Ein CDU-Abgeordneter posiert im Berliner Abgeordnetenhaus neben Clan-Chef Issa Remmo – angeblich ohne dessen Identität zu kennen. Remmos Sohn Firas widerspricht. Während die Opposition spottet, steht die Frage im Raum: Wie weit reicht der Einfluss krimineller Clans in die Politik?

Jeder halbwegs informierte Berliner weiß, was der Remmo-Clan ist. In Berlin jedoch ist alles ein wenig anders, auch in der Hauptstadt-CDU. Der CDU-Abgeordnete Christian Zander (46), der im Berliner Abgeordnetenhaus, also dem Landesparlament, sitzt, scheint jedenfalls nicht zu wissen, was Remmo bedeutet und wer Clan-Chef Issa Remmo (57) ist. Dabei ist Zander seit 1999 (damals mit 21 Jahren) politisch aktiv: Ab 1999 war er mit Unterbrechungen als Abgeordneter einer Bezirksversammlung tätig, seit dem 4. Januar 2021 ist er für die CDU Mitglied des Abgeordnetenhauses (MdA) und damit Teil der Fraktion, die mit Kai Wegner in einer Koalition mit der SPD den Regierenden Bürgermeister von Berlin stellt.
Nun soll MdA Zander Clan-Chef Remmo ins Berliner Abgeordnetenhaus eingeladen haben. Es gibt auch ein Foto vom Donnerstag, dem 23. Januar, auf dem MdA Zander zusammen mit Issa Remmo, dessen Sohn Firas Remmo und einem Mitglied der syrischen Gemeinde Berlins im Abgeordnetenhaus abgebildet ist.
— BZ Berlin B.Z. (@bzberlin) January 24, 2025
Was sagt Zander dazu? Eingeladen sei Issa Remmo offiziell nicht gewesen, er habe lediglich die Besuchergruppe einer syrischen Gemeinde begleitet. Diese habe auf Zanders Initiative hin das Parlamentsgebäude besichtigt. Mitglieder der sich in Gründung befindlichen „Arabischen Gemeinde in Deutschland“ hätten Zander zuvor gebeten, ihnen eine Führung durch das Abgeordnetenhaus zu ermöglichen. Anlass seien die aktuellen Entwicklungen in Syrien und die Unterstützung eines demokratischen Neuanfangs in dem Land gewesen. Zander betonte: „Ich habe keine Mitglieder der Familie Remmo eingeladen und würde dies auch niemals tun. Hätte ich von der Teilnahme eines Mitglieds des Remmo-Clans gewusst, dann wäre diese Gruppe von mir ausgeladen worden.“ Er habe weder gewusst, wer in der Gruppe war, noch sei ihm eine Teilnehmerliste bekannt gewesen.
Nun, Bilder lügen nicht. Das Foto, das wohl kein KI-Produkt ist, zeigt Zander auf einem Gruppenfoto direkt neben Clan-Chef Issa Remmo. Zander behauptet, den Clan-Boss nicht erkannt zu haben: „Die Personen sind mir weder persönlich noch visuell bekannt.“ Remmos Sohn Firas widerspricht im „Tagesspiegel“: „Christian Zander wusste ganz genau, dass mein Vater Issa Remmo ist. Er hat sich mit seinem Namen persönlich vorgestellt.“ Angeblich habe sein Vater auch gar kein Interesse an einem gemeinsamen Foto gehabt. Zudem soll er Zander vor möglichen Konsequenzen in der Öffentlichkeit gewarnt haben: „Aber der Politiker bestand darauf“, so der Sohn zum „Tagesspiegel“. „Dass mein Vater mit dem Politiker gemeinsame Freunde hat, ist auch kein Geheimnis.“ Auf B.Z.-Anfrage antwortete MdA Zander: „Eine bekannte Strategie von Clans ist es, durch solche hinterhältigen Aktionen Aufmerksamkeit zu erhaschen. Das gilt auch für die Unwahrheiten, die über mich verbreitet werden.“
Das Landeskriminalamt (LKA) sagt dazu: „Das war ein gezieltes Ausnutzen der zumeist anonym angemeldeten Gäste.“ Ein LKA-Beamter ergänzt: „Die Organisierte Kriminalität streckt ihre Finger überallhin aus – Wirtschaft, Justiz, Polizei und natürlich auch Politik.“ Ob es überhaupt eine rechtliche Handhabe gegen solche Besuche von Clan-Größen gibt, sei nicht klar. Eine mögliche Einlassverweigerung hätte nach dem Antidiskriminierungsgesetz womöglich Konsequenzen gehabt – für die Mitarbeiter oder Beamten des Abgeordnetenhauses.
Grünen-Politiker Vasili Franco lästert: „Ich bin doch stark verwundert, dass die CDU das wohl bekannteste Gesicht einer nachweislich im Fokus der Ermittlungsbehörden stehenden Großfamilie nicht erkennt.“ Zudem: „Wenn man zu einem fachlichen Austausch einlädt, sollte man als Politiker zumindest wissen, wer einem gegenübersitzt.“ SPD-Mann Jan Lehmann sagt: „Falls sich Ähnliches mit einer Besuchergruppe eines SPD-Abgeordneten ereignet hätte, würde sicherlich anders reagiert, wenn eine Person erkannt worden wäre, die nicht nach den von uns geforderten und gelebten gesellschaftlichen Regeln agiert.“
Was weiß man über den Remmo-Clan?
