Grüne Quote bei Anne Will

Die grüne Schlagseite in deutschen Talkshows wird immer dreister: Nicht erst seit gestern bevorzugt Will die einstige Ökopartei erheblich. Oppositionspolitiker bleiben dagegen auf der Strecke.

IMAGO / Jürgen Heinrich

Quoten sind in. Die neue Standeshierarchie nach Geschlecht, Herkunft und Religion bestimmt zwar den Zeitgeist. Aber es gibt ein Refugium, in dem Diversität keine Rolle spielt: die deutsche Talkshow.

Die letzte Sendung Anne Will ist dafür ein bezeichnendes Beispiel. Kollege Mario Thurnes hat es schon beschrieben: Ricarda Lang sitzt dort bereits zum zweiten Mal – bei erst vier Sendungen in diesem Jahr. Doch das reicht dem Redaktionsteam offenbar nicht. Man stellt ihr noch Flankenschutz an die Seite: die Autohasserin Katja Diehl. Zufälligerweise im Beirat des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann (Grüne).

Wenn keine "Autoscham" aufkommen will
Beim Thema Verkehrspolitik wird Anne Will zur Parodie auf sich selbst
Dagegen stehen Thorsten Frei (CDU) und Christian Dürr (FDP). Dürr ist deswegen erwähnenswert, weil er der erste FDP-Politiker ist, der bisher eingeladen wurde. Vor Lang war sogar schon die Linkspartei vertreten – nämlich eine Woche zuvor mit der Parteivorsitzenden Janine Wissler. Dabei traten auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert (SPD) und Marina Weisband (Grüne) auf. Linkskoalition im Ersten – ohne einen einzigen Oppositionspolitiker.

Auch die Woche zuvor war es nicht besser. Hier trat die SPD sogar im Doppelpack auf. Sowohl Lars Klingbeil als auch der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius kamen in der Sendung vor. Mit Roderich Kieswetter (CDU) war wenigstens ein Oppositionspolitiker dabei. Und die Woche zuvor? Wieder Lang (Grüne), dazu Luisa Neubauer von Fridays for Future und Mojib Latif. Dazu Greta Thunberg im Einzelgespräch.

Macht summa summarum vier Sendungen mit drei Grünen, drei Sozialdemokraten, zwei Christdemokraten sowie jeweils einem Freien Demokraten und einem Linken. Dabei fällt nicht nur das Übergewicht der Grünen und Roten auf, sondern auch ein deutliches Gefälle zugunsten der Vertreter der Ampelkoalition (7:3).

Dass die Darstellung der Opposition so leidet, liegt vor allem daran, dass eine Partei gar nicht vorkommt: die AfD. Nicht nur bei grünen Themen fehlt sie, sondern selbst bei Nachbesprechungen zu Landtagswahlen – etwa in Niedersachsen im Oktober.

Bereits bei der Lüzerath-Diskussion regte sich der Unmut über die grünen Klassentreffen, doch die derzeitige Linie offenbart, dass Will wohl erst jetzt richtig loslegt, wo sie ihren Abschied plant. Rücksicht will sie offenbar keine nehmen, wenn man auf den letzten Metern den Zuschauern noch einmal deutlich zeigt, wo der Hammer hängt. Das nennt sich dann ausgewogene und neutrale Berichterstattung.

Vielleicht dann doch lieber „Hart aber fair“ einschalten. Dort tritt heute eine junge und unverbrauchte Gästeriege auf. Mit gleich zwei Journalisten von der Süddeutschen Zeitung. Man hat sich selbstsicher in der grünen Kulturhegemonie eingerichtet. In Politik wie Medien.

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Kommentare ( 43 )

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Wolfgang M
1 Jahr her

Mich störte in der Sendung hauptsächlich, dass Fr. Lang ständig dazwischen quatschte, ohne dazu aufgefordert zu sein. Normalerweise erteilt Fr. Will das Wort. Aber bei Fr. Lang ließ Fr. Will das Ergreifen des Wortes ohne Aufforderung zu.

Gerhart
1 Jahr her

Vielleicht dann doch lieber „Hart aber fair“ einschalten.
–> Ich mache es, wie Peter Lustig selig es empfohlen hat: Abschalten.
Nur heute zur Eintracht schalte ich ein.

Rachel
1 Jahr her

Es ist ihre Sendung, sie ist Produzentin.

fatherted
1 Jahr her

Finde ich gut…..je offensichtlicher das „betreute Denken“ und die „Einheits-Berichterstattung“ bei ARD und ZDF werden…desto weniger Leute gucken sich diese Sendungen an. Je weniger einschalten…desto länger werden die Gesichter bei den ÖR. Wenn alles ausschalten….dann wird die Daseinsberechtigung der ÖR schwierig….wenn auch nicht unmöglich.

GP
1 Jahr her

Ein Sendeformat von Grünen für Grüne. GEZ Medien halt….

Oblongfitzoblong
1 Jahr her

Frau Dr. Merkel hat vor Jahren den öffentlich – rechtlichen Rundfunk durch die Einführung der sog. Demokratieabgabe zum Anhängsel der Regierung gemacht. Was will man also von solchen Sendern erwarten? Trotzdem geht journalistische Tätigkeit anders. Das wissen die auch.

Sterling Heights
1 Jahr her

Derzeit laufen nachts Dokus der NS Zeit sowie der DDR.
Wen ich mir den Aufstieg der NSDAP anschaue, erkenne ich, wie die Volksverblödung erfolgreich sein konnte.
Parallelen zum DDR Unrechtsstaat (Ja, Herr Gysi!) sind ebenfalls vorhanden.
Leider sehe ich keinen Ausweg!
In meinem privaten und beruflichen Umfeld wählt niemand die Grünen*innen.

Rob Roy
1 Jahr her

Als Kanzler Adenauer die ARD zu links wurde (und das damalige links war noch meilenweit von heutigen links entfernt) ließ er das ZDF gründen, welche jahrzehntelang konservativ ausgerichtet war. Somit war für ausgewogenen Meinungen gesorgt. Aber selbst im ZDF gab es mit dem „Frühschoppen“ eine echte politische Talkrunde, die durch verschiedenen Meinungen abwechselnder Gäste geprägt war.

Freigeistiger
1 Jahr her

Mit der völlig einseitigen Auswahl der Gäste verstoßen die Verantwortlichen eklatant gegen den Medienstaatsvertrag und grundlegende Prinzipien der Demokratie. Es geht bei diesen sog. Talkshows um Propaganda für die herrschende Politik, mit der die linksgrünen Medien in einem Boot sitzen. Zum Glück durchschauen das immer mehr Bürger und verweigern sich der Manipulation.

Or
1 Jahr her

Herr Gallina,

Sie haben doch auch den Artikel, ich glaube auf der Achse, von dem Projekt Veritas gelesen, als dieses sich damals, vor der Übernahme von Musk, Twitter vorgenommen hat.

Da gab dieser an hoher Stelle leitende Angestellte völlig ungeniert sinngemäß zu „Rechte und Konservative können mit anderen Meinungen umgehen, Linke können das nicht. Deswegen zensieren wir Rechte und Konservative Meinungen.“.

Und genau das ist es. Zensur !
Menschen mit divergierenden Meinungen nicht einladen und/oder sprechen lassen, ist Zensur.