Staat und Kirche entziehen Bürgern das passive Wahlrecht

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) lässt mit mangelhafter Begründung keine evangelischen Christen als Kandidaten zur Gemeindekirchenratswahl im September zu, die der AfD angehören. Damit schwingt sich die Kirche zum politischen Richter und politischen Vormund über ihre Mitglieder auf. Solch eine Polit-Kirche hört auf, evangelische Kirche zu sein.

In Ludwigshafen hat ein Wächterrat der Brandmauer-Parteien den Kandidaten der AFD vom Wahlzettel zum Oberbürgermeister gestrichen. Auch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) möchte das vermeintliche Unkraut bei der kommenden Gemeindekirchenratswahl ausreißen, damit sie als reine Kirche vor dieser Welt glänzen kann. Dazu hat diese Amtskirche eine perfide Erklärung ausgeheckt, die die ehrenamtlichen Kandidaten vor der Wahl im September zu unterschreiben haben:

  1. „Hiermit versichere ich, dass ich die Werte des christlichen Glaubens achte und mich für deren Verwirklichung einsetze.
  2. Ich stehe ein für das christliche Menschenbild, das alle Menschen als gleichwertige Geschöpfe Gottes ansieht. Daraus leitet sich die Menschenwürde ab.
  3. Deshalb vertrete ich keine ausgrenzenden oder menschenverachtenden Positionen und respektiere die Verfassung der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
  4. Ich versichere, insbesondere nicht den Parteien AfD, Der III. Weg oder HEIMAT anzugehören.“

Diese Phrasenansammlung mag sich oberflächlich ganz nett und total christlich anhören, doch sie untergräbt radikal den christlichen Glauben.

Die Kirche Jesu Christi kann in ihrem Zentrum nur Gott und sein Wort haben, das er in Jesus Christus in höchster Vollendung zu uns Menschen immer wieder spricht. Eine Kirche, die nicht Gottes Wort ins Zentrum stellt, ist eine miese Mogelpackung, die den evangelischen Glauben verdunkelt. Von Gottes Wort und Jesus Christus ist in der obigen Erklärung keine Rede. An deren Stelle sind „die Werte des christlichen Glaubens“ getreten.

  • Welche Werte sind damit gemeint?
  • Der Wert der Selbstliebe, die die Nächstenliebe heilsam begrenzt (vgl. Markus 12,31)?
  • Die Wertschätzung und Bewahrung der eigenen Kultur (vgl. Esra 10)?
  • Die Vertreibung aller Menschen mit der Peitsche, die den Tempel der Kirche zu einer parteipolitischen Räuberhöhle entweihen (vgl. Matthäus 21,12-17)?
  • Die Werte der Werte-Union?
  • Oder die Werte, die dem EKM-Bischof Kramer und der Mehrheit seiner Landessynodalen gefallen und mit denen sie ihre Kirche autoritär dominieren?

Die Heilige Schrift als Grundlage der evangelischen Kirche ist eine Bibliothek mit 66 Büchern, aus denen sich locker 777 Werte ableiten lassen. Welche Werte davon im Augenblick für unser Land wichtig sind, darum muss unter den Christen im Hören auf Gottes Wort immer wieder neu geschwisterlich gestritten werden. Christen, die sich der AfD verbunden fühlen, sind eine Bereicherung in diesem produktiven Streit um die rechte Wahrnehmung und Bewertung der gegenwärtigen Lage im Horizont des Wortes Gottes.

Dann hält die obige Phrasen-Erklärung der EKM das „christliche Menschenbild“ hoch. Das bestehe darin, dass alle Menschen „gleichwertige Geschöpfe Gottes“ seien und sich daraus die „Menschenwürde“ ableite. Hat das die AfD irgendwo in ihrem Parteiprogramm bestritten?

Weiter betont die obige Phrasen-Erklärung, dass keiner ausgegrenzt werden dürfe. Darüber hätten sich die Corona-Ungeimpften 2021/22 natürlich gefreut. Aber leider sitzen in der EKM die Ausgrenzer der Coronazeit weiterhin an entscheidenden Schaltstellen und grenzen jetzt weitere eigene Kirchenmitglieder aus, indem sie ihnen das passive Wahlrecht nehmen.

Müsste der EKM-Wächterrat dann nicht auch CDUlern die Kandidatur zum Gemeindekirchenrat absprechen, weil diese Partei einen Kanzler stellt, der sicher ist, eine Kandidatin als Bundesverfassungsrichterin wählen zu können, für die die Menschenwürde (GG Art 1) erst ab der Geburt gilt?

