Das große Diesel-Diktat: Brüssel erzieht, Berlin gehorcht

Der „Green-Deal“ der EU ist Haupttreiber der Deindustrialisierung. Und das Absurde dabei ist: Die Vernichtung von Industrie und damit von Arbeitsplätzen wird mit dem Steuergeld der Leidtragenden bezahlt. Wie immer sind auch hier obskure NGOs mit am Start.

picture alliance / ZB | Sascha Steinach

Während in der EU Dieselmotoren nach wie vor den Hauptteil der zu verrichtenden Arbeit im Transport- und Lieferverkehr sowie in der Landwirtschaft leisten, träumt die EU-Kommission von einer emissionsfreien Zukunft ohne Verbrennungsmotoren. Diese Pläne sind das Ergebnis des grünen Wahns des Ökologismus, die weder technisch machbar noch wirtschaftlich vernünftig sind. Was unter dem grünen Etikett „Klimaschutz“ verkauft wird, ist in Wahrheit ein aus Brüssel zentral gesteuertes planwirtschaftliches Umerziehungsprogramm. Die deutschen Bundesregierungen, die der Vergangenheit wie die aktuelle, sind dabei ganz besonders eifrig bei der Umsetzung. Wirtschaftliche Vernunft hat und hatte dabei gegen ideologischen Kadavergehorsam keine Chance. Eine rationale Abwägung von Nutzen und Folgen der Entscheidungen findet nicht statt.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Mehr als 90 Prozent aller neu zugelassenen Lkw fahren weiterhin mit Diesel. Gerade einmal 3,5 Prozent sind elektrisch. Und das trotz massiver Subventionen, medialer Dauerbeschallung und politischer Erpressung durch CO₂-Strafzahlungen. Die Ampelregierung sah keinen Anlass zum Innehalten. Die neue Rampel öffentlich auch nicht. Im Gegenteil, sie verschärft die Gangart noch und ruft nach „Ladeinfrastruktur“. Die Bedürfnisse der Spediteure, für die Reichweite, Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit wichtig wären, bleiben unbeachtet.

Die CO2-Vorgaben für Lkw-Bauer müssen sich an ähnliche Regeln wie die Pkw-Hersteller halten. Die CO2-Emissionen von neuen Reisebussen und neuen Lkw sollen nach geltender Gesetzgebung bis 2030 um 45 Prozent reduziert werden, bis 2035 sogar um 65 Prozent und bis 2040, sollte es bis dahin noch Hersteller für Lkw in der EU geben, um absurde 90 Prozent. Für alle Werte gilt 2019 als Vergleichsjahr.

Das Vorgehen der Politik in der EU und in Deutschland ist dabei immer gleich. Wenn die Realität nicht zum Ziel passt, wird nicht etwa das Ziel überdacht, sondern die Realität mit Repression zurechtgebogen. Hersteller sollen Milliarden zahlen, wenn sie das Unerfüllbare nicht leisten. Die Politik delegiert ihre Verantwortung an die Industrie. Und wenn die es nicht schafft, werden deren Ingenieure als „Betrüger“ an den Pranger gestellt.

Und wo bleibt der Widerstand? Kaum zu finden. Die Auto- und die Lkw-Industrie kapituliert oder kauft sich mit PR-Floskeln Zeit. Gewerkschaften schweigen, weil die grüne Ideologie längst zur Ersatzreligion einer saturierten Funktionärselite geworden ist. Und Deutschland? Spielt den willfährigen Musterschüler. Ausgerechnet das industrielle Herz Europas legt sich, unter dem Beifall einer klimabesoffenen Medienklasse, die jede Skepsis zur Häresie erklärt, selbst in Ketten.

Es geht hier längst nicht mehr um das Klima. Es geht um Kontrolle, um Zentralisierung, um Machtverschiebung weg von marktwirtschaftlicher Vernunft hin zu technokratischer Bevormundung. Der Diesel wird nicht ersetzt, er wird verboten. Die Wirtschaft nicht gefördert, sondern gegängelt. Das Parlament nicht befragt, sondern übergangen. Der Weg ist klar: Der EU-Green-Deal wird zur Blaupause einer neuen Art von Öko-Obrigkeitsstaat.

Wenn selbst Lkw-Hersteller wie Scania öffentlich um Hilfe bitten, dann nicht, weil sie keine Technologie entwickeln könnten, sondern weil sie wissen, dass Ideologie kein Geschäftsmodell ist. Und schon gar keine Infrastruktur. Was wir brauchen, ist keine CO₂-Verordnung, sondern eine CO₂-Vernunft. Und den Mut, dem grünen Größenwahn endlich die rote Karte zu zeigen.

