Friedrich Merz spricht einmal Klartext und SPD heuchelt professionell

Beim G7-Gipfel steht Kanzler Friedrich Merz hinter der Verteidigungspolitik Israels und macht das auch mit klaren Worten deutlich. Dagegen traut sich die SPD nicht zu rebellieren – deswegen heuchelt sie wegen der Wortwahl.

picture alliance/dpa/dpa POOL | Michael Kappeler

Man stelle sich eine Regierung vor, die ihren Bürgern verbietet, mit Hunden Gassi zu gehen. Die Frauen in “Entzugskliniken” sperrt, weil diese ihr Gesicht gezeigt haben. Und die Männer hinrichtet, weil diese andere Männer lieben. Sympathisch? Zuverlässig? Oder würde man so einer Regierung doch lieber keine Vernichtungswaffe in die Hand geben und sich bei dem Land bedanken, dass die “Drecksarbeit” übernimmt und die Fabriken zum Bau dieser Waffe zerstört? Kanzler Friedrich Merz (CDU) hat sich für Letzteres entschieden und sich am Rande des G7-Gipfels öffentlich bei Israel bedankt, dass die “Drecksarbeit” übernehme und den iranischen Mullahs die Atombombe aus der Hand schlägt.

Aus der SPD kommen jetzt Stimmen, die den Kanzler für diese deutliche Aussage kritisieren: Die sei “mehr als befremdlich”. Oder: „Gleichzeitig verrät das ein Verständnis, das meilenweit von dem entfernt ist, wie man das als Sozialdemokrat betrachtet.” Eine geheuchelte Aussage, die so verschwurbelt ist, damit nur Iran-Freunde sie verstehen und man alle anderen über den eigenen Standpunkt hinwegtäuscht. Bauen wir keine falsche Spannung auf: Die Aussage kommt von Ralf Stegner. Doch der Autor des “Manifest” 2.0 ist nicht der einzige Profi-Empörer, der sich professionell empört.

Die Lage im Nahen Osten sei “hochsensibel” und erfordere von Regierungschefs mehr diplomatisches Geschick. Das fordert Siemtje Möller. Sie gehört zu dem Heer derer, die sich stellvertretende Fraktionsvorsitzende nennen dürfen, um dem Bürger noch ein wenig mehr an Diäten abverlangen zu können. Auch die Außenpolitikerin Derya Türk-Nachbaur stört sich an dem Begriff. Und wenn es gegen Merz, Israel und um verhohlenes Verständnis für islamistische Radikale geht, fehlt es auch nicht an Solidarität von Seiten der üblich verdächtigen Medien: Merz verhöhne die Opfer und lege seine Doppelmoral offen. Auch hier keine falsche Spannung. Das schreibt die Zeit. Genauer ihre Autorin Yasmine M’Barek.

Die Reaktionen zeigen das Dilemma im linken, parlamentarischen Lager auf: Das besteht aktuell aus der Regierungspartei SPD und den Reserveregierungsparteien Grüne und Linke. Alle drei buhlen um die Salonbolschewisten aus Wohlstandsvierteln wie Berlin-Kreuzberg, wo üppige Erbschaften, staatliche Gehälter und Subventionen den Sozialen Kriegern erlauben, zwischen zwei laktosefreien Mahlzeiten dem Kapitalismus ins Gesicht zu spucken. Diese Kundschaft zeigt gerne ihre “Aber Israel…”-Haltung. Am liebsten auf Demonstrationen rund um den Berliner Südstern, wo arabische Nationale und Sozialisten aus Deutschland zusammen wöchentlich “vom Fluss bis zum Meer” brüllen, was Israel das Existenzrecht faktisch abspricht.