Und müsste der EKM-Wächterrat nicht auch Christen der Parteien „Die Linke“, „SPD“ und „Grünen“ das passive Wahlrecht verweigern, weil es in diesen Parteien Mitglieder gibt, die in der sogenannten „Antifa“ das verfassungswidrige „ACAB“ unterstützen („All Cops Are Bastards“ = „Alle Polizisten sind Bastarde“)?
Wer entscheidet über die Kirchen-Kompatibilität einer Partei und nach welchen Maßstäben?

Und wenn es in allen Parteien Gutes und Schlechtes gibt, welches Kirchengremium kann dann übergriffig für den einzelnen Christen entscheiden, ob dieser die für ihn richtige Abwägung getroffen hat?

Die EKM schwingt sich zum obersten Richter in politischen Fragen auf. Nicht nur für einzelne AfDler oder einzelne Angehörige anderer Parteien, die Gottes Wort mit Füßen treten und deshalb nicht in ein kirchliches Gremium hineingehören. Die EKM nimmt als politische Richterin alle Christen in Sippenhaft, die der AfD „angehören“, d.h. die sich irgendwie der AfD zugehörig fühlen. Der EKM-Bischof Kramer und die Mehrheit seiner Landessynodalen maßen sich an, ohne echte Gerichtsverhandlung das letzte Gericht über ihre Kirchenmitglieder vorwegzunehmen.

Hören wir auf Jesus Christus, diesen Kreuz- und Querdenker, der zugegebenermaßen nicht so ganz in eine irdisch orientierte Macht- und Polit-Kirche passt:

„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten (…) Herr, sollen wir gehen und das Unkraut ausreißen?

Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte (…) sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!“(Matthäus 13,24-30)

Ich bezweifle aufgrund des biblischen Befundes, dass Gott in der Zeit seiner Ernte die obige EKM-Phrasen-Erklärung zum Kriterium machen wird, wer zum Unkraut und wer zum Weizen gehören wird.


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Kommentare ( 29 )

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29 Comments
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Deutscher
3 Monate her

„Solch eine Polit-Kirche hört auf, evangelische Kirche zu sein.“

Die EK war schon immer politisch. Sie entstand auch nicht aus spirituellen, sondern aus politischen Motiven. Luther war politischer Aktivist, er hat die Kirche verweltlicht und den mythischen, spirituellen Kern, dem die katholische Kirche – wenn auch in farcifizierter Form – noch Raum gelassen hatte, endgültig entfernt. Die EK unterstütze schon in den 60er / 70er Jahren die Roten und das sozialistische Weltbild und leugnete in ihrer „progressiven“ Ausrichtung die spirituelle Wirklichkeit.

Last edited 3 Monate her by Deutscher
Deutscher
3 Monate her

Man muß sich halt entscheiden: Kirche oder AfD. Es ist ja auch wenig sinnvoll, gleichzeitig Mitglied der AfD und der Grünen oder Linken zu sein.

Retlapsneklow
3 Monate her

Da Religion mit dem Herrn an der Spitze vom Beginn der Schöpfung an keine Demokratie sein kann sondern eine selbstverständliche Hierarchie, ist es schon eine Verbiegung des Systems, dass es überhaupt einen kirchlichen Gemeinderat als demokratisch gewähltes Organ gibt.

Das allein ist bereits eine verweltlichte Politisierung eines noch gar nicht so alten Zeitgeistes im Verhältnis zur Menschheitsgeschichte in der auch weltlich die meiste Zeit in Hierarchien gelebt wurde.

Das ist auch heute ganz normal so, z.B. die Strukturen von Unternehmen. Wo immer Menschen länger miteinander zu tun haben, bilden sich quasi automatisch Hierarchien.

Last edited 3 Monate her by Retlapsneklow
Rene Meyer
3 Monate her

Herr Zorn, am 18.5.2024 wurde hier im Vorwort zum Sonntag Ihr sehr interessantes Interview mit einem von dieser Regelung betroffenen, sehr engagierten Gemeindekirchenratsmitglied veröffentlicht. Gibt es Schätzungen dazu, wie viele Frauen und Männer von dieser diskriminierenden Regelung der EKM betroffen sein werden?

achijah
3 Monate her
Antworten an  Rene Meyer

Dazu könnte das Landeskirchenamt Erfurt Auskunft geben, falls die dem überhaupt nachgehen. Die Hauptintention könnte in der Aussenwirkung und der „Abschreckung“ liegen. Falls ich mal konkrete Zahlen eruieren kann, werde ich sie Ihnen gerne mitteilen.

