden, ein Hosenbein hochgebunden, während das andere den Stiefel bedeckt, schlabberige Uniform, Wohlstandsbauch, der das Hemd spannt, Kappe an, Kappe aus, draußen wie drinnen, wie‘s grad gefällt. Lautes Rumblödeln, Hände in den Hosentaschen,… Ausnahmen bestätigen die Regel. Bekannte, die diesem Land früher dienten, versichern mir, dass sie sich für die heutige BW schämen. Traurig. Wo in diesem Werbeclip wird die Kameradschaft auch… Mehr

Julischka
11 Monate her

Bin schon gespannt wie die Bundeswehr ihre Soldaten, Panzer und Co austattet, wenn Deutschland ENDLICH klimaneutral ist!? Was wird bei den Übungen dann abgeFEUERt? Wie werden sie mit der Feinstaubbelastung beim Abrollen des Fußgelenkes während ihrer Märsche (oha!) umgehen?, wie die Wald,- und Wiesenbewohner nicht verschrecken, wenn sie dann gut getarnt in der Regenbogenuniform mit Pfeil und Bogen durch die Gebüsche streifen?

Mocha
11 Monate her

Wer zur Bundeswehr geht, will in irgendeiner Form etwas für sein Land tun. Wer in Deutschland etwas für sein Land tun will, ist verdächtig. Finde den Fehler.

Konservativer2
11 Monate her
Antworten an  Mocha

Präzise auf den Punkt gebracht. „Etwas für das Land tun“ – das wollte ich in jungen Jahren auch. „Für das Land sein“ heißt heute, der Beobachtung durch den VS einen Schritt näher zu kommen. Meine damalige Motivation könnte ich heute nicht mehr aufbringen. Aber wir alle sollten uns nicht täuschen: ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass viele, die aus etwas archaischer gestrickten Kulturkreisen zu uns kommen, sich für die BW entscheiden, weil da auch eine Alimentierung und – worüber ja nachgedacht wird – ein erleichterter Zugang zur Staatsbürgerschaft winken. Haben die Römer auch so gemacht. Die wurden bekanntlich durch… Mehr

Last edited 11 Monate her by Konservativer2
Winnetou
11 Monate her

Werbung/Werbefilme dieser Art sind ja gut gemeint, aber sie werden nicht zum Ziel führen. Was zum Ziel einer schlagkräftigen, einsatzfähigen und personell gut ausgestatteten Bundeswehr führen würde sind (Liste ist nicht vollständig): grundlegende Änderung des idiotischen Beschaffungswesens Aufbrechen der dysfunktionalen Strukturen Schlagkräftige Waffensysteme in ausreichender Zahl Funktionierende Infrastruktur und zumutbare Unterkünfte Abkehr von blödsinnigen Zeit(un)geisttendenzen wie Wokeism, Genderunfug, Auftritte beim CSD, Bw-Fahrzeug mit Einhorn etc. Abkehr von überflüssigem Krempel wie Gleichstellungsbeauftragten Politiker, die hinter der Bundeswehr stehen und dies deutlich zeigen, um endlich mehr gesellschaftliche Akzeptanz zu erzeugen und die Bw nicht weiterhin als das ungeliebte Stiefkind der Gesellschaft dastehen… Mehr

Endlich Frei
11 Monate her

In einem BW-Video wirbt man mit romantischen, lauen Sommernächten an Bord eines BW-Campers mit dem Namen „Leopard-II“.
Es mag sein, dass es – trotz reihenweise grauenhaften Bilder vom Ukraine-Krieg von lebendig verbrennenden Panzer-Insassen – immer noch unterbelichtete Gestalten gibt, die den Schmarrn für bare Münze nehmen. Doch geschmacklos ist der Spot(t) allemal.

AnSi
11 Monate her

Vor Schreck habe ich „Impfkampagne“ gelesen. Na ja, stimmt ja auch irgendwie… Schon das allein wäre für mich ein Grund niemals dort anzuheuern. Der Umgang mit den Impfunwilligen in den letzten 2 Jahren hat gezeigt, wie loyal dieser Verein ist. Dazu kommt, dass die bunte Wehr schon seit ich denken kann, eine Gurkentruppe ist. Zu DDR-Zeiten haben wir immer gefrotzelt, dass wir die BRD am Wochenende überfallen, weil Freitags nach 13 Uhr bis Montag 8 Uhr kein Soldat mehr anzutreffen war. Die konnten also schon damals nichts. Dann lernte ich einen 10-Ender kennen, der bei uns auf dem Schulamt war.… Mehr

Kantig
11 Monate her
Antworten an  AnSi

Als ich das erste Mal in die DDR fuhr musste ich lachen! Das war also die NVA und Rote Armee vor der wir zittern sollten. Stimmt wir hatten Feierabend aber auch etwas zuverteidigen. Wenn die NVA gesiegt hätte, dann nur weil sie in den Westen wollten und für 20 Westmark Begrüssungsgeld hätten die ihre Panzer verkauft. Es leben die alten DDR-Zeiten.

Ostfale
11 Monate her
Antworten an  Kantig

Ihnen ist wohl entgangen, wozu die Bundeswehr zu Ihren Zeiten da war: Die 100.000 Mann NVA und die 500.000 Mann der in der Zone stationierten Sowjetarmee solange ‚an der Elbe‘ aufzuhalten, bis die Amis, der Tommi und deren alliierte Hilfstruppen aus Frankreich, Belgien und sonstwoher über den Rhein verduftet gewesen wären, Kanonenfutter also. Schätze mal, Ihr dummes Gerede hier zeugt nur davon, daß Sie Ihre Hasenfüßigkeit verbergen wollen. Frage: Haben Sie überhaupt „gedient“ und wo als was – so zackig und kantig vor allem?

Kantig
11 Monate her
Antworten an  Ostfale

Haben Sie gedient? Wahrscheinlich nicht! Ich: 4Jahre,Omt, Uboot! Ich weiß wovon ich rede.

Konservativer2
11 Monate her
Antworten an  AnSi

Dem zweiten Teil Ihrer Ausführungen muss ich klar widersprechen. So war der Offizieranwärterjahrgang 1984 der zahlenmäßig stärkste aller Zeiten, so dass lediglich 10% aller Bewerber genommen wurden. Da konnte noch gesiebt werden. Auch würde ich einen San-OA, der mit einem Abi von 1,7 Medizin studieren möchte, nicht wirklich Inkompetenz vorwerfen. Heute ist es so, dass Sie gerade in Krankenhäusern, im ärztlichen Bereitschaftsdienst oder in orthopädischen Reha-Kliniken über massig Ärzte stolpern, die nicht aus Deutschland stammen (und zu Hause garantiert keinen NC hatten!), während deutsche angehende Medizinstudenten mit o.g. 1,7-Schnitt vom Medizinstudium Abstand nehmen, weil sie Jahre auf einen Studienplatz warten… Mehr

Last edited 11 Monate her by Konservativer2