Die SPD ist als Regierungspartei an die Ketten gelegt. Friedrich Merz legt den Schwerpunkt seiner Kanzlerschaft eindeutig auf die Außenpolitik und darin auf die Unterstützung der Ukraine in ihrem Verteidigungskrieg gegen Russland. Seit dem G7-Gipfel zeichnet sich ein unausgesprochener Kompromiss ab: Die USA bleibt im Ukraine-Krieg an der Seite der europäischen Verbündeten, verlangt aber von diesen ein Stillhalten in Sachen Israel-Iran. Vor dem G7-Gipfel hatte sich Merz noch kritisch gegenüber Israel geäußert, jetzt dankt er dem einzigen demokratischen Rechtsstaat im Nahen Osten für die “Drecksarbeit”.

Würde die SPD da ernsthaft ausscheren, wäre es sofort vorbei mit Ministerien, Dienstwagen und nicht hinterfragbarem Geld für NGOs. Also überlässt es die Partei Randständigen wie Stegner, den heuchelnden Mimimi-Onkel zu spielen. In der Hoffnung, dass die Luxus-Linken in Berlin, Hamburg oder Mainz die SPD zwar wegen ihrer Real-Politik ablehnen, aber wegen Stegner trotzdem wählen. Es ist Fronleichnam. Da muss Glauben erlaubt sein.

Die Reserveregierungsparteien Grüne und Linke trauen sich und lehnen sich ein wenig weiter aus dem Fenster. Doch zumindest sind die Grünen eingeengt. Sie haben sich in der Ukraine-Frage als die Hardcore-Anhänger der Atlantikbrücke etabliert. Keiner unterstütze den Krieg gegen Russland so sehr wie sie, ist ihre öffentliche Festlegung. Seitdem der G7-Gipfel die Ukraine- mit der Iran-Frage verknüpft hat, ist die Partei entsprechend eingeschränkt. Bleiben die Linke. Die dürfen sich ein Werben um arabische Nationale und Sozialisten aus Kreuzberg erlauben. Sie sind eh nur das Schmuddelkind, mit dem die CDU nie zusammenarbeiten würde – es sei denn, es geht um was wichtiges, wie Kanzleramt, Ministerposten und ein Heer an Dienstwagen.

Für die SPD bleibt es bitter zu sehen, wie ihr die linke Konkurrenz weiter im eigenen Lager Stimmen abnimmt. Ohne Aussicht, die je zurückgewinnen zu können. Zumal die Nähe zum arabischen Islamismus und zur “Aber Israel…”-Kritik bis zur “Zeitenwende” einer ihrer Schwerpunkte war: Der Parteinachwuchs “JuSos” ist eine Schwesternschaft mit der radikalen “Fatah-Jugend” eingegangen. Erst 2023 haben die Jungen Sozialdemokraten diese Schwesternschaft unter Druck gekündigt. Unter den diversen Regierungen Angela Merkels (CDU) haben die SPD-Außenminister Heiko Maas und Frank-Walter Steinmeier immer wieder zugelassen, dass Deutschland in den Vereinten Nationen wiederholt Resolutionen gegen Israel zugestimmt hat. Während die gleichen Vereinten Nationen gemeinsam mit den SPD-Außenministern zu islamistischen Diktaturen geschwiegen haben.

Steinmeier hat sogar noch als Bundespräsident den iranischen Mullahs zum 40-jährigen Jubiläum ihrer islamischen Revolution gratuliert. Später nahm er das zurück. Das sei nur eine Panne gewesen. Keine Absicht. Kein Ausdruck des Weltbildes eines Berufspolitikers, der den Grundstein seiner Karriere in einer radikalen Hochschulzeitung gelegt hat, die unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stand. Und wer kennt das schließlich nicht? Abends feiert der Praktikant seinen Abschied und als Partyspiel werden gefakte Glückwunschschreiben verfasst. Am Morgen danach kommt die Putzfrau, bringt ihren Hund mit, der kommt mit der Pfote auf die Return-Taste und – schwupps – ist das Schreiben raus. Plausibel.