Sagen was ist
3 Monate her

Zur Meta-Ebene der Grundsatzfragen sagt ein Ex-Soldat, was ist:

https://www.danisch.de/blog/2025/08/22/fuer-wen-eigentlich/

Last edited 3 Monate her by Sagen was ist
Mohonack
3 Monate her

Maulchristen, ein Gräuel vor Gott. Die Bibel steht bei denen ungelesen im Regal, sie sind aber immer vorne an wenn’s um Gottes Wort geht. Ach Jesu, löse dein Versprechen und komme wieder wie es am Ende der Offenbarung steht.

Deutscher
3 Monate her
Antworten an  Mohonack

Mir sind die Maulkonservativen ein Grauen, die gleichzeitig Mitglied der linksradikalen NGO „Kirche“ sind.

Retlapsneklow
3 Monate her
Antworten an  Mohonack

Wiederkommen? Was würde Jesus dann sagen? „Lobet das deutsche Grundgesetz und wählt demokratisch eure Herren selber“??

Nibelung
3 Monate her

Das ist der Abgrund gesellschaftlichen Miteinanders, wenn man bedenkt daß die AFD als liberalkonservative Antwort auf das Versagen der anderen Parteien zurück zu führen war und der Mitte der Gesellschaft entsprungen ist, die man heute zu Teufeln machen will, was zu tiefst unchristlich ist, zumal sie noch nicht einmal Verantwortung tragen und sich noch nicht beweisen konnten, was dann erst der Maßstab sein kann und nicht vorverurteilt werden darf, schon in Anbetracht der vielen Wähler, die es völlig anders sehen, als der gesamte Mainstream. Wenn dann noch ein Vorschlag des Sicherheitsexperten Mölling erfolgt, außenpolitischen Gegner physisch zu eliminieren, indem die… Mehr

Steeb
3 Monate her

Danke an Achijah Zorn für seine klare Analyse. Man könnte noch vieles fragen: Woher nimmt sich denn die Kirchenleitung dieses Recht? Diese Punkte sind auch inhaltlich so schwach, wo sie vermeintlich klug klingen. „Ich stehe ein für das christliche Menschenbild, das alle Menschen als gleichwertige Geschöpfe Gottes ansieht. Daraus leitet sich die Menschenwürde ab.“ Was ist das für eine schwache Begründung? Die Menschenwürde leitet sich vom „christlichen Menschenbild“ ab, „dass alle Menschen als gleichwertige Geschöpfe Gottes ansieht“. Nein, die Menschenwürde leitet sich davon ab, dass Gott ihn geschaffen hat. ER gibt ihm die Würde. Darum steht folgerichtig in Artikel 1… Mehr

Retlapsneklow
3 Monate her

Aufs Wesentliche gekürzt:
« Die Evangelische Kirche EKM lässt keine Kandidaten zur Gemeindekirchenratswahl zu, die der AfD angehören. Solch eine Polit-Kirche hört auf, evangelische Kirche zu sein. »

Aber nicht erst deshalb.

Sie wäre auch keine Kirche, nur weil sie einen AfD-Angehörigen zur Wahl zulässt.

Ein Pfarrer, den ich kenne 😉, der wiederholt die ev. politische Kirche kritisiert und ihr sogar angehört, ist selber die ganze Zeit lang mit allerlei Themen weit mehr Polit-Kirche als die ganze EKD.

achijah
3 Monate her
Antworten an  Retlapsneklow

Ich kann gar keine „Polit-Kirche“ sein, weil ich ein einzelner Christ bin und keine Kirche. Und natürlich habe ich als Bürger dieser Demokratie eine politische Meinung und stehe dafür ein. Ich mache aber diese meine Meinung nicht für die Kirche verbindlich oder schließe gar Menschen vom Presbyteramt aus, die eine andere politische Meinung haben.

Merken Sie selber den Unterschied?

Retlapsneklow
3 Monate her
Antworten an  achijah

« Ich kann gar keine „Polit-Kirche“ sein, weil ich ein einzelner Christ bin und keine Kirche. »

Und Sie können, obwohl eine Kleinigkeit, meine Semantik nicht in Ihre Sprache übersetzen, so dass genau das rauskommt, was Sie verstanden haben.

Knilch
3 Monate her

Im Getriebe dieser zeitgeistwoken Kirche möchte ich kein Schmiermittel sein, sondern eine solide Schaufel Sand. Das ist der einzige Grund, weshalb ich es in diesem Laden noch aushalte. Wenn ich draußen bin, kann ich gar nichts mehr machen. Zum Glück habe ich in meiner Gemeinde noch einige Gleichgesinnte.

Last edited 3 Monate her by Knilch
Deutscher
3 Monate her
Antworten an  Knilch

Eine Ausrede. Neuer Wein in neue Schläuche, hat er euch gesagt!