Die Remmos kamen in den 1980er Jahren über die DDR aus dem Libanon nach West-Berlin. Für das Bundeskriminalamt sind sie ein typisches Beispiel einer „ethnisch abgeschotteten Subkultur“. Das Vermögen des Remmo-Clans wird auf bis zu 55 Millionen Euro geschätzt, angelegt vor allem in Immobilien. Der Clan selbst dürfte 500 bis 1000 Angehörige haben, verteilt auf 13 Einzelfamilien.
Die Remmo-„Familie“ fällt seit Jahren durch spektakuläre Straftaten auf. Beispiele: 2014 wurde in Mariendorf eine Sparkasse gesprengt, ein Mitglied des Remmo-Clans dafür verurteilt. Im März 2017 brachen Maskierte ins Bode-Museum ein, stahlen eine 100-Kilo-Goldmünze („Big Maple Leaf“) im Wert von 3,75 Millionen Euro; die Münze ist vermutlich mittlerweile eingeschmolzen worden. Verurteilt wurden drei Remmos. Im Mai 2019 verschwand ein Gold-Kunstwerk aus einer Berliner Schule; zuvor sahen Zeugen einen Remmo am Tatort. Verurteilt wurde ein Freund der Großfamilie, das gestohlene Gold bleibt verschwunden.
Im November 2019 brachen Männer in das Grüne Gewölbe in Dresden ein, stahlen das berühmte Sachsen-Geschmeide, und nur einen Teil des Schatzes gaben die Angeklagten im Laufe des Prozesses zurück. Verurteilt wurden fünf Remmos. Im Februar 2021 überfielen fünf Männer einen Geldtransporter am Berliner Ku’damm, fast 650.000 Euro Beute. Gestanden hat ein Remmo. Im August 2021 bohrten Männer durch den Boden einer Wohnung in Norderstedt bei Hamburg; darunter befand sich eine Bank, aus der die Täter elf Millionen Euro aus Schließfächern stahlen. Tatverdächtig: ein Remmo.
Und was tut der Rechtsstaat? Weist er die Clans aus? Nein, weil die meisten Clan-Mitglieder „Deutsche“ sind. Clan-Chef Issa Remmo hat eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis, ist staatenlos und gilt als nicht vorbestraft. Seit einem Jahr bemüht er sich, einen deutschen Pass zu bekommen. Aber Clans scheinen in Deutschland unter Artenschutz zu stehen. Was eine Innenministerin Faeser (SPD) dagegen zustande gebracht hat, waren bislang nur Luftnummern. Und ein Berliner CDU-Abgeordneter ist – sehr gelinde ausgedrückt – so naiv, mit einem berüchtigten, stadtbekannten Clan-Chef in Berlins „Hohem Haus“ auf einem Foto zu posieren.
Eine Brandmauer der CDU scheint es für Zander nur in eine ganz bestimmte Richtung zu geben.
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Zitat: „Mitglieder der sich in Gründung befindlichen „Arabischen Gemeinde in Deutschland“ hätten Zander zuvor gebeten, ihnen eine Führung durch das Abgeordnetenhaus zu ermöglichen.“ > Mal abgesehen von der Beschränktheit des CDU-Abgeordneten Ch. Zanders sich mit einen aus dem Remmo-Clan ablichten zu lassen, so ist hier doch vor allem auch wieder sehr bemerkenswert und auffällig, dass ein sich grad erst im Aufbau befindender „Verein“ bzw dass die „Mitglieder der sich in Gründung befindlichen „Arabischen Gemeinde in Deutschland“ scheinbar nichts Wichtigeres zu tun hatten als den Kontakt zum Remmo-Clan zu suchen. Hier kann zumindest ich mir schon jetzt ziemlich gut vorstellen, um… Mehr
Dazu fällt mir nur ein: Die verkaufte Republik
Hier sind die Schwierigkeiten mitbegründet, die verhindern, das in diesem Staat noch durchgegriffen werden kann. Also, vergebliche Liebesmühe. Da ist nichts mehr zu retten. Hier, auf dem flachen Land finden sich die Dinge wie in Berlin.
Beim wach werden wird es richtig weh tun.
Da kommt doch zusammen was zusammen gehört. Politiker und Kriminelle, ich sehe da sehr oft keinen großen Unterschied. Die Einen haben die Vollzugsbehörden, die Anderen ihre Gang um unliebsame Gegner aus dem Weg zu schaffen.
In jeder Demokratie ist es so: Politiker müssen sich mit mächtigen Menschen und mit verschiedenen Wählergruppen treffen. Aus A folgt B.
Wer glaubt, dass der Herr Zander so gar nicht gewusst habe, dass er mit dem bekannten ‚Gold- und Juwelen-Fachmann‘ in schönster Eintracht und ohne alle Berührungsängste durchs Parlamentsgebäude spaziert ist, dem kann man auch glaubhaft vormachen, dass, wie das Sprichwort sagt, ‚im Himmel Jahrmarkt sei‘: Man tut halt in aller Schamlosigkeit, was man kann in Sachen Anbiederei und ‚Stimmenfang‘ – so sieht’s aus, und nicht anders!
Dafür gibt es nur eine Bezeichnung – „Tiefer Staat“.
Das ist die Verstrickung und Verflechtung von Politik, Justiz, Wirtschaft, linken Parteien mit dem organisierten Verbrechen und der Clan-Mafia.
IMMER NOCH „WELTOFFEN“? GÄHHHHHHHHHNNN…
Die CDU ist mal wieder himmelweit hinter dem Zeitgeist. Und der ist jetzt eben gerade nicht mehr linksgrün. Nachdem s ziemlich alle „Weltoffenheitsschrauben“ überdreht worden sind, nachdem in den USA nach entsprechenden Erfahrungswerten „woke“ überwältigend abgewählt wurde kommt die CDU jetzt noch mit dem alten Quark an. OBERPEINLICH!