Jetzt äußert sich Steinmeier und sagt während einer Japan-Reise, es müsse ausgeschlossen werden, dass der Iran die Atombombe baut. Das ist die “Drecksarbeits”-Aussage in weniger deutlich. Steinmeier und Stegner haben gelernt, dass es besser für ihre Karriere ist, wenn nicht alle verstehen, für welche Positionen sie stehen. Blöd nur sie, wenn dann mal ein Kanzler ausnahmsweise Klartext spricht. Blöd für Sozialdemokraten.

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Kommentare ( 87 )

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Bernd Schulze sen.
21 Tage her

Für „Drecksarbeit “ müsste Merz ebenso an den Pranger gestellt werden, wie man es mit Höcke getan hat. Was meint mit Drecksarbeit, den Gazastreifen bombardieren ebenso wie seine anderen Nachbarländer. Mehrfach hat man darauf hingewiesen, daß der Iran keine Atombombe baut. Auch eine Frau aus Trump Gefolge eine Frau Gebbart oder so ähnlich, dann wutdevon den Irangesprächen ausgeschlossen und nun hat sie Beweise von Mossad, daß der Iran welche hat. Sehr glaubwürdig ist das nicht. Doch nun wird sich das Blatt wenden und der Iran wohl doch welche bauen. Langsam aber sicher, fragt man sich stimmt alles was man hier… Mehr

Dieter Rose
22 Tage her

Bei anderen heißt das Nazi-Sprech!
Wobei, Drecksarbeit verrichteten nach eigener Aussage SS-Leute in Babi Jar.

Axel Haare
23 Tage her

Ein Wort reicht, und die Republik rastet aus: „Drecksarbeit“ – so nannte Kanzler Friedrich Merz Israels Militäreinsatz im Iran. Luisa Neubauer glaubt schon das Unwort des Jahres auszurufen. Mir jedenfalls ist ein Bundeskanzler, der die Dinge beim Namen nennt lieber, als unser ehemaliger Doppelwumms Kanzler, der stets viel versprechen konnte und doch jedes Mal zum Jagen erst getragen werden musste. Das Ergebnis dieser zurückhaltenden Politik war zu letzt erst in der Nacht von Montag auf Dienstag wieder zu beklagen, als in Kiew vierzig Zivilisten (Männer, Frauen und Kinder) von Russland ermordet wurden. – Selbsternannte Völkerrechtler empören sich über Israel. Darf man… Mehr

mediainfo
23 Tage her

… Merz …. dankt er dem einzigen demokratischen Rechtsstaat im Nahen Osten für die “Drecksarbeit”.

Nicht die Ausdrucksweise, die ich von einem deutschen Regierungschef erwarte. So eine Thekensprache ist in keiner Hinsicht hilfreich, außer der Selbstdarstellung des Herrn M. als vorgeblicher „Klartext“-Sprecher.

Last edited 23 Tage her by mediainfo
Haba Orwell
23 Tage her

Gute Erklärung, was „America First“ wirklich bedeutet: https://uncutnews.ch/die-iran-falle-alle-wollen-dass-die-amerikaner-ihre-kriege-fuer-sie-fuehren/ > „… Ich finde sowohl Israel-Hasser als auch Israel-Verehrer politisch suspekt. Jeder, der verlangt, dass ich mich für eine Seite entscheide, ist mir ebenso verdächtig wie linke Aktivisten, die sich islamische Anliegen auf die Fahnen schreiben. Mir geht es um Amerika und die Amerikaner. … Und genau hier liegt das Problem: Israel braucht die USA für einen langwierigen Krieg mit Iran. Und die politische Manipulation, um das zu erreichen, nimmt bedenkliche Züge an. …“ Ähnliches gilt aber auch für die Länder Westeuropas – wieso schafft der Michel nicht, sich nicht manipulieren zu… Mehr