Und das bevor das letzte Werk seine Pforten für immer geschlossen hat.


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Kommentare ( 36 )

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Apfelmann
1 Monat her

Der Artikel ist sehr widersprüchlich. Der Autor meint es geht um „Kontrolle‘. Das ist doch Quatsch, Autos mit Verbrenner können ultimativ kontrolliert werden. Die fahren nur mit Benzin von der Tanke. Das kann man sehr gut regulieren. Aber Strom? Bekomme ich an jeder Steckdose und kann ich selbst auf dem Dach oder im Garten herstellen. Mit Strom gibt es also viel weniger Kontrolle!

hoho
1 Monat her
Antworten an  Apfelmann

Zur Kontrolle braucht man tatsächlich keine e-Fahrzeuge. Der Argument ist wohl aus der Finanzwelt gekommen, wo man die komplett transparente Bürger haben will. Natürlich nur so transparent, damit man die Verbrecher in der Komission und ihre Freunde nicht sehen kann, das ist aber eine andere Sache. Die Verbrenner kann man genauso gut kontrollieren wie die e-Fahrzeuge. Man hat schon dafür gesorgt, dass die neue Fahrzeuge sich bei Komission melden. Der Kontrollwahn ist also da, man braucht dafür nur keine e-Fahrzeuge. Sie sind auch nicht so schlecht, wenn man die Anwendungsszenarien beschränkt und da ist die Komission ja auch beteiligt. Alles… Mehr

Jerry
1 Monat her
Antworten an  Apfelmann

Das ist ja so nicht ganz richtig, denn über Strom geht ja noch viel mehr Kontrolle. Da werden Sie auf Knopfdruck abgeschaltet, dann sind Sie raus aus dem Spiel. Ach Sie wollen sich nicht impfen lassen? Zack! Mit Ihren Verbrenner fahren Sie an die Tanke und zahlen bar. Zumindest im Moment noch. Das sage ich übrigens obwohl ich selbst ein E-Auto fahre. Allerdings wohne ich auf dem Land und habe die Möglichkeit tatsächlich unabhängig zu laden. Aber jemand in der Stadt, ohne eigene Lademöglichkeit, kann kontrolliert werden bis der Arzt kommt. Es sei denn Sie können mir eine Ladesäule zeigen,… Mehr

Fatmah
1 Monat her
Antworten an  Apfelmann

Dann produziere mal genug Strom für ein Auto. Ich bin im Campingbereich unterwegs, da ist es schon eine Kunst mit Solarstrom auch nur eine Kaffeemaschine zu betreiben, bei Regenwetter unmöglich. Aber die Realität interessiert ja solche Ideologen nicht.

Aegnor
1 Monat her
Antworten an  Apfelmann

Mit Kontrolle ist nicht die Kontrolle über das Fahrzeug gemeint, sondern die Kontrolle über den Bürger, der sich keine Individualmobilität in Form teurer E-Autos leisten kann. Außerdem soll auch Ihr Hausstromnetz komplett transparent werden. Schon mal was von Smart Metern, Smart Home und selbst der Smart Wallbox gehört? Die schalten Ihnen per Knopfdruck den Strom – auch den über die PV-Anlage – die Wallbox, selbst die Heizung (aka Wärmepumpe) aus, wenn Sie nicht spuren. Denn die sind alle im Internet. Und mit der fortschreitenden Verdrahtung des Hauses (Smart Klemmen, IoT) kann der Geheimdienst prinzipiell jeden Lichtschalter in ihrem Haus kontrollieren.… Mehr

Peterson82
29 Tage her
Antworten an  Apfelmann

Tja genau, das ist das Problem wenn man Beschallung immer aus der falschen Seite hört. Vielleicht unterhalten Sie sich doch einfach mal mit Menschen die bereits E-Auto fahren und eine PV Anlage besitzen.
Im Januar hatte ich eine Autarkie-Quote von 61% gesamt. Ca. 50% bei der Wallbox. Jede zweite Kilowattstunde war also aus eigener Erzeugung. Im Feb 88% und seit März 100%. Die Gesamt-Autarkie Quote im Jahr liegt bei ca. 80% inkl. E-Auto.
Gegenfrage: Wieviel Treibstoff raffinieren sie denn so im Schnitt selbst?

Biskaborn
29 Tage her
Antworten an  Peterson82

Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und von Ihren Möglichkeiten auf die anderer Mitmenschen schließen!