Gerd07
24 Tage her

Er rudert bereits zurück: Merz pocht bei Netanjahu auf diplomatische Lösung Bundeskanzler Friedrich Merz hat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu telefoniert und dabei nach Angaben aus seinem Umfeld eine diplomatische Lösung im Konflikt mit Iran angemahnt. Das Gespräch am späten Mittwochabend habe etwa 20 Minuten gedauert, meldet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Regierungskreise. Merz habe demnach Verständnis für die Bedrohungslage Israels geäußert und darauf gepocht, dass das iranische Atomprogramm eingestellt und der Konflikt unter Kontrolle gebracht werden müsse. Es sei außerdem um den Gaza-Krieg gegangen. Merz habe dabei auf die Erklärung des G-7-Gipfels in Kanada von Montag verwiesen,… Mehr

Bernd Schulze sen.
21 Tage her
Antworten an  Gerd07

Netanjahu ist der leibhaftig höchst persönlich und lässt sich von Merz garantiert nichts vorschreiben. Wie Selenski wird er nur Forderungen an Merz gestellt haben.

Bubi1111
24 Tage her

Drecksarbeit für Töten = SS-Sprech. Die Schergen kamen sich moralisch höherwertig vor…Wie kann einem katholischen, „christlichen“ Bundeskanzler so eine Aussage über die Lippen kommen? Er hat sich in meinen Ohren für die Fähigkeit zu so einem Amt disqualifiziert. Mit dieser Aussage hat er auch den Israelis erheblich geschadet. Der Kampf gegeneine tödliche Bedrohung ist eine Überlebensfrage, keine Arbeit. In einem Krieg gibt es immer Kollateralschäden, dies ist das Dilemma. Wenn ein AFD-Abgeordneter diesen Ausdruck verwendet hätte? Nicht auszudenken der Shitstorm mit anschließendem Gerichtsprozess wegen Verwendung von Nazijargon und Verbot der AFD.

Dieter Rose
22 Tage her
Antworten an  Bubi1111

Bei Höcke wurde vorausgesetzt, dass er jätte wissen müssen, dass „Alles für Deutschland“ bei den Nazis verwendet wurde. Da muß für „Drecksarbeit“ dasselbe gelten. Auch die Interviewpartnerin hätte das wissen müssen…

John Beaufort
24 Tage her

Macht Israels Regierung die „Drecksarbeit“ für „uns“? Nein. Macht es die „Drecksarbeit“ für die internationale Finanzoligarchie? Ja. Macht es die „Drecksarbeit“ für die israelische Bevölkerung? Vielleicht. Dass es den einfachen Leuten dort langfristig hilft, in der Region mit ihren Nachbarn klarzukommen, wage ich zu bezweifeln.

Last edited 24 Tage her by John Beaufort
Haba Orwell
23 Tage her
Antworten an  John Beaufort

> Macht es die „Drecksarbeit“ für die israelische Bevölkerung? Vielleicht.

Ich habe in unabhängigen Medien gelesen, dass etwa 3 Millionen der Israelis ein Grossisrael vom Nil bis zum Euphrat wünschen, weil es so irgendwo in der Bibel stehen sollte. Es bleibt der religiös nicht so beseelter Rest von etwa 2/3 des Landes – die sollten inmitten von 100ten Millionen Muslimen mit immer besserer Technik bedenken, dass derartiges Projekt suizidaler Wahnsinn wäre. Irgendwann müsste man das Scheitern ausbaden – besser mit weniger „innovativer Kriegstaktik“ bis dahin, wie schon mal gerne Kriegsverbrechen bezeichnet werden.

Kaltverformer
24 Tage her

Schon vergessen, was Merz für ein Lügner ist und vor der Wahl sagte, was er nach der Wahl sofort brach?

andreas
24 Tage her

Das Vernünftigste zur Situation sagt Björn Höcke. Er stellt fest, man müsse genuine deutsche Interessen vertreten. Diese stimmen weder mit denen Israels, des Iran noch denen der USA überein. Was man vom Kanzler Merz nach seiner Beförderung über die Unfähigkeitsgrenze hinaus hört ist zwischen peinlich und gefährlich.