Michael W.
29 Tage her
Antworten an  Apfelmann

Das ist einer von der grünen Netzfeuerwehr. Einfach mal danach suchen!

BKF
29 Tage her

Spielt den willfährigen Musterschüler. Ausgerechnet das industrielle Herz Europas legt sich, unter dem Beifall einer klimabesoffenen Medienklasse, die jede Skepsis zur Häresie erklärt, selbst in Ketten.“ Ist das nicht der ganze Sinn der EU, Deutschland in Schach halten und ausnehmen? Warum tritt Deutschland nicht aus und überläßt die EU Frankreich ganz allein? Darf Deutschland das nicht, weil es die Besatzungsmächte nicht wollen (also analog der NATO: „to keep the Russians out, the Americans in, and the Germans down“) und damit auch der Rampel nicht gestatten würden?

jopa
29 Tage her

Wäre ich Fahrzeugbauer würde ich alle deutschen/europäischen Werke auf Verschleiß fahren und nur woanders investieren. Und dann alle europäischen Werken stillegen, weil die Brüsseler Vorgaben unerfüllbar sind. Und ich könnte vorher noch Neubaupläne einreichen, wohlwissend, daß die deutsche Bürokratie die bis zur Unwirtschaftlichkeit verteuern und frühestens am St. Nimmerleinstag genehmigen wird.

giesemann
29 Tage her

Der billigste Sprit an der Tanke ist Diesel. Mit dem Piesel-Diesel sind alle möglichen Umweltprobleme gelöst. Noch besser: Der Planet ist menschenfrei.

haqus b.
29 Tage her

Mal vom Verteidigungsfall betrachtet. Ein Land oder Region wie die EU, die nur auf elektronische Antriebe setzt ist ein Traum für jeden Angreifer. Aber selbst, wenn die EU einen Angriffskrieg führen wollte wäre das Stromnetz der EU für den Angegriffenen der Schlüssel zur Lösung. Auf jedenfall interessant.

Michael W.
29 Tage her

Nein, das ist nicht die EU, das ist Deutschland. 90% der dämlichen Ideen kommen aus D. Da sich dieser Quatsch politisch nicht durchsetzen lässt, macht das die EU und schon muss D kuschen (was sie natürlich gerne machen).

Martell
29 Tage her

Glaubt wirklich jemand an den ganzen Quatsch. Wir können in 20 Jahren weder einen Flughafen noch einen Bahnhof bauen oder für genügend Wohnraum sorgen aber das komplette gewachsene Energiesystem. Nie und nimmer.

Teiresias
1 Monat her

Blackrock-Merz, Rothschild-Macron, City-of-London-Starmrt und ebenfalls dazugehörend: Bank-of-England-Carney in Kanada (der angekündigt hat, der „europäischen Verteidigungsinitiative“ beitreten zu wollen) –
Ich halte es für offensichtlich, daß die angloamerikanische Hochfinanz die Agenda vorgibt.
Nicht nur Berlin gehorcht.
Auch Brüssel gehorcht.

thinkSelf
1 Monat her

“ Die Vernichtung von Industrie und damit von Arbeitsplätzen wird mit dem Steuergeld der Leidtragenden bezahlt.“
Das ist natürlich Quatsch. Auch die wählen zum überwiegenden Teil die Einheitsfront der woke-grünen Khmer. Sie sind also nicht „leidtragend“ sondern maximal begeistert von der Selbstverelendung.

Rob Roy
1 Monat her

Alles von Brüssel entscheiden zu lassen, passt auch gut zur Verweigerung deutscher Politiker Verantwortung übernehmen zu wollen. Irgendwann kann man dann wieder sagen: „Wir haben nur auf Anweisung gehandelt.“

Thorsten Maverick
1 Monat her

Der Kampf gegen den Diesel vor allem mit überzogenen und sinnfreien Abgasgrenzwerten ist total bekloppt. Der Diesel hat bei Berücksichtigung aller Verluste bei der Erzeugung des Kraftstoffs den bei weitem besten Wirkungsgrad aller Wärmekraftmaschinen, d. h. er liefert am meisten kWh mechanischer Energie pro t Rohöl. Allein durch den Einsatz moderner Dieselmotoren konnte die CO2-Erzeugung massiv gesenkt werden. Es gab Vergleiche zwischen einem SUV Mercedes GLS Diesel gegen einen Toyota Prius Hybrid, den das Diesel SUV locker gewonnen hat, weil die Produktion des NiMH Akkus des Prius so viel Energie kostet. Man könnte auch Diesel als Kraft-Wärme-Kopplung in Häusern einsetzen. Die… Mehr